Das Verb Die Wortart Verb ist vom semantischen, syntaktischen und morphologischen Standpunkt aus in mehrere Schichten gegliedert. Diese Schichten oder Gruppen fallen nicht völlig zusammen, obwohl sie sich vielfach berühren und überlappen (überlagern). Z.B.: Modalverben = (ungefähr) Präterito-Präsentien; wissen = Präterito-Präsens, aber kein Modalverb; wollen = Modalverb, aber kein Präterito-Präsens (ursprünglich ein Optativ, analog etwa wie möchten zu mögen) 1. Semantische Einteilung der Verben Man kann zunächst zwei (bzw. drei) große Gruppen unterscheiden: a) Vollverben b) Hilfs- und Funktionsverben a) Die Gruppe der Vollverben zerfällt in: 1. Tätigkeits- und/oder Handlungsverben (arbeiten, essen, laufen, lesen, schreiben) 2. Vorgangsverben (fallen, rollen, wachsen, blühen, reifen) 3. Zustandsverben (hungern, dürsten, liegen, leiden, dulden) 4. Geschehens- oder Ereignisverben (geschehen, stattfinden, sich ereignen, sich zutragen) 5. Witterungsverben (= Klimaverben: regnen, schneien, frieren, wetterleuchten, rieseln, nieseln) Diese Klassifikation der Vollverben stammt von Hennig Brinkmann. Jede dieser Gruppen lässt sich noch weiter aufgliedern. Man kann eine Reihe von thematischen Untergruppen aufstellen, wie z.B. Verben der Bewegung (gehen, fahren, fliegen, schwimmen, rodeln usw.), Verben der Mitteilung (verba dicendi: sagen, melden, sprechen, verkünden usw.), Verben der Sinneswahrnehmung / Gefühlsverben (verba sentiendi / intellegendi: sehen, hören, fühlen, spüren) u. a. b) Auxiliar- (= Hilfs-) und Funktionsverben: 1. Hilfsverben der analytischen Verbalformen (temporale und passivbildende Hilfsverben: haben, sein, werden) 2. Modalverben (können, mögen, wollen, sollen, müssen, dürfen) 3. Modalitätsverben (zu + Inf.: scheinen, drohen, versprechen, haben, sein u. a.) 4. Kopulative Verben (sein, werden, bleiben) 5. Angaben der Aktionalität und des Genus (Anfang: anfangen, beginnen, anheben, einsetzen, losgehen; Andauern: fortsetzen, fortschreiten, weitergehen u. a.; Ende: auf- hören, abschließen, Schluss machen … ; Genus [sog. Adressaten- / Dativpassiv]: bekommen, erhalten, kriegen, gehören, z.B.: Er bekommt von seinem Vater ein Fahrrad geschenkt. Ein Mann über dreißig gehört aufgehängt.) 6. Funktionsverben in Streckformen (in Vergessenheit geraten, in Erfüllung gehen, in Kraft treten, Hilfe leisten u. a.) 2. Syntaktische Einteilung und die Valenz der Verben Die syntaktische Klassifikation der Verben stützt sich auf den Begriff der Valenz (Wertigkeit, Fügungspotenz). Unter der Valenz eines Verbs versteht man seine Fähigkeit, bestimmte Leerstellen um sich zu eröffnen, d. h. Satzglieder an sich heranzuziehen (Subjekt, Objekte, Adverbialbestimmungen, Prädikative). Man nennt sie Mitspieler des Verbs (Aktanten). Solche valenzbedingten Satzglieder bezeichnet man als Ergänzungen (Komplemente / das Komplement), zum Unterschied von Satzgliedern, die nicht auf der Valenz des Verbs beruhen und als Angaben (Supplemente / das Supplement) bezeichnet werden. Die Zahl der Ergänzungen schwankt von null bis drei (einstellige / einwertige, zweistellige / zweiwertige, dreistellige / dreiwertige Verben). V E - V Es regnet. (formale Valenz; formales Subjekt; Vater schläft. (einstellig, nullstelliges, avalentes Verb) monovalente Verben) E2 E1 - V - E2 / Oskar schlägt den Hund.(transitives Verb) E1 - V Eva streichelt die Katze. „-„ \ Prag liegt an der Moldau E3. Die Sitzung dauert zwei Stunden. Peter schenkt Anna einen Blumenstrauß. (divalente Verben) Er hängt das Bild an die Wand. Die Eltern nannten ihren Sohn Klaus. (trivalente Verben) Wenn man die valenzbedingten Glieder nach ihrer syntaktischen Rolle im Satz, d. h. nach ihrem Satzgliedwert klassifiziert, also etwa: V = P (= Prädikat) E1 = S (= Subjekt) E2 = Oa (= Akkusativobjekt) / El (= Lokalergänzung) / Et (= Temporalergänzung) E3 = Od (= Dativobjekt) / Ea (= Ergänzung / Prädikativ zum Akkusativobjekt) usw., so ergeben sich bestimmte Kombinationen von Satzgliedern, die man als „Satzgerüste“, Satzmuster, Satzmodelle oder Satzbaupläne bezeichnet. Nicht alle theoretisch möglichen Kombinationen sind in der Sprache tatsächlich vorhanden. Die am häufigsten vorkommenden sind etwa: S – P – Oa – Od S – P – El S – P – En (= Ergänzung im Nominativ = Prädikativ zum Subjekt) Die Zahl der Satzbaupläne ist beschränkt. Die freien Angaben konstituieren keine Satzbaupläne, weil sie im Prinzip zu jedem Satz hinzugefügt und auch weggelassen werden können. Er hängte damals das Bild schnell an die Wand. S - P - (At) - Oa - (Am) - El [At = Temporalangabe, Am = Modalangabe] Zu Satzbauplänen im Einzelnen vgl. Duden-Grammatik, 7. Aufl. 2005, S. 932 ff. 8. Aufl. 2009, S. 916 ff. 9. Aufl. 2016, S.931 ff. 3. Die morphologische Klassifikation der Verben Das deutsche Verb besitzt drei Grundformen, die allen anderen Formen zugrunde liegen. Diese sind: Infinitiv (Präsensstamm) Präteritum (Präteritalstamm) Partizip Perfekt Je nach der Bildung der Grundformen können die Verben eingeteilt werden in: 1) Starke und unregelmäßige Verben 2) Schwache Verben Anmerkung: Die Termini stark und schwach stammen von Jacob Grimm. Stark sind seiner Deutung nach die Verben mit innerem Vokalwechsel, schwach sind die Verben, die einer äußeren Stütze in Form eines besonderen Suffixes bedürfen. Verzeichnis der starken und unregelmäßigen Verben: Duden-Grammatik, 7. Aufl. 2005, S. 491 ff. 8. Aufl. 2009, S. 484 - 496 „ 6. Aufl. 1998, S.134 ff. 9. Aufl. 2016, S.494 – 506 „ 5. Aufl. 1995, S.132 ff. „ 4. Aufl. 1984, S.133 ff. „ 3. Aufl. 1973, S.127 ff. „ 2. Aufl. 1966, S.75 ff. U. Engel: Deutsche Grammatik, 3. Aufl. 1996, S. 394 ff. „ 1. Aufl. 1988, „ Die starken Verben Diese Gruppe ist unproduktiv insofern, als keine neuen starken Wurzelverben entstehen. Ihre Zahl beträgt in der Gegenwartssprache etwa 150. Da aber dazu die gebräuchlichsten Bezeichnungen für Vorgänge gehören, ist ihre Frequenz sehr hoch. Mittels Präfixen und Zusammensetzungen nimmt außerdem ihre Zahl ständig zu. Die Kombinationsmöglichkeiten sind unabsehbar (vgl. z. B. solche Neologismen wie das Tonband besprechen, jemanden krankschreiben, jemanden gesundschreiben, fernsehen). Die Hauptmerkmale der starken Verben sind der Vokalwechsel im Wurzelmorphem, das Fehlen des Suffixes –te im Präteritum und das Suffix –en im Partizip Perfekt. Der Vokalwechsel lässt sich nur diachronisch erklären. In der historischen Grammatik spricht man vom sog. Ablaut und unterscheidet sieben Ablautreihen. Auch der Konsonantenwechsel, der bei einigen starken Verben vorkommt, ist ein Überbleibsel phonetischer Besonderheiten aus vorgermanischer Zeit. Historische Grammatiken nennen diese Erscheinung grammatischen Wechsel: d – t, (h) – g. Die einzelnen Ablautreihen (ohne Erklärung der sprachlichen Entwicklung) 1. Ablautreihe: ei – i (ie) – i (ie) Die beiden Varianten unterscheiden sich in der Vokalquantität: streichen - strich - gestrichen steigen - stieg - gestiegen Mit grammatischem Wechsel: leiden - litt - gelitten 2. Ablautreihe: ie / ü / au – o – o Das o ist entweder kurz oder lang, wobei dies orthographisch nur inkonsequent bezeichnet wird: bieten - bot - geboten fließen - floss - geflossen lügen - log - gelogen saugen - sog - gesogen Mit grammatischem Wechsel: sieden - sott - gesotten ziehen - zog - gezogen 3. Ablautreihe: Das Merkmal der 3. Reihe ist eine Konsonantenverbindung. a) Lautgruppe Nasal + Konsonant oder Nasalverdoppelung: i - a - u / o finden - fand - gefunden gewinnen - gewann - gewonnen b) Liquida + Konsonant: e - a - o sterben - starb - gestorben 4. Ablautreihe: e - a - o (kurz oder lang) Das Merkmal der 4. Reihe ist ein sonorer Laut (r, l, m, n); er folgt dem Vokal oder - weniger häufig - er geht ihm voraus. nehmen - nahm - genommen stehlen - stahl - gestohlen sprechen – sprach - gesprochen 5. Ablautreihe: e / i - a - e Das Merkmal der Reihe ist ein beliebiger Konsonant außer den Sonorlauten. geben - gab - gegeben bitten - bat - gebeten 6. Ablautreihe: a - u - a fahren - fuhr - gefahren tragen - trug - getragen 7. Ablautreihe (ursprünglich reduplizierende Verben): V - ie / i - V Im Infinitiv kann ein beliebiger Vokal (V) auftreten. Er wiederholt sich in der Regel im Partizip Perfekt. Im Präteritum erscheint ie / i. heißen - hieß - geheißen (im Gotischen reduplizierend: háitan - haíháit - háitans) lassen - ließ - gelassen (got. reduplizierend-ablautend: lêtan - laílôt - lêtans) rufen - rief - gerufen fangen - fing - gefangen Anmerkung: Die verbalen Ableitungen und Zusammensetzungen haben denselben Vokalwechsel wie die Wurzelverben: entkommen wie kommen teilnehmen wie nehmen haushalten / Haus halten wie halten (Er hält Haus, du hieltest Haus, er hat Haus gehalten, um Haus zu halten; auch: Er haushaltet, er haushaltete, er hat gehaushaltet, um zu haushalten) Wird aber das Verb von einem Nomen abgeleitet, so gehört es zu den schwachen Verben: beauftragen von Auftrag (du beauftragst, beauftragte, beauftragt) ratschlagen von Ratschlag (du ratschlagst, du ratschlagtest, geratschlagt, zu ratschlagen) Anstelle der sprachgeschichtlich begründeten Einteilung der starken Verben in die sieben Ablautreihen wird in den Grammatiken häufig auch ein anderes Einteilungsprinzip angeführt: Man unterscheidet drei Gruppen, je nachdem welche der drei Grundformen gleiche oder verschiedene Vokale aufweisen: 1. Gruppe: A – B - C In allen drei Grundformen sind die Wurzelvokale verschieden: binden - band - gebunden sitzen - saß - gesessen stehlen - stahl - gestohlen 2. Gruppe: A – B – A Der Infinitiv und das Partizip Perfekt haben den gleichen Vokal: lesen - las - gelesen schlafen - schlief - geschlafen fahren - fuhr - gefahren 3. Gruppe: A – B – B Das Präteritum und das Partizip Perfekt zeigen den gleichen Wurzelvokal: bleiben - blieb - geblieben riechen - roch - gerochen saufen - soff - gesoffen Die Verben mit schwankender Konjugation Die starken Verben sind bekanntlich (wie oben bereits festgestellt) in der Gegenwartssprache unproduktiv. Die Zahl der Wurzelverben vermindert sich ständig und viele von den ursprünglich starken sind zu den schwachen Verben übergegangen (z. B.: hinken, falten, salzen, verhehlen). Oft bestehen auch zwei Varianten nebeneinander: starke und schwache Konjugation. Sie lassen sich in zwei Gruppen einteilen: 1) Doppelformen ohne Bedeutungsunterschied 2) Doppelformen mit unterschiedlicher Bedeutung und homonym(isch)e Verben Auch bei den Doppelformen, die zunächst keine Bedeutungsunterschiede aufzuweisen scheinen, sind vielfach stilistische Differenzierungen vorhanden, die sich zu verschiedenen Bedeutungen entwickeln (können), oder eine der Formen ist bereits veraltet und kommt allmählich aus dem Gebrauch. Unregelmäßige Verben Dazu gehören einige zahlenmäßig kleine Gruppen von Verben, deren Paradigmenbildung von den oben angeführten Klassen abweicht: 1) Unregelmäßige schwache Verben („Mischkonjugation“, Verben mit sog. „Rückumlaut“) 2) Präterito-Präsentien (= Modalverben + wissen, jedoch ohne wollen) 3) Verben wie gehen, stehen, haben, werden, tun, sein. Ad 1) Die „gemischte“ Konjugation hat sowohl den Vokalwechsel als auch das Suffix –t(e). Allerdings handelt es sich bei diesem Vokalwechsel nicht – wie bei starken Verben − um den Ablaut, sondern um den in den Präteritalformen unterbliebenen Umlaut. [Die schwachen lang- und mehrsilbigen jan-Verben haben in diesen Formen das i frühzeitig ausgestoßen, so dass es keinen Umlaut bewirken konnte.] Von der ursprünglich großen Gruppe haben nur einige wenige Verben (brennen, kennen, nennen, rennen, Doppelformen: senden, wenden) diese Eigentümlichkeit bis in die Gegenwartssprache bewahrt. Sonst wurden solche Formen durch Analogie beseitigt. Die Verben denken und bringen zeigen außer dem Vokalwechsel auch den Konsonantenwechsel. Die Formen sind ebenfalls nur diachronisch erklärbar. (Nach Jacob Grimm bezeichnen traditionsbewusste Sprachwissenschaftler diese Gruppe auch als „Verben mit Rückumlaut“. Diese Bezeichnung ist eigentlich irreführend, denn J. Grimm hatte fälschlicherweise angenommen, dass die Verben den Umlaut, der im Präsens vorhanden ist, im Präteritum rückgängig gemacht hätten.) Ad 2) Die Präterto-Präsentien haben die Formen des starken Präteritums, die jedoch die Bedeutung des Präsens angenommen haben (vgl. kann wie gewann, darf wie warf, muss wie fuhr, mag wie gab). Obwohl die isolierte Stellung im System lautliche Sonderentwicklungen begünstigte, lassen sich diese Verben immer noch den einzelnen Ablautreihen zuordnen: wissen (1. Ablautreihe), können (3.a Ablautreihe), dürfen (3.b Ablautreihe), sollen (4. Ablautreihe), mögen (5. Ablautreihe), müssen (6. Ablautreihe). Freilich ist die Zugehörigkeit der Formen zu einzelnen Reihen in den früheren Entwicklungsstadien der Sprache viel deutlicher. Die Verben haben ein lückenhaftes Paradigma: sie können weder das Passiv, noch den Imperativ (Ausnahme: wisse!) bilden. Das Verb wollen zeigte ursprünglich die Formen eines indikativisch gebrauchten Optativs (got. wiljau, ahd. willu). Im Laufe der Sprachentwicklung hat es sein Paradigma in Analogie zu anderen Präterito-Präsentien (vor allem: sollen) umgestaltet. (In der Gegenwartssprache sind ähnliche Veränderungen beim Verb mögen im Verhältnis zu seiner Konjunktivform möchte zu beobachten, die den Indikativ – zumindest in der modalen Bedeutung – allmählich verdrängt.) Mit Ausnahme von wissen bilden diese Verben neben dem regulären Partizip Perfekt in Verbindung mit dem Infinitiv eines Vollverbs den sog. Ersatzinfinitiv (= ein infinitivförmiges Partizip): Er hat es gewollt. Er hat nicht sprechen wollen. Ad 3) Die Besonderheiten der Formenbildung können bei diesen Verben nur sprachgeschichtlich erklärt werden. Der Konsonantenwechsel bei gehen und stehen rührt daher, dass beide Verben ihre Präsensformen jeweils von einem ursprünglich athematischen Verb ( ahd. gên / gân, stên / stân) bezogen haben, die Vergangenheitsformen hingegen gehören zu einem ursprünglich reduplizierenden bzw. starken Verb (ahd. gangan, stantan): gehen – ging – gegangen; stehen – stand (früher: stund) – gestanden. Das Verb haben ist ein normales schwaches Verb der 3. Klasse (ahd. habên), zeigt jedoch − vor allem als Hilfsverb in unbetonter Stellung − im Mhd. auch kontrahierte Formen (hân). Das gegenwärtige Paradigma (haben, hast, hat – hatte – gehabt) ist wohl aus einer Mischung dieser Formen hervorgegangen. werden ist ein starkes Verb der 3.b Ablautreihe (werden, ward / wurde, [ge]worden), das im Laufe der Sprachentwicklung einige Abweichungen auch im Präsens erfahren hat (du wirst, er wird). tun hat folgende Grundformen: tue, tust – tat – getan. Es handelt sich sprachgeschichtlich um ein athematisches Verb [= die Endung trat ohne ein stammbildendes Element {= das Thema} unmittelbar an die Wurzel: ahd. ih tôm > ih tuon]. Im Präteritum (1. und 3. Sg.: tëta) zeigt das Verb als einziges im Ahd. noch die Reste der Reduplikation (= Voranstellung des gleichen Konsonanten). Das Paradigma des Verbs sein (bin, bist; ist – war – gewesen) setzt sich aus drei verschiedenen Verben zusammen: Bei den Formen ist und sind geht es um verschiedene Ablautstufen des idg. Stammes *es-. An den Formen bin, bist ist außerdem noch der idg. Stamm *bheu- beteiligt (vgl. lat. fui) Die übrigen Formen stammen von dem ahd. starken Verb der 5. Ablautreihe wësan, das den grammatischen Wechsel zeigt (ahd.: wisu – was – wârum; Part. Perf. fehlt). Abkürzungen: ahd. = althochdeutsch mhd. = mittelhochdeutsch nhd. = neuhochdeutsch idg. / ide. = indogermanisch / indoeuropäisch got. = gotisch Verzeichnis der Verben mit schwankender Konjugation 1) Doppelformen ohne Bedeutungsunterschied: glimmen, glomm, (glömme) geglommen – glimmte, geglimmt Das Feuer glimmte wieder stärker. (= glühte) Als die Schwerkranke von dem neu entwickelten Medikament hörte, glomm ein Funken Hoffnung in ihren Augen. aufglimmen (ist) In der Ferne glommen Lichter auf.( =…leuchteten Lichter auf) Ein Verdacht glomm in ihm auf. (= Ihm kam ein Verdacht.) verglimmen (ist) Wir müssen Briketts auflegen, bevor die Glut im Ofen verglommen ist. (= Bevor das Feuer ganz ausgegangen ist. [das Brikett, -s, -s]) klimmen, klomm, (klömme) ist geklommen – klimmte, ist geklimmt Die Matrosen sind über Strickleitern an Deck geklommen (= geklettert). erklimmen (hat) Nach mehreren Stunden hatten wir den Gipfel des Berges erklommen (= erklettert). melken, du milkst, er milkt, milk !, molk, (mölke), hat gemolken du melkst, er melkt, melke!, melkte, hat gemelkt Morgens und abends werden die Kühe gemolken Den Mann hat man gründlich gemolken. (= Man hat ihm das Geld aus der Tasche gezogen) Die Frau melkte die Kuh. Die Kuh melkt. (= Sie gibt Milch.) frisch gemolkene Milch eine melkende Kuh (= eine gute Einnahmequelle) salzen, du salzt / du salzest, salzte, gesalzen (gesalzt) Die Suppe ist zu stark gesalzen. (= Sie hat viel Salz.) Das Steak ist zu wenig gesalzen. (= Es enthält wenig Salz) Die Bäuerin salzt die Eier. Die Preise sind gesalzen. einsalzen Der Metzger salzt den Schinken ein. (= Er macht ihn mit Salz haltbar.) Die Hausfrau salzte das Fleisch ein. (= Sie machte es durch Zugabe von Salz haltbar.) versalzen Die Köchin hat das Essen versalzen. (= Sie hat zuviel Salz an das Essen getan.) Ich werde ihm die Suppe versalzen. (= Ich werde seine Pläne durchkreuzen.) saugen, du saugst, sog / saugte, (söge / saugte), gesogen / gesaugt Das Baby saugte / sog die Milch aus der Flasche. Die Bienen saugten / sogen (= holten) [(r)] Nektar aus den Blüten. Der Schwamm hat sich voll Wasser gesogen / gesaugt (= Er hat viel Wasser aufgenommen.) Der Reporter hat sich die Nachricht aus den Fingern gesogen. absaugen Sie saugte den Teppich mit dem Staubsauger ab. (= Sie entfernte Staub und Schmutz.) Der Rauch wird aus den Werkhallen mit Ventilatoren abgesaugt. (= entfernt) aussaugen Die Spinne saugt Fliegen aus. Bei einem Schlangenbiss sollte man die Wunde sofort aussaugen. Da dem Boden jahrelang keine Nährstoffe zugeführt worden waren, war er völlig ausgesogen / ausgesaugt. (= erschöpft, verbraucht) Die Gläubiger saugten ihn aus. (= Sie nahmen ihm das Letzte.) Die Feudalherren haben die Bauern oft erbarmungslos ausgesogen / ausgesaugt. (= ausgebeutet) jemanden bis aufs Blut / Mark aussaugen; jemandem das Blut / das Mark aussaugen (= ihn allmählich ruinieren) einsaugen Als wir aus der Gaststätte traten, sogen (= atmeten) wir die frische Luft in tiefen Zügen ein. schallen, (du schallst, er schallt), schallte / scholl, (schölle), geschallt Es schallt hier sehr. (= Es ist ein starker Widerhall zu hören.) Das Geschrei der Kinder schallt mir noch in den Ohren. schallender Beifall; in schallendes Gelächter ausbrechen; jemandem eine schallende Ohrfeige geben; erschallen, (erscholl / erschallte, erschallt / erschollen) Plötzlich erscholl lautes Gelächter. verschollen (Part. Perf.) Er ist verschollen. Das Schiff ist in der Arktis verschollen. sieden, (du siedest, er siedet), siedete / sott (sötte), gesotten / gesiedet Wasser siedet bei 100 Grad. (= Es verwandelt sich in Dampf.) Das Wasser siedete / sott im Topf. mit siedendem Wasser Tee / Kaffee aufbrühen; sich mit siedend heißem Öl verbrühen; etwas zum Sieden bringen; /übertr./ Er siedete (vor Wut). In ihm siedete es. Sein Blut siedete. (= Er war sehr erregt, wütend.) Es überfiel ihn siedend heiß. (= Er erschrak sehr.) Gebratenes und Gesottenes (= viel und feines Essen) hart gesottene Eier spalten, (du spaltest, er spaltet), spaltete, gespalten / gespaltet Gestern habe ich den ganzen Tag Holz gespalten / gespaltet. (= zerkleinert) gespaltenes Holz; Ein Blitz hat den Baum gespalten. (= in zwei auseinanderklaffende Teile getrennt) Die Partei hat sich gespalten. (= Sie trennte sich in zwei Gruppen.) die gespaltene Zunge einer Schlange; eine gespaltene Oberlippe (= Hasenscharte) triefen, (du triefst, er trieft), triefte / troff (tröffe), ist / hat getrieft / getroffen Der Regen hatte aufgehört, aber noch troff / triefte es (= tropfte es stark) von allen Dächern. In der Hitze troff / triefte (= lief / rann) ihm der Schweiß von der Stirn. 2) Doppelformen mit verschiedener Bedeutung und homonymische Verben backen, (du bäckst / backst, er bäckt / backt), backte / buk (büke), gebacken (trans.) Die Mutter bäckt zu den Feiertagen Kuchen. Sie hat die Ente knusprig gebacken. (= gebraten) Die Mutter buk Eierkuchen. aufbacken Die Semmeln sind schon zwei Tage alt. Ich werde sie noch einmal aufbacken. (= aufwärmen) ausbacken Der Eierkuchen ist gut ausgebacken. (= durchgebacken, fertig gebacken) durchbacken Das Brot ist jetzt richtig durchgebacken. (= durch und durch gebacken, ausgebacken) überbacken Die Eierspeise wird im Gasherd überbacken. (= durch Oberhitze gebräunt) verbacken Die Bäckerei verbäckt / verbackt (= verbraucht) wesentilich mehr Weizenmehl als Roggenmehl. Die Butter ist schon ranzig, aber das verbäckt sich. (= Der unangenehme Geschmack wird durch den Backprozess beseitigt.) backen, (er backt), backte, hat gebackt (intransitiv) Der Schnee backt / backte / hat an den Schuhen gebackt. (= klebt(e) daran fest) verbacken (sich) In der Fahrspur sind die Schneeschichten fest miteinander verbackt. Eisschollen, Schutt und herumliegende Äste hatten sich zu einer festen Masse verbackt. bewegen, (du bewegst, er bewegt), bewog, (bewöge), hat bewogen jemanden zu etwas bewegen = veranlassen Der Arzt hat den Patienten zu einer Kur bewogen. Was hat dich dazu bewogen? Was bewog dich zu dieser unhöflichen Antwort? bewegen, bewegte, hat bewegt 1) = in Bewegung bringen, die Lage verändern Der Wind bewegte die Vorhänge. Ich kann meinen Arm nicht bewegen. Die Kiste war so schwer, wir konnten sie kaum bewegen. Ich kann den Schrank nicht von der Stelle bewegen. 2) = eine Gemütsbewegung hervorrufen, rühren Seine Worte haben mich tief / sehr bewegt. ein bewegender (= ergreifender) Moment Wir leben in einer bewegten Zeit. sich bewegen Der Demonstrationszug bewegte sich zum Marktplatz. Der Preis bewegte sich zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Euro / Mark. bleichen, blich, (bliche), ist geblichen (intans.) = bleich werden Die Farben des Hauses sind im Laufe der Zeit geblichen. (= Die Farben sind heller geworden.) Sein Haar bleicht schon. (Es wird grau.) Die Knochen der verdursteten Tiere blichen im Wüstensand. (= Die Farbe der Knochen wurde heller.) bleichen, bleichte, hat gebleicht (trans.) = bleich machen Die Frau hat ihre Wäsche auf dem Rasen gebleicht. Sie hat ihre Haare gebleicht. (= Sie hat sie hell(er) gefärbt.) erbleichen, erbleichte / erblich, (erbliche), ist erbleicht / erblichen Er erbleichte (= wurde blass) beim Empfang der traurigen Nachricht. Sie ist erblichen. (= gestorben) Darüber erbleichten die Bilder des früheren Lebens. verbleichen, verblich, (verbliche), ist verblichen 1) = blass, bleich werden, seine Färbung verlieren Diese billigen Farbdrucke verbleichen sehr schnell. Das Abendrot verblich nach kurzer Zeit. Der Mond verbleicht, wenn die Sonne aufgeht. Das Kleid der alten Frau war abgeschabt und verblichen. Die Erinnerung an die schönen Urlaubstage verblich nur langsam. eine verblichene (= verblasste) Fotografie 2) dicht. = sterben Sie trugen ihn ins Haus, als sie ihn niederlegten, war er schon verblichen. sein verblichener Vater Sie beweinten den Verblichenen. gären, gärt, gor / gärte, (göre / gärte), ist / hat gegoren / gegärt 1) ( = sich aus höheren organischen Verbindungen in niedere zersetzen) Der Most gärt. Der Teig gärte. Der Wein hat gegärt. Der Wein ist (klar) gegoren. Der Wein ist zu Essig gegoren. gegorenes Apfelmus 2) (übertr.; meist gärte, hat gegärt = in jemandem / irgendwo kommt heimlich Unfrieden auf, brodelt, wühlt es) In der Menge gärt es. Unter der Bevölkerung hat es gegärt. Im Lande gärte ein Aufruhr. Unterirdisch gor die langsame Pein der ungenutzten Kräfte. gärende Konflikte, gärende Unzufriedenheit hängen (älter: hangen), hängst, hing, (hinge), hat gehangen (intrans.) Das Bild hing an dem Nagel. Die Wolken hingen tief. Der Baum hing voller Äpfel. Das Mädchen hat sehr an seinen Großeltern gehangen. (Sie hat sie sehr geliebt.) Der Schüler hing in Mathematik. (Er zeigte schwache Leistungen.) hängen, hängte, hat gehängt (trans.) Er hängte das Bild an die Wand. Die Hausfrau hat die Wäsche auf die Leine gehängt. Er hat seinen Beruf an den Nagel gehängt. Der Mann hängt den Mantel nach dem Wind. (Er ist ein Opportunist.) Der Gelehrte hängt sein Herz nur an seine Bücher. abhängen 1) stark (= abhängig sein, auf jemanden angewiesen sein) Unser Erfolg hing von seiner Hilfe ab. Unsere Zukunft hängt von der Willkür eines Menschen ab. [Kochkunst: durch längeres Hängen mürbe werden (Hilfsverb: sein); Das Fleisch muss einige Tage abhangen / abhängen. abgehangenes Wild ] 2) schwach (= herunter-, abnehmen, abkuppeln, eine Verbindung unterbrechen, einen Konkurrenten hinter sich lassen) Die beiden letzten Wagen wurden von dem Zug abgehängt. Sie hat ihn abgehängt. (= Sie hat ihm den Laufpass gegeben.) Beim Rennen hängte er alle anderen Wagen ab. aushängen 1) (intrans. – stark = öffentlich, zur allgemeinen Information aufgehängt, angeschlagen sein) Die Bekanntmachung (der Zettel, das Bild) hängt aus. Die Mitglieder des Ausschusses haben einen Monat (am schwarzen Brett) ausgehangen. [Das Brautpaar hängt aus. (= wird aufgeboten)] 2) (trans. – schwach = eine Meldung, Verordnung, Bekanntmachung zur allgemeinen Information aushängen ) Die Mitteilung wurde am schwarzen Brett ausgehängt. Die Wahlkandidaten sind ausgehängt 3) (= etwas aus einer Haltevorrichtung herausheben) Das Fenster / die Tür wurde ausgehängt. (= Es / sie wurde herausgenommen.) 4) sich aushängen (= durch Hängen glatt werden, sich wieder glätten) Der Anzug hängt sich aus. (= Er wird von selbst wieder glatt.) Die Falten im Kleid hängen sich wieder aus. [Die zerdrückten Kleider hingen sich aus. (?) = Sie wurden ohne Bügeln wieder glatt.] aufhängen (nur schwach) Gestern haben wir neue Gardinen aufgehängt. (= am Fenster angebracht) Man hat mir eine sehr unangenehme Arbeit aufgehängt. (= aufgebürdet) [Er hat ihr ein Kind aufgehängt. (sie geschwängert)] den Mörder an einem Baum aufhängen sich aufhängen (= sich erhängen, Selbstmord durch Erhängen begehen) Er hat sich an seinen Hosenträgern (mit einem Kabel) aufgehängt. behängen (nur schwach) Wir behängten den Weihnachtsbaum mit bunten Glaskugeln und Silberfäden. Er behängte die Wände seines Zimmers mit Bildern. einhängen (nur schwach) (= in eine Haltevorrichtung, einen Haken, eine Öse o. Ä. hängen und dadurch daran befestigen) eine Tür / den Fensterladen einhängen Das Mädchen hängte sich bei der Mutter ein. (Sie schob ihren Arm unter den der Mutter.) Der Anrufer sagte „Auf Wiederhören“ und hängte ein. (= Er legte den Telefonhörer auf.) erhängen (schwach) (= mit einem um den Hals gelegten Strick o. Ä. an etwas aufhängen und dadurch töten) Früher wurden Verbrecher erhängt. (Man tötete sie. Sie kamen an den Galgen.) Man hat seinen Vater in den letzten Kriegstagen erhängt. sich erhängen (schwach; landschaftlich auch stark: er erhing sich, hat sich erhangen) (= Selbstmord begehen, indem man sich mit einem um den Hals gelegten Strick o. Ä. an etwas aufhängt) sich an einem Strick, an einem Balken, am Fensterkreuz, in der Zelle, in seinem Hotelzimmer, mit einem Koppel, einem Kabel erhängen umhängen (schwach) Er hängte die Bilder im Zimmer um. (= Er hängte sie anders.) Sie hängte sich ihren Mantel um. (= Sie hängte ihn um die Schultern.) Sie hängte schnell einen Mantel um (warf ihn um die Schultern) und lief aus dem Haus. verhängen (schwach und stark) 1) (= etwas, besonders ein Fenster, eine Tür mit etwas Hängendem verdecken, zuhängen) Sie verhängte das Fenster mit einem Tuch. Hinter den verhängten Fenstern (landschaftlich: verhangenen Scheiben) glänzte Licht. Der Himmel ist / war (mit Wolken) verhangen. Die Rumpelkammer war mit Spinnweben verhangen. (= Die Rumpelkammer hing voller Spinnweben.) 2) (= etwas verordnen, verfügen, bestimmen, besonders eine Strafe) Das Gericht verhängte harte Strafen gegen die Schmuggler. Über die Stadt wurde der Ausnahmezustand, eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Nur in der Wendung: mit verhängtem Zügel / mit verhängten Zügeln reiten (= mit hängenden, lockergelassenen Zügeln und deshalb sehr schnell reiten) heraushängen (stark) Die Fahne hängt zum Dachfenster heraus. Die Kisten wurden ausgeladen. (= Sie wurden herausgeholt.) Die Kartoffeln sind sehr schnell ausgeladen worden. (= entladen) Ich musste meine Gäste wieder ausladen. (= Ich musste die Einladung absagen.) Die Sache hängt mir zum Hals heraus. hauen, du haust, er haut, hieb / haute (hiebe / haute), hat / ist gehauen (gehaut) 1) (= schlagen, jemanden prügeln, verhauen; Prät.: haute) Der große Junge hat die kleinen Kinder gehauen. Sie haben sich mit den Nachbarskindern gehauen, bis die Fetzen flogen. jemanden mit dem Stock, mit der Rute hauen jemanden krumm und lahm, windelweich, braun und blau hauen jemanden zum Krüppel hauen jemandem den Hintern, den Buckel, die Jacke voll hauen 2) (= mit einer Waffe, einem Werkzeug schlagen; Prät.: hieb, umg. haute) Er haut mit dem Schwert auf den Feind / nach den Verfolgern. Wütend hieb der Junge (mit dem Stock) um sich. Er hieb sich (mit dem Degen) durch die feindlichen Reihen zu den Seinigen. Er hieb sich (bahnte sich mit Gewalt) einen Weg durch das Gedränge. 3) (= an, gegen etwas stoßen, mit Getöse fallen, stürzen; Prät.: haute, Perf.: ist gehauen) Er ist mit dem Fuß an einen Stein gehauen. [aber: Er hat sich am Mauervorsprung gehauen.] Die Granate / die Bombe ist in das Haus nebenan gehauen. (übertr.:) über den Strang / die Stränge / die Schnur hauen (haute, hat gehauen) [= die Grenze des Erlaubten überschreiten, leichtsinnig, ausgelassen sein] Er hat sich als Student niemals ein wenig wild gebärdet, niemals ein wenig über die Schnur gehauen. in den Sack hauen [= sich davon machen, verschwinden; die Arbeit aufgeben, kündigen] Die Arbeit war so schwer, dass er in den Sack haute. laden, du lädst / ladest, er lädt / ladet, lud, [du ludst], (lüde), [du lüdest], geladen [Das ursprünglich schwache Verb einladen ist in die starke Konjugation übergetreten und mit dem starken Verb laden zusammengefallen. Man trifft aber noch gelegentlich die schwachen unumgelauteten Formen (du ladest ein, er ladet ein). Sie gelten nicht mehr als korrekt.] Das Schiff hat Getreide geladen. (= als Fracht aufgenommen) Der Soldat lud sein Gewehr. (= Er tat Munition hinein.) Der Revolver ist geladen. (= mit Munition versehen) Vor einem Gewitter ist die Luft mit Elektrizität geladen. (= Sie ist voller Elektrizität.) Der Akkumulator muss noch geladen werden. (= Er muss noch elektrische Energie speichern.) Die Autobatterie wird geladen. (= Sie wird mit Strom aufgeladen.) Mein Nachbar ist auf mich geladen. (= Er ist wütend auf mich.) Nach dem Streit war sie sehr geladen. (umg.: gereizt) Sie wurde als Zeugin geladen. (= Sie musste als Zeugin vor Gericht erscheinen.) etwas auf sich laden Er hat große Schuld auf sich geladen. (= Er hat sich schuldig gemacht.) Der Lehrer lädt eine schwere Verantwortung auf sich. (= Er übernimmt eine schwere Verantwortung.) abladen Die Arbeiter laden die Kohlen vom Wagen ab. (= Sie nehmen sie herunter; sie leeren den Wagen.) Die Kohle muss sofort abgeladen werden. (= Sie muss vom Wagen heruntergenommen werden) Er versucht oft, seine Pflichten auf andere abzuladen. (= abzuwälzen) Sie lädt ihre Sorgen bei der Mutter ab. (= Sie vertraut sie ihr an.) aufladen Laden Sie die Eisenteile auf! (= Beladen Sie das Fahrzeug damit!) Die Koffer werden aufgeladen (= auf das Fahrzeug geladen) und zum Hotel gefahren. Die Batterien des Mondmobils wurden durch Sonnenenergie aufgeladen (= Es wurde ihnen neue Energie zugeführt.) Man hat mir die Schuld aufgeladen. (= Man beschuldigte mich.) Man sollte ihr nicht zuviel Arbeit aufladen. (= aufbürden) Man hat dem fleißigen Beamten die unangenehme Arbeit aufgeladen. (= Man gab sie ihm.) ausladen Die Kartoffeln sind sehr schnell ausgeladen worden. (= entladen) Ich musste meine Gäste wieder ausladen. (= umg.; Ich musste die Einladung absagen.) Er wurde krank und musste deshalb seine Gäste ausladen. (= umg.; Er musste seine Einladung rückgängig machen.) beladen, er belädt, (umg. beladet,) belud, hat beladen Der Lastkraftwagen wurde mit Sand beladen. Das Flugzeug wurde beladen. Mit Geschenken beladen kehrte sie heim. eine Fuhre mit Heu beladen ein mit feinsten Leckerbissen beladener Tisch sein Gewissen mit Schuld beladen Jemand ist mit Schmuck beladen (bildlich, abwertend) Die aus dem Vulkan aufsteigende Wolke ist mit Gasen beladen. (= angefüllt) einladen, er lädt ein, (umg. ladet ein), lud ein, hat eingeladen 1) (= eine Fracht in ein Fahrzeug laden; Ggs. ausladen) Holz, Kisten, Waren (in einen Waggon, ein Auto) einladen Er lud selbst mit ein. Die Verwundeten wurden eingeladen 2) (= jemanden als Gast zu sich bitten, Ggs. ausladen) Sie lud ihre Freundin zu ihrem Geburtstag ein. Mein Professor hat mich eingeladen. (= Ich soll ihn besuchen.) Die herrlichen Wälder laden zu Spaziergängen ein. (= Sie verlocken dazu.) Die Bank lädt zum Ausruhen ein. (= Sie lockt zum Ausruhen.) 3) einladend (= verlockend) ein einladendes Gasthaus ein wenig einladendes Äußeres eine einladende Gebärde, Bewegung, einladend winken Die Tore waren einladend geöffnet. Das Backwerk sah einladend aus. entladen, er entlädt, (umg. entladet), entlud, hat entladen 1) (= etwas leer machen, aus-, abladen; Ggs. beladen) einen Lastkraftwagen, Güterzugwagen, Kahn entladen Die Waggons werden auf dem Güterbahnhof entladen. (= geleert) Die Arbeiter haben den Güterzug entladen. (= Sie haben ihn geleert.) 2) (= die Ladung, Munition aus einer Schusswaffe herausnehmen; Ggs. laden) ein Gewehr, eine Pistole, eine Kanone entladen Das Gewehr wurde entladen. (= Die Munition wurde entfernt.) eine Bombe entladen (= entschärfen) 3) (= Energie von etwas entnehmen; Ggs. aufladen) eine Batterie, den Akkumulator durch Stromentnahme entladen. Bei längerer Benutzung entlädt sich die Batterie allmählich. 4) sich entladen (= schlagartig niedergehen, sich schlagartig äußern) Ein Gewitter entlädt sich über der Stadt mit kräftigen Donnerschlägen. Die dicken Wolken entluden sich in einem Platzregen. Die Empörung des Volkes entlud sich in einer Revolution. Die Begeisterung des Publikums entlud sich in starkem Beifall. Seine ganze Wut entlud sich auf uns. Sein Zorn wird sich über uns entladen. überladen, er überlädt, überlud, hat überladen (= etwas übermäßig beladen, bepacken) einen Wagen, einen Aufzug überladen ein mit Speisen überladener Tisch Die Pferde konnten den überladenen Wagen nicht ziehen. Ich hatte mir den Magen überladen. (= zuviel gegessen) Wir sind zurzeit mit Arbeit total überladen. (= überhäuft) überladen (part. Adj.) (= zuviel enthaltend, übermäßig ausgestattet mit etwas) überladene Schaufenster Die Wände sind mit Bildern überladen. Die Fassade des Hauses wirkt reichlich überladen. Sein Stil ist viel zu überladen. (= schwulstig) verladen, er verlädt, (umg. verladet), verlud, hat verladen (= etwas, jemanden zwecks Beförderung in, auf ein Fahrzeug laden) Stückgut, Güter, Kartoffeln, Kisten (auf einen Lastwagen, auf ein Schiff, in Waggons) verladen Die Waren werden in Waggons verladen. Die Pferde werden zum Transport verladen. (= Sie werden in einen Waggon gebracht.) Die Kompanie marschierte zum nächsten Bahnhof, wo sie verladen werden sollte. vorladen, er lädt vor, (umg. ladet vor), lud vor, hat vorgeladen (= jemanden nachdrücklich auffordern, zu einem bestimmten Termin an einem bestimmten Ort, besonders vor Gericht, bei einer Behörde zu erscheinen) jemanden vor Gericht, zum Untersuchungsrichter, zur Vernehmung, als Zeuge vorladen Das Gericht hat den Zeugen nochmals vorgeladen. löschen, du lischst, er lischt; lisch! – losch, lösche, ist geloschen (intr. - meist nur noch in Präfixbildungen erlöschen und verlöschen) [Die Flamme lischt. Das Leben lischt. (veraltet für er-, verlöschen)] Das transitive löschen und seine Präfixbildungen sind schwach. 1) ( trans.= bewirken, dass etwas aufhört zu brennen) ein Feuer, einen Brand, eine Kerze löschen das Licht, die Glut löschen (übertr.) seinen Durst löschen (= stillen) Die Feuerwehr hat den Brand gelöscht. (= Sie kämpften gegen den Brand, bis das Feuer erloschen, ausgegangen war.) Der Wanderer löschte seinen Durst mit kalter Milch. (Jetzt ist er nicht mehr durstig.) 2) (= etwas beseitigen, tilgen) eine Eintragung, ein Konto, eine Schuld löschen Ich habe mein Konto bei der Sparkasse gelöscht. eine Tonbandaufzeichnung löschen Das Tonband lässt sich löschen, nicht das Gedächtnis. einen Tintenklecks löschen (= mit Löschpapier trocknen) Dieses Löschblatt löscht nicht gut. 3) Kalk löschen (= nach dem Brennen mit Wasser übergießen) gelöschter Kalk 4) (= etwas ausladen, nur von Schiffen) Die Säcke wurden aus dem Schiff in Waggons gelöscht. Heute wurde im Hafen eine Schiffsladung Getreide gelöscht. Schiffe löschen (= leer machen) ablöschen (schwach) Mit einem Löschblatt löschte er die noch feuchte Unterschrift ab. (= Er trocknete die Tinte.) auslöschen (schwach) Löschen Sie das Licht aus, wenn Sie weggehen! (= Machen Sie das Licht aus!) Die Jahre konnten die Erinnerung an diesen Sommer nicht auslöschen. (= Sie konnten die Erinnerung nicht beseitigen.) Die Lavamassen haben ein ganzes Dorf ausgelöscht. (Sie haben es vernichtet.) erlöschen, du erlischst, erlischt, erlisch! – erlosch, (erlösche), ist erloschen (intr.) Das Lichtsignal flammte auf und erlosch wieder. Sein Interesse an unserem Projekt ist erloschen. Ihr Anspruch auf Garantieleistungen erlischt ein Jahr nach dem Kauf des Geräts. (= Der Anspruch besteht nach einem Jahr nicht mehr.) erloschene Vulkane, erloschene Augen verlöschen, verlischt, verlosch, (verlösche), ist verloschen Die Kerze ist verloschen. (= Sie hat aufgehört zu brennen.) Sein Leben verlosch. (gehoben: Er starb.) quellen, du quillst, er quillt, quill! – quoll, (quölle), ist gequollen (intr.) 1) (= langsam und in großer Dichte aus etwas heraus fließen, hervordringen) Das Wasser quillt aus der Erde. Die Tränen quollen ihr aus den Augen. Der Schweiß quoll ihm aus allen Poren. Dicker Rauch quillt durch die Tür. Vor Neugier quollen ihm fast die Augen aus den Höhlen. 2) (= durch Aufnahme von Flüssigkeit an Umfang zunehmen, dick und weich werden, (an)schwellen) Die Bohnen müssen eine Stunde quellen. Sie muss die Erbsen für das Mittagessen noch quellen lassen. Der Grieß ist jetzt genügend gequollen. Das Holz ist durch die Feuchtigkeit gequollen. Das transitive quellen ist schwach: quellen, quellte, hat gequellt (= etwas durch Wasser aufschwellen lassen) Erbsen müssen vor dem Kochen eine Nacht gequellt werden. Sie muss die Bohnen erst quellen. Sie hat den Reis gequellt. Die Gerste wird zur Herstellung von Malz gequellt. aufquellen (stark) Das Holz quillt auf. (= Es nimmt Wasser auf.) Bohnen, Erbsen quellen im Wasser auf. Ihr Gesicht war von vielem Weinen aufgequollen. In ihren Augen quollen Tränen auf. ein aufgequollener Leib ausquellen (stark) (= etwas zum Quellen bringen, durch Wasser aufschwellen lassen) Der Reis ist dick ausgequollen. (= Er hat Wasser aufgenommen und ist weich geworden.) Der Reis muss dick ausgequollen sein. hervorquellen (stark) In manchen Gebieten unserer Erde quillt (= dringt) heißes Wasser aus den tieferen Gesteinsschichten hervor. Aus dem Vulkan sind große Mengen Lava hervorgequollen. (= hervorgedrungen) schaffen, du schaffst, er schafft – schuf, (schüfe), hat geschaffen (stark) (= Neues hervorbringen, gestalten, formen) Schiller hat viele bedeutende Dramen geschaffen. Beethoven schuf neun Symphonien. (= Er komponierte sie.) Die Stadt hat viele Kinderplätze geschaffen. (= Sie hat sie angelegt.) Der Dresdener Zwinger ist von Matthäus Daniel Pöppelmann geschaffen worden. Er ist zum Arzt wie geschaffen. (= besonders geeignet) [Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. (= Er machte sie aus dem Nichts.)] schaffen, du schaffst, er schafft – schaffte, hat geschafft (schwach) (= arbeiten, zustande bringen, erreichen, wegbringen) Die Mutter schaffte fleißig im Garten. (= Sie arbeitete viel dort.) Wir schafften (umg. arbeiteten) vom Morgen bis zum Abend. Heute haben wir besonders viel geschafft. (zustande gebracht) Bis morgen schaffe ich die Arbeit nicht. (= Ich bringe sie nicht fertig.) Hast du den Zug noch geschafft? (= Hast du ihn erreicht?) Du machst mir viel zu schaffen. (= Du machst mir viel Arbeit, Mühe und Sorgen.) Der Bote schaffte die Briefe zur Post. (= Er brachte sie dorthin.) Er hat mir geholfen, die Koffer zum Bahnhof zu schaffen. (bringen) abschaffen (schwach) Ich schaffe meinen Hund ab. (= Ich behalte ihn nicht) Unsere Hühner haben wir abgeschafft. (= Wir halten keine Hühner mehr.) Veraltete Gesetze schafft man ab. (= Man hebt sie auf.) Dieses Gesetz ist schon längst abgeschafft (aufgehoben) worden. anschaffen (schwach) Wir werden uns neue Möbel anschaffen. (kaufen) Er hat sich jetzt einen Hund angeschafft. (= Er hält sich jetzt einen Hund.) Ich schaffe mir ein Auto an. (= Ich kaufe mir eins.) Der Hausmeister hat für den Winter Kohlen angeschafft. (= Er hat sie besorgt.) beschaffen (schwach) Können Sie mir eine Wohnung beschaffen? (= Können Sie mir eine Wohnung besorgen?) Die Fabrik beschafft ihren Arbeitern Wohnungen. (= Sie besorgt sie für die Arbeiter.) Können Sie mir noch eine Opernkarte beschaffen? (= Können Sie mir eine besorgen, obwohl es schwer sein wird?) Es ist schwierig, für alle Gäste ein Quartier zu beschaffen. (zu besorgen) beschaffen (Adj.) (= in bestimmter Weise geartet) Er ist von Natur nicht anders beschaffen. [die Beschaffenheit des Materials] beiseite schaffen (= etwas auf die Seite bringen, verstecken) Die Diebe haben die Beute beiseite geschafft. (= Sie brachten sie weg und versteckten sie.) Sie hatte das gestohlene Geld beiseite geschafft. verschaffen (schwach) Ich verschaffe ihm eine gute Stellung. (= Ich besorge sie ihm.) Das Arbeitsamt soll den Arbeitslosen neue Arbeit verschaffen. (= Es soll ihnen Arbeit besorgen – beschaffen.) Mein Buchhändler hat mir das seltene Buch verschaffen (besorgen / beschaffen) können. Der Lehrer verschaffte sich schnell Ruhe. (= Er sorgte schnell für Ruhe.) Was verschafft mir die Ehre / das Vergnügen (Ihres unerwarteten Besuches)? schleifen, du schleifst, er schleift – er schliff, (schliffe), hat geschliffen 1) stark – (= etwas scharf machen, schärfen) Er schliff sein Messer. (= Er schärfte es.) In der Messerschmiede werden Messer und Scheren geschliffen. (geschärft) Das Glas wird von den Kristallschleifern geschliffen. (= Sie schleifen Muster in das Glas.) Der Optiker hat das Brillenglas geschliffen. (= Er hat es mit Hilfe einer Schleifscheibe bearbeitet.) [Der Unteroffizier hat die Rekruten geschliffen. (= Er hat mit ihnen sehr streng geübt.)] 2) schleifen, du schleifst – er schleifte, hat geschleift schwach – (etwas über den Boden ziehen) Der Bauer schleifte die schweren Säcke in die Scheune. (= Er zog sie über den Boden.) Mit Hilfe eines Traktors schleiften die Waldarbeiter die Baumstämme an die Straße. (= Sie zogen die Baumstämme über den Boden.) Man hat den Dieb zur Polizei geschleift. (= Man brachte ihn mit Gewalt dorthin.) abschleifen (stark) Das Wasser schleift die Steine ab. (= Es macht sie glatt.) Der Schlosser schliff an der Schweißnaht die Unebenheiten ab. (= Er entfernte sie mit Hilfe der Schleifscheibe.) sich abschleifen In der Lehrzeit hat sich der Junge gut abgeschliffen. (= Er ist ruhiger und vernünftiger geworden.) [In dem vorbildlichen Kollektiv hatten sich die negativen Seiten seines Charakters bald abgeschliffen. (= Sie haben sich stark abgeschwächt.)] schnauben, du schnaubst, er schnaubt – schnaubte / schnob, (schnöbe), hat geschnaubt / geschnoben 1) (= den Atem heftig durch die Nase einziehen und ausstoßen, keuchen [= funět]) Er war während des Essens noch röter geworden und schnaubte vernehmlich. Man wusste nicht, ob er vor Bewunderung, vor Neid oder vor Ärger schnaubte. Der Hengst schnaubte ungeduldig. Die Lokomotive dampfte und schnob. Von allen Seiten schnob der Wind über die ungeschützte Fläche. (übertr.) jemand schnaubt Wut = jemand ist sehr wütend Er schnob unversöhnliche Rache. 2) norddeutsch – sich schnauben (= sich schnäuzen), sich die Nase schnauben (= sich die Nase putzen) ins Taschentuch schnauben (= sich in ein Taschentuch schnäuzen) Schnaub dich mal ordentlich! Ich habe mich geschnaubt. Ich muss mir die Nase schnauben. (= Ich muss mir die Nase putzen.) anschnauben, er schnaubt an – er schnaubte / schnob an, hat angeschnaubt (salopp) (= jemanden wütend anfahren, anschnauzen) jemanden anschnauben ausschnauben, er schnaubt aus – er schnaubte / schnob aus, hat ausgeschnaubt 1) (landsch.) (= sich die Nase gründlich putzen) Du musst kräftig ausschnauben. Sie schnaubte sich umständlich aus. 2) (gehoben) (= den Atem schnaubend durch die Nase ausstoßen) Der Drache schnaubte giftige Dämpfe aus. Er schnaubte seine Verachtung aus. / wutschnaubend, Feuer schnaubend, Rache schnaubend, Zorn schnaubend / schmelzen, du schmilzt, er schmilzt, schmilz! – du schmolzest, (du schmölzest) er schmolz, (er schmölze), ist geschmolzen (intr. = durch Hitze oder Wärme flüssig werden, sich auflösen) Der Schnee schmilzt. (= Er wird durch Wärme zu Wasser.) Das Eis ist geschmolzen. Die Gletscher schmolzen schnell. Als der Schnee plötzlich schmolz, stieg das Wasser der Bäche und Flüsse stark an. (übertr.) Das Vermögen war bis auf einen kleinen Rest geschmolzen. Die Beklemmung / die Befangenheit / der Zweifel schmolz. Bei dieser Überredungskunst schmolz sein harter Sinn. Ihm schmolz das Herz bei diesen Bitten. (= Er war gerührt.) schmelzen, du schmilzt / schmelzt, er schmilzt / schmelzt, schmilz! / schmelze! – du schmolzest / schmelztest, er schmolz / schmelzte, (du schmölzest / schmelztest, er schmölze / schmelzte), hat geschmolzen / geschmelzt (trans. = etwas Festes durch Hitze oder Wärme flüssig machen, auflösen) Erz, Roheisen, Silber schmelzen Die Arbeiter haben im Hochofen das Erz geschmolzen. (= Sie haben es flüssig gemacht.) Das Erz wird in Hochöfen geschmolzen. Das Gold wurde geschmolzen. Die Arbeiter schmelzten sechsundzwanzig Tonnen Stahl je Stunde. abschmelzen, er schmilzt ab – er schmolz ab, ist / hat abgeschmolzen (intr. = wegschmelzen, zergehen; Perfekt: sein) Der Gletscher schmilzt ab. Der Schnee von den Bergen war bis auf wenige schmutzige Reste abgeschmolzen. (trans. = durch Schmelzen trennen [Technik]; Perfekt: haben) [s] Zinn (vom [r] Eisenschrott) abschmelzen aufschmelzen, er schmilzt auf – er schmolz auf, ist / hat aufgeschmolzen (intr. = völlig schmelzen, sich durch Schmelzen verflüssigen, sich auflösen; Perfekt: sein) Das Eis schmolz auf in der Mittagssonne. (trans. = völlig schmelzen, auflösen; Perfekt: haben) Die Sonne hat die Eisdecke des Sees aufgeschmolzen. (Technik: einen Stoff in geschmolzener Form auf einen anderen aufbringen) einen Überzug auf ein Metallgefäß aufschmelzen dahinschmelzen, er schmilzt dahin – er schmolz dahin, ist dahin geschmolzen (gehoben: wegschmelzen, zusammenschmelzen, schmelzend vergehen) Langsam schmilzt der Schnee dahin. Die Barschaft schmolz wie Butter (Märzschnee) an der Sonne dahin. Schmilzt auch noch Japans Finanzkraft dahin, dann wird das Folgen für die Weltwirtschaft haben. Sein Heer war dahingeschmolzen. Sein Ärger schmolz dahin. Er fühlte seinen Groll dahinschmelzen. in Liebessehnsucht dahinschmelzen einschmelzen, er schmilzt ein – er schmolz ein, hat eingeschmolzen (trans.) 1) ein Metallstück (zusammen mit anderen Metallen) im Schmelztiegel flüssig machen Man hat die alten Münzen eingeschmolzen. Das stark beschädigte Denkmal wurde eingeschmolzen Glocken einschmelzen. 2) (übertr.: etwas in etwas einschmelzen = etwas innig mit etwas anderem verbinden) Diese Territorien waren in das große Reich eingeschmolzen worden. Er versuchte, seine eigenen Erlebnisse in ein neues Kunstwerk einzuschmelzen. [Polen beginnt, seine Zigeuner langsam, aber unwiderruflich in das polnische Volk einzuschmelzen.] erschmelzen, er erschmilzt – er erschmolz, hat erschmolzen (Hüttenwesen; = Metall, Glas durch ein Schmelzverfahren gewinnen) Glas wird aus Sand, Kalk und Soda erschmolzen. [[der Kalk, -s, -e; e/s Soda]] Eisen aus Erz erschmelzen eine neue Stahlsorte (nach elektrischem Verfahren) erschmelzen hinschmelzen, er schmelzt hin – er schmolz hin, ist hingeschmolzen (intr.) 1) (= zusammenschmelzen, wegschmelzen, schmelzend vergehen) Wir bemerkten, wie schnell unser Proviant (= Mundvorrat) / die Barschaft hinschmolz. [[r Proviant, -s, -e = Mundvorrat, Wegzehrung, Verpflegung]] 2) (= vor Rührung o. Ä. vergehen [umgangssprachlich, ironisch]) Sein Gefühl heftiger Zuneigung war noch nicht hingeschmolzen. Es war läppisch zu glauben, dass sie sich von seinem Geschreibsel erweichen lassen und hinschmelzen würde. umschmelzen, er schmilzt um – er schmolz um, hat umgeschmolzen (trans.) (= ein Metallstück einschmelzen und ihm eine neue Form oder Qualität geben, durch Schmelzen umformen) Roheisen wird in Thomasbirnen (zu Stahl) umgeschmolzen. Das Erz / der Schrott / das Altmetall wurde umgeschmolzen. (übertragen: etwas intensiv umgestalten) Die Zeichnungen zu meinem Zyklus wurden immer und immer wieder umgeschmolzen. verschmelzen, etwas verschmilzt – verschmolz, ist verschmolzen (intrans.) 1) (= etwas, besonders Metalle, wird durch Hitze oder Wärme weich, flüssig und schmilzt, löst sich auf) Bei mehrfacher Schallgeschwindigkeit würden Flugzeuge herkömmlicher Bauart regelrecht verschmelzen. 2) etwas verschmilzt mit etwas = etwas verbindet sich, vereinigt sich mit etwas Die beiden Städte verschmolzen allmählich zu einer einzigen, großen Stadt. Die unterschiedlichen Bilder beider Augen des Menschen verschmelzen beim Sehen zu einem dreidimensionalen Bild. Die fernen Berge verschmolzen in der Abenddämmerung mit dem Blaugrau des Himmels. Die vielfältigen Geräusche des Verkehrs verschmolzen zu einem einzigen Getöse. 3) (trans. – Perfekt: haben) etwas Festes, besonders Metalle, durch Hitze oder Wärme weich und flüssig machen: a) um sie zu einer Legierung zu verbinden; b) um mit dem weich oder flüssig gemachten Stoff verschiedene Teile von etwas miteinander zu verbinden; (übertragen: etwas miteinander verbinden, vereinigen) Kupfer und zinkhaltige Erze kann man zu [(s)] Messing verschmelzen. Mit Hilfe des Lichtbogens werden Metallteile (miteinander) verschmolzen. Altmetall verschmelzen = aufbereiten, einschmelzen; Er versuchte, die verschiedenen Einsichten zu einer Einheit zu verschmelzen. zerschmelzen, er zerschmilzt – zerschmolz, ist zerschmolzen (intrans.) (= schmelzen, flüssig werden) Der Schnee / das Eis / die Butter zerschmolz in der Sonne. zusammenschmelzen, er schmilzt zusammen – er schmolz zusammen, ist / hat zusammengeschmolzen (intrans.) (= durch Hitze oder Wärme flüssig und weniger werden, abnehmen, zusammenschrumpfen) (Perfekt: sein) Der Schnee ist in der Sonne zusammengeschmolzen. Das Geld / die Ersparnisse / die Vorräte sind beträchtlich zusammengeschmolzen. Unser Kreis ist in den letzten Jahren zusammengeschmolzen. (trans.) (= Metalle durch Schmelzen vereinigen, in eins schmelzen) (Perfekt: haben) verschiedene Metalle zu einer Legierung zusammenschmelzen Wenn man Kupfer und Zinn in einem bestimmten Verhältnis zusammenschmilzt, erhält man Bronze. [´brõ:sә] [[s Kupfer, -s, s Zinn, -(e)s, e Bronze]] Das nahende Ende schmolz das Bewusstsein aller in eins zusammen. schrecken, er schreckt / er schrickt – er schreckte / er schrak, ist / hat geschreckt (intrans.) 1) (Perfekt: sein) (= aufschrecken) jemand schreckt / schrickt aus dem Schlaf = jemand fährt erschrocken aus dem Schlaf auf Er schreckte aus dem Schlaf, als das Telefon neben seinem Bett schrillte. [Dies sind die Tage, da die Gesellschaft Washingtons, wie alle vier Jahre, aus ihrer Winterstarre schreckt.] 2) Jägersprache: er schreckt – er schreckte, hat geschreckt; = Schrecklaute ausstoßen (besonders vom Rotwild) In den Wiesen schreckten die Rehe. schrecken, er schreckt – er schreckte, hat geschreckt (trans. = jemanden in Schrecken versetzen, erschrecken, ängstigen) Der Gedanke, hier übernachten zu müssen, schreckt mich. Die Träume, Geräusche schreckten ihn. jemanden durch Drohungen, durch harte Strafen, schrecken (wollen), zu schrecken versuchen jemanden aus dem Schlaf schrecken = plötzlich aus dem Schlaf herausreißen abschrecken (schwach) (trans.) 1) (= jemanden zurückschrecken) Das kann mich nicht abschrecken. Er ließ sich durch nichts davon abschrecken. Als ich sie zum ersten Mal sah, schreckte mich ihr stumpfer, liebloser Blick ab. 2) (= etwas Heißes kalt übergießen, in kaltes Wasser eintauchen) Eier abschrecken, eine Mehlschwitze abschrecken, den glühenden Stahl abschrecken (= härten) aufschrecken, er schrickt / schreckt auf – er schrak / schreckte auf, ist / hat aufgeschreckt 1) (intrans.) (= vor Schreck auffahren; Perfekt: sein) von einem Geräusch aufschrecken aus dem Schlaf aufschrecken aus tiefem Sinnen aufschrecken aus einem Traum aufschrecken Als die Unterrichtsstunde zu Ende war, schrak er auf. Ein Hase war vor ihm aufgeschreckt. Er schreckte / schrak aus dem Schlaf auf. 2) (trans.) (= jemanden durch einen Schreck auffahren lassen; jemanden so erschrecken, dass er darauf mit einer plötzlichen heftigen Bewegung reagiert; Perfekt: haben) jemanden aus seinen Gedanken (seiner Ruhe, seiner Tätigkeit, aus dem Schlaf) aufschrecken ein ruhendes, äsendes Tier aufschrecken durch einen Lärm jählings aufgeschreckt werden Ein Schuss (Aufschrei, Klopfen, Geräusch) schreckte ihn auf. Er hat seine Eltern durch abenteuerliche Unternehmungen aufgeschreckt. (= beunruhigt) Die Ereignisse hatten die Menschen aus ihrer Gleichgültigkeit aufgeschreckt. (= herausgerissen) erschrecken, du erschrickst, er erschrickt – er erschrak, (er erschräke), ist / hat erschrocken (intrans.) (= einen Schreck bekommen; Perfekt: sein) vor etwas / jemandem erschrecken über etwas / jemanden erschrecken Vor jeder Maus erschrickt sie! Er erschrak über seine Worte / bei seinen Worten. Sie erschrak fast zu Tode, als er ihr plötzlich gegenüberstand. /landschaftlich:/ sich erschrecken (Perfekt: haben) Er erschrak sich ein wenig über den Scharfsinn des Knaben. Darüber habe ich mich ganz schön / tüchtig erschrocken. Oft im Partizip 2: erschrocken zusammenfahren / zurückweichen / beiseite springen erschrocken die Augen aufreißen Er war tief / sehr erschrocken. Er machte ein erschrockenes Gesicht. Er hatte erschrockene Augen. erschrecken, er erschreckt – er erschreckte, er hat erschreckt (trans.) (= jemanden in Schrecken versetzen; Perfekt: haben) Der Hund erschreckte mich. Der Anblick erschreckt mich nicht so sehr. Ihr Aussehen erschreckte ihn tief. Sie war sehr erschreckt durch den plötzlichen Knall. Ich war etwas erschreckt über die heftige Wirkung. /landschaftlich, umgangssprachlich./ sich erschrecken Da hat er sich erschreckt. Partizip Präsens: erschreckend (= beängstigend; sehr stark) Er war erschreckend abgemagert. Die Seuche greift in erschreckendem Ausmaß um sich. Eine erschreckende Verrohung der Sitten war nach dem Kriege eingetreten. Mit / in erschreckender Deutlichkeit zeigt sich, dass … hochschrecken, er schrickt / schreckt hoch – er schrak / schreckte hoch, ist hochgeschreckt (intrans.) (= vor Schreck auffahren) aus dem Schlaf hochschrecken Sie schrak aus dem Schlaf hoch. Gedankenversunken schreckte sie hoch, als sie angeredet wurde. hochschrecken, er schreckt hoch – er schreckte hoch, hat hochgeschreckt (transitiv) das Wild hochschrecken zurückschrecken, er schrickt / schreckt zurück – er schrak / schreckte zurück, ist / hat zurückgeschreckt 1) (intrans.) (= erschrecken und zurückfahren, zurückweichen) Sie schrak zurück, als sie die Schlange sah. [Einmal berührte sein Knie das ihre (das der Micelli), und er spürte, wie sie zurückschreckte.] Sie schreckte zurück, als sie sein entstelltes Gesicht sah. Die Elefanten schrecken zurück und drängeln sich um ihre Jungen. [Jetzt begriff sie, warum Belmondo vorhin zurückgeschreckt war, denn der Ehemann seiner Geliebten befand sich noch im Zimmer.] 2) (nur schwach) vor etwas zurückschrecken (= zurückscheuen, vor etwas aus Furcht Abstand nehmen, etwas nicht wagen) Er schreckt vor nichts zurück. Er schreckt nicht davor zurück, die Stadt zu zerstören. Im letzten Augenblick schreckte sie davor zurück, die Einladung anzunehmen. Sie hatte damals davor zurückgeschreckt, den Namen Erwin vorzuschlagen. Vor keinem Mittel schreckt der Autor des „Mephisto“ zurück, um den Protagonisten zu kompromittieren. (= jedes Mittel ist ihm recht) Seine Drohungen schrecken mich nicht zurück. zusammenschrecken, er schrickt / schreckt zusammen – er schrak / schreckte zusammen, ist zusammengeschreckt (intrans.) (= vor Schreck zusammenzucken, zusammenfahren) Sie schrak zusammen, dass ihr das Herz im Leibe erzitterte. Bei jedem Geräusch schreckte er unwillkürlich zusammen. Er schrak zusammen, lauschte im Dunkel des Raums: Paula hatte im Schlaf gesprochen. stecken, du steckst, er steckt – er steckte / stak, (steckte / stäke), hat gesteckt (intrans.) (= in / an etwas fest haften, festsitzen, sich irgendwo befinden) Der Ring steckt am Finger. Ich steckte bis zu den Knien im Schnee. Walter stak in seinem Arbeitszeug. Der Stein hat in der Erde gesteckt. Peter hat hinter dem Vorhang gesteckt. Du schreist, als ob du am Spieße stäk(e)st. Wendungen: Der Schreck steckt ihm in allen Gliedern. Er steckt voller Pläne. (= Er hat viele Pläne.) in der Patsche stecken (= in großen Schwierigkeiten sein) mit jemandem unter einer Decke stecken (= mit jemandem gemeinsame Sache machen) In diesem Sprichwort steckt viel Wahrheit. Wo hast du so lange gesteckt? in der Wohnung / bei seinen Bekannten / im Gefängnis stecken dahinter stecken, (umgangssprachlich) etwas steckt dahinter (= die Sache hat einen realen Kern) Ich erkannte bald, dass etwas Wahres dahinter steckt. Man weiß nicht, was eigentlich dahinter steckt. (= was der eigentliche [nicht erkennbare] Grund, die Ursache dafür ist) Man wusste lange nicht, wer eigentlich dahinter steckte. (= wer der eigentliche [heimliche] Urheber jener Sache war) Ich dachte, wenn du mir schon schreibst, dann wird was auch dahinter stecken. (= wird es einen Grund haben) Er redet viel, aber es steckt nicht viel dahinter. drinstecken, er steckt drin – er stak / steckte drin, hat / (süddeutsch auch:) ist dringesteckt (intrans.) (= viel Arbeit, Schwierigkeiten mit etwas haben; sich in einer schwierigen oder peinlichen Lage befinden) Er steckt bis über die Ohren [in seiner Arbeit] drin. Er steckt ganz schön drin. (= in einer schwierigen Lage) (= in jemandem, etwas als Anlage o. Ä. vorhanden sein) Ich weiß, dass etwas Großes in ihm drinsteckt. heraus stecken, er steckt heraus – er steckte / stak heraus, hat herausgesteckt 1) (intrans.) (= hervorstehen, herausragen; Prät.: stak heraus) Nur einzelne Pfähle staken noch aus dem Schnee heraus. Eines der Beine stak steif aus der Bettdecke heraus. Pricken staken aus dem Boden des Watts heraus. [[e Pricke, -, n = Markierung in flachen] [Küstengewässern;] [s] [Watt][, -(e)s, -en = seichter Streifen der Nordsee zwischen Küste und vorgelagerten Inseln]] 2) (trans.) (= von dort drinnen hierher nach draußen stecken, etwas nach draußen stecken, etwas äußern, seine Stellung, seinen Rang betonen, zur Schau stellen; herauskehren Prät.: steckte heraus) eine Fahne (aus dem Fenster) heraus stecken den Kopf (zur Tür) heraus stecken jemandem die Zunge heraus stecken Der Patient musste die Zunge herausstecken. Was hast du wieder für Unsinn herausgesteckt? eine Lüge herausstecken Sie steckt bei jeder Gelegenheit die Wissenschaftlerin heraus. zusammenstecken, er steckt zusammen – er stak / steckte zusammen, hat / (süddeutsch auch:) ist zusammengesteckt 1) (intrans) (= oft [von anderen abgesondert] zusammen sein [und dabei etwas aushecken]) Die beiden stecken doch immer zusammen. Die beiden steckten / staken immer zusammen. Steckt ihr schon wieder zusammen? 2) (trans.) (= etwas durch Feststecken miteinander verbinden) den Stoff mit Nadeln zusammenstecken Die Bluse war am Hals mit einer Brosche zusammengesteckt. Sie hatte die Haare zu einem Knoten zusammengesteckt. die Köpfe zusammenstecken (= heimlich etwas bereden) stecken, er steckt – er steckte, hat gesteckt (trans.) (= etwas fest haften machen, festmachen, etwas / jemanden irgendwo unterbringen) Sie steckte den Ring an den Finger. Er hat sich eine Feder an den Hut gesteckt. Er steckte die Hände in die Taschen. Er steckte den Schlüssel ins Schloss. Steck dir Watte in die Ohren! Er steckte den Kopf durch die Tür. Wendungen: Das kannst du dir an den Hut stecken. (= Darauf lege ich keinen Wert.) den Kopf in den Sand stecken (= vor den Tatsachen die Augen verschließen) Er steckt seine Nase in alles. (= Er kümmert sich um Dinge, die ihn nichts angehen.) Steck nicht immer bloß die Hände in die Taschen! (= Steh nicht müßig herum!) jemanden in die Tasche stecken (= jemanden übertreffen, jemandem überlegen sein) jemanden in den Sack stecken (= jemanden betrügen, jemandem überlegen sein) die Beine unter den Tisch stecken (= sich bedienen lassen) weichen, er weicht – er wich, (er wiche), er ist gewichen (intrans.) (= sich von jemandem oder etwas entfernen, weggehen; [besonders einer Übermacht o. Ä.] Platz machen, das Feld überlassen; allmählich nachlassen, seine Wirkung verlieren, schwinden, verschwinden) jemandem nicht von der Seite weichen / nicht von jemandes Seite weichen Er wich nicht von ihrem Krankenbett. Er war ein Stück zur Seite gewichen. Sie wich nicht von der Stelle. Wie ein Gespenst blieb er stehen und wich nicht von der Stelle. Sie wichen keinen Schritt von ihrem Weg. Die erwachsenen Löwen weichen keinen Zoll von ihren Futterplätzen. Endlich war die Angst von ihm gewichen. Das Blut war aus ihrem Gesicht gewichen. (= Sie war blass geworden.) der Gewalt / dem Feind weichen keinen Schritt vom Wege weichen Sie weichen einem moralischen Druck. Die alten Häuser mussten modernen Neubauten weichen. Die alten Bäume mussten einem Neubau weichen. Die Beklommenheit / die Befangenheit / alle Unruhe war (von ihm) gewichen. Ich werde nicht wanken und nicht weichen, bis du mir alles gesagt hast. abweichen, er weicht ab – er wich ab, ist abgewichen (intrans.) (= von etwas abgehen, eine Richtung verlassen) vom Kurs abweichen von der Reiseroute abweichen (übertragen:) von der rechten Bahn / vom Pfad der Tugend abweichen von seinem Standpunkt abweichen keinen Finger breit von seiner Pflicht abweichen (= verschieden sein, differieren) Die Gutachten weichen voneinander ab. Mein Ergebnis weicht stark / bedeutend / teilweise / geringfügig von deinem ab. um eine geringfügige Kleinigkeit von etwas abweichen ausweichen, er weicht aus – er wich aus, ist ausgewichen (intrans.) (= aus der Bahn eines anderen gehen [und Platz machen]; vor etwas zur Seite weichen, zu entgehen versuchen; aus dem Weg gehen, jemanden oder etwas meiden; [gezwungenermaßen oder aus guten Gründen] etwas anderes wählen) Der Fußgänger weicht dem Auto aus. Der Radfahrer ist dem Moped knapp ausgewichen. Es ist rechts auszuweichen und links zu überholen. Der Fahrer wich dem Auto / der Fußgängerin in letzter Minute geschickt aus. vorwärts / rückwärts / nach rechts / nach der Seite / zur Seite ausweichen einem Schlag / einem Angriff blitzschnell ausweichen einem Hieb / Tritt / einer Ohrfeige geschickt ausweichen Er konnte dem Stein nicht mehr ausweichen. einer Frage / jemands Blicken ausweichen allen Entscheidungen diplomatisch ausweichen den Schwierigkeiten mit bloßen Redensarten ausweichen eine ausweichende Antwort geben Er sah verlegen auf den Wirt und wich gleich wieder aus mit dem Blick. auf das 3. Programm / auf eine andere Möglichkeit ausweichen Der Käufer weicht auf eine preisgünstigere Ware aus. entweichen, er entweicht – er entwich, ist entwichen (intrans.) (= aus etwas ausströmen; unbemerkt entfliehen, sich vor einer Bedrohung in Sicherheit bringen) Die Luft entweicht dem Blasebalg. Das Gas entweicht aus dem Ballon / aus der Leitung. Aus dem Kochtopf entweicht der Dampf. Aus seinem Gesicht entwich alles Blut. (= Sei Gesicht wurde blass.) Die Spannung entwich vollends, und an ihrer Stelle strömte ein ungeheurer Jubel in seine Brust. aus dem Gefängnis / in die Schweiz entweichen Der Dieb ist in der allgemeinen Verwirrung / durch das Kellerfenster entwichen. Er war aus dem Lager entwichen. zurückweichen, er weicht zurück – er wich zurück, ist zurückgewichen (intrans.) (= [um Abstand von jemandem zu gewinnen] einige Schritte zurücktreten, sich von jemandem oder etwas wegbewegen; sich auf etwas nicht einlassen, etwas meiden) unwillkürlich, entsetzt, erschrocken (vor dem grausigen Anblick) zurückweichen Die Menge wich ehrfürchtig zurück. Als er auf sie zuging, wich sie erschrocken (einige Schritte) zurück. vor einer Schwierigkeit zurückweichen in der Diskussion keinen Fußbreit zurückweichen Ich wich zurück vor jeder Gelegenheit, ihr in der Wirklichkeit zu begegnen. eine zurückweichende (= schräg nach hinten gehende, fliehende) Stirn weichen, er weicht – er weichte, ist / hat geweicht 1) (intrans.) (= [durch Liegen in Flüssigkeit o. Ä.] weich werden; Perfekt: sein) die Wäsche / die Bohnen einige Stunden weichen lassen Die Semmeln müssen (in der Milch) noch etwas weichen. 2) (trans.) (= weich machen; Perfekt: haben) Wäsche weichen (= einweichen) Die Mädchen weichen die Wäsche. einweichen (schwach) (trans.) 1) (= [Wäsche] vor dem Waschen für eine gewisse Zeit in eine Schmutz lösende Lauge legen) die schmutzige Wäsche einweichen Die Wäsche wäscht sich leichter, wenn sie vorher in einer Lauge eingeweicht wird. 2) (= zum Quellen oder Weichwerden für eine gewisse Zeit in Wasser, Milch o. Ä. legen) Erbsen einweichen trockene Brötchen in Milch einweichen weiße Bohnen einweichen und quellen lassen abweichen, etwas weicht ab – weichte ab, hat / ist abgeweicht 1) (trans.) (= [Haftendes, Festgeklebtes] durch Feuchtigkeit weich machen und ablösen; Perfekt: haben) das Etikett (von der Flasche) abweichen eine Briefmarke abweichen 2) (intrans.) (= [von etwas Haftendem, Festgeklebten] durch Feuchtigkeit weich werden und sich ablösen; Perfekt: sein) Das Etikett ist von der Flasche abgeweicht. Das Plakat weichte ab. aufweichen, er weicht auf – er weichte auf, hat / ist aufgeweicht 1) (trans.) (= etwas duch Feuchtigkeit eich machen; Perfekt: haben) Semmeln in Milch aufweichen ein Brötchen in Wasser aufweichen Der Regen hat den Boden aufgeweicht. Wahrscheinlich hatte erst die Nässe auf den Stufen den Dreck an den Schuhsohlen aufgeweicht. Will man zu einer optimalen Wagenwäsche kommen, muss der Schmutz vorerst einmal richtig aufgeweicht werden. (übertragen:) ein System aufweichen (= von innen her allmählich zerstören) Der Kündigungsschutz ist aufgeweicht worden. die Bevölkerung ideologisch aufweichen (= von innen her beeinflussen) 2) (intrans.) (= weich werden; Perfekt: sein) Der Boden weicht auf. Der Zwieback weichte in der Milch auf. Das Einwickelpapier ist völlig aufgeweicht. Die Wege, Straßen und Äcker sind durch den lang anhaltenden Regen aufgeweicht. im aufgeweichten Boden bis zu den Knöcheln versinken (übertragen:) Die Fronten weichen auf. durchweichen, etwas weicht durch – weichte durch, ist durchgeweicht (intrans) (= ganz und gar von Nässe durchdrungen und dadurch weich werden; durch und durch nass und weich werden) Der Karton ist an dieser Stelle ganz durchgeweicht. Der Karton stand im Regen und war völlig durchgeweicht. Das Obst war angefault, so dass die Tüte bald durchweichte. durchweichen, er durchweicht – er durchweichte, hat durchweicht (trans.) (= durchnässen und dadurch weich machen) Der Regen hat den Boden völlig durchweicht. Der Landregen durchweichte alle Wege. Der lehmige Boden war fußtief vom Wasser durchweicht. erweichen, er erweicht – er erweichte, hat / ist erweicht 1) (trans.) (= weich machen; Perfekt: haben) Die Sonne hat den Asphalt erweicht. Die Hitze erweichte das Wachs. Verteilen Sie den Schaum auf dem nassen Gesicht: schon ist jedes Barthaar bis zur Wurzel erweicht. (übertragen:) Das Unglück hat seine Seele erweicht. Ihre Tränen haben mein Herz erweicht. (= mich gerührt, milde gestimmt) Ich ließ mich durch Bitten nicht erweichen. (= nicht umstimmen, zum Nachgeben bringen) jemandes Herz erweichen jemandes Stolz / seinen harten Sinn erweichen 2) (intrans.) (= weich werden; Perfekt: sein) Der Asphalt ist in der Sonne erweicht. Der Asphalt erweicht bei steigender Temperatur. Tiefgekühltes, gefrostetes Gemüse erweicht in etwa zwei Stunden. (übertragen:) Sein Trotz / sein harter Sinn erweichte durch ihr gütiges Wesen. Vor des Allmächtigen Ansturm muss auch das verstockteste Herz erweichen und sich öffnen. Sein starrer Sinn ist erweicht. (= Er ist nachgiebig[er] geworden.)