Ratschläge für das Kolloquium im Fach Einführung in die Geschichte Alle haben bestanden, in anderthalb Jahren bei der Bachelorprüfung könnten allerdings einige sprachliche Entgleisungen das Gesamtergebnis beeinträchtigen. Jetzt wurde die Leistung nicht benotet. Es gab etwa 10 Minuten Vorbereitung in Zweiergruppen. Weil es nur 5 Studierende heute gab, hat eine Studentin mit dem Examinator eine Debatte geführt, der die Rolle Ihres Opponenten übernommen hat. Es entstand eine Aufnahme (etwa 120 Minuten). Jede Gruppe sprach 10 Minuten, dreimal so viel Zeit nahmen dann die Auswertung und die Fragen zur Hauslektüre in Anspruch. Zuerst sprachliche Probleme Franz Palacký: 1. Die Deklination der substantivierten Adjektive: gegen Deutsche (vs. gegen Tschechen) 2. Bezeichnung der Völker Europas: Slowaken, Slowenen, Kroaten, (Böhme, Mährer – Deutschböhme im Gegensatz zu Stockböhmen, d. h. tschechischsprachiger Böhme[1], Deutschmährer, Tschechen, Schlesier, Sachsen, Ungarn vs. Magyaren). Slované: die Slawen 3. Nation – Femininum 4. Königgrätz, 5. Zur Monarchie gehören, 6. Das böhmische Staatsrecht vs.das allgemeine Wahlrecht 7. Wichtige Adjektive: gleichberechtigt, irredentisch 8. Unter dem Prüfungsstress kamen auch bei anderen Studentinnen Verwechslungen mit englischen Formulierungen vor: „better if“ – besser ob (recte besser, falls …), andere Prüfungskandidatinnen: Biolog (recte Biologe), Philosopher (recte Philosoph), are hunger (dt. Sind hungrig Eine Kritikerin Kaiser Wilhelms II: 1. Falscher Akzent bei Politik (nur so) 2. Jemandem widersprechen (präpositionslos) 3. Fortschritt ist Masculinum, deverbative Substantiva sind seltener Feminina: die Flucht, die Zukunft, 4. Kaiser Wilhelm lief weg (recte: zog sich zurück). 5. Vojsko: Heer, Militär. obyčejní vojáci: Soldaten. Es gab auch Berufssoldaten, aber meisten kritisierte man das Militär (ohne Plural: Gesamtheit der Streitkräfte eines Staates; diese Diktatur stützt sich aufs Militär, er war lange beim Militär, zum Militär einrücken) 6. sind auszuweisen vs. wurden ausgewiesen Eine Monarchistin: 1. Die Flotte. Auf -ei enden z. b. Meuterei, Kleistaaterei, Sklaverei, Kokerei, Schießerei 2. Arbeit, arbeiten (Akzent auder ersten Silbe) 3. In Deutschland‘ kommen (recte nach Deutschland, in die Slowakei), das Kaiserreich 4. Eine jüdisch versippte Kriegsüberlebende, zu einer Nazisitin, 1945 im zerbombeten Berlin 1. Geflüchtet sind, geflohen sind, gingen ins Exil (geflucht haben: kleli, nadávali) 2. Verschieden Geschlechte?? (beide Geschechter: Männer und Frauen, Dynastien sind Herrschergeschlechter) Eine Nazimitläuferin: 1. In der Geschichte (das Fremdwort Historie: veraltend Geschichte) Historiker, historisch – normalsprachlich. 2. Ich stimme Ihnen zu / Ich stimme darin mit ihnen überein, dass … 3. Füttern kann pejorativ auch für ernähren synonymisch verwendet werden, aber in Bezug auf die nächste Generation, die die Lebensgrundlage für die altte Generation sichern muss, passte wohl besser ernähren. Was uns in der Debatte nicht gelungen ist, ist ein höheres Sprechtempo zu erreichen und überzeugend die Argumente der Gegenpartei zu entkräften. Vor allem bei Tereza Frantová gefiel mir, wie sie versucht hat Fachbegriffe und Namen der Nazis in ihre Argumentation einzubauen, also nicht auf einer allzu allgemeinen Argumentationsebene zu bleiben. ________________________________ [1] pauhý Cžech, heißt es 1821 bei Dobrovský: Deutsch-böhmisches Wörterbuch, Praha 1821. Edice © Mirek Čejka, Vojtěch Černý, Boris Lehečka, Zuzana Leštinová, Michaela Novotná, Martin Stluka, Iva Trhlíková, Robin Ujfaluši Verze: 6. 4. 2008