Köln 2016: Karikaturen als Spiegel kultureller Wahrnehmung Skriptum zu NJI 30: Politik und Gesellschaft Herbstsemester 2016 ÚGNN FF MU Brno Zitate der Seminarteilnehmerinnen „Nach den sexuellen Übergriffen, zu denen es in der Silvesternacht 2015/16 in Köln gekommen ist, hat Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker „Verhaltenstipps“ für Frauen. Reker riet Frauen „eine Armlänge Abstand“ zu Menschen zu halten, zu denen sie kein Vertrauensverhältnis haben. Die Frauen müssen sich selbst schützen und sie sollen so sexuellen Übergriffen vorbeugen (Prävention). […] Außerdem wollte die Stadt Köln „Verhaltensregeln“ für Frauen und Mädchen aufstellen. Später wurden Rekers „Verhaltensregeln“ in sozialen Netzwerken als Opferbeschuldigung kritisiert.“ (Monika & Monika) Kontext: Silvesternacht 2015/16 zu Köln Reker: Wer ist Täter, wer ist Opfer? Warum ist das Attentat auf Henriette Reker relevant für Rekers „Armlänge“-Zitat zur Kölner Silvesternacht? „Das Foto stammt aus Köln vom 8. Februar dieses Jahres. […] Auf den ersten Blick scheint es sich um eine Demonstration zu handeln. Es ist ein Karnevalsumzug. Die Teilnehmer am Umzug spotteten durch dieses Kostüm über die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker und ihre Äußerung über Angriffen auf Frauen in der Silvesternacht 2015. […] Ihre umstrittene Stellungnahme erweckte zahlreiche Diskussionen zum Thema, wer für die Silvesterangriffe Verantwortung trug – ob die (männlichen) Täter oder die (weiblichen) Opfer.“ (Barbora & Barbora) „Es geht um einen Spott auf die Empörung über die sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker gab Frauen den Rat, dass sie eine Armlänge Abstand zu Fremden halten sollen. Dieses Bild zeigt die Situation als einen Witz, weil dieser Rat absurd ist. Es war nicht ein Fehler der Frauen, dass sie angegriffen worden. Den Abstand ist nämlich schwer auf einem Platz voller Menschen, die feiern und Alkohol trinken, anzuhalten, auch wenn man sich bemüht. Man müsste zu Hause bleiben, um sich selbst komplett zu schützen.“ (Kateřina & Kristina) Die Parodie verfremdet das Original und setzt es in einen neuen Kontext. Parodie auf Rekers „Armlänge“-Zitat mit dem Mittel eines NS-Originals: Die Frauen auf dem Foto heben den Arm zum Hitlergruß (Sudetenland 1938) – was hat das mit Köln zu tun? „Unserer Meinung nach ist der Zweck, die Kölner Oberbürgermeisterin Reker zu verhöhnen und zeigen, dass ihre Meinung unsinnig ist, weil die Frauen sich nicht vor den Angreifer erwehren können, wenn sie nur ihren Arm heben. Und dieses Bild wurde ausgewählt, weil der Arm eine Distanz symbolisiert.“ (Zuzana & Eliška) „Et hätt noch immer jot jejange!“ ist Kölsch für: „Es ist bisher noch immer gut gegangen.“ Welches Stereotypen werden in dieser Karikatur dargestellt? Kulturelle Stereotypen Welche kulturellen Vorurteile in Bezug auf ‘Spaß’ reflektieren diese Bilder? Was ist die Funktion der uniformen Kleidung in beiden Bezügen? Welche kulturelle und politische Interpretation der Kleidung ist möglich? Welche Rolle wird den dargestellten Frauen zugeschrieben: Objekte oder Subjekte? Welche Rolle spielt der Mann? Kulturelle Vorurteile „Der Kölner Karneval wird mit den drei wichtigsten Figuren des Karnevals eröffnet: die Jungfrau, der Prinz und der Bauer. Die Frau auf dem Bild sucht ein Kostüm, das für die Figur der Jungfrau geeignet ist. […] Es handelt sich um Henriette Reker, Oberbürgermeisterin von Köln, die einmal bei einem politisch motivierten Attentat schwer verletzt wurde.“ (Dominika & Tereza) Wie wurde Reker angegriffen? Von wem? Aus welcher Richtung? Was war das Motiv des Täters? Geschah es vor oder nach der Silvesternacht 2015? „Der Täter bat um eine Rose, dann stach er zu“ („Die Welt“ vom 17.10.2015)