Liberalismus: Freiheit oder Freiheit? In der Politik hat das Wort ‘Freiheit’ zwei Bedeutungen: 1) die Freiheit zu etwas (z.B. zu glauben, lieben, reden) 2) die Freiheit von etwas (z.B. von Pflichten, Regeln, Gesetzen) Der Liberalismus als Ideologie besagt: Alle Menschen haben die Freiheit zu tun, was der Gesellschaft oder anderen Menschen nicht schadet. Die Grenze der eigenen Freiheit ist die Freiheit des Anderen. Aber niemand ist frei von sozialen Pflichten (z.B. zur Schule zu gehen, Steuern zu zahlen, das Eigentum anderer zu respektieren). Wie viele tschechische Wörter gibt es für ‘Freiheit’? Musikvideo des BVG: „Is mir egal“ Das lyrische Ich kommentiert andere Menschen, ihr Aussehen und ihr Verhalten in der Berliner U-Bahn mit: „Is mir egal.“ Was kommentiert es mit „Is nich egal?“ —————————————————————————————— „Wir lieben dich, so wie du bist.“ Wer ist das lyrische Wir? Die BVG (Berliner Verkehrsbetriebe). Wer ist das lyrische Du? Jeder (beliebige) Fahrgast. Was wird geliebt? Vielfalt: Jeder Fahrgast ist anders! Was ist der Unterschied zwischen Ignoranz, Toleranz und Akzeptanz? Der „Hoffnungsmarsch“ von Budapest „ […] Am Morgen des 4. Septembers ist es so weit. Ahmed mobilisiert die Leute per Megafon, Mohammad organisiert sie in Fünferreihen. So etwas kennt er noch vom Militär. […] Die Erfahrung kommt ihm nun zugute. Zusammen mit Ahmed organisiert er den Hoffnungsmarsch, wie er später genannt wurde, der vom Budapester Ostbahnhof nach Österreich aufbrach. Da er gut Englisch spricht, ist Zatareih auch der Ansprechpartner für die Fernsehreporter aus aller Welt, die er dafür gewinnt, den Marsch zu begleiten. Er weiß: Das schützt die Flüchtlinge vor Übergriffen der ungarischen Polizei. […]“ Wer hat Geschichte gemacht? „Der Marsch setzte eine politische Kettenreaktion in Gang. Er veranlasste Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán, die Flüchtlinge mit Bussen an Österreichs Grenze zu transportieren, was Österreichs Kanzler Werner Faymann praktisch zwang, diese aufzunehmen – Faymann wiederum wandte sich an Angela Merkel, und die machte die Grenzen auf. Sie ließ die Menschen vom Budapester Bahnhof, Mohammad Zatareih und all die anderen, nach Deutschland. Spricht man Zatareih darauf an, dass er Weltgeschichte gemacht hat, reagiert er gelassen. Er versteht, wie die Dinge zusammenhängen, aber es kam ihm nicht auf Politik an, sondern auf ein besseres Leben, für sich und seinesgleichen. […]“ Wer hat Geschichte gemacht: Die Regierungen oder die Flüchtlinge? Migration Hoffnungs Mohammad Zatareih und andere Flüchtlinge Emanzipation: der „Hoffnungsmarsch“ im September 2015 Herrschaft: Gewähr von Asyl die Regierung von Angela Merkel Politische oder soziale Integration? „Mohammad Zatareih ist ein höflicher Mann. Freut sich darüber, dass er in Deutschland sein darf. Vor ein paar Wochen wurde sein Asylantrag anerkannt. Er lernt Deutsch und will dann eine Lehre machen, als Designer vielleicht. Er hat deutsche Freunde, einige von ihnen haben mit ihm im Ramadan gefastet. Eine richtige Moschee existiert in Zwickau nicht, nur ein Gebetsraum in einer Privatwohnung. Aber Zatareih beklagt sich nicht. Durch das Asylrecht wird Mohammad Zatareih zwar zum Einwohner Deutschlands, nicht aber zum Bürger (politisches Subjekt). Seine soziale Integration in die deutsche Gesellschaft ist aber möglich: durch Spracherwerb, Ausbildung, Wertschätzung von beiden Seiten. Seine kulturelle Identität kann er im Rahmen des Liberalismus pflegen. Kulturelle Unterschiede „In Syrien bietet man Fremden spontan etwas zu essen an, lädt sie zu sich nach Hause ein. Ihr habt uns Flüchtlinge aufgenommen, das ist großartig, aber das Private lasst ihr erst mal draußen, wenn ihr jemanden kennenlernt.“ Kulturelle Unterschiede: Zatareih beschreibt die öffentliche Gastfreundlichkeit der Deutschen und kontrastiert sie mit der privaten Gastfreundlichkeit der Syrer. „Wir können euch auch etwas beibringen“, lächelt er fein. Emanzipation: Zatareih begreift auch die syrischen Einwanderer als kulturelles Subjekt. Vorurteile „Man muss mehrmals nachhaken, bis er davon erzählt, dass ihn Passanten schon mal fragen: „Woher hast du so ein schickes Fahrrad und solche Klamotten? – Als müssten wir Flüchtlinge uns mit Lumpen begnügen“, kommentiert er. Um gleich entschuldigend hinzuzufügen: „Na ja, hier gab es eben nie Ausländer. Die meisten Leute sprechen noch nicht einmal Englisch.“ Vorurteil: Flüchtlinge sind arm. Realität: Wer aus dem Krieg flieht, lässt sein Geld nicht zurück. Zu welchem deutschen Staat gehörte Zwickau? Warum gab es dort früher keine Immigranten, z.B. Gastarbeiter? Politisch korrekte Sprache? Man habe ihn auch schon ein paarmal „Nigger“ genannt: „Das Wort kannte ich gar nicht. Das meinen die böse, oder?“ “ Wie ist das Wort „Nigger“ konnotiert? Welches Verhältnis zwischen Sprecher und Adressat drückt es aus? Beispiel für Konnotationen: „Gutmensch“ „Das Wort „Gutmensch“ ist zwar bereits seit langem im Gebrauch und wurde auch 2011 schon einmal von der Jury als ein zweites Unwort gewählt, doch ist es im Zusammenhang mit dem Flüchtlingsthema im letzten Jahr besonders prominent geworden.“ Konnotation: „Als „Gutmenschen“ wurden 2015 insbesondere auch diejenigen beschimpft, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren oder die sich gegen Angriffe auf Flüchtlingsheime stellen. Mit dem Vorwurf „Gutmensch“, „Gutbürger“ oder „Gutmenschentum“ werden Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischer Imperialismus diffamiert.“ (http://www.unwortdesjahres.net/fileadmin/unwort/download/ pressemitteilung_unwort2015.pdf)