3 Personen: A – 11 Jahre in Brno à Anja B – 4 Jahre in Brno (mit einer Kwassflasche) à Viktoria C – 2 Monate in Brno (mit einem Tschechisch-Kursbuch) à Alena D – elektronische Tabelle à Karol A-C haben kleine Zettel mit den Nummern in der Hand D hat ein Papierblatt, auf dem die Nummern geschrieben sind C: Guten Tag! Welche Nummer haben Sie? Wieviel Leute warten noch vor Ihnen? Sind Sie noch nicht vom Sitzen müde geworden? A: Ich habe die Nummer 148 C: Wow! Und ich – 159 (lange Pause) C: Haben Sie denn nicht vergessen, Stempelmarken zu kaufen? A: Nein, hab‘ ich nicht. C: Gut. Ich auch nicht. (lange Pause) C: Und wie lange leben Sie in Brno? A: Schon das elfte Jahr. C: Wow, und ich nur 2 Monate. Als ich zum ersten Mal zur Fremdenpolizei in der Hněvkovského fuhr, habe ich mich verfahren. Ich vergaß, dass es nur eine Bedarfshaltestelle ist und stieg erst auf der nächsten, direkt unter der Autobahnbrücke und ging dann mehr als ein Kilometer zu Fuß zurück. B: Pech gehabt. Aber sonst finde ich den öffentlichen Personennahverkehr in Ordnung. C: (Pause) Ja schon. Man hat hier immerhin gut funktionierende moderne öffentliche Verkehrsmittel, nur darf man nicht vergessen den Signalknopf zu drücken. A: Na ja, das stimmt. C: Ich erinnere mich, als ich noch in Russland war, habe ich mal 40 Minuten auf ein Maršrutka, ein Linientaxi gewartet, und ganz vergeblich – bin dann halb erfroren, nach Hause gegangen und hab den Unterricht an dem Tag aufgegeben. Deshalb haben so viele Russen ein eigenes Auto, auch wenn die Straßen noch so voll sind. A schweigt C: Tja…Und – Den Menschen in der EU geht´s recht gut, aber trotzdem beklagen sie sich immer, dass vergleichbare Posten in Deutschland oder in Österreich besser bezahlt sind. A: Einige schrecken sogar nicht davor zurück auf den Straßen zu betteln. C: Tatsächlich. A: Wenigstens die hiesiegen Maturanten hin gehen im Mai durch das Stadtzentrum und schnorren die Passanten um Geld für die Schulabschlussfeier an. C: Maturanten? Wer ist denn das? Hab‘ sie noch nie gesehen. B (mischt sich in den Dialog ein): Wirst du noch sehen! Maturanten heißen auf Deutsch die Abiturienten, es ist eine Tradition bei ihnen – Leute auf den Straßen um Geld für die Schulabschlussparty zu bitten. A(zu B): Danke Ihnen. B: Kommen Sie aus Russland? A(ein bisschen genervt): Ja, aus Russland. B: Und ich bin aus der Ukraine. C(zu B): Ich komme auch aus Russland! Ist das auch ihr elftes Jahr hier? B: Nein, ich lebe in Brno nur 4 Jahre. C: Und Anja lebt hier schon fast elf Jahre. B: Ja, hab‘ ich gehört. (Pause) B: Nach elf Jahren weiß man schon wohl in allen Situationen Bescheid. (B kichert, muss sich schnäuzen und verlässt die Bühne.) C(halbgeflüstert): Haben Sie gehört, wie sich die Tschechen schnäuzen? A(lacht): Leider, schon öfter. C: Das ist doch so seltsam… in Russland schnäuzt man sich nicht bei der Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln oder während eines Seminars, um den Lektor und die anderen Studierenden nicht zu stören. A: Daran musst du dich aber gewöhnen, für diese ist das Schnäuzen in der Öffentlichkeit ist normal wie z.B. das Schmatzen für die Chinesen, die damit zeigen, wie lecker das Essen ist. Und die Tschechen wohl, dass ihnen die anderen schnuppe sind. (Pause) C: Oh Gott, wie lange wird es noch dauern? So kann man hier gerade bis Neujahrsferien sitzen. B: Bis Weihnachtsferien, nicht bis Neujahrsferien . C: Aber Weihnachten sind doch erst am 7. Januar! B: Bei uns sind Weihnachten am 7 Januar – und in Europa im Bereich der westlichen Kirchen am 25 Dezember. Der Hl. Nikolaus-Tag ist bei uns am 19 Dezember. Děduška maroz kommt dann am 31. Dezember. C: Wow A: Du hast sicher Mikuláš, einen Engel und einen mit Ketten rasselnden Krampus am Vorabend des 5. Dezember gesehen. Engel und Krampus im Team – sowas gibt’s in deinem Russland nicht. C: Cool… (Pause) Trinkt ihr auch das Brünner Leitungswasser? B: Na ja. (spielt ihr einen Streich) Und hast du bemerkt, dass es hier keinen Buden am Markt gibt, wo man Bonbons oder verschiedene Kuchen kaufen kann? Auch keinen Kwass, keinen Rückenspeck. Und Borschtsch kann man sich hier nicht in jedem Restaurant bestellen. C: Ja-ja, hab‘ ich schon bemerkt! Hier gibt’s auch eine seltsame Art von Milch… die kann 2 oder sogar mehrere Monate aufbewahrt werden. Und nicht im Kühlschrank! A und B(lachen): Aber NUR bevor du sie öffnest! C(zu B): Ihr habt auch dieses H-Laut im Ukrainischen, oder? Das war für dich deswegen auch ein bisschen leichter, die tschechische Aussprache zu lernen… B: Na ja… und du? Kannst schon ein ř richtig aussprechen? C: Ja, schon! A: Sag mal řeřicha. B(für sich selbst): ...abych mu řek kolik je v Řecku řeckých řek C: ??? A und B lachen D: Nummer 148 A: Ach, meine Nummer. Okay, ich muss schon gehen – Tschüss! C: Auf Wiedersehen! (zu B): So eine gute Frau... B lacht C: Und haben SIE nicht vergessen, Stempelmarken zu kaufen? B: Oje! Hab‘ ich! (steht schnell auf) Danke, dass Sie mir daran erinnern! Ich muss laufen, damit ich alles schaffe. Schönen Tag! Tschau! C: Auf Wiedersehen! (zu einem anderen Menschen): Und wie lange sind SIE hier?