Und da steht sie, in ihrer eisigen Pracht. Aufrechte Figur, das Haupt nach oben, als ob ihr Kinn andeuten sollte, dass sie etwas mehr ist. Ein hauteng anliegendes smaragdfarbiges Kostüm, Stöckelschuhe mit nicht allzu hohen Absätzen und goldene Ringe, die unter den Seidenhandschuhen hervortreten. Wieviel lasterhafte Nächte haben sie wohl gekostet? Helles Haar und eine silberne Brille, die Ihre zwei große Kornblumenaugen noch vergrößern. Wieviele Männer sind darin ertrunken? Und so stand sie, an der Seite ihres Mannes, der seine Mannschaft noch zu letzten Heldentaten bei der Verteidigung des Reichskanzlei anstacheln wollte. Er war kein Redner, um einen halben Kopf kleiner als seine Frau. Aber die dunkle Uniform, glänzend wie die Haut eines schwarzen Panthers. Schade um die schöne Uniform für so einen kurz- und krummbeinigen Kerl. Und die Fresse mit der spitzten Nase, wirklich keine eines Märchenprinzen. Wo sie ihn nur aufgegabelt hat? Immer wenn ich seine Stimme höre, möchte ich vor ihm ausspucken und hoffen, dass mein Speichel sein Gesicht trifft. Aber ich kann mich nicht über ihn ärgern, letztlich gehört er unter meinen Vorgesetzten zu den immer noch einsichtigeren und menschlicherer unter der Prominenz der Offiziere. Ich sollte mich über meine Stelle eines Sturmmanns nicht beschweren. Wenn die Briten kommen, werde ich es zumindest schneller hinter mir haben als die Herren in der Kommandantur, die man verhören und vor s stellen wird. Letztendlich würden wir das alle verdienen. Dass er auch jetzt davon nicht lassen kann:,, ….für unsere auserwählte Nation“ , So ein verdammter Blödsinn, hört ihm noch jemand zu? Spricht über den harten Kamp des deutschen Volkes, er selbst ist aber nicht dabei. Nur eine absolute Null wird ins Protektorat abkommandiert. Wenn er zu etwas taugen würde, wäre er zu mindestens in Prag und nicht in diesem Kaff. Und sie, sie gebärdet sich, als ob sie etwas von der Verteidigungsstrategie verstehen würde. Ja, sie ist nur ein Vollpfosten in schönen Klamotten und ich sollte nicht an sie denken. Hat sie jemals an mich gedacht? Damals, bei der Parade in Berlin, als sie meine Hilfe brauchte, aus dem Wagen zu steigen, vielleicht schon? Nein, das ist unwahrscheinlich. In ihrer Überheblichkeit würde sie sich nicht an so etwas erinnern. „Und zusammen werden wir weiterkämpfen.“ Mumpitz! Ich hoffe, dass seine Ansprache bald endet, ich habe wichtigere Dinge zu tun. Um 17:00 treffe ich mich mit dem Fotografen, ich hoffe, dass es kein Tiefschlag ist aber letztlich, wenn[DEL: :DEL] [DEL: sie :DEL] [INS: er m :INS] ich[INS: :INS] [INS: anzeigen sollt :INS] [INS: e :INS] [DEL: :DEL] [DEL: erwischt :DEL] [DEL: werde :DEL] , ist er auch [DEL: hilflos :DEL] [INS: in Gefahr :INS] , [DEL: liegt wie die Bücher aus dem Schornstein aus :DEL] [INS: das wird er nicht riskiren :INS] . Und immer, wenn wir uns abends tr[INS: e :INS] [DEL: a :DEL] fen[INS: würden :INS] , wenn sie neben jemand[DEL: em :DEL] jünger[INS: em :INS] und männlicher[INS: em :INS] als ihr Mann einschlafen wollte? Würde sie sich mit mir doch nicht einlassen, wenn ich ihr einen Platz in einem Kübelwagen und eine Flucht vor der Front anbiete? Das Nützliche, was mir die Militärabrichtung beigebracht hat, ist früh aufzustehen. Jetz, wenn ich genug Zeit habe, kann ich im Bett liegen und darüber nachdenken, was war und sein wird. Mein Körper ist mit warmer Decke vom Kin bis zu den Knöcheln bedeckt, das bequeme saubere Bett werde ich vermissen. Klingt das aber lustig, wenn man darüber nachdenkt. Diejenigen, vor denen man zitterte und floh, planen jetzt selbst zu fliehen, wie ein Haufen von Feiglingen. Je mehr der Tag meiner Flucht naht, desto mehr denke ich darüber nach. Bin ich ein Feigling? Sollte ich doch nicht bleiben und bis zum Schluss kämpfen. Aber, wofür? Gegen wen? Was ist mir geblieben? Sowohl die Familie als auch meine Freunde sind weit weg. Und meiner Mutter kann ich sowieso nicht in die Augen schauen, nach allem, was im Krieg passiert ist. Die Freiheit lass ich mich nicht nehmen, bestimmt nicht von den schmutzigen Sowjets. Unsereiner würde so was Abscheuliches nur nehmen, um Kanäle zu putzen und sie nennen es униформа. Sie werden sich als Befreier aufspielen, während in ihren Lagern genauso viele Menschen krepiert sind wie in den unseren. Dreckschweine! Nein, das lasse ich nie zu. Und nochmals rieche ich den Gestank des gebrannten Papiers, pfui. Könnten sie es nicht nachts tun? Zumindest würden die Akten sie wärmen, wenn der ganze Scheibaufwand für die Katz war. Zu mindestens die Wärme, die Flammen feurig gelb und orange. Jeden Morgen dasselbe, mir wird von diesem Rauch gleich übel. Aus gewisser Entfernung sieht der Rauch herrlich aus, ein dunkler Stoß der einstigen Macht, den du aus der Nähe anders wahrnimmst, wenn du ihn einatmest und der Rauch in deine Lunge eindringt, spürst du, wie er dich langsam tötet. Aber jetzt, sollte ich aufstehen und nicht so vor sich hin grübeln. Heute ist ein wichtiger Tag. Seitdem es klar ist, dass der Krieg verloren ist, sind wir nur Figürchen und Wasserträger des Truppenübungsplatzes. Wenn ich schon bei den Amerikanern wäre. Ab und zu, sage ich mir, dass ich den Kommandanten und Oberscharführern eine fürchterliche Gefangenschaft irgendwo in Russland wünsche. Ich kann nicht sagen, dass ich im Krieg gerade ein Heiliger gewesen wäre, aber dass was hier im Beneschau passiert ist, hat sich mein Magen mehrmals umgedreht. Immer denke ich daran was letzter Woche passiert ist. Es war ein halbwegs gutes Wetter, überall sprießt es und grünt es. Zumindest das Wetter war freundlich, wenn es schon den verfluchten Krieg gibt. Regelmäßig gehe ich gegen Mittag spazieren und an diesem Tag, war es nicht anders. Plötzlich höre ich ein Gekracht und Schüsse, blicke auf zu dem Himmel und sehe 10 oder 12 Flugzeuge. Bevor ich meinen Blick schärfen konnte, ob es um Briten oder Amerikaner geht, sind zwei Messerschnittmaschinen auf die Briten gestürzt. Und da begann der Spaß. Es dauerte nicht lange und alles, was ich sehen konnte, war ein dicker dunkler Rauch von brennenden Maschinen und auf dem Himmel schaukelten etwa ein Dutzend Fallschirmen, die im Wald südlich des Truppenübungsplatzes verschwanden. Ein paar Stunden später, sah ich wie acht Männer in die Kommandantur abgeführt wurden. Nach ihrem verängstigen Ausdruck geschätzt, erwarten sie etwas noch Schlimmeres als bei der Verhaftung. Ich hätte etwas Vernünftigeres machen können, alles Nötige für meine Flucht in einem Steinbruch zu verstecken, aber leider habe diese Situation beobachtet. Sie wurden dort bis zum Abend gehalten. Warum maßte unser sich unser Kommandeur an das Verhör der Piloten selbst zu führen, statt sie den Spezialisten der Luftwaffe zu überlassen? Auf dieser Frage kam eine schlimmere Antwort, als ich erwartet hätte. Es war schon dunkel, als ich ein paar Lichter sah, die sich auf dem Weg zur Brücke bewegten. Weiter konnte ich nichts sehen, sie sind aus dem Blick verschwinden. Der wiederholte Knall einer Pistole sagte alles. Eins, zwei, drei…acht und alles war vorbei. Ich konnte die ganze Nacht nicht einschlafen. Am nächsten Morgen musste ich wieder in die Kommandantur, um Bewachung eines Waffentransportes bestätigen zu lassen. Der stellvertretende Kommandant hatte etwas zu tun. Von seiner Sekretärin versuchte ich unauffällig zu erfahren, was gestern wirklich passiert war. Meine Fragen verwirrt sie und sie meinte, dass die Piloten seien zum Verhör nach Prag gebracht worden. Eine Lügnerin. Alle diese Anhänger der Durchhaltemora[INS: l :INS] , wenn schon alles verloren ist, sind mir in meinem warmen Bett zuwider, in solchen Momenten wünsche ich mir immer, dass sie alle in der Hölle verrotten. Besonders der Kommandant- Stellvertretern, ich bin noch nie in meinem Leben einen größeren Bastard begegnet. Der Kommandant ist hart, aber es ist nichts im Vergleich zu dem, der[INS: ihn :INS] jetzt vertritt. Das Schlimmste ist, dass ihm [INS: der :INS] Kommandant frei[INS: d :INS] Hand lässt und sich zurückzieht. Ich wette, die Hinrichtung der Piloten [INS: war auch :INS] seine Idee[DEL: war :DEL] . Zum Glück werde ich ihn nicht mehr treffen. Mit dem heutigen Tag beginnt eine neue Etappe meines Lebens[INS: . :INS] [INS: Nur nicht :INS] [DEL: und ich soll mich nicht :DEL] in [INS: solche :INS] [INS: nutzlosen :INS] [INS: :INS] Gedanken[INS: gänge :INS] versinken[DEL: hätten :DEL] . Weil unser Kommand[INS: ant :INS] [DEL: eur :DEL] nicht viel Zeit mit Spaziergängen und Kontrollen der jungen Soldaten [DEL: im :DEL] [INS: auf dem :INS] Truppenübungsplatz verbringt, hat er genug Zeit, mit seiner Frau zu sein. Also [DEL: die :DEL] [INS: meine :INS] Möglichkeiten mit ihr zu sprechen und sie zu treffen sind kleiner und kleiner. Aber dank meine[DEL: r :DEL] [INS: s :INS] nicht [INS: gerade :INS] schlimme[INS: n :INS] [DEL: r :DEL] Charakter[INS: s :INS] , habe ich [DEL: mich :DEL] viele Freunde, die mir helfen können, gefunden. Vor ein paar Monaten habe ich [DEL: mich mit :DEL] eine[DEL: m :DEL] [INS: tschechischen :INS] [INS: :INS] Handwerker kennengelernt. Vor dem Krieg war er Fotograf [DEL: und :DEL] [INS: gewesen :INS] [INS: , :INS] [INS: :INS] [DEL: sogar :DEL] hat [INS: sogar :INS] [DEL: er :DEL] [DEL: auch :DEL] Fotos für[DEL: :DEL] [INS: :INS] unser[INS: e :INS] [DEL: e :DEL] [DEL: n :DEL] [DEL: Obergefreitern :DEL] [INS: :INS] [INS: Offiziere :INS] und ihre[DEL: n :DEL] Familien gemacht. [DEL: Die :DEL] Fotos von ih[DEL: n :DEL] [INS: m :INS] wollte auch unser Kommandant[INS: . :INS] [DEL: und w :DEL] [INS: W :INS] enn es um Fotos [DEL: von :DEL] seiner Frau g[INS: ing :INS] [DEL: egangen ist :DEL] , ließ [INS: er sie :INS] sich [DEL: der Kommandant die Fotos :DEL] persönlich liefern. Das spielte[INS: in :INS] meine Karten. Der Fotograf wurde meine Brieftaube. Aber heute muss ich sie selbst besuchen. [DEL: Nach Berichten des :DEL] [INS: Dem :INS] Fotografen[INS: zufolge :INS] [DEL: von gestern :DEL] , ist [INS: gibt :INS] es [DEL: hier :DEL] vielleicht die Möglichkeit, dass sie [DEL: dem :DEL] [INS: meinem :INS] Vorschlag zustimmt. Ist das nicht dumm? Bin ich nicht dumm? Was ist, wenn sie mich [INS: letzt :INS] endlich anzeigt und ich werde [DEL: gnadenlos :DEL] [INS: als Deserteur :INS] erschossen? [DEL: Es wäre dasselbe gewesen, das Einzige, was ich jetzt will, ist :DEL] [INS: Diese letzten :INS] [INS: Krämpfe der Durchhaltemoral sind so absurden und i :INS] [INS: ch sehne mich :INS] [INS: so nach :INS] Freiheit und d[INS: em :INS] [DEL: as :DEL] Ende de[DEL: s :DEL] [INS: r :INS] Kriegs[INS: maschinerie, dass ich bereit :INS] [INS: bin mein Leben aufs Spiel zu setzen :INS] . Wenn [DEL: das Ende tot bedeutend hätte :DEL] [INS: alles tödlich ausgehen sol :INS] , [DEL: dann :DEL] ist es mir egal. . . . . . Angst[INS: vor der Zukunft :INS] , verwirrt[INS: durch ihre Nähe :INS] , aber wir fahren[INS: los :INS] . Obwohl der Motor des Autos laut ist, habe ich das Gefühl, dass unser Herzschlag[INS: noch :INS] etwas lauter ist. Ich bin verängstigt. Sie sitzt, sagt aber nichts. Ihre Brust und [INS: ihre :INS] Perlen[INS: kette :INS] [DEL: , die um ihren Hals hängen, :DEL] [DEL: steigen auf und a :DEL] [INS: hoben und senkten sich :INS] [DEL: b :DEL] . [DEL: Wir müssen d :DEL] [INS: D :INS] ie Perlen [INS: müssen wir :INS] verstecken, sie [DEL: werden immer noch :DEL] [INS: können noch :INS] nützlich sein, wenn [INS: es :INS] Probleme [DEL: auftreten :DEL] [INS: gibt :INS] . Ihre Hände sind [DEL: alle :DEL] [INS: ganz :INS] rot, [INS: wie sie :INS] [INS: sich :INS] [INS: sie nervös reibt, :INS] rötlicher als ihre Wangen, und [DEL: sie tippt :DEL] [INS: ihre Füße stemmen sich gegen :INS] [INS: d :INS] [INS: en Boden, :INS] [DEL: mit ihren Knöchel :DEL] , als [INS: würde :INS] sie [INS: das :INS] [DEL: nach einem Beifahrer :DEL] [INS: Gas :INS] pedal [DEL: suchen hätte :DEL] [INS: durchdrücken :INS] . Sie versucht zu schlucken, aber ihr Hals ist [INS: zu :INS] trocken. Ihr Gesicht ist nass, die Tränen fallen in ihren Schoß. Ich kann nicht bestimmen, ob sie glücklich oder traurig ist, ob sie erleichtert oder [DEL: überwältigt :DEL] [INS: eingeschüchtert :INS] ist. Vielleicht sehe ich in den kommenden Tagen ein Lächeln auf ihren Lippen. Wir werden nur [DEL: eine Weile :DEL] [INS: nicht allzu lang :INS] fahren, es ist nicht sicher für uns, im [DEL: Auto :DEL] [INS: Kübelwagen :INS] gesehen zu werden. Nach ein paar Stunden Fahrt parke ich den Wagen [DEL: Tief :DEL] [INS: irgendwo :INS] im Wald. [DEL: Über die Grenze :DEL] [INS: Wenn :INS] [INS: wir uns :INS] [INS: de :INS] [INS: r :INS] [INS: :INS] [INS: Demarkationslinie :INS] [INS: nähern, :INS] [INS: :INS] müssen wir zu Fuß gehen. Ich bin überrascht, dass [DEL: solche :DEL] [INS: sie sich auf die bevorstehende :INS] [INS: n :INS] [INS: Gefahr so :INS] [INS: einlässt, als würden ihr :INS] [INS: :INS] [DEL: Bedingungen :DEL] [INS: die Feldumstände :INS] [DEL: ihr :DEL] [INS: gar :INS] nichts ausmachen. Ich würde erwarten, dass sie, als [DEL: die :DEL] Frau des Kommandanten, bequem wäre, und die Idee, nachts [DEL: in der Natur :DEL] [INS: im :INS] [DEL: :DEL] [INS: Freien :INS] zu [DEL: bleiben :DEL] [INS: schlafen :INS] , ihr Albtraum wäre. Aber es scheint, dass es sie[INS: :INS] [INS: ihr :INS] nicht[INS: s ausmacht :INS] [DEL: quält :DEL] . Es ist zu spät, ihre Augen[INS: lider :INS] [DEL: sagen :DEL] [INS: werden ihr schwer :INS] [DEL: , dass sie schlafen wollten :DEL] . Ich gebe ihr [DEL: die :DEL] [INS: ein :INS] [INS: e :INS] [INS: :INS] Decke[DEL: n :DEL] zum [DEL: Abdecken :DEL] [INS: Kuscheln :INS] und meine Kleidung unter ihre[INS: n :INS] [DEL: m :DEL] Kopf und bleibe am Feuer sitzen und [INS: halte :INS] [DEL: bewache :DEL] [INS: Wache :INS] [DEL: die Umgebung :DEL] . Wie schön sie ist, wenn sie schläft. Sie [DEL: ist so klein :DEL] [INS: liegt so zusammengekauert :INS] , dass sie sich in einem kleinem Koffer [DEL: hingedrückt hätte :DEL] [INS: verstecken könnte :INS] . [DEL: Sie :DEL] [INS: Es :INS] ist [INS: ihr offensichtlich :INS] kalt, [INS: sie ist :INS] bis zur Nasenspitze bedeckt. Was mich jedoch überrascht, [DEL: ist :DEL] [INS: war :INS] die Narbe an ihrem Schulterblatt[INS: , die ich beim Waschen erblickte :INS] . Lang und breit, vielleicht [DEL: von :DEL] [INS: aus der :INS] Kindheit[DEL: an :DEL] .