Kontrastive Stilanalyse literarischer Übersetzungen (Dt-Tsch) Schwerpunkte: Schwerpunkte: •1. Stilistik – Stil - Stilistische Textanalyse •2. Stilelemente und Stilfiguren •3. Stilistische Spezifik literarischer Texte •4. Einführung in die Translatologie, Spezifik der literarischen Übersetzung •5. Kontrastive Fallstudien (Übersetzungen literarischer Texte von Herta Müller, Ingo Schulze, Elfriede Jelinek, Judith Herrmann, Juli Zeh u.a., Jaroslav Rudiš •6. Selbständige kontrastive Stilanalyse Abschlusstest •1. Wer ist der/die AutorIn des vorliegenden Textauszuges? •2. Welche Stilmittel sind für ihn/sie typisch, wie würden Sie seinen/ihren Stil charakterisieren? • 3. Suchen Sie das Stilmittel aus, das für die Übersetzung Schwierigkeiten bereitet/bereiten könnte! •4. Übersetzen Sie den Textauszug ins Tschechische! 1. Stilistik – Stil - Stilistische Textanalyse •Stilistik – selbstständige linguistische Teildisziplin •neben anderen linguistischen Teildisziplinen: Phonetik und Phonologie, Morphologie, Syntax, Lexikologie - das Sprachsystem •Probleme der angemessenen und wirkungsvollen Gestaltung der Rede, des Textes •Sprachliche Äußerungen in den vielfältigen Sphären der menschlichen Kommunikation - Alltag, Öffentlichkeit, Wissenschaft, Massenmedien, Belletristik •Gegenstand – die Kategorie „der Stil“ • • Der Stil •Stil – allgemein: „Der hat Stil...“ – „Das hat keinen Stil“ • Art und Weise der Gestaltung, der Äußerung • •die Ausdrucksweise - Sänger XY hat Stil- Kleider, Stimme • Lieder - originell, erhaben, vulgär, witzig…. • •Kunst (Architektur, bildende Kunst, Musik, • Literatur) • •Epochenstil – Gotik, Renaissance,Barock, Jugendstil, Moderne… • •Individualstil - Schriftsteller: Goethe, Novalis, G. Grass; (Maler: Picassso, van Gogh; Komponisten: Mozart, Debussy…) • •Sprachstil – Art und Weise der sprachlichen Äußerung • im Text (Textgestaltung) • Stildefinition •Der Stilbegriff : •Auswahl- und Anordung spezifischer Ausdrucksvarianten aus einem Feld äquivalenter sprachlicher Mittel und Konstruktionen - stellt das Sprachsystem zur Verfügung. Die Wahl der Ausdrucksvariante ist durch die •äußere Bedingungen (kommunikative Situation, soziale Umgebung) •innere Bedingungen wie Kenntnisse, Fertigkeiten, Gewohnheiten, Interessen, Einstellungen und Motive des Textproduzenten sowie –rezipienten •Der Stil ist also zwischen dem Text und seinen Strukturen und der kommunikativen Situation und ihren Gesetzmäßigkeiten angesiedelt • Stilanalyse •Schritt 1: Beschreibung des Kommunikationsbereiches: •Alltagskommunikation •Fachkommunikation •Offizielle Kommunikation (Rechtswesen, Amtsverkehr, Wirtschaft) •Massenmedien •Belletristik •TEXTSORTE: •Literarische Genres – Gattungen: Epik, Lyrik, Dramatik •Epik: Erzählung, Roman, Kurzgeschichte, Novelle •Schritt 2: Beschreibung der Textfunktion: informativ, appellativ, obligativ, kontakt-, deklarativ, poetische Funktion •Literarische Werke - Fiktion • Stilanalyse •Schritt 3: Beschreibung der Kommunikationsform: mündlich – schriftlich; gedruckt – elektronisch; Bücher, Publikationen •Schritt 4: Beschreibung der Textkomposition (Textaufbau) •Architektonik: Absätze, Kapitel… •innere Komposition: •themenbedingte Ebene: Synonyme, Antonyme, Hyperonym-Hyponym-Beziehungen, semantische Felder •verfahrensbedingte Ebene: Stilverfahren: Beschreiben, • Berichten, Erzählen, Schildern, Argumentieren, Erörtern (Erklären), Charakterisieren… • • Stilanalyse •Schritt 5: Beschreibung sprachlich-stilistischer Mittel: •Stilelemente: •Individualstil: welche Stilelemente werden vom Autor bevorzugt ausgewählt und kombiniert •lexikalische SE unter verschiedenen Aspekten: •grammatische SE (morphologisch, syntaktisch): direkte Rede, Doppelpunktstruktur, Parenthese •phonetische SE: Onomatopoe •Tropen und Stilfiguren: Metapher… •Stilzüge – Wirkung des Textes • • • 2. Stilschichten (-ebenen) •neutral/normalsprachlich: Haus, arm, sprechen… • •oberhalb der neutralen Stilschicht: -bildungssprachlich/exklusiv: Hybris -dichterisch, gehoben, offiziell: Fittiche, Postwertzeichen • •unterhalb der neutralen Stilschicht: -umgangssprachlich: gucken, kriegen, Kerl -salopp: bekloppt, Schnauze, ein ungewaschenes Maul haben -derb, grob, vulgär, obszön: Fresse, Arsch, ins Gras beißen… • Stilfärbungen zusätzliche gefühlsmäßige (emotionale) Nuancierungen: stilistische Markierungen (WB) •1. scherzhaft: im Adamskostüm sein, sich die Radieschen von unten angucken •2. spöttisch: Amtsmiene •3. vertraulich (familiär): Alterchen, groß/klein/Pipi machen...Kindersprache, in die Waagerechte gehen... •4. verhüllend (euphemistisch): ums Leben kommen, Tüten kleben, einen Seitensprung machen, das älteste Gewerbe der Welt, Venuspriesterin, über den Jordan gehen •5. veraltend u. veraltet: Backfisch, Muhme (- Tante) •6. Papierdeutsch (gespreizt): aktenkundig, laut Gesetz... •7. übertrieben (hyperbolisch): neunmalklug...totlachen •8. abwertend (pejorativ): der Köter •9. Schimpfwort: Ochse, Aas, Esel... •10. ironisch: passen wie die Faust aufs Auge, da blieb kein Auge trocken... •11. exklusiv, bildungssprachlich • Phraseologismen - Idiome •der phraseologische Aspekt: •Phraseologismen: feste Wortgruppen: •Polylexikalität: mindestens zwei Lexeme: der blinde Passagier •Stabilität: jm die kalte Schulter zeigen - *Hand/*Nase •Lexikalisierung: in WB gespeichert •Idiomatizität: •Idiome - semantische Transformation: • jn an der Nase herumführen – „jn. verspotten“ •Anschaulichkeit, Bildlichkeit, Expressivität, Emotionalitaet •Bilder, Metaphern - in den sauern Apfel beissen - Übertragung • Phraseologismen als lexikalische Stilelemente •Kollokationen, FVG: in Betrieb setzen, Fragen stellen, Zähne putzen •kommunikative Formeln: Guten Tag, Ach du grüne Neune! •Vergleiche: gesund wie ein Fisch •Paarformeln: klipp und klar, Alliteration, Endreim: in Hülle und Fülle •Sprichwörter (Paroemiologie): Mikrotexte: Übung macht den Meister. •Zitate, Aphorismen, geflügelte Worte: Veni, vidi, vici •Anspielungen auf Literatur, Filme, Werbung... • 3.Stilistische Spezifik literarischer Texte Belletristik •Zusammenarbeit mit der Literaturwissenschaft •poetische Funktion – spezielle Bezüge zur Wirklichkeit (Fiktion), nicht nur sprachliche, sondern weitere, übergreifende Prinzipien: •semiotische Konfigurationen: Gattung – Lyrik, Epik, Dramatik mit ihren Genres (Ode, Ballade, Hymne; Roman, Novelle, Erzählung; Tragödie, Komödie) •literarisch-ästhetische Kategorien: Fabel, Sujet, Handlung, Figurenkonstellation (Epik), Vers, Reim, Rhythmus (Lyrik), Szene, Akt (Dramatik – multimedial) • Belletristik •kommunikativ-pragmatische Merkmale: Autor;Leser/Hörer/Zuschauer •historisch-gesellschaftliche Situation •Variabilität, Originalität, Expressivität •sprachstilistische Mittel: ungewöhnliche Wortkombinationen, expressive Stilmittel, Okkasionalismen, Neologismen, Phraseologismen, Tropen und Stilfiguren... • Epik •Epik: narrative Techniken, Bauelemente des Erzählens: der Erzähler, der zeitliche Aufbau, die Erzählweisen •Typische Erzählsituationen: •zwei Ebenen: •1. die Erzählerebene: •2. die erzählte Ebene/Handlungsebene • Der Erzähler •1. auktorial: der Erzähler thematisiert den Erzählvorgang, kommentiert das Geschehen, nimmt Zeitraffungen, Rückblenden und Vorausdeutungen vor •2. Ich-Erzähler: stärkere Unmittelbarkeit und scheinbare Authentizität, selbst eine Figur auf der Handlungsebene, Innenperspektive •3. personaler Erzähler: 3. Person, neutrale Erzählsituation, ein unsichtbar bleibender Beobachter (Kameraauge) • Redewiedergabe •Erzählliteratur durch Mehrstimmigkeit (Polyphonie) gekennzeichnet •Wechselspiel von Erzählbericht und Personenrede (szenische Darstellung, Dialoge) •Personenrede: direkte Rede (szenische Dialoge), indirekte Rede •Gedankenbericht: („psycho-narration“, erlebte Rede, innerer Monolog) •Beschreibungen und Schilderungen •Lieder, Gedichte, wissenschaftliche Abhandlungen, Briefe… •Intertextualität: Zitate und Anspielungen (Allusionen) • 4. Einführung in die Translatologie/Übersetzungswissenschaft •Übersetzungswissenschaft - zweite Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts als eigenständige Wissenschaftsdisziplin herausgebildet •Gegenstand der Übersetzungswissenschaft sind Übersetzen und Dolmetschen •Übersetzungswissenschaft - „interdisziplinäre, multiperspektivische Einheit“ (Snell-Hornby) •Linguistik, Literaturwissenschaft, Psychologie, Philosophie, Kommunikationstheorie •Der Übersetzer sollte kennen und auch können: •1) die Sprache, aus der er übersetzt, •2) die Sprache, in die er übersetzt, also die Zielsprache, •3) den Inhalt des übersetzenden Textes (darunter versteht man die Realien, die Besonderheiten des Autors, bzw. das konkrete Fach, wenn es sich um eine Fachtextübersetzung handelt) Entwicklung der Translatologie •Die Geschichte der modernen Übersetzungswissenschaft seit den 1950er Jahren ist durch zahlreiche Wenden charakterisiert: •die linguistische Wende •die textlinguistische Wende •die handlungstheoretische Wende (pragmatische Wende) •die kognitive Wende •die kulturelle Wende • •Ergebnis der Übersetzungsarbeit: ein Translat Übersetzungsprozess •Phasen der Arbeit des Übersetzers: •Jiří Levý definiert drei Phasen des Übersetzungsprozesses: •1. Verstehen der Vorlage •2. Interpretation der Vorlage •3. Umformulierung der Vorlage • Übersetzungstheorien •1. Übersetzungsäquivalenz: •Eine Übersetzung ist das Resultat einer sprachlich-textuellen Operation, die von einem AT zu einem ZT führt, wobei zwischen ZT und AT eine Äquivalenzrelation hergestellt wird (vgl. Koller 2011: 9) •Begriff Äquivalenz – in der Translatologie problematisch (vgl. Fišer 2008: 126ff.), eher Text- oder Funktionsäquivalenz (Reiß/Vermeer 1984) oder Adäquatheit (vgl. Hrdlička) •Adäquatheit bei der Übersetzung eines AT bezeichnet die Relation zwischen Ziel- und Ausgangstext bei konsequenter Beachtung eines Zwecks (Skopos), den man mit dem Tranlationsprozess verfolgt (vgl. Reiß/Vermeer 1991: 139) •Adäquatheit: Substitution, Kompensation usw. • Äquivalenz in der Übersetzung •Äquivalenztypen und ihre Bezugsrahmen (nach Werner Koller, Einführung in die Übersetzungswissenschaft): • •Äquivalenztyp Bezugsrahmen •1 denotative Äquivalenz außersprachlicher Sachverhalt •2 konnotative Äquivalenz Art der Verbalisierung •3 textnormative Äquivalenz Text – und Sprachnormen • (Gebrauchsnormen) •4 pragmatische Äquivalenz Empfänger – (Leser) Bezug •5 Formal-ästhetische Äquivalenz ästhetische, formale und „individualistische“ Eigenschaften Übersetzungstheorien •2. Skopostheorie (70er-80er Jahre des 20. Jhs., Reiß/ Vermeer 1984 u.a.) •Das Handeln des Übersetzers wird von der Funktion, dem Zweck, Ziel der Übersetzung beeinflusst, die der ZT in der Zielkultur erfüllen muss Ein guter Übersetzer muss in erster Linie die Erwartungen seines Lesers in einer bestimmten Zielkultur befriedigen, er muss den Anforderungen der zielorientierten, funktionalistischen Translationstheorie gerecht werden (vgl. Fišer 2009: 128) •Kreativität des Übersetzers • Übersetzungstheorien •Skopostheorie: •Der Begriff Skopos stammt aus dem Griechischen und kann mit Zweck, bzw. Ziel übersetzt werden. In dieser Theorie wird Translation als eine Sondersorte von Kommunikation beschrieben und wird von einem Zweck bestimmt. •Die wesentlichen Komponenten: •Zielorientierung •AdressatInnenorientierung •Kulturorientierung („translation turn“) Literarische Übersetzung •Literarische Texte – funktionelle Adäquatheit des literarischen Zieltextes (vgl. Fišer 2009: 85) •Kompetenzen der Übersetzer literarischer Texte: •Sprachwissen (beide Sprachen: AS – ZS, Stil-und Textkompetenz: Genre, Komposition, Textkohärenz, Stilverfahren: Erzählen, Beschreiben, Schildern, Erklären…) •Weltwissen/Kulturwissen •Sachwissen … (vgl. Kußmaul 2010: 114) • Fachliteratur •LEVÝ, Jiří: Umění překladu. Praha: Československý spisovatel, 1963 •VILIKOVSKÝ, Ján a Emil CHAROUS. Překlad jako tvorba. Vyd. 1. Praha: Ivo Železný, 2002 •FIŠER, Zbyněk. Překlad jako kreativní proces: teorie a praxe funkcionalistického překládání. Vyd. 1. Brno: Host, 2009 •KOLLER, Werner. Einführung in die Übersetzungswissenschaft. 2004, 2011 •KADRIĆ, Mira, Klaus KAINDL a Michèle KAISER-COOKE. Translatorische • Methodik. 4. überarbeitete Auflage, Wien 2010 •KUßMAUL, Paul. Verstehen und Übersetzen: ein Lehr-und Arbeitsbuch. 2., aktualisierte Aufl. Tübingen: Narr, 2010 • • • • • • • Beispiel 1: Herta Müller •Herta Müller: Herztier (Roman), 5. Auflage 2009 •Herta Müller: Srdce bestie, přeložila Radka Denemarková, Praha 2011 •Individualstil von Herta Müller: •originell, kreativ •metaphorisch, „magisch“ •originelle komplizierte Metaphern und Symbole •Wortverbindungen und Wortbildungskonstruktionen • • • Herztier •Kompositum •Determinativ- oder Kopulativkompositum? •Kopulativ: Herz-Tier (Hemdbluse, schwarz-weiß…) •Übersetzung: Srdce – bestie (Bestie srdce) •„Herta Müller ve svém Srdci bestii…“ • „Atemschaukel“ – „Rozhoupaný dech“ •„Es gibt Wörter, die machen mit mir, was sie wollen.“ Die Schriftstellerin Herta Müller. •Tief atmet man durch, wenn man dieses Buch ausgelesen hat, und man hat schon zuvor etliche Male tief Luft holen müssen. "Atemschaukel" ist Herta Müllers großer, berührender Roman über ein sowjetisches Arbeitslager. •„Atemschaukel“ ist ein Lager-Buch. Rumänien, dessen König unter dem Druck der Sowjets im August 1944 den faschistischen Diktator Jon Antonescu abgesetzt und dem bis dahin mit Rumänien verbündeten Deutschland den Krieg erklärt hatte, wurde Anfang 1945 von den Russen gezwungen, sämtliche rumänischen Deutschen zwischen 17 und 45 Jahren, Männer wie Frauen, zur Zwangsarbeit in ukrainischen Lagern auszuliefern. „Atemschaukel“ – „Rozhoupaný dech“ •Es waren brutale Reparationsleistungen in Menschenform zum Wiederaufbau in der kriegszerstörten Ukraine. Diese politischen Hintergründe spielen in diesem Buch jedoch kaum eine Rolle, es gibt die Herren des Lagers, die Russen, und es gibt die Arbeitssklaven, zu denen der Erzähler dieses Buches gehört. Leo Auberg wird er genannt, ein Siebzehnjähriger, der schon seit einer Weile davon träumt, seiner Lebensenge zu entkommen und Neues, Fremdes, Anderes zu erfahren, was ihm dann ja auch auf grässliche Weise ermöglicht wird. • „Atemschaukel“ – „Rozhoupaný dech“ •Freundlicherweise wissen auch wir das von Anfang an, denn es ist Leo selbst, der die Geschichte erzählt. Es ist seine Geschichte, aber es ist auch die Geschichte all derer, die mit ihm dort waren und die nicht alle zurückkehren, ja es ist auch die Geschichte aller, die in vergleichbaren Höllen waren. Dort wird gegen jedes Individuelle das immer gleiche Schicksal verhängt, und das macht fast vergessen, dass das Elend, das Leiden selbst immer den Einzelnen trifft, diese Gewissheit bleibt. (Es gibt in diesem Buch keine Fragezeichen.) Und so hat Herta Müller dieses Buch auch geschrieben: als die Geschichte eines Einzelnen und die aller Geschundenen zugleich. Dafür steht ihr eine Sprache zur Verfügung, die außerordentlich ist, ein Ton von großer erzwungener Nüchternheit, als müsse immer wieder zwischen zwei Sätzen ein Schreien unterdrückt werden. Zugleich verfügt sie über eine poetische Erfindungskraft, die den Schrecken und das Schreckliche in Bilder fassen kann, die selbst dem Elend seine Würde lassen. •Denn furchtbarerweise ist es ja auch banal, wenn einer Hunger hat. Oder Angst. Oder friert. Oder sich anscheißt. Von der „Hautundknochenzeit“ ist da die Rede, vom „Hungerengel“, von der „Atemschaukel“, das sagt alles. „Der Unterleib war ausgefroren, die Beine schoben sich totkalt in die Därme.“ Oder: „Ich wollte langsam essen, weil ich länger was von der Suppe haben wollte. Aber mein Hunger saß wie ein Hund vor dem Teller und fraß.“ • „Atemschaukel“ – „Rozhoupaný dech“ •Komposition im Dt. – Wortgruppe im Tsch. (Adj.+Subst., nachgestelltes subst. Atributt): •Kapitel 1: Vom Kofferpacken •Kapitola 1: O balení kufru •Metaphorik: •„Ich habe mich so tief und so lang ins Schweigen gepackt, ich kann mich in Worten nie auspacken.“ (S. 9) •„Zabalil jsem sám sebe do hlubokého, táhlého mlčení, slovy se nikdy nevybalím.“ (S. 9) „Atemschaukel“ – „Rozhoupaný dech“ •„Dieser Schrecken, der Himmel fiel ins Gras.“ (S. 14) •„To strašlivé zděšení, nebe padlo do trávy.“ (S. 13) – expressiv, Metaphorik: „unten“ •ICH WEISS DU KOMMST WIEDER wurde zum Komplizen der Herzschaufel und zum Kontrahenten des Hungerengels.“ (S. 14) •„Věta VÍM ŽE SE VRÁTÍŠ byla komplicem lopaty srdcovky a protivníkem anděla hladu.“ (S. 13 – 14) – Kopmosita - Wortgruppen „Atemschaukel“ – „Rozhoupaný dech“ •Expressive Ausdrücke: •„Wie hinter mir der Advokat Paul Gast beim Drücken stöhnte, wie seiner Frau Heidrun Gast das Gedärm vom Durchfall quakte.“ (S. 21) •„Jak za mnou sténal advokát Paul Gast, sténal a tlačil, jak jeho ženě Heidrun Gastové zaskřehotala střeva průjmem.“(S. 19) •Kommentar: •Der Ausdruck „quaken“ kennen wir in der Verbindung, dass ein Frosch quakt. Die Übersetzerin wählte ein interessantes Äquivalent dazu, aber die Bedeutung des Verbs „zaskřehotala“ ist ein bisschen anders. Der bessere Ausdruck wäre z. B. „zakručela“. • •„Als das Fahren schon Gewohnheit war, fingen da und dort • Schmuseversuche an.“ (S. 17) •„Když jsme jízdě uvykli, objevily se tu a tam pokusy o cicmání.“ (S. 16) • „Atemschaukel“ – „Rozhoupaný dech“ •Schwierigkeiten: „eine harte Nuss“ •„Schreiben wir doch RUTH, so heißt niemand, den wir kennen. Ich schreibe RUHT.“ (S. 16) •„Napíšeme třeba KLAUDIE, tak se nejmenuje nikdo, koho známe. Já napíšu KLID.“ (S. 15) •Alliteration •„Meldekraut“ (S. 23) •„Lebeda lesklá bonzatá“ (S. 21) •Neologismus • Beispiel 2: Ingo Schulze: Adam und Evelyn •Übersetzung: Tomáš Dimter (geb. 1974) •Dialoge •„moderne“ Sprache, Alltagssprache, Jugendsprache •Stilschichten: umg., salopp, vulgär •Stilfärbungen •umg. Idiomatik, kommunikative Formeln/Floskeln u.a. Phraseme • Beispiele: •1. „Wenn sie mir schon im August Urlaub geben, muss ich den nehmen. - Die spinnt wohl. Wir fahren, wann wir wollen.“ (Seite 13) •„Jestli mi dají dovolenou v srpnu, musím si ji vzít. - To se snad pomátla, ne? • Pojedeme, až se nám bude chtít.“ (Seite 11) •Kommentar: Das deutsche Verb „spinnen“ hat Dimter als „pomátnout se“ übersetzt. Man kann es noch mit anderen Wörtern übersetzen, zum Beispiel: zbláznit se, zhloupnout. Der Ausdruck ist übertrieben, hyperbolisch. Im deutschen Originalsatz handelt es sich um eine Konstatierung. In der tschechischen Übersetzung hat der Übersetzter den Satz als eine rhetorische Frage geäußert. Esgelang ihm diesen Ausdruck ins Tschechische gut zu übersetzen. •2. „Dann ist der August so gut wie rum.“ (Seite 14) •„Jenže to už bude srpen stejně v háji.“ (Seite 12) •Kommentar: Der Ausdruck ist umgangssprachlich. Der tschechische Satz benutzt • zur Äußerung den Phraseologismus – „být v háji.“ In diesem Fall bedeutet der Satz, • dass August zu Ende ist. Das Phrasem hat auch mehrere Bedeutungen. Man benutzt es • auch, wenn etwas schlecht endet, wenn etwas anders gelingt, als man erwartet • oder will. Auch in diesem Beispiel gelang es den Ausdruck sehr geschickt und gut zu • übersetzen. Beispiele •3. „Die haben alle keine Ahnung von Schuhen, die kommen immer mit solchen • Tretern, das verschandelt alles, für ne halbe Minute …“ (Seite 15) •„Ty ženský nemají o botách ani páru, přijdou si vždycky v nějakejch škrpálech a •všechno tím zkazí, a kvůli půl minutě …“ (Seite 12) •Phrasem: keine Ahnung von etwas haben – nemít o něčem ani páru •Treter - škrpály •Kommentar: Das deutsche Phrasem „keine Ahnung von etwas haben“ hat der •Übersetzer ins Teschechische als „nemít o něčem ani páru“ übersetzt. Es handelt sich •um ein Idiom, das umgangssprachlich-salopp ist. Man kann es auch als „nemít o •něčem ponětí“ übersetzen. Die Bedeutung ist: inkompetent sein, etwas nicht wissen, •nichts verstehen. •Unter dem Ausdruck „Treter“ versteht man die Schuhe zu rennen. Das tschechische •Äquivalent „škrpály“ bezeichnet alte, unmoderne Schuhe. Beide Ausdrücke äußern •Schuhe, die nicht zum Kleid passen. Dieser Ausdruck ist umgangssprachlich-salopp, •expressiv, er wird in der Alltagskommunikation verwendet. Die Übersetzung ist •treffend. Beispiele • •4. •Sobald unser Schlitten da ist, geht´s los. (Seite 15) •Jen co dostaneme náš bourák, vyrazíme. (Seite 13) • •5. •„Schweineteuer das Zeug, sogar im Westen, aber das spürst du gar nicht auf der Haut, so fein ist das.“ (Seite 16) •„To muselo stát balík i na Západě, ale na kůži to vůbec necítíš, tak je to jemný.“ (Seite 13) Beispiele •6. „Willst du Birne oder Apfel?“ … „Ist doch egal.“ (Seite 16) •„Chceš hrušky, nebo jablka?“ … „To je fuk.“ (Seite 14) •7. Sie will einfach nur mal ne schicke Klamotte. (Seite 18) •Jen chce občas pěkný hadry. (Seite 15) •8. „Ich müsste dir jedes Mal einen Strauß Rosen schenken!“ (Seite 21) •„Měla bych Ti pokaždé dát pugét růží!“ •9.„Was soll der Quatsch?“, sagte Adam. (Seite 22) •„Co to máš za řeči?“, řekl Adam. (Seite 18) •10. „Kannst du den Stinkestumpen nicht mal wegtun. Du kriegst noch Lungenkrebs.“ (Seite 20) •„Nemohl bys tu smradlavou věc aspoň jednou odložit?! Ještě dostaneš rakovinu • plic.“ (Seite 17) •11. „Ich versuche hier nur wegzukommen, bevor der große Hammer fällt.“ (Seite 29) •„Jen se snažím odsud odejít, než mi to docvakne.“ (Seite 24) Beispiele •12. „Macht dich üppiges Fleisch an?“ (Seite 29) •„Přitahujou Tě bujný tvary?“ (Seite 24) •13. „Ich hatte immer gehofft, dass ich davon nichts mitkriegen muss, dass ich nicht •gezwungen werde, ernsthaft darüber nachzudenken, wie das bei euch abläuft, wenn •deine Geschöpfe Seidenblusen auf nackter Haut tragen oder diese monströsen •Dekolletés, die Ärsche, die du ihnen besser verkleinerst als jeder Chirurg …“ (Seite 30) •„Vždycky jsem doufala, že se o tom nikdy nedozvím, že nikdy nebudu nucena vážně •přemýšlet o tom, jak to s váma je, když tvoje ženské výtvory nosí hedvábné halenky na •holém těle nebo ty obrovské výstřihy, prdele jim umíš zmenšovat líp než kterýkoli •chirurg.“ (Seite 24) •14. So wie der dich angebaggert hat, du hast selbst gesagt ... (Seite 31) •To je ten, co Tě balil, že jo, sama jsi to říkala … (Seite 26) •15. Grün und blau ist Kasper seine Frau. (Seite 32) •Zelená modrá, pro blázna dobrá. (Seite 26) Beispiele •16. „Sie hat verlangt, dass ich bis zum Schichtende arbeite und morgen auch noch, da hab ich gekündigt, aus und Schluss.“ (Seite 31) •„Ona chtěla, abych dělala do konce směny a ještě zítra, tak jsem dala výpověd, hotovo, šlus.“ (Seite 26) •17. Doch die Vorstellung, irgendwann wieder aufstehen zu müssen, hielt ihn auf den Beinen. (Seite 33) •Jenže představa, že stejně zase bude muset někdy vstát, ho udržela na nohou. •18. Na, ist das Leben noch frisch? (Seite 34) •Tak jak, všechno klape? (Seite 29) •19. Evelyn stieß einen hohen Laut aus. „Das geht dich einen Dreck an! (Seite 46) •„Do toho ti je kulový!“ vyjela na něj Evelyn. (Seite 38) •20. „Wie man´s macht, macht man´s verkehr“ sagte Adam, setzte sich Evelyns •Hut auf, griff nach Evelyns Sporttasche, die federleicht war, und verstaute sie •hinter dem Fahrersitz. (Seite 54) •„Děj se vůle boží,“ řekl Adam, posadil si Evelynin slamák na hlavu, hmátl po její •sportovní tašce, která byla lehounká jako pírko, a nacpal ji za sedadlo řidiče. •(Seite45) Beispiele •21. „Ich hab ein Kostüm entworfen. Und bei der Hitze … Evi ist völlig durchgedreht.“ (Seite 54) •„Navrhoval jsem kostým. A v tom vedru … Evelyn úplně přeskočilo.“ (Seite 45) •22. Adam zuckte mit den Schultern. „Nicht dran denken. Die sind wie Tiere. Die •riechen deine Angst, für Angst haben die nen echten Riecher.“ „Scharfe •Hunde, was?“, fragte Michael. (Seite 54) •Adam pokrčil rameny. „Na to se nesmí myslet. Oni jsou jako zvířata. Cítí tvůj •strach, na strach mají fakt čuch.“ „Ostrý psi, že jo?“, zeptal se Michael. (Seite 45) •23. „Aus der Deutschen Demokratischen Republik. Sie haben Michael rausgefischt.“ „Schweine, Schweine, Schweine!“ rief Simone. (Seite 59) •„Přijel jsem z Německé demokratické republiky. Michaela vyhmátli.“ „Svině, svině, •svině!“ křičela Simona. (Seite 49) •24. „Haben sie dich auf uns gehetzt, Adam?!“ Simone trat zwischen ihn und Evelyn. •„Ist das dein Auftrag?“ (Seite 60) •„Nasadili Tě na nás, Adame?!“ Simona se postavila mezi něho a Evelyn. „Dostal •jsi úkol?“ (Seite 50) Beispiele •25. „Ich auch“, sagte Katja und beugte sich zu ihm hinüber, um in den Rückspiegel zu sehen. „Oh Gott, gespenstisch!“ (Seite 71) •„Já taky“, řekla Káťa a naklonila se k němu, aby se prohlédla ve zpětném zrcátku. •„Proboha, jak strašidlo!“ (Seite 59) •26. „Wollen wir nicht du sagen?“ „Von mir aus.“ (Seite 74) •„Nebudeme si tykat?“ „Pro mě za mě“ (Seite 61) •27. „Geile Karre“, sagte jemand hinter ihm. (Seite 74) •„Parádní kára,“ řekl někdo za ním. (Seite 62) •28. „Du willst abhauen“, sagte er. (Seite 75) •„Chceš se zdekovat,“ řekl. (Seite 62) •29. „Egal. Ich verstehe ja, dass du mir das nicht gleich auf die Nase binden •wolltest. Aber was sind das für Typen? Was hast du denen erzählt?“ (Seite 75) •„Mně je to fuk. Já chápu, že mi to nechceš hnedka všechno vyslepičit. Ale co •jsou zač ti chlápci? Cos jim navykládala?“ (Seite 63) •30. „Was glaubst du, warum die alle hier sind? Die haben nur Schiss vor der Donau.“ •(Seite 77) •„Co si myslíš, proč jsou všichni tady? Jsou podělaný z Dunaje.“ (Seite 64) 3. Elfriede Jelinek • •Leben und Werk: • •In ihren Werken untersucht Elfriede Jelinek, wie die vorherrschende kapitalistische Lebensauffassung das Verhalten prägt. Sie setzt sich für die unterprivilegierten Schichten ein und versucht, das Bewusstsein der Benachteiligten zu verändern, ihnen die Augen zu öffnen für die Manipulation, der sie ausgesetzt sind. Die Unterdrückung der Frau betrachtet sie als Teil dieses größeren Zusammenhangs. Ihre provokante Kritik macht sie vor allem am Beispiel der österreichischen Gesellschaft fest und verbot aus Protest gegen die politischen Verhältnisse sogar einige Zeit die Aufführung ihrer Stücke in Österreich. • •Elfriede Jelinek ist virtuos, so virtuos, dass die schwedische Akademie bei ihr zurecht den "musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen" lobt. Sie beherrscht die Sprache in all ihren Registern, sie kann tückisch und grob, zart und feierlich zugleich sein [...] Aber virtuos kann man auch mit Ressentiments umgeben, mit unbegründeten Vorwürfen und verfehlten Urteilen. Zur Musikalität von Elfriede Jelinek gehört der freihändige Umgang mit der Nervensäge, dem Nebelhorn und der Matschpauke. Zusammen bilden sie ein kakophones Meisterorchester [...] (Thomas Steinfeld über Elfriede Jelineks Prosa, Süddeutsche Zeitung, 8. Oktober 2004) Elfriede Jelinek •Die Sprachflächenstücke der Jelinek, in denen mit zuweilen harten Schnitten Fragmente aneinander montiert werden, sind gebaut wie Musikstücke. Sie sind Kompositionen ohne Musik, aber mit Dissonanzen, mit Harmonien, mit Leitmotiven und strahlenden Akkorden. Es gibt neben dem Solo das Duett und den Chor [...] Die Collage als bewusst geformtes literarisches Konstrukt [...] Wenn Elfriede Jelinek nicht zuerst eine Figur erfindet, der sie dann beim Schreiben Gedanken, Gefühle, Vorurteile, Kämpferattitüden zuordnet, sondern genau gegensätzlich arbeitet, also über die Sprache eine Figur schafft, dann ist die Jelinek groß. Dann gelingt es ihr, ihren Zorn, ihren Ekel, ihre Kritik in eine musikalische Sprachform zu bringen [...] das Sprechen sucht [dann] eine Hülle [...] (C. Bernd Sucher, a. a. O.) • Elfriede Jelinek •Divadelní hry: •Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützender Gesellschaften (Co se stalo poté, co Nora opustila manžela aneb Opory společností) 1977 •Clara S. Eine musikalische Tragödie (Klára S. Hudební tregédie) 1981 • Burghteater 1985 (premiéra v Bonnu) •Krankheit oder Moderne Frauen (Nemoc aneb Moderní ženy) 1987 •Wolken. Heim (Domov. Oblaka) 1988 •Totenauberg 1992 •Raststätte oder Sie machens alle (Motorest aneb Dělají to všichni) 1994 •Stecken, Staub und Stangl (Berla, hůl a tyčka) 1996 •Ein Sportstück (Sportovní hra) 1998 •Eine kleine Trilogie des Todes (Malá trilogie smrti) 2000 • Elfriede Jelinek •Prosa: •bukolit. ein hörroman (bukolit. Román k poslechu) 1968 •wir sind lockwögel, baby! (jsme volavky, baby!) 1970 •Michael: Ein Jugendbuch für die Infantilgesellschaft (Michael: Mládežnická kniha pro infantilní společnost 1972 •Die Liebhaberinnen (Milovnice) 1975 •Die Ausgesperrten (Vyvrhelové) 1980, přel. Jitka Jílková, Mladá fronta 2010 •Die Klavierspielerin (Pianistka) 1983 •Lust (Slast) 1989 •Oh wildnis, oh Schutz vor ihr (Ó divočino, ó ochrano před ní) 1985 •Kinder, der Toten (Děti mrtvých) 1995 •Gier (Lačnost) 2000 • Elfriede Jelinek •Ožehavá témata v dílech Elfriede Jelinekové[editovat | editovat zdroj] •Zlom v její literární kariéře přišel roku 1975 s románem Die Liebhaberinnen, marxisticko-feministickou karikaturou vlasteneckých románů, kterou se uzavřela raná tvorba Elfriede. Hrdinkami románu jsou měšťácká Brigitta a vesnická Pavla. Obě se chtějí vdát a mít děti, mít hezký domov, na což potřebují muže. Brigittě se povede získat si Heinze, snaží se otěhotnět, aby ho polapila. Stane se paničkou. Pavla otěhotní a snaží se ulovit Ericha, otce svého dítěte. Nakonec se jí to povede, ale skončí špatně. Erich pije, Paula vydělává na rodinný rozpočet prostitucí, odeberou jí děti, přijde o manžela. Nakonec skončí v továrně na šití podprsenek - tam, kde začínala Brigitta. Tento román je kritikou ženského způsobu myšlení, které sleduje jen svoje ekonomické zájmy (mít dům, muže a děti). •V roce 1983 vyvolala Jelineková uvedením hry Burgtheater doslova skandál. Drama se zabývá neochotou vypořádat se s nacistickou minulostí v Rakousku. •Ve stejném roce vychází její nejvíce autobiografický román Pianistka (Die Klavierspielerin), který byl v roce 2001 zfilmován. Elfriede se v něm vyrovnává se svojí minulostí, závislosti na matce. Její neschopnost citu vede k voyerismu, patologickým činům. Hlavní hrdinkou románu je přibližně čtyřicetiletá profesorka klavíru na konzervatoři, Erika Kohutová. Její otec zemřel v psychiatrické léčebně, mimo jiné i tato rodinná historie vede k tomu, že Erika stále žije osaměle se svou autoritářskou a hádavou matkou, na které je i přes jejich ambivalentní vztah závislá. Přes den vystupuje jako přísná profesorka, večer se však oddává svým perversním touhám jako návštěvy pornokina, sleduje soulože párů skrytá v anonymitě autokina, řeže se žiletkou na genitáliích atd. Do jejího života však vstoupí mladý student Klemmer, který se z počátku marně pokouší navázat s Erikou vztah. Ačkoli se Erika brání citovému sblížení, postupně k němu dochází a po jejich prvním intimním kontaktu (na školních záchodech, kde Klemmera Erika ponižuje) se Klemmerovi vyznává ze své touhy být ponížena, zbita a znásilněna. Klemmer je zděšen, brání se a od Eriky se odvrací, považuje ji za nemocnou, zvrácenou. Vztah mezi nimi vyvrcholí, když Eriku jedné noci u ní doma agresivně napadne, potupí ji ("Nevystavuj to svý nevábný tělo…") a následně znásilní. Román Pianistka je kritikou civilizovaného průměrného měšťáckého života, ve kterém je žena svázána svým okolím a představou o úspěšném životě, což výsledně deformuje prožívání lásky, sexu, obecně mezilidských vztahů. • Elfriede Jelinek •Po jeho vydání v Rakousku byl některými kritiky označen za pornografii. Elfriede k tomu v rozhovoru na Festivalu spisovatelů Praha 2009 uvedla: " Tento román je všechno, jen ne pornografický. Pornografie sugeruje touhu všude a v každé chvíli. Román dokazuje, že to neexistuje, že se jedná o pojatý manévr, tak aby ženy zůstaly k dispozici, neboť jsou především ony předmětem pornografie, a muži se na ně dívají a svým pohledem můžou proniknout do jejich těl. Jsem zvyklá, že jsem špatně pochopena. A pak mě viní za to, že mým způsobem psaním jen zkouším analyzovat. To co říkám má určité sdělení. Ale toto sdělení nikoho nezajímá." •I v dalších dílech se objevuje sveřepý a ostrý boj proti klišé, která produkuje zábavní průmysl a která prosakují do lidského vědomí, staví se proti nespravedlnosti, podmaňování a utiskování žen. Takovým výjimečným dílem je i kontroverzní bestseller Lust (Lačnost), ve kterém se Jelineková vypořádává s feministickou debatou o pornografii v osmdesátých letech. Tento román byl pokusem Jelinekové napsat ženskou pornografii, jehož výsledkem je anti-porno. Snažila se najít ženský jazyk pro obscenitu, což se ve výsledku příliš nezdařilo. Nejen kvůli tomu, že manželský sex zde byl popsán jako nejodpornější pod sluncem, což odradilo dost čtenářů a čtenářek. •Jelineková se ve svých dílech zabývá postavením žen ve společnosti, ženskou sexualitou, zvrácenou sexualitou, nerovnoprávným vztahem muže a ženy, ale třeba i problémy politickými, např. neschopností Rakouska přiznat vlastní minulost (např. díla Burgtheater a Das Lebewohl). V 80. letech, konkrétně v r. 86 otevřeně vystoupila proti prezidentovi Kurtovi Waldheimovi, (kvůli jeho klérofašistickým postojům), který měl zahajovat “štýrský podzim”. Napsala protestní dopis a v r. 1987 stála u zrodu iniciativy umělců, kteří požadovali odstoupení prezidenta. • Gier (Lačnost) 2000 překlad Jitka Jílková •Kontrastive Analyse: DA Bc. Kateřina Čermáková •Phraseologismen/Idiome, Vergleiche und Metaphern bzw. andere Stilfguren •1. D: Alles was recht ist, aber manchen ist es nicht gegeben, Lustigwandler zu sein, obwohl die Schneeglöckchen, jawohl, wir haben derzeit Frühling und freuen uns darüber, ihre kleinen Baggerkrallen dem Boden entgegenstrecken, als wollten sie den Boden aufnehmen, statt daß es ihnen früher oder später unter einer Schuhsohle so ergeht. (S. 13) - Metapher •Tsch: Každému, co jeho jest, ale někomu není prostě dáno umět ihned přepnout do vesela, i když sněženky, no ano, teď máme jaro a velice nás to těší, vztahují své maličké hrabavé pařátky vstříc půdě, jako by ji chtěla vstřebat, místo aby se jim totéž dřív nebo později přihodilo pod nějakou podrážkou. (S. 19) Gier (Lačnost) •2. Idiome: •D: Sein Sohn ist jetzt schon so eifrig am Raffen wie der Vater, und er ginge über Leichen, wenn die Leute nicht vorher freiwillig sterben würden, manchmal allerdings recht spät. (S. 21) •Tsch: Jeho syn už teď hrabe se stejnou vervou jako otec a šel by přes mrtvoly, kdyby lidi dobrovolně neumírali předem, ačkoli někdy dost pozdě. (S. 24) Gier (Lačnost) •3. •D: Und auch Sohn Ernst, der Kronprinz, hat der Bank, die körperlich ohnehin zu Üppigkeit neigt, weil sie so gern die Verzugszinsen von fremden Christbäumen, die, trügerisch, nur eine Woche brannten, abräumt und sie dann frisst, etwas zum Nachtrinken dazu gebracht: Die Bank kann es schlucken oder auch nicht. (S. 28) •Tsch: A také syn Ernst, korunní princ, donesl bance, která má tak jako tak tělesné sklony k rozmařilosti a bujným tvarům, protože tak ráda sklízí a požírá úroky z prodlení za cizí vánoční stromky, které šalebně svítily jen jediný týden, něco k zapití: Banka ať to spolkne nebo taky ne. (S. 29) Gier (Lačnost) •Kommentar: Hier handelt sich um die okkasionelle Metapher. Ich finde die Übersetzung der Autorin ausgezeichnet. Der deutsche Ausdruck weist starke Expressivität auf und die Autorin hat den Sinn behalten. Das ganze Prozess wurde treffend beschrieben: „Ernst bringt das Geld, aber nicht eine große Menge = Nachtrinken“, „die Bank frisst die Verzugszinsen = die Bank fordert kompromisslos von den Menschen das Geld für die Verzugszinsen“, „fremde Christbäume, die, trügerisch, nur eine Woche brannten = viele Menschen haben sich einen Kredit für die Weihnachtsgeschenke genommen“. Gier (Lačnost) •4. •D: Diese beiden Männer, Vater und Sohn Janisch, insgesamt eigentlich den besten Eindruck machend, da kann ich nichts sagen, einer als Gendarm, der andre als Dompteur von Telefonleitungen, zu denen man an die Spitze hoher Maste emporspechten muß, haben eine schöne Lebensmethode gefunden, damit sich ihnen das Eigentum seufzend zu Füßen legt wie ein müder Hund. (S. 33) •Tsch: Oba tito mužové, otec a syn Janischovi, kteří dohromady vlastně působí tím nejlepším dojmem, o tom není sporu, jeden jako četník, druhý jako krotitel telefonních vedení, k nimž se musíte vyšplhat až na špici vysokého sloupu jako datel, vynašli krásnou životní metodu, aby se jim vlastnictví s povzdechem pokládalo k nohám jako unavený pes. (S. 33) Gier (Lačnost) •5. •D: Zärtlich wie ein Hypnotiseur muß man den Frauen die Hand in den Nacken oder auf den Hals legen, schon werfen sie die Köpfe zurück wie Pferde, blecken das Gebiß und werden so feucht, dass ihnen die Gischt aus allen Löchern sprüht. (S. 70) 62 •Tsch: Něžně jako hypnotizér musíte těm ženám položit ruku do týla nebo na krk, a už zaklánějí hlavu jako koně, cení chrupy a vlhnou tak, že jim pěna prýští všemi otvory. (S. 59) Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaften (Co se stalo poté, co Nora opustila manžela aneb Opory společností) 1977 •Übersetzung von Jitka Jílková •Anspielung auf Henrik Ibsen •1) •dt. „Ich wollte, ich könnte wenigstens die Arbeit für meine Kinder endlich beenden!“ (S. 10) •tsch. „Já bych chtěla, abych aspoň tu práci pro děti měla konečně z krku.“ (S. 11) •2) • dt. „Wir Frauen sind zur Erwerbsarbeit gezwungen, wir dürfen kein Kindchen hegen und pflegen.“ (S. 11) •tsch. „My ženy jsme nuceny být výdělečně činné a nemůžeme si chovat a hýčkat děťátka.“ (S. 12) 4. Judith Hermann •junge Schriftstellerinnen-Generation - „schreibende Fräulein“ – 90er Jahre des 20. Jhs. bis heute •„Fräuleinwunder-Literatur“ (Juli Zeh, Julia Frank, Felicitas Hoppe, Jenny Erpenbeck) •lakonischer, distanzierter, einfacher Stil •minimalistisch-melancholisch •ohne „kräftige“ Metaphern (im Gegensatz zu E. Jelinek), dennoch wirksam Judith Hermann •geb. 1970 in Berlin •Studium der Germanistik und Philosophie •Praktikum in New York als Journalistin •Werke: „Sommerhaus, später“ 1998 •„Nichts als Gespenster“ 2003 •Erzählungen und Kurzgeschichten •handlugsarm, z.B. Wohin des Weges • Judith Hermann • Judith Hermann »Aller Liebe Anfang« Judith Hermann »Alice« Judith Hermann »Lettipark« Judith Hermann •„Die Geschichten des neuen Buches (Nichts als Gespenster) sind so •traumverloren •traurig •liebesuchend •abschiednehmend •weiterfragend •zweifelnd •verzweifelt •glücklich neubeginnend, schön wie damals, wie heute (…) •Widerstehen kann man nicht. •Volker Weidermann: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung • • • • • 5. Juli Zeh •geb. 1974 in Bonn •Jurastudium in Passau und Leipzig •Längere Aufenthalte in New York und Krakau •Romane: Adler und Engel (2001) – Welterfolg •„Spieltrieb“, „Corpus Delicti“, „Schilf“ •„Nullzeit“ – „Pod vodou“ (Jana Zoubková) •Psychothriller Nullzeit •Figurenkonstellation: •Sven: Hauptfigur, Ich-Erzähler •(Antje): seine Partnerin •Jola: Schauspielerin – Tagebuch •Theo: Schrifsteller •Erzählweise: •Ich-Erzähler: Erzählen, Naturschilderungen, Charakterisierungen von Personen, Fachwortschatz-Fachjargon (Tauchsport)? •Szenische Darstellungen: Dialoge der handelnden Personen •Tagebucheintragungen von Jola • Nullzeit – Pod vodou •„Im Auto fragte ich, was Nullzeit sei. Jola antwortete, Nullzeit sei die Anzahl von Minuten, die man unter Wasser verbringen dürfe. Theo ergänzte, es habe etwas mit Stickstoff zu tun.“ (S. 42) •„V autě jsem se jich zeptal, co to je čas bez dekomprese. Jola odpověděla, že je to počet minut, které se můžou strávit pod vodou. Theo doplnil, že to nějak souvisí s dusíkem.“ (s. 41) Jaroslav Rudiš • •Jaroslav Rudiš ist ein tschechischer Schriftsteller, Dramatiker und Drehbuchautor, der am 8. Juni 1972 in Turnov geboren ist. Er ist aber in der Stadt Lomnice nad Popelkou aufgewachsen. •In Turnov besuchte er das Gymnasium, danach studierte er Germanistik, Geschichte und Journalistik an der Pädagogischen Fakultät der Technischen Universität in Liberec. Er studierte aber auch in Prag, Zürich und Berlin, wo er zwischen 2001 und 2002 als ein Journalist-Stipendiant an der Freien Universität tätig war. •Trotz seiner Studienrichtungen arbeitete er in seinem Leben in verschiedensten Arbeitsbereichen – z. B. als Bäcker in den Alpen, Hotelportier, DJ und Tonmeister in einem Rockclub, Lehrer, Manager einer Punkband, Vertreter einer tschechischen Brauerei in Deutschland, Maurer, Verkäufer in einem Milchgeschäft, Kulturredakteur der tschechische Tageszeitung Právo usw. •Er ist in den Musikgruppen U-Bahn, Jaromír & The Bombers und Kafka-Band tätig. Mit dem Dichter Igor Malijevský organisiert er regelmäßige Veranstaltungen im Prager Theater Archa - Literaturkabarett EKG. •Zurzeit lebt und arbeitet Rudiš in Deutschland und Tschechien (Berlin, Prag, Brünn und Leipzig) • Jaroslav Rudiš - Werk •Nebe pod Berlínem (Labyrint, 2002) •Grandhotel (Labyrint, 2006) •Deutsche Übersetzung von Eva Profousová: Grandhotel (Luchterhand Literaturverlag, 2008) •Der zweite Roman erschien 2006 und fast gleichzeitig wurde er auch verfilmt (Regie: David Ondříček). •Die Geschichte spielt sich in dem futuristischen Hotel auf dem Berg Ještěd in der Nähe von Liberec/Reichenberg in Nordböhmen (ehemaliges Sudetenland) ab. Der Hauptprotagonist Fleischmann hat Liberec nie verlassen, seine Eltern emigrierten und ließen ihn allein. Sein größtes Hobby ist Meteorologie, er weiß alles über das Wetter. Er war nie mit einer Frau. Er hat nur einen Cousin, der gleichzeitig auch sein Chef ist – Jégr, der sich mit nostalgischen Schmuckstücken aus der DDR umgibt und nur die Geschichten über Frauen erzählt. Bald stellt Fleischmann fest, dass der einzige Weg aus diesem Ort und auch aus eigenem Leben durch die Wolken führt. • • •Potichu (Labyrint, 2007) •Deutsche Übersetzung von Eva Profousová: Die Stille in Prag (Luchterhand Literaturverlag, 2012) •Ein Roman aus Prag, der von fünf Menschen erzählt. Alle lösen Beziehungsprobleme, Einsamkeit und ihre Lebenswege kreuzen sich in einem Augenblick. Petr ist von seinem Mädchen verlassen worden und arbeitet als Straßenbahnfahrer, immer ist bei ihm seine Hündin namens Malmö. Einmal trifft er die 17-jährige Punkerin Vanda, für die das Wichtigste ihre Musikgruppe „Kill The Barbie“ darstellt. Der Anwalt Wayne hat bis jetzt ein erfolgreiches Leben geführt, aber jetzt hat er Angst um seinen Bruder, der im Irak als Soldat tätig ist. Waynes Freundin Hana ist auch erfolgreich, vor allem in ihrem Berufsleben. Jetzt aber zweifelt sie an ihrer Liebe zu Wayne und will anders leben. Der alte Vladimír hat seine liebe Frau verloren und den Auslöser für alle Übel sieht er im Lärm. Er beginnt also für die Stille zu kämpfen. •Im Jahre 2007 wurde der Roman auch als Audiobuch herausgegeben, es liest Richard Krajčo. • •Konec punku v Helsinkách (Labyrint, 2010) - Vom Ende des Punks in Helsinki •Der Roman spielt sich in einer ostdeutschen Großstadt ab und erzählt „über die letzte Punkgeneration und darüber, was daraus nach 20 Jahren übriggeblieben ist, über Beziehungen, über die Welt, die sich so schnell ändert.“ Ole, ein 40-jähriger ehemaliger Punker besitzt eine kleine Bar „Helsinki“, wo sich seine alten Freunde immer noch treffen. Er denkt an seine Lebensmomente zurück - an seine Jugendzeit, an seine Liebe, an seine Beziehungen und an die Augen einer jungen Punkerin, an die er in Pilsen bei einem illegalen Konzert vor der Wende gestoßen ist. Gleichzeitig kehrt der Leser mittels ihres Notizbuchs in diese Zeit zurück. •Der Roman wurde ins Finnische, Französische, Polnische und Ukrainische übersetzt. Die deutsche Übersetzung sollte im Jahre 2014 in die Buchläden kommen. •http://jaroslavrudis.wordpress.com/60-2/ 17.10.2013 • •Erzählungen/Novellen: •Alois Nebel: Bílý potok, Hlavní nádraží, Zlaté hory (Labyrint, 2003-2005, Gesamtausgabe 2006) •Deutsche Übersetzung von Eva Profousová: Weißbach (2003), Hauptbahnhof (2004), Zuckmantel (2005) – Gesamtausgabe Voland & Quist, 2012) •Es geht um eine Graphic Novel-Trilogie, die Rudiš gemeinsam mit dem Zeichner Jaromír 99 (Jaromír Švejdík) geschaffen hat. •Die Hauptfigur heißt Alois Nebel, der als Fahrdienstleiter an einem kleinen Bahnhof in Bílý Potok im Altvatergebirge arbeitet. Der Bahnhof liegt in dem früheren Sudetenland an der tschechoslowakisch-polnischen Grenze. Alois ist ein Einzelgänger, der die Gesellschaft von Menschen nicht mag. Er ist lieber allein, sein einziges Hobby ist Sammeln alter Fahrpläne. Später leidet er an Halluzinationen, in denen er verschiedene düstere Szenen aus der Geschichte Mitteleuropas sieht – z. B. aus dem Zweiten Weltkrieg (Judentransporte), die Vertreibung der Deutschen in 1945, die sowjetische Besatzung. Schließlich endet Alois in einer Nervenheilanstalt, wo er gegen diesen Dämonen der Vergangenheit kämpft. •Die Geschichten wurden im Jahre 2011 vom tschechischen Regisseur Tomáš Luňák verfilmt. Die Weltprämiere fand auf dem Filmfestival in Venedig statt und dadurch wurde Alois Nebel auch in Europa berühmt. Ein Jahr später gewann der Film den Europäischen Filmpreis in der Kategorie Bester Animationsfilm. Die Hauptrolle im Film stellte Miroslav Krobot dar. •Das Buch wurde ins Deutsche, Polnische und Französische übersetzt. • • •Eva Profousová (*1963) studierte Bohemistik, Russistik und Osteuropäische Geschichte in Hamburg und Glasgow. Zwischen den Jahren 1992 und 2002 arbeitete sie als Leiterin des Honorargeneralkonsulats der Tschechischen Republik in Hamburg. Seit 2002 ist sie als Literarturübersetzerin und Publizistin tätig. Sie übersetzte ins Deutsche Bücher von Autoren wie z. B. Jáchym Topol, Radka Denemarková, Michal Viewegh, Petr Zelenka oder Tereza Boučková. Für ihre Übersetzungen erhielt sie Georg Dehio Buchförderpreis (2012) und Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzungen (2010). In Hamburg lebt sie mehr als 30 Jahre. • Die Übersetzungen aus dem Tschechischen •Tereza Boučková •Indianerlauf (Indiánský příběh) – zusammen mit Katrin Liedtke, Rowohlt, 1996 •Radka Denemarková •Ein herrlicher Flecken Erde (Peníze od Hitlera) – DVA, 2009 •Martin Šmaus •Mach mal Feuer, Kleine (Děvčátko, rozdělej ohníček) – DTV, 2011 •Jáchym Topol •Die Schwester (Sestra) – Volk und Welt, 1998 •Nachtarbeit (Noční práce) – zusammen mit Beate Smandek, Suhrkamp, 2003 •Miloš Urban •Die Rache der Baumeister (Sedmikostelí) – Rowohlt, 2001 •Michal Viewegh •Völkerball (Vybíjená) – Deuticke Verlag, 2005 •Der Fall untreue Klára (Případ nevěrné Kláry) – Zsolnay/Deuticke, 2007 •Engel des letzten Tages (Andělé všedního dne) – Carl Hanser Verlag, 2010 • Nebe pod Berlínem •Nebe pod Berlínem (Labyrint, 2002) •Deutsche Übersetzung von Eva Profousová: Der Himmel unter Berlin (Rowohlt Verlag, 2004) •Während des Studienaufenthalts in Berlin entstand sein erster und gleichzeitig auch erfolgreichster Roman Nebe pod Berlínem. In demselben Jahr erhielt er für dieses Buch den Jiří-Orten-Preis, der jedes Jahr jungen Schriftstellern und Dichtern unter 30 Jahre verliehen wird. •Wie schon der Titel andeutet, geht es im Grunde genommen um eine Anspielung. Man kennt den Himmel über Berlin (1987) als Titel des weltberühmten Filmes vom Regisseur Wim Wenders. •Rudiš selbst sagt über das Buch, das es für „lebendige und tote“ bestimmt ist. • • •Der dreißigjährige Lehrer Petr Bém, der gleichzeitig auch der Erzähler ist, ruft dem Schuldirektor, dass er nie wieder in die Arbeit kommt. Er will von Prag nach Berlin fliehen, weil in Prag seine Freundin Žeňa ein Kind erwartet und er hat Angst vor den zu festen Verbindungen zu dem Kind, zu der Freundin, zu seiner Arbeit. Er hat (wahrscheinlich) keine Lust ein „organisiertes“ Leben zu leben. •Petr entscheidet sich nach Berlin zu fliehen vor allem deswegen, weil er zu dieser Stadt seine Erinnerungen aus der Kindheit hat, seine Lieblingsmusikgruppen stammen aus Berlin usw. Er spielt Gitarre in den U-Bahnhaltestellen, wo er einmal auch Pancho Dirk kennen lernt. Petr beginnt mit Pancho Dirk zu wohnen, zu arbeiten und gemeinsam gründen sie auch eine Punkgruppe namens U-BAHN. Gerade das Milieu der Berliner U-Bahn spielt eine wichtige Rolle im ganzen Buch. Der Musik-Gruppe realisiert ihre ersten Konzerte, die ziemlich erfolgreich werden. •In Berlin verliebt sich Petr in Katrin, die ursprünglich Pancho Dirk anbaggern wollte. Der Vater von Katrin arbeitet als U-Bahnfahrer, Petr und Katrin besuchen ihn oft und er mit seinen Kollegen erzählt die Geschichten aus der U-Bahn. Diese Geschichten handeln vor allem über Menschen, die mit dem Sprung unter den Zug mit ihren Leben Schluss machten. Einer von ihnen heißt Bertrám, der auch nach seinem Tod in Berliner U-Bahn lebt. Interessant war, dass Petr ihn manchmal sehen konnte, obwohl Bertrám schon tot war. Einmal sucht Bertrám Petr auf und bittet ihn ein Konzert zu Bertráms Geburtstag in der U-Bahnhaltestelle zu spielen und Petr sagt „ja“ dazu. Das Konzert wird zu einem großen Erfolg, es wird „für lebende und tote“ gespielt. •Katrin erhält ein Stipendium nach Island und Petr ist fast von demselben Dilemma wie in Prag eingeholt – soll er mit Katrin nach Island fahren und dort ein gemeinsames Leben führen? Die Antwort erfährt man vielleicht in einem anderen Buch… • • Textbeispiele: Idiome •Tschechisch: To jsem jednou četl vyryté na záchodě v Bunkru, kam jsme chodili pařit se Žeňou a kde to ze začátku dobře šlapalo. (S. 8) •Deutsch: Das stand auf der Klotür geritzt, im Bunker, wo Žeňa und ich uns die Nächte um die Ohren gehauen haben, als es dort anfangs so super gut lief. (S. 8) •„sich die Nacht um die Ohren hauen / schlagen“ •Bedeutung: (ugs., salopp) die ganze Nacht wach bleiben, z. B. um zu feiern, um zu arbeiten (http://redensarten-index.de/) • Metaphern •Tschechisch: Vyšel z domu a seběhl Příběnickou pod natažené nohy mostů k tunelu, který polyká tramvaje a vypouští oblaka prachu. (S. 8) •Deutsch: Verließ das Haus und rannte unter den ausgestreckten Brückenpfeilern die Příběnická hinunter, bis zum Tunnel, der Straßenbahnen verschlingt und Wolken von Staub ausspuckt. (S. 9) Umgangssprache •Tschechisch: Nejdříve se s ní poznal Pancho Dirk. Byl jsem u toho, jak ji sbalil. Málem mě to stálo život. Byl jsem u toho, když se ji pokoušel dostat do postele. To ho málem stálo čest. Ale Pancho Dirk je z těch, kteří kopačky neberou jako rány osudu. (S. 9) •Deutsch: Pancho Dirk hatte sie als Erster kennen gelernt. Ich war dabei, als er sie anbaggerte. Das hätte mich beinah das Leben gekostet. Und ich war dabei, als er versuchte, sie ins Bett zu kriegen. Das hätte ihn beinah die Ehre gekostet. Aber für Leute wie Pancho Dirk bedeutet ein Laufpass noch lange nicht das Aus. (S. 11) • Realien •Tschechisch: Určitě byli z těch východoněmeckých turistů, co si ke svíčkové omáčce objednávali hranolky, k řízku knedlíky a zelí, číšníky z toho může i dnes chytnout amok, stejně jako chytal amok československé turisty, když na Rujaně museli stát před hospodou dvě hodiny ve frontě, aby dostali řízek s hnědou omáčkou a malé pivo se zeleným sirupem. (S.9) •Deutsch: Bestimmt die Sorte ostdeutsche Touris, die zum Lungenbraten mir der obligaten Sahnesauce Pommes und zum Schnitzel Knödel mit Rotkohl bestellt haben, noch heute kriegen die Kellner davon einen Rappel, genauso wie die tschechoslowakischen Touris einen Rappel kriegten, als sie auf Rügen zwei Stunden lang vor einem Wirtshaus anstehen mussten, bloß um Schnitzel mit brauner Sauce und ein kleines Bier mit grünem Sirup vorgesetzt zu bekommen. (S. 11 – 12)