Die Bibel und die deutschsprachige Literatur 8 (3. 12. 2020) Das 19. Jahrhundert Bibelkritik (Fortsetzung): Ferdinand Christian Baur (1792 – 1860), Professor für Kirchen- und Dogmengeschichte in Tübingen – er interpretierte die Geschichte der alten Kirche im Anschluss an Hegels Geschichtsphilosophie als dialektischen Prozess. In seiner Literarkritik kam er zu dem Ergebnis, dass die meisten neutestamentlichen Schriften nicht authentisch sind. Werke: „Die christliche Lehre von der Dreieinigkeit und der Menschwerdung Gottes“ (1841 – 43), „Paulus, Apostel Jesu Christi“ (1845). David Ferdinand Strauss (1808 – 1874), Schüler von Baur - „Das Leben Jesu kritisch betrachtet“ (1835) – bekannt als Mitbegründer der Leben-Jesu-Forschung – in den biblischen Berichten sind für Strauss Leben und Gestalt Jesu historisch nicht greifbar – Wegbereiter der historisch-philologischen Bibelkritik – sehr einflussreich. Ludwig Feuerbach (1804 – 1872): „Das Wesen des Christentums“ (1841), „Das Wesen der Religion“(1845) – die Religion ist eine Selbstanbetung des Menschen, der seine Wünsche auf Gott projiziert – hat G. Keller und andere sehr beeinflusst (später Albert Schweitzer (1875 – 1965) – Theologe, Arzt, Musiker und Philosoph – Werke: „Das Messianitäts- und Leidensgeheimnis. Eine Skizze des Lebens Jesu“ (1901), „Geschichte der Leben-Jesu-Erforschung“ (1906, 1913) – eine historische Übersicht Friedrich Hebbel (1813 – 1863) – Drama „Judith“ (1840) – wurde von Nestroy in “Judith und Holofernes“ parodiert „Herodes und Mariamne“ ‚1849) Novalis (1772 – 1801): „Christenheit oder Europa“ (1799), „Hymnen an die Nacht“ (1802), „Geistliche Lieder“ (1802) Gottfried Keller (1819 – 1890): „Sieben Legenden“ (1872) – Parodien biblischer Geschichten, Erotik ist dabei meistens am wichtigsten Clemens Brentano (1778 – 1842): „Das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi“ (1833), „Das Leben der heiligen Jungfrau Maria“ (1852) – 1819 – 1824 lebte Brentano in Dülmen bei Münster bei der stigmatisierten Nonne Anna Katharina Emmerick, deren Visionen er in diesen Büchern literarisch frei bearbeitete - “Romanzen vom Rosenkranz“ (vollständig erst 1912), „Gedichte“ (1854) Annette von Droste-Hülshoff (1797 - 1848): „Das geistliche Jahr“ (1851) – religiöse Betrachtungen, die an die Evangelien der einzelnen Sonntage anknüpfen - das Religiöse als Zentrum des dichterischen Schaffens der Autorin Heinrich Heine (1797 – 1856): “Romanzero“ (1851) - ein Teil heißt „Hebräische Melodien“ - beschreibt Gestalten und Werte aus der jüdischen Geschichte - eine gewisse Rückwendung zum Glauben Friedrich Nietzsche (1844 – 1900): „Der Antichrist“ (1894) – Radikalisierung seiner früheren Positionen – im Grunde genommen ist alles mehr gegen den heiligen Paulus als gegen Jesus gerichtet Eine wichtige Mitteilung: Das Semester wird mit einem Test abgeschlossen, der aus einer Reihe von Fragen bestehen wird - man wird auch ein literarisches Werk (Roman oder so) mit biblischem Stoff kurz charakterisieren sollen.