KINO Hochzeit und Glücksfall - FOCUS Online http://www.focus.de/kultur/medien/kino-hochzeit-und-gluecksfall a. Drucken FOCUS Magazin | Nr. 4 (2003) KINO Hochzeit und Glücksfall Montag, 20.01.2003, 00:00 • • von Eckhard Vollmar Klingt wie ein Hollywood-Märchen und ist eins: Die Erfolgsgeschichte von Nia Vardalos „My Big Fat Greek Wedding" Vermutlich ist kein Ort der Welt auf so vielen zerbrochenen Träumen gebaut wie Hollywood. Vermutlich werden die Gesetze der Marktwirtschaft nirgendwo brutaler durchgesetzt, und vermutlich spielt schieres Glück nur an der Börse eine noch größere Rolle als dort. Aber es gibt eben auch kaum einen anderen Ort, wo Märchen so regelmäßig wahr werden. Und was könnte die Geschichte von „My Big Fat Greek Wedding'1 anderes sein als ein Märchen? Es gibt ein Aschenputtel, eine gute Fee, einen Prinzenkuss und am Ende, nun ja, eben eine Hochzeit. Allerdings eine, zu der bislang weltweit etwa 40 Millionen zahlende Gäste gingen und die noch lange nicht zu Ende getanzt ist. Wie ein Aschenputtel präsentiert sich Nia Vardalos in ihrer engen Lederhose und mit dazu passendem Käppi zwar nicht gerade, aber auch nach sieben Monaten pausenloser Werbereisen für ihren Film, in denen sie die gleichen Geschichten wer weiß wie oft erzählt hat, reißt sie immer noch ungläubig die Augen auf, wenn sie sich an die Anfänge erinnert. Da stand sie, eine erfolglose griechisch-kanadische Schauspielerin weit jenseits der 30, und musste sich von ihrem Agenten anhören, sie solle ihren Namen in „irgendetwas Puertorikanisches" ändern oder gehen. „Die Griechen sind ein stolzes Volk", sagt sie. „Also bin ich gegangen." Vardalos schlägt sich als Synchronsprecherin für Käse- und Cornflakes-Werbung durch, tritt abends umsonst mit ihrem eigenen Comedy-Programm im Talentschuppen des Kabelsenders HBO auf und schreibt nachts ihre Sketche über ihre griechische Familie zum Drehbuch um. Auftritt der guten Fee: Die Halbgriechin Rita Wilson gerät in die Show, amüsiert sich und schickt ihren Ehemann ebenfalls hin. Der amüsiert sich nicht minder, und weil er Tom Hanks heißt und eine Produktionsgesellschaft betreibt, gibt er Vardalos seinen Prinzenkuss: Er versichert ihr, man wolle nicht nur ihr Drehbuch praktisch ohne Änderungen verfilmen, sondern sie dürfe auch selbst die Hauptrolle spielen. Das lächerliche Budget von fünf Millionen Dollar teilten sich HBO und eine kleine Finanzierungsfirma. Die Werbung besteht aus Flyern, die man bei Hochzeiten verteilt, aus Radio-Spots und vor allem aus Mundpropaganda. Die, möchte man meinen, funktioniert bei Vardalos, die allein 27 Cousins und Cousinen ersten Grades hat, besonders gut. „Ich schwankte am Eröffnungstag zwischen zwei Gefühlen: Ich war unendlich glücklich, dass der Film überhaupt ins Kino kam - und ich hatte furchtbare Angst, dass er nur diesen einen Tag lang laufen würde", erzählt sie. Doch dann übertrifft „My Big Fat Greek Wedding" alle Erwartungen. Der Film legt Woche für Woche zu und lässt schließlich sogar die magische Marke von 200 Millionen Dollar Einspiel um 30 Millionen hinter sich. Damit ist „My Big Fat Greek Wedding" die erfolgreichste Independent-Produktion aller Zeiten; der Horrorfilm „The Blair Witch Project" brachte es auf „nur" 141 Millionen. Mittlerweile muss sich Vardalos sogar mit Goldcn-Globe- und Oscar-Gerede beschäftigen: Die Sympathien hat z2 04.12.2017 15:59