Bertolt Brecht Herr Puntila und sein Knecht Matti Volksstück Bertolt Brecht, geboren am 10. Februar 1838 in Augsburg, starb am 14. August 1356 in Berlin. Das Volksstück Herr Puntila und seinKnecbt Matti entstand 1940/41 in Finnland und wurde am j. Juni 1348 unter der Regie von Kurt Hirschfeld mit Leonard Stecke 1 als Puntila und Gustav Knuth als Matti am Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. Der Gutsbesitzer PuntiJa ist nüchtern ein Ausbeuter und betrunken ein Menschenfreund, Nüchtern will Puntila seine Tochter mit einem Aristokraten verheiraten; er ist uicht betrunken, als er einsieht, daß der Schwächling kein Mann für das Mädchen ist; aber die Einsicht veranlaßt ihn, sich zu betrinken. Als schließlich doch der Knecht Matti zum Schwiegersohn bestimmt wird, unterzieht Matti die Tochter des Reichen einem Examen, in dem sie beweisen soll, ob sie ihn glücklich machen kann oder nicht. In einer grotesken Schlußszene werden die Motive zusammengefaßt; arm und reich können nicht zusammenkommen. Die Lösung ist komisch, aber nicht verwendbar. Suhrkamp Verlag Geschrieben 1940 nach den Erzählungen und einem Stuckentwurf von Hella Wuolijoki Musik von Paul Dessau Herr Puntila und sein Knecht Matti editioD suhrkamp ioj Erste Auflage 1965 Copyright itijo by Suhrkamp Verjag, Berlin, Diese Ausgabe folgt üri verändert der Einzelausgabe Herr Pttntiht und min Knecht Matti, 21.-2 y. Tausend. Frankfurt am Main 1363. Printed in German/. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags, des Rundfunk Vertrags und der Verfilmung, auch einzelner Ab schnitte. Das Recht der deutschsprachigen Aufführung oder Sendung \üt nur vom Suhrkamp Verlag, Lindenscraße 29-35, ^°325 Frankfurt am Main, zu erwerben. Den Bühnen und Vereinen gegenüber als Manuskript; gedruckt. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotogi'a: fie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systc me verarbeitet, ■vervielfältig! oder verbreitet werden. Satz, in Linotype Garamond, bei Georg Wagner, Nördlingen. Druck: Ebner & Spiegel Ulm, Gesamtausstattung Willy Fleckhaus, 34 35 3^ 37 3^ 39 ~ 11 11 10 °9 °8 °7 Personen Prolog Puntila, Gutsbesitzer Eva Puntila, seine Tochter Matti, sein Chauffeur Der Ober Der Richter Der Attache* Der Viehdoktor Die Sdimuggleremma Das Apothekerfräulein Das Kuhmädchen Die Telefonistin Ein dicker Mann Ein Arbeiter Der Rothaarige Der Kümmerliche Der rote Surkkala Laina, die Köchin Fina, das Stubenmädchen Der Advokat Der Probst Die Pröbstin Waldarbeiter OüSprochen von der Darstellerin des Kuhmädchens. Geehrtes Publikum, der Kampf ist hart Doch lichtet sich bereits die Gegenwart. Ntlf ist nicht überm Berg, wer noch nicht lacht ßt'um haben wir ein komisches Spiel gemacht. Ufld wiegen wir den Spaß, geehrtes Haus Nicht mit der Apothekerwaage aus Mohr xentn erweise, wie Kartoffeln, und zum Teil Hilllticren wir ein wenig mit dem Beil. Wir Zeigen nämlich heute abend hier Ulldi ein gewisses vorzeitliches Tier TititCitLum possessor, auf deutsch Gutsbesitzer genannt Wuldies Tier, als sehr verfressen und ganz unnützlich bekannt Wfl C!) noch existiert und sich hartnäckig hält Mino arge Landplage darstellt. Sic oehn dies Tier, sich ungeniert bewegend In einer würdigen und schönen Gegend. Wenn sie aus den Kulissen nicht erwächst I'jffUhlt ihr sie vielleicht aus unserm Text: Milchkcsselklirrn im finnischen Birkendom Naehtloser Sommer über mildem Strom lU.ltlichc Dörfer, mit den Hähnen wach Und früher Rauch steigt grau vom Schindeldach. Dies alles, hoffen wir, ist bei uns da Tll unserm Spiel vom Herrn auf Puntila'*1. * ftlo dro'si]bigen Eigennamen im Stück werden auf der ersten Sijbc bc-llUII (Pdmilft, Klirgela usw.). 7 Puntila findet einen Menschen Nebenstube im Parkhotel von Tavasthus. Der Gutsbesitzer Puntila, der Richter und der Ober. Der Richter fällt betrunken vom Stuhl. Puntila: Ober, wie lange sind wir hier? Der Ober: Zwei Tage, Herr Puntila. Puntila vorwurfsvoll zum Richter: Zwei Täglein, hörst du! Und schon läßt du nach und täuschst Müdigkeit vor! Wenn ich mit dir bei einem Aquavit ein bis sei über mich reden will und wie ich mich verlassen fühl und wie ich über den Reichstag denk! Aber so fallt ihr einem alle zusammen bei der geringsten Anstrengung, denn der Geist ist. willig, aber das Fleisch ist schwach. Wo ist der Doktor, der gestern die Welt herausgefordert hat, daß sie sich mit ihm mißt? Der Stationsvorsteher hat ihn noch hinaustragen sehn, er muß selber gegen sieben Uhr untergegangen sein, nach einem heldenhaften Kampf, wie er gelallt hat, da ist der Apotheker noch gesunden, wo ist er jetzt hin? Das nennt sich die führenden Persönlichkeiten der Gegend, man wird ihnen enttäuscht den Rücken kehrn, und - zum schlafenden Richter — was das für ein schlechtes Beispiel gibt für das tavastländisdie Volk, wenn ein Richter nicht einmal mehr Einkehren in einem Gasthof am Weg aushält, das denkst du nicht. Einen Knecht, der beim Pflügen so faul war wie du beim Trinken, tat ich auf der Stell entlassen. Hund, würd Ml ihm sagen, ich lehr dir's, deine Pflicht auf die leichte Achsel zu nehmen! Kannst du nicht dran (luilkon, Fredrik, was von dir erwartet wird, als Oilicm Gebildeten, auf den man schaut, daß er ein Vorbild gibt und was aushält und ein Verantwor-Ültlßflßciühl zeigt. Warum kannst du dich nicht zu-(ttmimcnnehmen und mit mir aufsitzen und reden, rieliWP.chcr Mensch? Zum Ober: Was für ein Tag ias heut? Dl II Oni2R: Samstag, Herr Puntila. .Puntila: Das erstaunt mich. Es soll Freitag sein. Dilti Ob En: Entschuldigens, aber es ist Samstag. Puntila: Du widersprichst ja. Du bist mir ein schöner Ober. Willst deine Gast hinausärgern und wirst grob W ihnen. Ober, ich bestell einen weiteren Aquavit, hör ßUt xu, daß du nicht wieder alles verwechselst, einen Aquavit und einen Freitag. Hast du mich verstanden? Den OßBR: Jawohl, Herr Puntila. Er läuft weg. PtlNTUA zum Richter: Wach auf, Schwächling! Laß midi nicht so allein! Vor ein paar Flaschen Aquavit kapitulieren! Warum, du hast kaum hingerochen. Inu Boot hast du dich verkrochen, wenn Ich dich übern Aquavit hingerudert hab, nicht hinaus hast du dich schaun trauen übern Bootsrand, schäm dich. Schau, ich steig hinaus auf die Flüssigkeit - er spielt üs vor - und wandle auf dem Aquavit, und geh ich unter? Er sieht Matti, seinen Chauffeur, der seit einiger Zeit unter der Tür steht. Wer bist du? Matti: Ich bin Ihr Chauffeur, Herr Puntila. Puntila mißtrauisch: Was bist du? Sag's noch einmal. Matti: Ich bin Ihr Chauffeur. Puntila: Das kann jeder sagen. Ich kenn dich nicht. 8 9 3 Matti: Vielleicht haben Sie midi nie richtig angesehn, ich bin erst fünf Wochen bei Ihnen. Puntila: Und wo kommst du jetzt her? Matti: Von draußen. Ich wart seit zwei Tagen im Wagen. Puntila: In welchem Wagen? Matti: In Ihrem. In dem Studebaker. Puntila: Das kommt mir komisch vor. Kannst du's beweisen? MatTi: Und ich hab nicht vor, länger auf Sie draußen zu warten, daß Sie's wissen. Ich hab's bis hierher. So könnens einen Menschen nicht behandeln. Puntila: Was heißt: einen Menschen? Bist du ein Mensch? Vorhin hast du gesagt, du bist ein Chauffeur. Gelt, jetzt hab ich dich auf einem Widerspruch ertappt! Gib's zu! Matti: Das Werdens gleich merken, daß ich ein Mensch bin, Herr Puntila. Indem ich mich nicht behandeln laß wie ein Stück Vieh und auf der Straß auf Sie wart, ob Sie so gnädig sind, herauszukommen. Puntila: Vorhin hast du behauptet, daß du dir's nicht gefallen laßt. Matti: Sehr richtig. Zahlens midi aus, 175 Mark, und das Zeugnis hol ich mir auf Puntila. Puntila: Deine Stimm kenn ich. Er gebt um ihn herum, ihn wie ein fremdes Tier betrachtend. Deine Stimm klingt ganz menschlich. Setz dich und nimm einen Aqua vi t, wir müssen uns kennenlernen. Der Ober herein mit einer Flasche: Ihr Aquavit, Herr Puntila, und heut ist Freitag. Puntila; Es ist recht. Auf Matti zeigend: Das ist ein Freund von mir. 10 Der. Ober: Ja, Ihr Chauffeur, Herr Puntila. Puntila: So, du bist Chauffeur? Ich hab immer gesagt, auf der Reis trifft man die interessantesten Menschen. Schenk ein! Matti: Ich möcht wissen, was Sie jetzt wieder vorhaben. Ich weiß nicht, ob ich Ihren Aquavit trinke. Puntila: Du bist ein mißtrauischer Mensch, seh ich. Das versteh ich. Mit fremden Leuten soll man sich nicht an einen Tisch setzen. Warum, wenn man dann einschläft, möchtens einen ausrauben. Ich bin der Gutsbesitzer Puntila aus Lammi und ein ehrlicher Mensch, ich hab 90 Kühe. Mit mir kannst du ruhig trinken, Bruder. Matti: Schön. Ich bin der Matti Altonen und freu mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Er trinkt ihm zu. Puntila: Ich hab ein gutes Herz, da bin ich froh darüber. Ich hab einmal einen Hirschkäfer von der Straß auf die Seit in den Wald getragen, daß er nicht überfahren wird, das ist ja schon übertrieben bei mir. Ich hab ihn auf einen Stedten aufkriechen lassen. Du hast auch ein so gutes Herz, das seh ich dir an. Ich kann nicht leiden, wenn einer »ich" mit einem großen I schreibt. Das soll man mit einem Ochsenziemer austreiben; Es gibt schon solche Großbauern, die dem Gesinde das Essen vom Maul abzwacken. Ich möcht am liebsten meinen Leuten nur Braten geben. Es sind auch Menschen und wollen ein gutes Stückel essen, genau wie ich, sollen sie! Das meinst du doch auch? Matti: Unbedingt. Puntila: Hab ich dich wirklich draußen sitzen lassen? Das ist mir nicht recht, das nehm ich mir sehr übel, 11 ■J und ich bitt dich, wenn Ich das noch einmal mach, nimm den Schraubenschlüssel und gib mir eine über den Deetz! Matti, bist du mein Freund? Matth Nein. Puntila: Idi dank dir. Idi wußte es. Matti, sieh midi an! "Was siehst du? Matti: Ich mödit sagen: einen dicken Kloben, stinkbesoffen. Puntila: Da sieht man, wie das Aussehen täuschen kann. Ich bin ganz anders. Matti, ich bin ein kranker Mann. Matti: Ein sehr kranker. Puntila: Das freut mich. Das sieht nicht jeder. Wenn du midi so siehst, könntest du's nicht ahnen. Düster, Matti scharf anblickend: Ich hab Anfälle. Matti: Das sagen Sie nicht. Puntila: Du, das ist nichts zum Lachen. Es kommt über midi mindestens einmal im Quartal. Ich wach auf und bin plötzlich sternhagelnüditern. Was sagst du dazu? Matti; Bekommen Sie diese Anfälle von Nüchternheit regelmäßig? Puntila; Regelmäßig. Es ist so: die ganze andere Zeit bin ich vollkommen normal, so wie du mich jetzt siehst. Ich bin im vollen Besitz meiner Geisteskräfte, ich bin Herr meiner Sinne. Dann kommt der Anfall. Es beginnt damit, daß mit meinen Augen irgend etwas nidit mehr stimmt. Anstatt zwei Gabeln - er bebt eine Gabel hoch - sehe ich nur noch eine. Matti entsetzt: Da sind Sie also halbblind? Puntila: Ich seh nur die Hälfte von der ganzen "Welt. Aber es kommt noch böser, indem ich während 12 dieser Anfälle von totaler, sinnloser Nüchternheit einfach zum Tier herabsinke. Ich habe dann überhaupt keine Hemmungen mehr. Was ich in diesem Zustand tue, Bruder, das kann man mir überhaupt nicht anredinen. Nicht, wenn man ein Herz im Leibe hat und sich immer sagt, daß ich krank bin. Mit Entsetzen in der Stimme: Ich bin dann direkt zurechnungsfähig. Weißt du, was das bedeutet, Bruder, zurechnungsfähig? Ein zurechnungsfähiger Mensch ist ein Mensch, dem man alles zutrauen kann. Er ist zum Beispiel nicht mehr imstande, das Wohl seines Kindes im Auge zu behalten, er hat keinen Sinn für Freundschaft mehr, er ist bereit, über seine eigene Leiche zu gehen. Das ist, weil er eben zu-redinungsfähig ist, wie es die Advokaten nennen. Matti: Tun Sie denn nichts gegen diese Anfälle? Puntila: Bruder, ich tue dagegen, was ich überhaupt nur kann. Was überhaupt nur menschenmöglich ist! Er ergreift sein Glas. Hier, das ist meine einzige Medizin, Ich schlucke sie hinunter, ohne mit der Wimper zu zucken, und nicht nur kinderlöffelweise, das kannst du mir glauben. Wenn ich etwas von mir sagen kann, so ist es, daß idi gegen diese Anfälle von sinnloser Nüditernheit ankämpfe wie ein Mann. Aber was hilft es? Sie überwinden midi immer wieder. Nimm meine Rüdisiditslosigkeit gegen dich, einen solchen Prachtmenschen! Da, nimm, da ist Rindsrücken. Ich möcht wissen, was für einem Zufall ich dich verdank. Wie bist du denn zu mir gekommen? Matti: Indem ich meine vorige Stelle ohne Schuld verloren hab, i3 1 Puntila: Wie Ist das zugegangen? Matth Ich hab Geister gesehen. Puntila: Echte? MatTI zuckt die Achseln: Auf dem Gut vom Herrn Pappmann. Niemand hat gewußt, warum es da spuken soll; vor ich hingekommen bin, hat's nie gespukt. Wenn Sie midi fragen, ich glaub, es war, weil schlecht gekocht worden ist. Warum, wenn den Leuten der Mehlpapp schwer im Magen liegt, haben sie schwere Träum, oft Alpdrücken. Ich vertrage besonders schlecht, wenn nicht gut gekocht wird. Ich hab schon an Kündigung gedacht, aber ich hab nichts anderes in Aussicht gehabt und war deprimiert, und so hab ich düster gered't in der Küch, und es hat auch nicht lang gedauert, da haben die Küchenmädchen auf den Zäunen abends KinderkÖpf stecken sehn, daß sie gekündigt haben. Oder eine graue Kugel ist vom Kuhstall hergerollt am Boden, die hat nach einem Kopf ausgesehn, so daß der Futtermeisterin, wie sie's von mir gehört hat, schlecht geworden ist. Und das Stubenmädchen hat gekündigt, wie ich abends gegen elf Uhr einen schwärzlichen Mann bei der Badestub hab herumspazieren sehn, mit'm Kopf unterm Arm, der mich um Feuer für seine Stummelpfeif gebeten hat. Der Herr Pappmann hat mit mir herumgeschrien, daß ich schuld bin und ihm die Leut vom Hof scheuch und bei ihm gibt's keine Geister. Aber wie ich ihm gesagt hab, daß er sich irrt und daß ich zum Beispiel in der Zeit, wo die gnädige Frau zum Entbinden im Krankenhaus war, in zwei Nächten hintereinander ein weißes Gespenst hab aus dem Fenster zur Kammer der Futtermeisterin kommen und in das Fenster vom Herr Pappmann selber hab einsteigen sehn, hat er nichts mehr sagen können. Aber er hat midi gekündigt. "Wie ich gegangen bin, hab ich ihm gesagt, daß ich glaub, wenn er sorgt, daß sie auf dem Gut besser kochen, möchten die Geister mehr Ruh geben, weil sie den Geruch vom Fleisch zum Beispiel nicht vertragen solln. Puntila: Ich seh, du hast deine Stell nur verloren, weil sie beim Gesinde am Essen gespart haben, das setzt dich nicht runter in meinen Augen, daß du gern ißt, so lang du meinen Traktor anständig fährst und nicht aufsässig bist und dem Puntila gibst, was des Puntila ist. Da ist genug da, fehlt's etwa an Holz im Wald? Da kann man doch einig werden, alle können mit dem Puntila einig werden. Er singt: „Warum mußt du prozessieren, liebes Kind? Da wir doch im Bette immer eines Sinns gewesen sind!" Wie gern tat der Puntila mit euch die Birken fällen und die Stein aus den Äckern graben und den Traktor dirigieren! Aber läßt man ihn? Mir haben sie von Anfang an einen harten Kragen umgelegt, daß ich mir schon zwei Kinne kaputt-gerieben hab. Es paßt sich nicht, daß der Papa pßügt; es paßt sich nicht, daß der Papa die Mädchen kitzelt; es paßt sich nicht, daß der Papa mit den Arbeitern Kaffee trinkt! Aber jetzt, paßt es mir nicht mehr, daß es sich nicht paßt, und ich fahr nach Kurgela und verlob meine Tochter mit dem Attache, und dann sitz ich in Hemdsärmeln beim Essen und hab keinen Aufpasser mehr, denn die Kleickmann kuscht, die f ... ich und basta. Und euch leg ich zum 14 1 Lohn zu, denn die Welt ist groß, und idi behalt meinen Wald, und es reicht für euch und es reidit auch für den Herrn auf Puntila. Matti lacht taut und lang, dann: So ist es, beruhigen Sie sich nur, und den Herrn Oberrichter wecken wir auf, aber vorsichtig, sonst verurteilt er uns im Schrecken zu hundert Jahr. Puntila: Ich möcht sicher sein, daß da keine Kluft mehr ist zwischen uns. Sag, daß keine Kluft ist! Matti: Ich nehm's als einen Befehl, Herr Puntila, daß keine Kluft ist! Puntila: Bruder, wir müssen vom Geld reden. Matti: Unbedingt. Puntila: Es Ist aber niedrig, vom Geld reden. Matti: Dann reden wir nicht vom Geld. Puntila: Falsch. Denn, frage ich, warum sollen wir nicht niedrig sein? Sind wir nicht freie Menschen? Matti: Nein. Puntila: Na, siehst du. Und als freie Menschen können wir tun, was wir wollen, und jetzt wollen wir niedrig sein. Denn wir müssen uns eine Mitgift für mein einziges Kind herausreißen; dem heißt es jetzt ins Auge geschaut, kalt, scharf und betrunken. Ich seh zwei Möglichkeiten, ich könnt einen Wald verkaufen und ich könnt mich verkaufen. Was rätst du? Matti: Ich möcht nicht mich verkaufen, wenn ich einen Wald verkaufen könnt. Puntila: Was, den Wald verkaufen? Du enttäuschst mich tief, Bruder. Weißt du, was ein Wald ist? Ist ein Wald etwa nur 10 000 Klafter Holz? Oder ist er eine grüne Menschenfreude? Und du willst eine grüne Mensdienfreude verkaufen? Schäm dich! i6 , Matti: Dann das andre. Puntila: Auch du, Brutus? Kannst du wirklich wollen, daß ich mich verkaufe? Matti: Wie wollens das machen: sich verkaufen? ■ Puntila: Frau Klinckmann. ■ Matti: Auf Kurgela, wo wir hinfahren? Die Tante ■j vom Attache1? Puntila: Sie hat ein Faible für mich, Matti: Und der wollens Ihren Körper verkaufen? \ Das ist furchtbar. Puntila: Absolut nicht. Aber was wird aus der Freiheit, Bruder? Aber ich glaub, ich opfer mich auf, i was bin ich? Matti: Das ist richtig. j Der Richter wacht auf und sucht eine Klingel, die I nicht vorbanden ist und die er schüttelt. Der Richter: Ruhe im Gerichtssaal. .' Puntila: Er meint, er ist im Gerichtssaal, weil er : schläft. Bruder, du hast jetzt die Frage entschieden, was mehr wert ist, ein Wald wie mein Wald oder ein Mensch wie ich. Du bist ein wunderbarer Mensch. Da, nimm meine Brieftasche und zahl den Schnaps und steck sie ein, ich verlier sie nur. Auf ti den Richter: Aufheben, raustragen! Ich verlier alles, ' ich wollt, ich hätt nichts, das war mir am liebsten, i Geld stinkt, das merk dir. Das war mein Traum, daß ich nichts hätt und wir gingen zu Fuß durch das schöne Finnland, oder höchstens mit einem kleinen Zweisitzer, das bissei Benzin würden sie 1 uns überall pumpen, und ab und zu, wenn wir müd jj sind, gingen wir in eine Schenke wie die und tränken 17 em Gläschen fürs Holzhacken, das könntst du mit der linken Hand machen, Bruder. Sie geben ab. Matti trägt den Richter. 2 Eva Diele des Gates Kurgela. Eva Puntila wartet auf ihren Vater und ißt Schokolade. Der Attache Eino Silakka erscheint oben auf der Treppe. Er ist sehr schläfrig. Eva: Ich kann mir denken, daß Frau Klinckmann sehr verstimmt ist. Der Attache: Meine Tante ist nie lang verstimmt. Ich hah noch einmal telefoniert nach ihnen. Am Kirchendorf ist ein Auto vorbeigefahren mit Zwei johlenden Männern. Eva: Das sind sie. Eines ist gut, ich kenne meinen Vater unter Hunderten heraus. Ich hab immer gleich gewußt, wenn von meinem Vater die Red war. Wenn wo ein Mann mit einer Viehgeißel einem Knecht nachgelaufen ist oder einer Häuslerwitwe ein Auto geschenkt hat, war's mein Vater. Der Attache: Er ist hier nicht auf Puntila, enfin. Ich furcht nur den Skandal. Ich hab vielleicht keinen Sinn für Zahlen und wieviel Liter Milch wir nach Kaunas schicken können, ich trinke keine, aber ich hab ein feines Gefühl, wenn was ein Skandal ist. Wie der Attache von der französischen Botschaft in London der Duchesse von Catrumple nach acht Cognacs über die Tafel zugerufen hat, daß sie eine Hur ist, hab ich sofort vorausgesagt, das wird ein Skandal, Und ich hab Recht bekommen. Ich glaub, jetzt kommen sie. Du, ich bin ein bissei müd. Ich frag mich, ob du mir verzeihen wirst, wenn ich mich zurückzieh? Schnell ah. Großer Krach. Herein Puntila, der Richter und Matti. Puntila: Da sind wir. Aber mach keine Umstand, weck niemand auf, wir trinken noch im intimen Kreis eine Flasche und gehn zu Bett. Bist du glücklich? Eva: Wir haben euch schon vor drei Tagen erwartet. Puntila: Wir sind aufgehalten worden unterwegs, aber wir haben alles mitgebracht. Matti, nimm den j Koffer heraus, ich hoff, du hast ihn gut auf den i Knien gehalten, daß nichts zerbrochen ist, sonst ver- * dursten wir hier. Wir haben uns geeilt, weil wir gedacht haben, du wirst warten. Der Richter: Darf man gratulieren, Eva? Eva: Papa, du bist zu schlimm. Seit einer Woche sitz ich hier in einem fremden Haus, nur mit einem alten Roman und dem Attache und seiner Tante, und wachse aus vor Langeweile. Puntila: Wir haben uns beeilt, ich hab immer gedrängt und gesagt, wir dürfen uns nicht versitzen, ich hab mit dem Attache noch was zu besprechen über die Verlobung, und ich war froh, daß ich dich bei dem Attache gewußt hab, daß du jemand hast, während wir abgehalten waren. Gib auf den Kof-i fer acht, Matti, daß kein Unglück damit passiert. I 19 1