Lieutenant Gustl Schnitzlers Frühwerk in einer historischkritischen Ausgabe (seit 2010) • »Leutnant Gustl«ist in der Ausgabe von Constanze Fliedl »noch deutlich frauenfeindlicher und antisemitischer« als in der traditionellen Ausgabe beim Fischer-Verlag. Eine digitale Edition wird derzeit vom Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH) der ÖAW besorgt. Warum der innere Monolog? • Der auktoriale Erzähler schien für die Gestaltung solcher fremdbestimmter und verwirrter Figuren ungeeignet, weil ein stabiles Ich und eine verlässliche Wirklichkeitswahrnehmung unglaubwürdig geworden sind. • Die Bloßstellung der Figur durch eigene widersprüchliche Gedankengänge. • Finden Sie Beispiele dafür. Worin kann man hier den Einfluss des Impressionismus in den Fußstapfen von Ernst Mach bzw. Hermann Bahr? • "Das Ich ist unrettbar" lautet der Titel eines Essays von HERMANN BAHR. • Man fand es unmöglich zwischen Schein und Wirklichkeit, Wahrheit und Fiktion zu unterscheiden. • Alles, was wir über die Welt erfahren, verdanken wir nur Sinnesempfindungen, weder eine Welt an sich noch ein Ich an sich ist unserer Erkenntnis zugänglich: • "Die Welt besteht ... für uns nicht aus rätselhaften Wesen, welche durch Wechselwirkung mit einem anderen ebenso rätselhaften Wesen, dem Ich, die allein zugänglichen Empfindungen erzeugen. Die Farben, Töne, Räume, Zeiten ... sind für uns vorläufig die letzten Elemente, deren gegebenen Zusammenhang wir zu erforschen haben. Darin besteht eben die Ergründung der Wirklichkeit." Heramnn Bahr, Dialog vom Tragischen • "Das Ich ist unrettbar. Die Vernunft hat die alten Götter umgestürzt und unsere Erde entthront. Nun droht sie, auch uns zu vernichten. Da werden wir erkennen, daß das Element unseres Lebens nicht die Wahrheit ist, sondern die Illusion. Für mich gilt nicht, was wahr ist, sondern was ich brauche, und so geht die Sonne dennoch auf, die Erde ist wirklich, und ich bin ich." Warum will sich Gustl umbringen? • Nach dem Ehrencodex hätte er den Bäckermeister gleich ohrfeigen müssen. Eine Satisfaktion, also ein Duell, ist nicht möglich, weil er kein Offizier wie Gustl ist. • „Ehre verloren, alles verloren!“ • Beschreiben Sie die Gedankenassoziationen Gustls • Abschweifungen • Wiederholungen • Erinnerungen, • Aktuelle Sinneseindrücke • Im Konzert • „Was guckt mich denn der Kerl dort immer an? Mir scheint, der merkt, daß ich mich langweil’ und nicht herg’ho¨ r’ . . . Ich möcht’ Ihnen raten, ein etwas weniger freches Gesicht zu machen, sonst stell’ ich Sie mir nachher im Foyer! – Schaut schon weg! . . . Daß sie alle vor meinem Blick so eine Angst hab’n . . . ,Du hast die schönsten Augen, die mir je vorgekommen sind!‘ hat neulich die Steffi gesagt . . . O Steffi, Steffi, Steffi! – Die Steffi ist eigentlich schuld, daß ich dasitz’ und mir stundenlang vorlamentieren lassen muß.“