Hauptplatz Abb 23ü: Hauptplatz, Dachlandschaft der Westseite reichte ursprünglich bis zur heutigen Landhausgasse, durch die gegen E. 15, Jh. erfolgte teilweise Verbauung (heutiger Rathausblock) verlor er jedoch fast die Hälfte der ehem. Größe,1 Im Mittelalter nur von Kaufleuten bewohnt. Das einzige öffentliche GeDäade des Platz« entstand mit dem ersten Rathausbau um 1550. Ein Platzbrunnen ist 1346 erstmals genannt, 1840 entfernt;" daneben befanden sich Pranger, eiserner Narrenkäfig und ein hölzerner Esel. Auf dem Stich von Trost, 1699, sind an der Ostseite Lauben zu sehen, heute nur an den sog Luegghäusem erhalten, An der Westseite bestanden im 18. Jh. hölzerne Vordächer, die 1825 entfernt werden mußten3 (Abb.239). 1875 Pflasterung des Platzes mit Würfelsteinen und „Beton-Cement". 1876 wurde die Dreifaltigkeitssäule, die am Eingang der Sackstraße situiert, die nördliche Platzseite begrenzte, aus Verkehgründen entfernt (heute Karmeliterplatz),5 1878 das Erzherzog-Johann-Brunnen-Denkmal aufgestellt. I 887/93 Abb, 24Ü: Hauptplalz, Altes Rathaus, 1805/07, Foto vor I 8 Veränderung der südlichen Platzseite durch Neubau des Rathauses (Abb. 240). Seit 1972 Fußgängerzone. Anmerkungen. 1. Popelka 1, 1928, S. 190. - 2. Bei Polsterer ist 1827 noch ein Brunnen mit den Jahreszahlen 1510 und 1753 verzeichnet. - 3. StLA, BA 1825^379, Verordnung der Polizeidirektion für Abbruch der Holzvordächer an den Häusern Hauptplatz 3, 5, 8, 9 und 10. -4. Janisch, 1878, S. 407. Hofrichter, 1885, S.21. - 5. 1789 bestanden bereits Pläne die Säule in die Platzmitte zu versetzen, siehe „Dreifaltigkeitssäule" (Karmeliterplatz) Ansichten. Hauptplatz gegen Norden: Hollar, um 1635. - Kupferstich von Trost, in: Macher, Graecium, 1700, und StLA, OBG II, in: Skreiner, 1978, S.283. -Aquar. Federzeichnung von Ferdinand Runk, um 1795, StLA, ÜBG I, in: Skieiner, 1978, Taf. 19. - Stahlstich von Conrad Kreuzer, in: Schreiner, 1843, nach S- 142. - Druck nach einer Zeichnung von J. Oberbauer, 1889, StLA, g4'V,l* »1 .'««!■ «Vi «'• Abb. 239: Erbhuldigung Karl VI,, Ansicht der Westseite des Hauptplatzes, Kupferstich von 1728. Hauptplatz OBG HL - Fotos, 1898/1900, StLA, OBG II - Haupiplatz Ostseite: Heiss-Weigel, 1683.-'Trost, Graz gegen Westen, 1699.- Kupferstich im Deyerlsperg'schen Erbhuldigungs-werk, I728.-Foto, 1938, Andorf'er-Nl.- Hauptplatz gegen Süden: Kol. Kupferstich von J. Maihieu, 1797, StLA, OBG I, in: Schreiner, 1978. Taf. 20, - Kol. Stahlstich von Johann Vincenz Reim, 1832/33, Sammlung Heinz Hiebl, in: Skreiner, 1978, Taf. 22. - Stahlstich von Conrad Kreuzer, in: Schieiner, 1843, nach S 234. - Fotos, 1881/1885. StLA, OBG JT. - Aquar. von .1. Oberbauer, 1891, StMG, fnv. Nr. M 19 (3135) - Hauptplatz Westseite: Trost, Graz gegen Osten, um 1695. - Kupferstich im Deyerlsperg'schen Erbhuldigungswerk, 1728 - Leichenzug des Bischofs Joseph Adam von Seckau, kol. Kupferstich von Andreas Hardter, 1 802, StLA. OBG I. - Prozession anläßlich der Übertragung der Reliquien der hll. Benignus und Donata, 1838, StLA,, OBG I. - Kol. Lithographie, 16. III. 1848, StLA, Hist. Bildersammlung W VII, Nr. 88 d, in: Graz, Geschichtsbilder einer Stadt, 1987, S. 147. - Fotos, 1890/99, StLA, OBG III. - Postkarte, 1920/30, BDA. Pläne. StLA, GK, Straßenbau, Mp 11/1, Nr. 3, 3/1, Pläne zur Verlegung der DrcifaltigkeitssäuJe in die Platztritte. 1789, bez. Stadler (Christoph). - Mp. U/1, Nr, 3, 3/2, Situationsplan des Platzes mit alternativen Aufstel-lungsordnungen für die Markts tan de, undat. (um 1790), sign. R. v, Lobenthai - StAG, Situalionsplan für Aufstellung des Erzherzog-Johann-Denkmales, 1872 bez. Stadt-bauamt. Quel I e n. StLA, BA 1825-4379. Literatur, Caesar, Beschreibung Grätz, 1 Teil 1781. S 154 - Polsterer, Graz, 1827, S. 131. - Schreiner, Grätz, 1843, S. 142 f.-Janisch. Lexikon, 1878. S. 407. - Hofrichter, Graz, 1885, S.2I f. - Popelka I, 1928, S. 183, 190 f., 205 f. - Luschin-Ebengreuth, Häuserbuch. 1928, S. 543 Erzherzog-Johann-Brunnen-Denkmal Brunnendenkmal mit Slein-Terrassenaufbau, allegorischen Bronze-Flußfiguren und der Bronze-Monumentalslatue Erzherzog Johanns (Abb. 241, 242), als Zentrum des Hauplplatzes (Gesamthöhe 8,376 m) Die Diagonalen des quadratischen Tetrassenaufbaues mit abgerundeten Ecken zeigen in die vier Himmelsrichtungen. Die Basis bildet ein Marmorsockel aus Krasthaler-Marmor (Kärnten) mit vier Freitreppen und vier Brunnenbecken in den Ecken, Darüber durch Bronzegitter verbundene Syenit-Postamente mit überlebensgroßen, sitzenden, allegorischen Frauenfiguren in antiken Gewändern"; aüfUen"Postamenten je zwei Reliefs mit einem weiblichen und einem männlichen Kopf. Die Oststatue stellt die MUR dar und stützt sich auf das Wappen der Stadt Graz; die Reliefköpfe kennzeichnen „Ackerbau." und „Burghaun- Im Norden die Allegorie der KNNS irm Fischkasten: die Reliefkopfe stellen „Industrie" und „Waidwerk" dar. In der Westecke die Darstellung der DRAU rnit einem Korb voll Trauben und einem Ruder; die Reliefkopfe vertreten den „Weinbau11 und die J&eyiufl^haft". Die vitrtc Figur in der Südecke stellt die SANN nitl antiken BadchvMrumenten dar; der weibliche Reliefkopf wiederholt das Attribut der Sann das Abb. 241: Hauptplatz mit Erzherzog-Johann-Brunnen Hauptplatz Abb 242: Hauptplatz, Plan für Aufstellung des Brzherzog-Johunn-Brunnens, ] 872. „Heilbäderwesen", der männliche Kopf dürfte die urigen Wälder symbolisieren (Abb. 243),1 Den Mittelpunkt bildet ein Postament, an den vier Seiten die Schriftplatten: „IHREM FREUNDE / UND WÜHLT HAT ER / JOHANN / VON' ÖSTERREICH / DIE / DANKBARE / STEIERMARK" Nocdostseite; „UNVERGESSEN / LEBT IM VOLKE, / DER DES VOLKES/ NIE / VERGASS." Nordwestseite; „EIN / FÜRST / IN RATH UND THAT/ Abb. 243: Hauptplatz, Erzherzog-Johann-Brunnen, Detail, AUegoiie der Sann, 1878. SCHRirr ER VORAN / DIE BAHNEN / DES GÖTHEN / WAHREN; ECHTEN." Südostseite; an der Südwest-Rückseite „MDCCCLXXV III". Der Text stammt von Anastasius CJrün (Anton Alexander Graf Auersperg)." Über den Schriftcafeln die Wappen des Kaiserhauses Habsburg-Lothriiigen, des ErihcttOg Johann, der Steiermark und der Stadt Graz;1 An den fcckriiscrlcrl\ksPostamentes befinden sich vüllplastische, lebensgroße ■ Figuren \w«fche die Hauptrichtungen der Förderungen durch-dun Erzherzog versinnbildlichen: Im Osten mittelalterlicher Scholar mit Bauplan und Brückenbogen für „Eisenbahnbau", im Norden weibliche antike Gestalt mit Pergamentrolle und Globus für" „Wissenschaft", im Westen alter Bergmann für „Bergbau", im Süden junge Frau mit Erntekranz für „Landwirtschaft". Als Krönung des Monumentes die 3,10 tu hohe Bronzestatue Erzherzog Johanns in höfischer Zi vilkleidung mit dem Orden vom Goldenen Vlies (Abb. 244, 245). Unmittelbar nach dem Tode des Erzherzogs am 11. Mai 1859 konstituierte sich ein Ausschuß zur Errichtung des Denkmals, 3. Mai 1860 Erlaubnis des Kaisers 1863 übernahmen die Liindstünde die Ausführung, 1869 an den neugegründeten Stadtverschönerungsverein deligiert. I87Ü Auftiagsvergabt-* au den Bildhauer und Erzgießer Franz _xa_Vh_r PÖNNlNCJtK4 Als Aufstellungsplätze waren zuerst der Neutorplatz, dann der Eiserne-Torplatz (Grundsteinlegung 10. September 1870), ab 1872 der Hauptplatz vorgesehen. J «76 Sockelaufsiellung von Johann Franz. Enthüllung des Denkmals am 8. September 1878 in Anwesenheit des Kaisers Franz Josef. 1976 Renovierung wobei die Namen der Flüsse am Sockel angebracht wurden. Anmerkungen. I. Interpretation nach G. Mavius. -2. Jarnsen, Lexikon, Bd. III, 1885, Anhang S. 1456. --3*B_aravalle, 1968, S. 93. - 4. Geb. 1832 in Wien, gest. 1906 in Wien, siehe Mavius, 1980, S. 123 f. f—. Ansichten. Vierteilige Fotoserie, 1878j^SlLA?)Hand-bibliuthek Nr, 274. - Drucke nach Enthüllung. Lcykum-JiwcfMfcd. 187s.<$LA>pBGI. - Druck, sign H Bank IK7S, Kalenderblatt 1879. $LA,.i OBG!. - Drucke m Zeitschriften von 1878, StLA, ÖBG II. - Kupferstiche von 1879 und 1883, StLA, OBGII1 Pläne. StAG, Erzherzog Johann Statue auf Podest, Bleistiftzeichnung, undaL, unsign , um 1865/70. - Situationspläne für Aufstellung Neutor-, Eisernes Tor- und Hauptplatz, 1872/73/74, bez. Stadtbauamt Literatur. Janisch, Lexikon, Bd. III, 1885, S. 1456, -R. BaravaJIe, Das Erzherzog-Johann-Denkmal in Graz. 90 Jahre nach seiner Enthüllung am 8 September 1878. in: BfH, 42. Jg., 1968, S. 85-96. - G Mavius, Das Brunnen-denkinul für Erzherzog von Österreich in Graz von Franz Xaver Ponninger, Magisterarbeit U Hamburg, 1980. -ders.. Das Grazer Brunnendenkmal für Erzherzog Johann von Franz Xaver Ponninger, in: BfH, 56. Jg., 1982, S, 65 f. Nr. 1, 2, Rathaus. Charakteristik. Der mächtige, viergeschossige Baubloek mit seinen späthistoristisch-altdeutschen Fassaden, insbesondere mit dem 1893 datierten Hauplflügel zum Hauptplatz 165 Abb 244: Hanpipbtz. Erzherzog-Johann-Denkmal Zeichnung, um 1865/70 Abb. 245: Hauptplatz, Erzherzog-Johann-Bninnen, Fi«ur von F. PÖnninger, 1878. Hauptplatz mit dem kuppelbekrönten Mittelrisalit und den Ecktürmen ist ein, seiner Funktion entsprechendes dominierendes Bauwerk im Zentrum der Grazer Innenstadt, Die reiche architektonische Gliederung des Baues wird durch vielfache Variationen von Rustikaformen, unterschiedliche Fensterausführungen, Erkern, Nischen, Baikonen und Gesimsen gesteigert. Stockwerkgesimse und Gebälkleisten vereinheitlichen die Heterogenität des Detailreichtums und teilen den Bau in zwei annähernd gleich hohe Zonen, den Sockelbau (Erdgeschoß und Zwischengeschoß) und die Obergeschosse (Abb 246) Geschichte. Um 1550 wurde an der Südseite des Hauptplatzes, an der Ecke zur Herrengasse ein Renaissancebau errichtet, der in seiner Formensprache Ähnlichkeiten zum Landhaus aufwies. Die aus der Mitte gerückte Portalachse mit Balkon und Dachreiter verlieh dem Gebäude die entsprechende Dominanz. Dieses erste Grazer Rathaus wurde 1803 abgebrochen (Abb. 247). Der 1805 bis 1807 erfolgte Neubau war um zwei westlich angrenzende Parzellen erweitert und nahm so eine repräsentativere Stellung im Bild des Platzes ein. Der zweite Rathausbau, der nach Plänen des Grazer Architekten CHRrsTOPH Stadler errichtet wurde, zeigte eine barockklassizistische Fassade mit breitem Mittelrisalit, dem ein von Säulenpaaren getragener Balkon vorgelagert war. Eine Attika mit Uhr ersetzte den bisherigen Dachreiter. Das Gebäude glich vom Charakter einem Stadtpalais Das Rathaus wurde 1843 als „unstreitig derzeit das schönste Gebäude der Stadt"1 bezeichnet und noch im Jahre 1878, als bereits neue Um- und Zubaupläne für das Rathaus diskutiert wurden, als „eines der schönsten Gebäudt der inneren Stadt'"" bezeichnet (Abb 248) Trotzdem entsprach das klassizistische Gebäude nicht mehr dem Selbstbewußtsein des liberalen Bürgertums. 1869 hatte die Gemeindevertretung der Stadt eine „Gemeinde-Spareasse" gegründet, die in zwei Parterreräumen des Rathauses untergebracht war."1 Der wirtschaftliche Aufschwung des Geldinstitutes erforderte bald ein größeres Raumangebot. Da durch das expandierende Geldunternehmen auch finanzielle Rücklagen vorhanden waren, die laut Statut in gemeinnützige Local/wecke der Stadt Graz" investiert werden mußten. Die Stadtverwaltung betraute daher den Grazer Architekt konrad LüBFF l 880 mit der Planung eines neuen, großzügigen Rathausbaues. Die Privathäuser in der Schmiedgasse zwischen dem bestehenden Rathaus und dem Landhaus wurden erworben, um so den notwendigen Bauplatz zu gewinnen. Der erste Planungsabschnitt beschränkte sich auf einen anmittelbaren Zubau für die „Gemeinde-Sparcasse" an das bestehende Rathaus auf dem Grundstück des abgebrochenen „Rochel'schen Hauses" (Häuptplatz 2) konrad LUEFF verfaßte seinen Entwurf jedoch von Anfang an auf 1 li.uptplM/ 4>^ ui igen bildcl ihiuen ANN / EIER T IM iASS." HAT/ SCHRITT ER VORAN / DIE BAHNEN / DES GUTHEN / WAHREN: ECHTEN." SiidoMseile: an dei SÜdwesi-Riick-seile „MDCCCLXXVIII". Der Text siamml von Anastasius Grün (Anlori Alexander Graf Auersperg).2 Über den Schriftlafcln die Wiippcn des Kaiserhauses Habsburg-Lothringen, des Erzherzog Johann, dei Steiermaik und der Stadt Graz7 An den Ecknischen des Postamentes befinden sich vollplaslische, lebensgroße Figuren welche die Hauptiichlungen der Förderungen durch den Eizheizog versinnbildlichen: Im Osten millelallei licher Scholar mil Bauplan und Biückenbogen für „Eisenbahnbau", im Norden weibliche anlike Geslali mit Pergamenirollc und Globus für „Wissenschaft", im Westen aller Bergmann füi „Bergbau", im Süden junge Fi au mil Erniekian/ für „Landwirtschaft" Als Kiönung des Moiiumenies die 3.10 m hohe Bjonzeslalue Erzherzog Johanns in hnfischei Zivilkleidung mit dem Oiden vom Goldenen Vlies (Abb. 244, 245). Unmittelbar nach dem Tode des Eizherzogs am II. Mai 1859 konstituierte sich ein Ausschuß zur Errichtung des Denkmals. 3 Mai 1860 Eilaubnis des Kaisers 186? übelnahmen die Landsländc die Ausführung, 1869 an der neugegründclcn Sladiverschönerungsvcrein deligierl 1870 Auflragsveigabe an den Bildhauer und Erzgießei franz Xaver Ponninger/1 Als Aufstellungspläize waren zuerst der Neutorplalz, dann der Eiserne-TorpUilz (Grundsteinlegung 10. September 1870). ab 1872 der Huuplplalz vorgesehen. 1876 Sockelaufslellung von JOHANN FRANZ. Enthüllung des Denkmals am 8 September 1878 in Anwesenheil des Kaisers Franz Josef 1976 Renovierung wobei die Namen der Flüsse am Sockel angebracht wuidcn. Anmeik ungen. I. Interpretation nach G. Mavius. -2»Janisch, Lexikon, Bd Hl, 1885. Anhang S 1456. -3.Baiavallc, 1968, S. 93. - 4. Geb. 1832 in Wien, gest. •WO in Wien, siehe Mavius, 1980, S 123 f. .nsichlen. Vierteilige Fotoserie. 1878. SlLA. Handbibliothek Ni,274, - Duicke nach Enthüllung, Lcykam-Josefslhal, 1878. SlLA, OBG I. - Druck, sign. H.Bank 1878, Kalenderblatt 1879, SlLA, OBG I. - Diucke in Zeitschrifien von 1878, StLA, OBG II - Kupfeisliche von 1879 und 1883, SlLA, OBG TU Pläne, SiAG, Erzherzog Johann Statue auf Podest, Bleistiftzeichnung, undat,, unsign.. um 1865/70 - Siluations-pläne füf Aufstellung Neulor-, Eisernes Toi- und Haupl-platz, 1872/73/74, bez. Sladtbauaml Literatur. Janisch, Lexikon, Bd. HI. 1885, S. 1456. -R, Baravalle, Das Eizherzog-Johann-Denkmal in Graz. 90 Jahre nach seiner Enthüllung am 8, September 1878, in: BfH, 42. Jg., 1968, S. 85-96 - G, Mavius, Das Biunnen-denkinal Tür Erzherzog von Osteneich in Graz von Franz Xaver Ponninger, Magisterarbeit U Hamburg, 1980. -ders.. Das Ginzer Brunnendenkmal für Erzherzog Johann von Franz Xaver Ponninger, in: BfH, 56. Jg.. 1982, S. 65 f. Nr. 1,2, Rathaus. Charakteristik. Der mächtige, viergeschossige Baublock mit seinen spälhistoristisch-altdeutschen Fassaden, insbesondere mit dem 1893 datierten Hauptflügel zum I lauptplaiz Abb 244: Hciuplplalz. Erzherzog-Johann-Denkmal, Zeichnung, um 1865/70. Huuplplalz mit dem kuppelbekiönlen MiLlelrisalit und den Fxklürmen isl ein, seiner Funktion entsprechendes dominierendes Bauwerk im Zentrum der Giazer Jnnensladl Die reiche architektonische Gliederung des Baues wird durch vielfache Vaiiationen von Rusliknformen, unlerschiedliche Fensleraus Führungen, Eikern. Nischen. Baikonen und Gesimsen gesteigert. Slockwerkgesintse und Gebälkleislen vereinheitlichen die Hetetogenität des Detailreichtums und Leilen den Bau in zwei annähernd gleich hohe Zonen, den Sockclbau (Erdgeschoß und Zwischengeschoß) und die Obergeschosse (Abb 246). Geschichte. Um 1550 wurde an der Südseite des Hauptplatzes, an dei Ecke zur Heirengasse ein Renaissancebau eirichtel, der in seiner Formen.sprache Ähnlichkeiten zum Landhaus aufwies. Die aus der Mitte gerückte Por-lalachse mit Balkon und Dachreiter verlieh dem Gebäude die entsprechende Dominanz. Dieses erste Grazer Rathaus wurde 1803 abgeblochen (Abb. 247). Der 1805 bis 1807 erfolgle Neubau war um zwei westlich angrenzende Parzellen erweiteit und nahm so eine repräsentativere Stellung im Bild des Platzes ein Der zweite Rathausbau, der nach Plänen des Grazei' Architekten Christoph Stadler errichtet wurde, zeigte eine barock-klassizistische Fassade mit breitem Mittelrisalit, dem ein von Säulenpaaren getragener Balkon vorgelagert war Eine Attika mit Uhr ersetzte den bisherigen Dachreiter Das Abb. 245: Hauplplatz, Erzherzog-Johann-Biunnen, Figur von F. PÖnningei, 1878 Gebäude glich vom Charakter einem Sladlpalais. Das Rathaus winde 1843 als ..unstreitig deizeil das schönsie Gebäude dei Stadl"1 bezeichnet und noch im Jahre 1878: als bereils neue Um- und Ziibaupläne für das Raihaus diskutiert wurden, als „eines der schönsten Gebäude dei inneren Stadt"' bezeichnet (Abb. 248). Trotzdem entsprach das klassizistische Gebäude nicht mehr dem Selbstbewußlsein des liberalen Bürgerlums. 1869 hatte die Gemeindevertretung der Stadl eine „Gemeinde-Sparcasse" gegründet, die in zwei Parleireräumen des Rathauses untergebiacht war.3 Der wirtschaftliche Aufschwung des Geldinstitutes erforderte bald ein größeres Raumangebot. Da durch das expandierende Geld unternehmen auch Finanzielle Rücklagen vorhanden waren, die laut Statut in „gemeinnützige Localzwecke der Stadt Graz" investiert werden mußten. Die Stadtverwaltung betraute daher den Grazer Architekt konrad lueff 1880 mit der Planung eines neuen, großzügigen Rathausbaues. Die Privalhäuser in der Schmiedgasse zwischen dem bestehenden Rathaus und dem Landhaus wurden erworben, um so den notwendigen Bauplatz zu gewinnen. Dei erste Plauungsabschrntt beschränkte sich auf einen unmittelbaren Zubau für die „Gemeinde-Sparcasse" an das bestehende Rathaus auT dem Grundstück des abgebrochenen „Rochel'schen Hauses" (Hauplplatz 2). KONRAD lueff verfaßte seinen Entwurf jedoch von Anfang an auF GRAZER BRUNNEN Das heitere Leben des Wassers Mit Beiträgen von Gertrude Celedin und Ingeborg Schick Verlag für Sammler Graz Gedruckt mit Unterstützung des Kulturreferates der Stadt Graz © Verlag für Sammler, Graz 1995 Alle Recht© vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Photographie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet,vervielfältigt oder verbreitet weiden ISBN 3 85365 1 40 2 Printed in Austria I! 1 xiinpl, Doppel brmmenaiilage am Beginn der Sackstraße, Stich 1855. Steiennärkisches Laudesarcliiv ;- 1 ~Ji-!t> UT ERZHERZOG-JOHANN-BRUNNEN Im Jahr 187Ö\wurde im Grazer Stadtsenat die Installation"'des Brunnens am Hauptplätz beschlossen. Für einen Monumentalbrunnen dieser Art hatte bereits zehn Jahre zuvor ein reicher Grazer Adeliger, Adolf Freiherr von Hingenau testamentarisch einen großen Betrag ausgesetzt. Das Denkmal war ursprünglich nicht als Brunnenanlage geplant worden. Schon bald nach dem Tod Erzherzog Johanns, des großen i t Steiermarkförderers, konstituierte sich innerhalb des Industrie- und Gewerbevereins e-Denkmalausschuß, der mit der Erlaubnis des Kaisers daranging, die rechtlichen und finanziellen Mitte! bereitzustellen. Spendenaufrufe im In- und Ausland sollten den vorerst kalkulierten Betrag von 60.000 Gulden fSüssigma chen. Große Schwierigkeiten bereitete auc' die Wahl des Aufstellungsortes. Schließlich einigte man sich auf den Platz vor derr Eisernen Tor. Ein Entwurf des Wiener Bildhauers Franz Xaver Pönninger wurde gewähr. und am 9. September 1870 der Grundstein gelegt. Ganz zutrieden scheint man aber mit dem gewählten Ort doch nicht gewesen zu sein Immer wieder tauchte in den Protokollen des Stadtverschönerungsvereins, den nun alle diesbezüglichen Agenden übernommen hatte, die Idee auf, das Denkmal dochiam Hauptplatz aufzustellen. Auch die Grazer Bevölkerung war mehr und mehr für diesen Standort. Als dann von Gemeinderat Jausner der Vorschlag gemacht wurde, das Denkmal als Brunnen zu adaptieren, womit die Legatssumme mit einbezogen werden könnte, war die Lösung gefun- 47 i Am Eisernen Tor, 1867, Dnick, tnnärkisches Landcsarchiv öen Dem bereits fertigen Denkmalentwurf mußten nur noch Wasserspeier und Auffang-('tbecKen hinzugefügt werden. Trotzdem dauerte es dann noch bis zum ItO.jSeptember 1878, fadaö der Brunnen in Anwesenheit des Kaisers und über 500 geladenen Gäste, sowie der Isterten Grazer Bevölkerung feierlich ein-:- ht werden konnte. Die 8,37 Meter hohe Anlage aus Marmor, Syenit und Bronze gliedert sich in drei Ab^ schnitte. Die Sockelzone mit vier Treppenaufgängen und den Becken in deren Zwickeln, weiters die Zone mit den Flußallegonen und als Bekrönung der Anlage, das Standbild des Fryhe>' ynnc '-- Erzherzogs Die vier allegorischen Frauengestalten personifizieren die Hauptflüsse der Steiermark, die Mur, die Drau, die Erms und die Sann und nicht, wie fälschlich behauptet, die Save. Die vier Flusse vertreten somit auch die territoriale Wirklichkeit des Jahres 1878. Allegorische Bedeutung haben auch die<-zwei männlichen und zwei weiblichen Figuren in "den' Nischen. Sie verkörpern den Eisenbahnbau, den Bergbau^ die Wissenschaft und die Landwirtschaft, somit die vier Haupttätigkeitsbereiche des Erzherzogs für die Steiermark. Er selbst ist in nahezu doppelter Lebensgröße, 3,10 m, in einfacher Zivilkleidung als ca. 60jähriger Mann dargestellt. Dem Brunnenteil als Ganzes kommt mit seinem fließenden Wasser allegorische Bedeutung zu. Erzherzog Johann selbst schrieb in seinen Statuten für das Joanneum im Jahr 1811: „Das Leben eines Staates ist wie ein Strom, nur in fortgehender Bewegung \ herrlich". Das fließende Wasser bedeutet hier j also auch den Fortschritt. - Der Denkmalbrunnen ist einerseits ein Monument für den großen Förderer der Steiermark, aber sichtlich hat sich das Land mit dem Brunnen auch selbst ein Denkmal gesetzt. C^Stifistisc'h)ist der Brünnen im Einflußbereich defT^ener Denkmlalpjastik zu sehen. Pönnin-ger hat ganz konkrete Vorbilder gehabt. Eines war das Denkmal für Kaiser; Franz I. am Grazer Freiheitsplatz, 1841, ein anderes, das Denkmal für denselben Kaiser in der Wiener Hofburg, 1846. Beide stammen von Pompeo Marchesi. Die Ähnlichkeiten mit dem Wiener Denkmal konkretisieren sich in der Anordnung der vier allegorischen Figuren auf Sockeln an den Ecken des Grundrißquadrats. Erhcrwig-Johaiui-Bruiuien, Foto Ende 19. Jh., Slciemiürkisches 1 .andesarchiv Auch die Flußallegorien haben ihre Vorbilder in_Wien. Pönninger kannte sicher die Brunnenplastiken von Schönbrunn und die Flußallegorien des Austriabrunnens auf der Freyung. Intensiv war auch seine Auseinandersetzung mit dem Providentia-Brunnen am Neuen Markt in Wien, für den er 1873 den Auftrag erhielt, die stark beschädigten Flußallegorien Raphael Donners neu zu gießen. Stilistische EinflüsseTi, auf den Erzherzog-Johann-Brunnen blieben l" aber aus. Die Ähnlichkeiten bescnränken sich-J 0 auf einige gleiche Attribute wie dem Ruder bei der Drau oder dem Fischkasten bei der Enns Als Denkmalbrunnen, einer im Historismus~**r nicht gebräuchlichen Kunstform, ist er der erste f seiner Art im 19. Jahrhundert in Österreich. .__j q 50 schlossen, sollte es die politische Absichtserklärung, die durch Industrieabwässer verschmutzte Mur wieder sauber zu machen, visuell einfordern, ist die Mur tatsächlich sauber, hat sich der Sinn des künstlerischen Projekts erfüllt, und das Zeichen verschwindet Doch bereits ein halbes Jahr nach seiner Installation, wird das Objekt als ein den „Tourismus schädigender Störfaktor" wiedei abmontiert. Letztlich war hier aber nicht nur die Diskussion zwischen traditioneller und moderner Kunst ausschlaggebend, sondern auch die Angst vor der Macht des optischen Gewissens. Fedo Krll, Verhüllung der Murallegorie, 1985, Ansichtskarte, Grazer Sladtrnuseum Der Erzherzog-Johann-Brunnen hatte zu seiner Zeit eine stark politische Aussage, auch wenn diese heute kaum mehr" erkannt wird Hier knüpfte der Grazer KünstlerfFedo Erfl an, als er 1.985Jür das Projekt „Kunstwasser1, der „Steirischen Kulturinitiative" die Allegorie der Mur am Brunnen mit einer kubistischen Skulptur ummantelte. Als „Kunstwerk auf Zeit" be- BRUNNEN AM EISERNEN TOR (Auersperg-, Bismarck-Brunnen) Seine Geschichte ist eng verknüpft mit der des Erzherzog-Johann-Brunnens. In den Jahren 1859/60 wurde dieses Tor, zugleich mit weiteren Festungswerken, so auch der anschließenden landschaftlichen Bastei abgerissen. Es entstanden der Karl-Ludwig-Ring, heute Opernring, und das Eckhaus zwischen Stu-benberggasse und Kaiserfeldgasse, heute „Brühlhaus". Die Verbauung des Areals südlich davon, einst Teil des Joanneumsgartens, erfolgte erst nach dem Brunnenbau. Mit der Errichtung des Thonethofes 1890 war auch die Nordseite des Platzes fertiggestellt. Von den Plänen, auf diesem Platz ein Denkmal für Erzherzog Johann zu errichten, wurde bereits berichtet. Was mit dem 1870 gelegten Grundstein geschehen ist, läßt sich heute nicht mehr eruieren. Vielleicht wurde er beim Brunnenbau beseitigt oder liegt noch unter der Asphaltdecke. 51 2