Prisma Wissenschaft ■ Technik ■ ARCHÄOLOGIE- Göttlicher Betrug Alttestamentler Ernst Axel Knauf, 49, -Mitglied einer Epigrafiker-Forsch-ungs-gruppe an der Universität Jerusalem, über eins angeblich 2800 jähre alte Schrifttafel, die vom salomonischen Tempel berichtet SPIEGEL; In Israel ist eine Stele aufgetaucht, auf der Jerusalems König Joas (836 bis 798 vor Christus) in der Ick-Krm über die Renovierungsarbeiteti am Tempel Gottes erzählt. Deutsche Zeitungen stufen den Fund als „Sensation" ein. Knauf: Wir haben den Fund eingehend besprochen. Die Tafel ist eine Fälschung, zumal eine mittelmäßige.' ■ SPlEfiEL- Wie das? Knauf: Der Text ist ans drei Bibelsteilen zusammengestöppelt, die Joas in, den Mund gelegt werden. Dabei verwendet der Schreiber allerdings auch Buchstabenformen, die erst 200 Jahre nach dem Tod des Königs aufkamen. Die Lettern auf der Stele sind zudem wackelig und ungelenk. So arbeitet kein königlicher Steinmetz, Spiegel: Gibt es weitere Indizien? Knauf:'In der letzten Zeile steht der falsche Plural: „Jahwe segne seine Völ- ker'. Das macht keinen Sinn. In einer anderen Zeile wollte der Fälscher das Wort Migraot schreiben, was auf Althebräisch so viel wie Mauervorsprung heißt. Er vergaß aber das M und schrieb nur graot - ein Flüchtigkeitsfehler beim Abschreiben. spiesei: Experten vom Geologischen In-' stitut in Jerusalem halten die Tafel aber für echt. Sie habe zwischen 400 und 20a vor Christus unter der Erde gelegen und enthalte Goldkörnchen - Spuren vom alten Tempelschatz. Knauf: Der Boden hier ist voll von historischem Steinschutt. Wer betrügen will, nimmt bewusst solches Material. Vielleicht fertigte die Tafel ein Steinmetz, in dessen Werkstatt auch mit Blattgold gearbeitet wird. Hinweisen zufolge soll der -Stein vom Jerusalemer Tempelberg stammen. Dort' steht der Felsendprcii dessen Kuppel mit-jedem Angebliche Joos-Schrifttafel, Alttestamentler Knauf Regenschauer unzählige Goldpartikel verliert. Spiegel: Wer steckt hinter dem Coup? Knauf: Die Händler in Jerusalems Altstadt leiden Not, der Tourismus ist zusammengebrochen. Wäre die Stele echt, würde sie zwei Millionen Dollar bringen. Arbeits-: ■ lose palästinensische Archäologen gibt es genug. Dem Israel-Museum werden fast täglich gefälschte Inschriften angeboten. -SPIEGEL: Also wieder kein Beleg für die Existenz des Supertempels Salomos? Knauf: Ich bin sicher, dass um 800 vor Christus in Jerusalem ein Jahwe-Heilig-' tum stand. Es war aber nur die Palästkapelle eines Stainmesfürsten - nicht größer als eine Dorfkirche. ■Brillenschlange PHARMAZIE Hühnereier gegen Schlangenbisse •^Jühnereier können ein Mittel gegen .ETLSchlangengifte liefern, wenn man speziell vorbereiteten Legehennen kleinste Dosen des jeweiligen Gifts injiziert. Indische Wissenschaftler am Vittal Mallya Research Institute in Bängalore haben diese alternative Methode der Gegengift-Gewinnung soeben erfolgreich getestet. Laut Subba Rao, dem Direktor des Instituts, könnten aus dem Dotter eines Hühnereis wenigstens fünf Milligramm Gegengift gewonnen werden - genug, um ein Menschenleben zu.retten. Rund 30 ooo Menschen sterben allein in Indien g jährlich an Schlangenbissen. Bislang wird I Gegengift vor allem aus 'dem Blut von' Pfer-i den gewonnen', denen man.zuvor eine genau 1 dosierte Menge an Schlangengift verabreicht. ^ Diese Prozedur ist sehr schmerzhaft und deshalb umstritten. DUR SPIEGEL 4/H.0 J. 115