den, verschiedene Funktionen wahr, etwa die der Entlastung durch Komik, der allgemeinen Unterhaltung, der Aufrcchterhallung der Kommunikation und anderes. Witze haben - wie schon erwähnt - eine typische Struktur, weisen darüber hinaus aber auch eine charakteristische Einbettung in die Kommunikationssituation auf, sie werden typischerweise mit ganz bestimmten Einleitungen versehen, wie etwa: Kennen Sie den schon? Ich kenne einen tollen Witz. Gestern hab ich einen super Witz gehört. Schon diese formelhaften Einleitungen lassen eine „Witzerwartung" (Röhrich 1981, 494) entstehen und bereiten den Rezipicntcn auf die Pointe vor. Darüber hinaus weisen Witze, gerade in ihrem nanativen, erzählenden Teil, bestimmte witztypische sprachliche Strukturen auf: Sie stehen immer im Präsens - auch in ihrem narrativen Teil - und sie zeigen im Allgemeinen Verb-Erststcllung, das Vorfeld ist also nicht besetzt: Kommt ein Betrunkener in die Kneipe. Sagt der Wirt ... Die Witzerwarlung und damit die Rezeplionssleucrung entsteht aber auch dadurch, dass es eine Reihe von wiederkehrenden Mustern von Witzen gibt (z.B. ein Engländer, ein Franzose, ein Deutscher sitzen im Flugzeug I in der Hölle etc.) und eine Reihe wiederkehrender handelnder .Personen' mit stereotypen Eigenschaften (Türmes und Schäl, Graf Bobby, ein Elefant und eine Maus; die neureiche Frau, der geizige Schotte, der faule IScamlc, der dumme Ostfriesc / Bayer / Österreicher / Mantafahrer, die dumme Blondine); auch bestimmte Berufsgruppen und bestimmte Gesprächssituationen (Arzt - Patient; Richter - Angeklagter; Lehrer Schüler; Kellner - Gast) tauchen immer wieder auf. Diese erwartbaren Konstellationen lassen es auch zu, dass der Witz sprachlich so knapp wie möglich sein kann - der narralive Anteil ist dann extrem kurz. Die Pointe in Witzen und die daraus resultierende Komik kann entsprechend auch den unterschiedlichen Wilztypen - aus den unterschiedlichsten Gründen entstehen. Wir wollen hier lediglich auf diejenigen Witze hinweisen, deren Pointe aufgrund eines Sprachspiels entsteht. Dabei lässt sich einmal eine Reihe von Witzen linden, die mit der Ambiguilät sprachlicher Strukturen spielen: Zu nennen sind hier Witze mit semantischer Ambiguilät, also Doppel- und Mehrdeutigkeiten von Wörtern oder Strukturen wie in den Beispielen unter (20); Witze, die mit syntaktischer Ambiguilät spielen, also Strukturen uminterpretieren (etwa: Attribut vs. lokales Adverbial) wie unter (21); Witze, die Phraseologisches wörtlich nehmen (bzw. mit der Ambiguilät spielen) wie unter (22); Witze mit pragmatischer Ambiguitäl (auch Kontextambiguilät) wie unter (23); und Witze, deren Sprachspiel darauf beruht, dass mit Varietäten gespielt wird - seien es diatopische Varietäten wie Dialekte (Beispiele unter (24)), diastratische oder funktionale wie Fachsprachen.''1 (20a) Am Fahrkartenschalter Kunde: „Ich hätte gerne eine Fahrkarte nach München. Zweiter Klasse, hin und zurück!" „Ober Passau?" „Nein, übers Wochenende". (20b) Polizist: „Hier dürfen Sie nur mit Erlaubnisschein angeln." Angler: „Danke fiir den Tipp. Ich versuche es die ganze Zeit mit einem Regenwurm." (2l)c) Arzt: „Die Medizin sollten Sic in einem Zug einnehmen." Patient: „Gut Herr Doktor, ich arbeite bei der Bahn." (20il) Im Radiogeschält „Diese Stereo-Anlage kann ich Ihnen zum halben Katalog-Preis anbieten." „Und was kostet der Katalog?" 14 Unterstreichungen in den Witzen (Beispiele (2(1) - (25)) von uns, CF/MT. 326 (21 a) Sagt der Kunde zum Verkäufer: „Kann ich die I lose im Schaufenster anprobieren?" Der Verkäufer antwortet: «Natürlich, aber wir haben auch Umkleidekabinen." (21b) Abiturprüfung in Geographie: Prüfer: „Wie viele Inseln gehören zu Japan und wie heißen sie?" Abiturient: „Zu Japan gehören viele Inseln und ich heilte Meier." (22a) „Wieso schmeckt unser Urol denn nach Schießpulver?" „Da wird einer die Flinte ins Koni geworfen haben." (22b) Sagt die Patientin: „Dass Sic mich mitten in dei Nacht besucht und mir geholfen haben, weide ich Ihnen hoch anrechnen. Herr Doktor." Darauf der Arzt: „Ich Ihnen auch." (23a) Arzt: „Rauehen Sie?" Patient: „Nett, dass Sie mich das fragen - ich würde lieber etwas trinken!" (23b) Im Zugabteil: Ein älterer eleganter Mann und eine alte Dame sitzen in einem Zugahlcil. I Mann nimmt eine Zigarre aus seiner lasche und fragt die Dame: „Gestatten Sic, dass rauche?" „Fühlen Sie sich wie zu Hause", sagt die Dame. „Dann eben nicht", seufzt Mann resigniert und steckt die Zigarre wieder ein. (23c) Eine Schulklassc besucht den Zoo. Eine Schülerin sieht am Zaun des Zcbragchcges Schild: Vorsicht, frisch gestrichen! Da sagt sie zu ihrer Freundin: „Ich habe immer gedai dass die Streifen echt wären!" (24a) Der Manta-Fahicr, der auf der Suche nach einem Supermarkt neben einem Türken bren „Ey, sag mal, wo geht's hier nach Aldi?", fragt er. „Zu Aldi", verbessert der Tfukc. I Manla-Fahrer guckt verdutzt: „Was denn, schon so spät?" (24b) Kasimir hat sich in eine ganz sütlc Berlinerin verknallt. Und sie sich in ihn. In einer sein eben Stunde flüstert sie ihm zu: „Küsse mit. Kasimir!" Verbessert er: „Das heißt mich!" Und wieder raunt sie: „Auch gut, küsse mir. Kasimich!" (24c) Eigentumsfrage in) Ruhrgcbicl: „Wen is dat Moped?" „Ich." (2'td) Kurz nach der Wende steigt ein Ehepaar in den Trabi und fährt von Sachsen hinüber n Bayern. In einer Kleinstadt erleben sie bayrisches Volksthcaler in der Mundart und sind geistert. Aufder Heimfahrt stellt die Frau bedauernd fest: „Eeschenllisch schnöde, dcß mir gecnen Dialekt hont!" (24c) Frage: Was fragt die Katze am Bankschalter? „Ilaben Sic Mäuse?" Eine eigene Gruppe von Witzen, die auf Sprachspiclcn beruhen, sind Missverstand! witze; hier wird die Ambiguilät von Strukturen und Worten oder die Ähnlichkeit \ Strukturen und Worten genutzt, die zu Missverständnissen führen und die in aller Rc dann dazu dienen, bestimmte typische Personen als besonders einfältig oder ungebil o.a. hinzustellen (was z.T. auch für die Witze unter (24) gilt). (25a) „Papa, wo sind / liegen denn die Bahamas?" „Frag deine Muller, die räumt doch immer alles wrcg." (25b) „Hier habe ich ein Rezept für Sie", sagl der Arzt zu Frau X. „Ach, kochen Sie auch so gerne?" (25c) „Was hallen Sic von Doktor Scluwago?" „Wissen Sie, ich bleibe lieber bei meinem I lausaizl." (25d) „Wie hat Ihnen denn die Sixlinischc Kapelle in Rom gefallen?" „Die habe ich leider nicht gehört, die muss wohl gerade auffounicc gewesen sein."