Die Gleichstellung muss sich in allen Unternehmen durchsetzen Feminismus ist zu einer gesellschaftlichen Selbstverständlichkeit geworden - das reicht nicht aus. Denn noch ist Gleichstellungspolitik auf Großkonzerne fbkussiert. Kommentar von Andrea Rexer Was für ein Jahr für Feministen! Was für ein Jahr für ihre Hasser! Schon im Januar 2017 setzen sich tausende Demonstranten rosa Mützen auf, um bei der Vereidigung von US-Präsident Donald Trump gegen dessen trauen feindlichen Äußerungen zu protestieren. In Berlin ließen sich im April Kanzlerin Angela Merkel und Währungsfondschefin Christine Lagarde nebst Ivanka Trump beim globalen Frauengipfel ablichten - während im Wahlkampf deutsche Rechtspopulisten Parolen "gegen den Gender-Wahn" plakatierten. Im Herbst schließlich erschütterte die Sexismus-Debatte unter dem Schlagwort "Me Too" von Hollywood ausgehend die ganze Welt. Da verwundert es überhaupt nicht, dass in den USA "feminism" zum Wort des Jahres erklärt wurde (in Deutschland landete "Me Too" immerhin auf Rang drei). Noch vor einigen Jahren galt es vielen als Schimpfwort, wenn man sie als Feminist oder Feministin bezeichnete. Das ist heute anders. In dem Begriff schwingt eine neue Selbstverständlichkeit mit, zu der ausgerechnet ihre Feinde den entscheidenden Beitrag geleistet haben. Das Erstarken rechtspopulistischer Kräfte - sei es Trump in den USA, sei es die AfD in Deutschland - löst bei all jenen, die einem offenen Weltbild anhängen, einen Drang zur Distanzierung aus. Und das Frauenbild ist eines der sichtbarsten Unterscheidungsmerkmale zwischen modernen und rückständigen Positionen. Dieses Momentum könnten Unternehmens lenker und die künftige Regierung nutzen, um 2018 konkrete Gleichstellungs-Maßnahmen umzusetzen. Und zwar nicht nur für eine kleine Elite an der Spitze der Gesellschaft, sondern für die breite Masse der arbeitenden Bevölkerung. Denn im Berufsleben ist Diskriminierung am deutlichsten zu spüren. Bisher hat sich die Gleichstellungspolitik der Regierung vor allem auf Frauen in Führungspositionen von Großkonzernen konzentriert. Es gibt eine verbindliche Quotenregelung für Frauen in Aufsichtsräten und eine unverbindliche Regelung für Vorstände. Und tatsächlich hat sich hier die Situation für einige Frauen an der Spitze zum Positiven verändert. Es gibt deutlich mehr weibliche Aufseherinnen und Vorstände in den Konzernen. Erstmals verdienen Vorständinnen in Dax-Konzernen im Durchschnitt sogar etwas mehr als ihre männlichen Kollegen. Allerdings stehen den 125 Männern in diesen Gremien immer noch nur 18 Frauen gegenüber; und Vorstandschefs sind in dieser Rechnung von vornherein ausgeklammert - schlicht, weil es unter ihnen keine einzige Frau gibt. Ausländische Investoren legen Wert auf Gleichstellung Es ist zwar in Ordnung, wenn ein paar Einzelne von den Regelungen profitieren. Man mag auch auf einen gewissen Abstrahl-Effekt durch öffentlich präsente Vorbilder hoffen. Doch leider sieht die Bilanz in der Breite der Gesellschaft längst nicht so gut aus. Sobald man in kleinere oder mittelgroße Betriebe schaut, verdienen Frauen in Chefetagen teils sogar weniger als in den Jahren zuvor, auch die Zahl der Frauen in Führungspositionen verändert sich kaum.