im Werk unterbricht das Fest. Es ist ratsam, den Werkbezirk beschleunigt zu verlassen. Die Musik hört auf. Ingenieur von links - Kittel überm Frack, in ungeheurer Aufregung. Ingenieur hervorstoßend Meldung von Kontrollstation: - J Gas färbt mit Sekunden stärker. In Minuten - bei gleichem Fortschritt - kräftiges Rot! Milliardärsohn Ist etwas an Maschinen defekt? Ingenieur Tadelloser Gang! Milliardärsohn Im Material ein Ausfall? Ingenieur Kein Rohstoff ungeprüft vor der Vermischung! Milliardärsohn Wo liegt das Versehen? Ingenieur von Zittern gewalkt In — der Formel!! Milliardärsohn Ihre - Formel - stimmt - nicht? Ingenieur Meine Formel - stimmt nicht! Milliardärsohn Wissen Sie das? Ingenieur Jetzt! Milliardärsohn Kennen Sie den Fehler? Ingenieur Nein! Milliardärsohn Finden Sie ihn nicht? Ingenieur Die Berechnung - ist richtig! Milliardärsohn Und — das Sichtglas färbt doch?! Ingenieur wirft sich in den Sessel am Schreibtisch: mit kurzen Schriftstößen überfährt er das Papier. Milliardärsohn Funktioniert der Alarm? Ingenieur ohne sich zu unterbrechen Alle Glocken häm- m mern längst! Milliardärsohn Bleibt genug Zeit zum Abzug? Ingenieur Die Transportwagen sausen aus den Hallen! Milliardärsohn Herrscht Disziplin? Ingenieur Musterhaft! Milliardärsohn maßlos erregt Kommen alle heraus?! Ingenieur springt auf, in gerader Haltung vor ihm Ich habe meine Pflicht getan. Die Formel ist klar. Ohne Bruch! Milliardärsohn wie betäubt Sie finden den Fehler nicht?! Ingenieur Keiner entdeckt ihn. Keiner kann es. Kein Hirn rechnet straffer. Die letzte Rechnung ist ge-1 löst! Milliardärsohn Und stimmt nicht?! Ingenieur Stimmt - und stimmt nicht? An die Grenze sind wir gestoßen. Stimmt - und stimmt nicht! Da- 136 hinter dringt kein Exempel. Stimmt - und stimmt nicht! Das rechnet sich selbst weiter und stülpt sich gegen uns. Stimmt - und stimmt nicht! Milliardärsohn Das Gas — ?! Ingenieur - blutet im Sichtglas! flutet an der Formel vorbei rot im Sichtglas! - schwemmt aus der Rechnung in Richtung für sich! - Ich habe meine Pflicht getan. Mein Kopf ist kalt. Es kommt, was nicht kommen kann - und dennoch kommt! Milliardärsohn tastet nach einem Sessel Wir sind wehrlos ausgeliefert -Ingenieur - der Explosion! Ein Zischlaut zerspleißt die Stille draußen -malmender Donner kracht kurz los: die Schlote knicken und fallen um. Rauchlose Ruhe. Das große Fenster prasselt mit Scherbenregen in den Raum. tonlos Die Erde Milliardärsohn an die Wand gepreßt wankte. Ingenieur Druck von aber Millionen Atmosphären Milliardärsohn Totenstille. Ingenieur Gewaltiger Radius in Vernichtung. Milliardärsohn Wer lebt noch? Die Tür links wird aufgestoßen: ein Arbeiter -nackt, von Explosion gefärbt - taumelt herein. Arbeiter Meldung aus Halle acht - Zentrale: - weiße Katze gesprungen —rote Augen gerissen - gelbes Maul gesperrt - - buckelt knisternden Rücken — wächst rund — knickt Träger weg — hebt das Dach auf — und platzt in Funken!! Mitten auf dem Fußboden sitzend und um sich schlagend Hetzt die Katze weg - husch husch!! — schlagt sie aufs Maul — husch husch!! - - verschüttet die Augen, die zünden — stemmt ihren Buckel nieder — alle Fäuste auf ihren Buckel — der bläht sich ja -- der mästet sich ja — mit Gas aus allen Ritzen und Rohren --!! Sich nochmal halb hochwerfend Meldung aus Zentrale: 137 Ingenieur euren Triumph über Brücken donnern, die ihr nietet! - Ihr schiebt Dampferkolosse ins Meer -das ihr zerschneidet in Linien, die euer Kompaß bestimmt! - Türme von zitternder Steile baut ihr in die pfeifende Luft, die die Drähte bedroht, in die der Funken spricht! - Ihr hebt Motore vom Boden, die oben heulen vor Wut der Vernichtung ihres Gewichts, das in Wolken hinfliegt! — Ihr - so wehrlos im Wesen - in Schwäche preisgegeben dem Tier, das euch anfällt - verletzbar in jecjer Pore der Haut - ihr seid Sieger im Weltreich!! Tiefe Stille. ^Milliardärsohn am Fuß der Tribüne nach dem Ingenieur zeigend Der schlägt das Bilderbuch noch einmal vor euch auf - wie Kinder lest ihr darin - denn es sind die Taten eurer Kindheit. Jetzt entwachst ihr ins neue Alter! Helden seid ihr - in Ruß und Schweiß! Helden seid ihr am Hebel - vorm Sichtglas - am Schaltblock! - Reglos harrt ihr aus im Treiben der Riemen und mitten im Donner der polternden Kolben! - Und noch das Schwerste stößt in euch kein langes Erschrecken: - die Explosion!! Kommt aus der Halle! Wohin wollt ihr jetzt? - Aus eurem Reich in die Hürde? Trotten von früh bis spät im Quadrat eurer Siedlung? Pflanzen mit euren Händen, die Wuchten türmten, kleines Kraut? Euer Eifer -der nur noch ernährt - nicht schafft?! Kommt aus der Halle! Herrscher seid ihr hier - im Werk von allmächtiger Leistung - ihr schafft Gas! - Eure Herrschaft ist das - die ihr gründet in Schicht um Schicht - in Tag und Nacht - voll fiebernder Arbeit! - Tauscht ihr die Macht um den Halm, der sprießt, wie er sprießt? — Herrscher seid ihr hier — da seid ihr----: Bauern!! Eine Stimme schreit Bauern! Andere Stimmen Bauern!! Neue Stimmen Bauern!!! Milliardärsohn Ingenieur Milliardärsohn Ingenieur Alle Männer und alle Frauen Brandung von Schreien und Fäuste auf Bauern!!!! Ingenieur steht mit großer triumphierender Geste. Milliardärsohn auf Stufen der Tribüne Hört ihr auf mich — oder ihn? Alle Männer und alle Frauen Der Ingenieur!!!! Ingenieur Die Explosion macht euch nicht feige. Wen beutelt die Furcht?! Milliardärsohn Will ich euch denn Angst machen? - Stelle ich nicht den stärkeren Anspruch an euren Mut? -Verlange ich nicht von euch: - den Menschen?/ - Wie könnt ihr Bauern wieder sein — nachdem ihr Arbeiter wart? - Wird nicht wieder ein Aufschwung von euch gefordert? - Der schon den Bauern überwand - der nun den Arbeiter überwindet - und den Menschen erzielt?! - Vorwärts schiebt euch die Aufgabe - nicht zurück! - Seid ihr nicht reif - nach dieser letzten Erfahrung? - Wohin könnt ihr noch - mit dem Werk eurer Hände und Schichten ? — Sind eure donnernden Bahnen und springenden Brücken und fliegenden Motoren Entgelt für euer Fieber! - Verlacht doch den billigen Lohn! Lockt euch der reiche Gewinn, den wir teilen? - Ihr vergeudet ihn wieder - wie ihr euch stärker verbraucht! — Fieber ist es in euch - ein Taumel der Arbeit, die nichts trägt. Euch frißt sie - nicht ihr baut euer Haus! - Ihr seid nicht die Wärter - ihr sitzt im Kerker. Da sind Wände um euch - von euch errichtet. Kommt nun heraus!! — Ihr seid Helden - die keinen Versuch unterschlagen! Bis ans Ende des Wegs dringt ihr kühn - kein Schrecken fällt in euren Schritt! - Der Weg ist zu Ende - ein Weg ist wieder zu Ende - lobt euren Mut mit neuem Mut:---der Mensch ist da!!! Ingenieur Bauern seid ihr mit faulem Fleiß!! Milliardärsohn Menschen in Allheit und Einheit!! Ingenieur Kleine Bedürfnisse verspotten euren Anspruch !! Milliardärsohn Eure Erwartung wird euch erfüllt! Ingenieur Trägheit erschlägt eure Tage!! Milliardärsohn Zeitlos seid ihr beschäftigt!! Ingenieur Keine Erfindung wird Gebildü 170 171 Milliardärsohn In die einzige Form seid ihr entlassen - zu Menschen!! Ingenieur Revolver hoch über sich Schreit die Vernichtung!! Milliardärsohn Zieht aus der Vernichtung zur Vollendung -zu Menschen!! Ingenieur Schreit meine Vernichtung wieder - und strömt ins Werk!! Mündung an der Schläfe. Fünfter Akt Stille. ("Ingenieur Wagt den Ruf!! Stimme ausbrechend Der Ingenieur soll uns führen! Stimmen und Stimmen Der Ingenieur soll uns führen!!! Alle Frauen und alle Männer Der Ingenieur soll uns führen!!!! Ingenieur Kommt aus der Halle!! — ins Werk!! — von Explosion zu Explosion!! — Gas!! Alle Frauen und alle Männer Gas!!!! Ingenieur von der Tribüne. Beide Türen auf: Abstrom der Arbeiter. Milliardärsohn auf die Tribüne taumelnd Erschlagt nicht den Menschen!! — Macht keine Krüppel! — Du Bruder bist mehr als eine Hand!! — Du Sohn bist mehr als Augen!! — Du Mann lebst mehr als einen Tag!! — Ewig und vollkommen seid ihr alle von Ursprung her — verstümmelt euch nicht in die Zeit und die Handreichung!! — Seid größer begierig — nach euch-----nach euch!!!! Leere Halle. Milliardärsohn stark Ich habe den Menschen gesehen muß ihn vor sich selbst schützen! i ich Milliardärsohn Hauptmann Milliardärsohn Hauptmann Milliardärsohn Hauptmann Milliardärsohn Hauptmann Milliardärsohn Hauptmann Milliardärsohn Hauptmann Milliardärsohn Hauptmann Milliardärsohn Backsteinmauer - von der Explosion teilweise abgetragen und geschwärzt. Darin breites Eisentor - halb aus den Angeln geworfen: Schutthalde. Draußen Soldat mit Bajonett auf dem Gewehr. Milliardärsohn - im Schutz der Mauer stehend -Tuch um den Kopf. Hauptmann wartet mitten. Es ist ein gräßliches Mißverständnis. Ich muß sprechen können - und es aufklären. Man hat Sie mit Steinwürfen empfangen. Sie tun es nicht zweimal, wenn sie sehen, daß sie mich verletzt haben. Dafür kann ich nicht bürgen. — Das reizt sie: die Soldaten vor sich. Aber ich will doch den Grund sagen! Sie haben den Schutz selbst nachgesucht. Nicht für meine Person. Das Werk will ich versperren. Das ist mit drei, vier Worten deutlich gemacht. Man wird sie nicht zum ersten kommen lassen. Sie dürfen mich doch nicht angreifen, wenn ich mich rechtfertigen will! Halten Sie sich dicht an der Mauer! Wollen Sie mich hinausbegleiten? Nein. Nicht? Man könnte auch mich treffen - und ich müßte feuern lassen. Nein - nein - das nicht! — Dann muß ich warten, bis sie zur Besinnung kommen! Draußen wird der Soldat von einem andern 172 173 Regierungsvertreter Milliardärsohn Regierungsvertreter Milliardärsohn Regierungsvertreter beim Milliardärsohn Verhüten Sie denn nicht Blutvergießen?! steht gelähmt. Hier -! Er gibt ihm sein Taschentuch. Das Zeichen wird verständlich sein. Schwenken Sie das weiße Tuch! tut alles mechanisch. Sehen Sie - das wirkt. Sie lassen die Steine fallen! Zum Hauptmann Das Tor weit auf! Soldaten öffnen das Tor. Ziehen Sie den Kordon zurück! Hauptmann und Maschinengewehrabteilung ab. Zu Milliardärsohn. Ich werde draußen verkünden, wo die Wagen mit dem Werkzeug eintreffen. Ich führe die Leute hin! Durchs Tor - ab. Bald hoher heller Lärm draußen schnell entfernend. Stille. und sich |Tvülliardärsohn läßt sich auf einen Schutthaufen nieder. Tochter - in Schwarz - kommt. Tochter geht zu ihm - umfaßt seine Schultern. Milliardärsohn sieht verwundert auf. Tochter Erkennst du mich nicht? Milliardärsohn Tochter - -in Schwarz? Tochter Mein Mann lebt nicht mehr. Milliardärsohn Vorwürfe ? — Steinwürfe auch aus deinen Händen nach mir? Tochter schüttelt den Kopf— Bist du hier allein? Milliardärsohn Zuletzt allein wie jeder, der sich mit allen vermischen wollte! Tochter rührt an das Tuch um seine Stirn Haben sie dich getroffen? Milliardärsohn Auch mich. Auch mich. Es gibt Pfeile, die zurückprallen und beide verwunden - Ziel und Schützen! Tochter — Ist die Gefahr beseitigt? Milliardärsohn Sind Menschen geboren? Von Menschen -i Menschen, die nicht schreien und greulich drohen? Überschlug sich die Zeit - und schickte den Menschen ins Licht? Wie ist sein Anblick? Tochter Mir sage es! Milliardärsohn Ich verlor sein Bild. Wie sah er aus? Er nimmt ihre Hände. Das sind Hände - und an den Wuchs verflochten - Ihre Arme umfassend Das sind Glieder - und dem Leib vereint --Teile aus einem wirksam — und eine Regung in jedem!---- Tochter Sage es mir! Milliardärsohn Treibt der Strom nicht zu wüst und schwemmt es durch die Ufer, die es nicht halten? Läßt sich das Wehr nicht bauen, das die Flut staut? Hemmt sich nicht die Raserei und tritt ins Gefild aus und überwuchert mit Wachstum die Fläche ins Grüne? Gibt es kein Halten?! — Die Tochter dicht vor sich ziehend Sage es mir: wo ist der I Mensch? Wann tritt er auf - und ruft sich mit Namen: - Mensch? Wann begreift er sich -und schüttelt aus dem Geäst sein Erkennen? Wann besteht er den Fluch - und leistet die neue Schöpfung, die er verdarb: — den Menschen?! — Schaute ich ihn nicht schon an -wurde er mir nicht deutlich mit jedem Zeichen seiner Fülle - von großer Kraft mächtig - still in voller Stimme, die redet: - Mensch?! — War er nicht nahe zu mir — kann er verlöschen — muß er jetzt nicht wieder und wieder kommen, wenn einer ihn einmal erblickte?! -Muß er nicht ankommen - morgen und morgen -und in stündlicher Frist?! — Bin ich nicht Zeuge für ihn - und für seine Herkunft und Ankunft — ist er mir nicht bekannt mit starkem Gesicht?!----Soll ich noch zweifeln?!! Tochter nieder in Knie Ich will ihn gebären! vi 178 179 dringt Geigenspiel mit Klavierbegleitung. Beethoven. Kreutzersonate. Links befindet sieb die Parkfront, die Fenster hoch und bis zum Parkett herunterreichend, das mit Linoleum bedeckt ist. Links und rechts der Fensterfront ein schwerer Vorhang. Die Flügeltüre führt auf eine Terrasse, deren Steingeländer sich vom Park und dem relativ sonnigen Novemberwetter abhebt. Es ist kurz nach halb fünf nachmittags. Rechts über einem nutzlosen Kamin, vor den ein Gitter gestellt ist, hängt das Porträt eines spitzbärtigen alten Mannes in schwerem Goldrahmen. Rechts vorne eine schwere Eichentüre. Von der braunen Kassettendecke schwebt ein schwerer Kronleuchter. Die Möbel: Beim runden Tisch stehen - ist der Salon aufgeräumt - drei Stühle: wie der Tisch weiß gestrichen. Die übrigen Möbel leicht zerschlissen, verschiedene Epochen. Rechts vorne ein Sofa mit Tischchen, von zwei Sesseln flankiert. Die Stehlampe gehört eigentlich hinter das Sofa, das Zimmer ist demnach durchaus nicht überfüllt: 2ur Ausstattung einer Bühne, auf der, im Gegensatz zu den Stücken der Alten, das Satyrspiel der Tragödie vorangeht, gehört wenig. Wir können beginnen. Um die Leiche bemühen sich Kriminalbeamte, zivil kostümiert, seelenruhige, gemütliche Burschen, die schon ihre Portion Weißwein konsumiert haben und danach riechen. Sie messen, nehmen Fingerabdrücke, ziehen die Konturen der Leiche mit Kreide nach usw. In der Mitte des Salons steht Kriminalinspektor Richard Voß, in Hut und Mantel, links Oberschwester Marta Boll, die so reso-lut aussieht, wie sie heißt und ist. Auf dem Sessel rechts außen sitzt ein Polizist und stenographiert. Der Kriminal-i Inspektor nimmt eine Zigarre aus einem braunen Etui. {^inspektor Man darf doch rauchen? \ Oberschwester Es ist nicht üblich. Inspektor Pardon. Er steckt die Zigarre zurück. Oberschwester Eine Tasse Tee ? Inspektor Lieber Schnaps. Oberschwester Sie befinden sich in einer Heilanstalt. Inspektor Dann nichts. Blocher, du kannst photogra-phieren. blocher Jawohl, Herr Inspektor. Man photographiert. Blitzlichter. Inspektor Wie hieß die Schwester? Oberschwester Irene Straub. Inspektor Alter? Oberschwester Zweiundzwanzig. Aus Kohlwang. Inspektor Angehörige? Oberschwester Ein Bruder in der Ostschweiz. Inspektor Benachrichtigt ? Oberschwester Telephonisch. Inspektor Der Mörder? Oberschwester Bitte, Herr Inspektor - der arme Mensch ist doch krank. Inspektor Also gut: Der Täter? Oberschwester Ernst Heinrich Ernesti. Wir nennen ihn Einstein. Inspektor Warum? Oberschwester Weil er sich für Einstein hält. Inspektor Ach so. Er wendet sich zum stenographierenden Polizisten. Haben Sie die Aussagen der Oberschwester, Guhl? guhl Jawohl, Herr Inspektor. £38_ Inspektor Auch erdrosselt, Doktor? gerichtsmediziner Eindeutig. Mit der Schnur der Stehlampe. Diese Irren entwickeln oft gigantische Kräfte. Es hat etwas Großartiges. Inspektor So. Finden Sie. Dann finde ich es unverantwortlich, diese Irren von Schwestern pflegen zu lassen. Das ist nun schon der zweite Mord - Oberschwester Bitte, Herr Inspektor. Inspektor - der zweite Unglücksfall innert drei Monaten in der Anstalt >Les Cerisiers<. Er zieht ein Notizbuch hervor. Am zwölften August erdrosselte ein Herbert Georg Beutler, der sich für den großen Physiker Newton hält, die Krankenschwester Dorothea Moser. Er steckt das Notizbuch wieder ein. Auch in diesem Salon. Mit Pflegern wäre das nie vorgekommen. Oberschwester Glauben Sie ? Schwester Dorothea Moser war Mitglied des Damenringvereins und Schwester Irene Straub Landesmeisterin des nationalen Judoverbandes. Inspektor Und Sie? Oberschwester Ich stemme. Inspektor Kann ich nun den Mörder - Oberschwester Bitte, Herr Inspektor. Inspektor - den Täter sehen? Oberschwester Er geigt. Inspektor Was heißt: Er geigt? Oberschwester Sie hören es ja. Inspektor Dann soll er bitte aufhören. Da die Oberschwester nicht reagiert Ich habe ihn zu vernehmen. j Oberschwester Geht nicht. > inspektor Warum geht es nicht? Oberschwester Das können wir ärztlich nicht zulassen. Herr Ernesti muß jetzt geigen. ' _139 Inspektor Der Kerl hat schließlich eine Krankenschwester erdrosselt! Oberschwester Herr Inspektor. Es handelt sich nicht um einen Kerl, sondern um einen kranken Menschen, der sich beruhigen muß. Und weil er sich für Einstein hält, beruhigt er sich nur, wenn er geigt. Inspektor Bin ich eigentlich verrückt ? Oberschwester Nein. Inspektor Man kommt ganz durcheinander. Er wischt sich den Schweiß ab. Heiß hier. Oberschwester Durchaus nicht. \ Inspektor Oberschwester Marta. Holen Sie bitte die Chefärztin. Oberschwester Geht auch nicht. Fräulein Doktor begleitet Einstein auf dem Klavier. Einstein beruhigt sich nur, wenn Fräulein Doktor ihn begleitet. inspektor Und vor drei Monaten mußte Fräulein Doktor mit Newton Schach spielen, damit der sich beruhigen konnte. Darauf gehe ich nicht mehr ein, Oberschwester Marta. Ich muß die Chefärztin einfach sprechen. Oberschwester Bitte. Dann warten Sie eben. Inspektor Wie lange dauert das Gegeige noch? Oberschwester Eine Viertelstunde, eine Stunde. Je nachdem. Inspektor beherrscht sich Schön. Ich warte. Er brüllt Ich warte! blocher Wir wären fertig, Herr Inspektor. Inspektor dumpf Und mich macht man fertig. Stille. Der Inspektor wischt sich den Schweiß ab. Inspektor Ihr könnt die Leiche hinausschaffen. blocher Jawohl, Herr Inspektor. Oberschwester Ich zeige den Herren den Weg durch den Park in die Kapelle. Sie öffnet die Fliigeltüre. Die Leiche wird hinausgetragen. Ebenso die Instrumente. Der Inspektor nimmt den Hut ab, setzt sich erschöpft auf den Sessel links vom Sofa. Immer noch Geigenspiel, Klavierbegleitung. Da kommt aus Zimmer Nummer j Herbert Georg Beutler in einem Kostüm des beginnenden achtzehnten Jahrhunderts mit Perücke. Newton Sir Isaac Newton. Inspektor Kriminalinspektor Richard Voß. Er bleibt sitzen. Newton Erfreut. Sehr erfreut. Wirklich. Ich hörte Gepolter, Stöhnen, Röcheln, dann Menschen kommen und gehen. Darf ich fragen, was sich hier abspielt? inspektor Schwester Irene Straub wurde erdrosselt. Newton Die Landesmeisterin des nationalen Judoverbandes ? Inspektor Die Landesmeisterin. newton Schrecklich. Inspektor Von Ernst Heinrich Ernesti. Newton Aber der geigt doch. Inspektor Er muß sich beruhigen. Newton Der Kampf wird ihn wohl angestrengt haben. Er ist ja eher schmächtig. Womit hat er -? Inspektor Mit der Schnur der Stehlampe. Newton Mit der Schnur der Stehlampe. Auch eine Möglichkeit. Dieser Ernesti. Er tut mir leid. Außerordent- lich. Und auch die Judomeisterin tut mir leid. Sie gestatten. Ich muß etwas aufräumen. Inspektor Bitte. Der Tatbestand ist aufgenommen. Newton stellt den Tisch, dann die Stühle auf. newton Ich ertrage Unordnung nicht. Ich bin eigentlich nur Physiker aus Ordnungsliebe geworden. Er stellt die Stehlampe auf. Um die scheinbare Unordnung in der Natur auf eine höhere Ordnung zurückzuführen. Er zündet sich eine Zigarette an. Stört es Sie, wenn ich rauche ? Inspektor freudig Im Gegenteil, ich - Er will sich eine Zigarre aus dem Etui nehmen. Newton Entschuldigen Sie, doch weil wir gerade von Ordnung gesprochen haben: Hier dürfen nur die Patienten rauchen und nicht die Besucher. Sonst wäre gleich der ganze Salon verpestet. Inspektor Verstehe. Er steckt sein Etui wieder ein. Newton Stört es Sie, wenn ich ein Gläschen Kognak -? Inspektor Durchaus nicht. Newton holt hinter dem Kamingitter eine Kognakflasche und ein Glas hervor. r ' Newton Dieser Ernesti. Ich bin ganz durcheinander. Wie kann ein Mensch nur eine Krankenschwester erdrosseln! Er setzt sich aufs Sofa, schenkt sich Kognak ein. Inspektor Dabei haben Sie ja auch eine Krankenschwester erdrosselt. Newton Ich? ... Inspektor Schwester Dorothea Moser. 14* _ Newton Die Ringerin? Inspektor Am zwölften August. Mit der Vorhangkordel. Newton Aber das ist doch etwas ganz anderes, Herr Inspektor. Ich bin schließlich nicht verrückt. Auf Ihr Wohl. Inspektor Auf das Ihre. Newton trinkt. Newton Schwester Dorothea Moser. Wenn ich so zurückdenke. Strohblond. Ungemein kraftig. Biegsam trotz ihrer Körperfülle. Sie liebte mich, und ich liebte sie. Das Dilemma war nur durch eine Vorhangkordel zu lösen. Inspektor Dilemma? Newton Meine Aufgabe besteht darin, über die Gravitation nachzudenken, nicht ein Weib zu lieben. Inspektor Begreife. Newton Dazu kam noch der enorme Altersunterschied. Inspektor Sicher. Sie müssen ja weit über zweihundert Jahre alt sein. newton starrt ihn verwundert an Wieso ? Inspektor Nun, als Newton - Newton Sind Sie nun vertrottelt, Herr Inspektor, oder tun Sie nur so? Inspektor Hören Sie - newton Sie glauben wirklich, ich sei Newton ? Inspektor Sie glauben es ja. Newton schaut sich mißtrauisch um. Newton Darf ich Ihnen ein Geheimnis anvertrauen, Herr Inspektor? ___Mi Inspektor Selbstverständlich. Newton Ich bin nicht Sir Isaac. Ich gebe mich nur als Newton aus. Inspektor Und weshalb ? newton Um Ernesti nicht zu verwirren. Inspektor Kapiere ich nicht. newton Im Gegensatz zu mir ist Ernesti doch wirklich krank. Er bildet sich ein, Albert Einstein zu sein. ■ Inspektor Was hat das mit Ihnen zu tun? newton Wenn Ernesti nun erführe, daß ich in Wirklichkeit Albert Einstein bin, wäre der Teufel los. Inspektor Sie wollen damit sagen -Newton Jawohl. Der berühmte Physiker und Begründer der Relativitätstheorie bin ich. Geboren am 14. März 1879 in Ulm. I Der Inspektor erhebt sich etwas verwirrt. Inspektor Sehr erfreut. Newton erhebt sich ebenfalls. newton Nennen Sie mich einfach Albert. Inspektor Und Sie mich Richard, j , Sie schütteln sich die Hände. Newton Ich darf Ihnen versichern, daß ich die Kreutzersonate bei weitem schwungvoller hinunterfiedeln würde als Ernst Heinrich Ernesti eben. Das Andante • spielt er doch einfach barbarisch. Inspektor Ich verstehe nichts von Musik. Newton Setzen wir uns. Er zieht ihn aufs Sofa. Newton legt den Arm um die Schulter des Inspektors. Newton Richard. Inspektor Albert? Newton Nicht wahr, Sie ärgern sich, mich nicht verhaften zu dürfen? Inspektor Aber Albert. Newton Möchten Sie mich verhaften, weil ich die Krankenschwester erdrosselt oder weil ich die Atombombe ermöglicht habe? / Inspektor Aber Albert. Newton Wenn Sie da neben der Türe den Schalter drehen, was geschieht, Richard? Inspektor Das Licht geht an. newton Sie stellen einen elektrischen Kontakt her. Verstehen Sie etwas von Elektrizität, Richard ? inspektor Ich bin kein Physiker. Newton Ich verstehe auch wenig davon. Ich stelle nur aufgrund von Naturbeobachtungen eine Theorie darüber auf. Diese Theorie schreibe ich in der Sprache der Mathematik nieder und erhalte mehrere Formeln; Dann kommen die Techniker. Sie kümmern sich nur; noch um die Formeln. Sie gehen mit der Elektrizität um wie der Zuhälter mit der Dirne. Sie nützen sie aus. Sie stellen Maschinen her, und brauchbar ist eine. Maschine erst dann, wenn sie von der Erkenntnis unabhängig geworden ist, die zu ihrer Erfindung. führte. So vermag heute jeder Esel eine Glühbirne zum:. Leuchten zu bringen - oder eine Atombombe zur Explosion. Er klopft dem Inspektor auf die Schulter. Und nun wollen Sie mich dafür verhaften, Richard. Das ist nicht fair. Inspektor Ich will Sie doch gar nicht verhaften, Alben. Newton Nur weil Sie mich für verrückt halten. Aber warum weigern Sie sich nicht, Licht anzudrehen, wenn Sie von Elektrizität nichts verstehen ? Sie sind hier der Kriminelle, Richard. Doch nun muß ich meinen Kognak versorgen, sonst tobt die Oberschwester Marta Boll. Newton versteckt die Kognakflasche wieder hinter dem Kaminschirm, läßt jedoch das Glas stehen. Leben Sie wohl. Inspektor Leben Sie wohl, Albert. Newton Sie sollten sich selber verhaften, Richard! Er verschwindet wieder im Zimmer Nummer j. Inspektor Jetzt rauche ich einfach. Er nimmt kurzentschlossen eine Zigarre aus seinem Etui, zündet sie an, raucht. Durch die Flügeltüre kommt Blocher. blocher Wir sind fahrbereit, Herr Inspektor. Der Inspektor stampft auf den Boden. Inspektor Ich warte! Auf die Chefärztin! ; Blocher Jawohl, Herr Inspektor. Der Inspektor beruhigt sich, brummt. Wß * Inspektor Fahr mit der Mannschaft in die Stadt zurück, "ii Blocher. Ich komme dann nach. Ii?___ f£r schaut sich unsicher im Zimmer um, betrachtet Frau Rose, dann die Buben, endlich Herrn Missionar Rose, scheint nichts zu begreifen, schweigt. frau rose Johann Wilhelm. die buben Papi. Möbius schweigt. frl. doktor Mein braver Möbius, Sie erkennen mir doch noch Ihre Gattin wieder, hoffe ich. Möbius starrt Frau Rose an Lina? frl. doktor Es dämmert, Möbius. Natürlich ist es Ihre Lina. Möbius Grüß dich, Lina. Frau rose Johann Wilhelmlein, mein liebes, liebes Johann Wilhelmlein. Frl. doktor So. Es wäre geschafft. Frau Rose, Herr Missionar, wenn Sie mich noch zu sprechen wünschen, stehe ich drüben im Neubau zur Verfügung. Sie geht durch die Flügeltüre links ab. frau rose Deine Buben, Johann Wilhelm. Möbius stutzt Drei ? frau rose Aber natürlich, Johann Wilhelm. Drei. Sie stellt ihm die Buben vor. Adolf-Friedrich, dein Altej, ster. Möbius schüttelt ihm die Hand. Möbius Freut mich, Adolf-Friedrich, mein Ältester. adolf-friedrich Grüß dich, Papi. Möbius Wie alt bist du denn, Adolf-Friedrich? adolf-friedrich Sechzehn, Papi. Möbius Was willst du werden ? adolf-friedrich Pfarrer, Papi. Möbius Ich erinnere mich. Ich führte dich einmal an der Hand über den Sankt-Josephs-Platz. Die Sonne schien grell, und die Schatten waren wie abgezirkelt. Wendet sich zum nächsten. Und du - du bist ? wilfried-kaspar Ich heiße Wilfried-Kaspar, Papi. Möbius Vierzehn? wilfried-kaspar Fünfzehn. Ich möchte Philosophie studieren. Möbius Philosophie? Frau rose Ein besonders frühreifes Kind. wilfried-kaspar Ich habe Schopenhauer und Nietzsche gelesen. frau rose Dein Jüngster, Jörg-Lukas. Vierzehnjährig. jörg-lukas Grüß dich, Papi. Möbius Grüß dich, Jörg-Lukas, mein Jüngster. ; frau rose Er gleicht dir am meisten, ejörg-Lukas Ich will ein Physiker werden, Papi. möbius starrt seinen Jüngsten erschrocken an Physiker? Ijörg-lukas Jawohl, Papi. ; Möbius Das darfst du nicht, Jörg-Lukas. Keinesfalls. Das schlage dir aus dem Kopf. Ich - ich verbiete es dir. |jöRG-LUKAS ist verwirrt Aber du bist doch auch ein Physiker geworden, Papi -|möbius Ich hätte es nie werden dürfen, Jörg-Lukas. Nie. ( Ich wäre jetzt nicht im Irrenhaus. KV rose Aber Johann Wilhelm, das ist doch ein Irr-*itum. Du bist in einem Sanatorium, nicht in einem rlrrenhaus. Deine Nerven sind einfach angegriffen, das ist alles. Äöbius schüttelt den Kopf Nein, Lina. Man hält mich für ißo ■_____ verrückt. Alle. Auch du. Und auch meine Buben. Weil mir der König Salomo erscheint. Alle schweigen verlegen. Frau Rose stellt Missionar Rose vor. frau rose Hier stelle ich dir Oskar Rose vor, Johann Wilhelm. Meinen Mann. Er ist Missionar. Möbius Dein Mann? Aber ich bin doch dein Mann. Frau rose Nicht mehr, Johann Wilhelmlein. Sie errötet. Wir sind doch geschieden. Möbius Geschieden? Frau rose Das weißt du doch. Möbius Nein. frau rose Fräulein Doktor von Zahnd teilte es dir mit. Ganz bestimmt. J Möbius Möglich. frau rose Und dann heiratete ich eben Oskar. 1Y hat sechs Buben. Er war Pfarrer in Guttannen und hat nun, eine Stelle auf den Marianen angenommen. I Missionar rose Im Stillen Ozean. frau rose Wir schiffen uns übermorgen in Bremen eiri^j Möbius schweigt, die anderen sind verlegen. frau rose Ja. So ist es eben. Möbius nickt Missionar Rose zu Es freut mich, den neuerij Vater meiner Buben kennenzulernen, Herr Missionar^ Missionar rose Ich habe sie fest in mein Herz geschlosi sen, Herr Möbius, alle drei. Gott wird uns helferil nach dem Psalmwort: Der Herr ist mein Hirte, miff wird nichts mangeln. _i6i Frau rose Oskar kennt alle Psalmen auswendig. Die Psalmen Davids, die Psalmen Salomos. Möbius Ich bin froh, daß die Buben einen tüchtigen Vater gefunden haben. Ich bin ein ungenügender Vater gewesen. frau rose Aber Johann Wilhelmlein. Möbius Ich gratuliere von ganzem Herzen. frau rose Wir müssen bald aufbrechen. Möbius Nach den Marianen. frau rose Abschied voneinander nehmen. . ... Möbius Für immer. frau rose Deine Buben sind bemerkenswert musikalisch, Johann Wilhelm. Sie spielen sehr begabt Blockflöte. Spielt eurem Papi zum Abschied etwas vor, Buben. die buben Jawohl, Mami. Adolf-Friedrich öffnet die Mappe, verteilt die Blockflöten. frau rose Nimm Platz, Johann Wilhelmlein. Möbius nimmt am runden Tisch Platz. Frau Rose und Missionar Rose setzen sich aufs Sofa. Die Buben stellen 1 sich in der Mitte des Salons auf. JÖrg-i.ukas Etwas von Buxtehude. Adolf-Friedrich Eins, zwei, drei. }.Die Buben spielen Blockflöte. i.frau rose Inniger, Buben, inniger. Wie Buben spielen inniger. Möbius springt auf. i6z_ Möbius Lieber nicht! Bitte, lieber nicht! Die Buben halten verwirrt inne. Möbius Spielt nicht weiter. Bitte. Salomo zuliebe. Spielt nicht weiter. Frau rose Aber Johann Wilhelm! möbius Bitte, nicht mehr spielen. Bitte, nicht mehr spielen. Bitte, bitte. Missionar rose Herr Möbius. Gerade der König Salomo wird sich über das Flötenspiel dieser unschuldigen Knaben freuen. Denken Sie doch: Salomo, der Psalmendichter, Salomo, der Sänger des Hohen Liedes! Möbius Herr Missionar. Ich kenne Salomo von Angesicht zu Angesicht. Er ist nicht mehr der große goldene König, der Sulamith besingt und die Rehzwillinge, die unter Rosen weiden, er hat seinen Purpurmantel von sich geworfen - Möbius eilt mit einem Male an der erschrockenen Familie1 vorbei nach hinten zu seinem Zimmer und reißt die Türe auf. Möbius - nackt und stinkend kauen er in meinem Zimmer als der arme König der Wahrheit, und seine 1 Psalmen sind schrecklich. Hören Sie gut zu, Missionar, Sie lieben Psalmworte, kennen sie alle, lernen Siel auch die auswendig: Er ist zum runden Tisch links gegangen, kehrt ihn umf steigt hinein, setzt sich. _163 Möbius Ein Psalm Salomos, den Weltraumfahrern zu singen. Wir hauten ins Weltall ab. Zu den Wüsten des Monds. Versanken in ihrem Staub. Lautlos verreckten Manche schon da. Doch die meisten verkochten In den Bleidämpfen des Merkurs, lösten sich auf In den Ölpfützen der Venus, und Sogar auf dem Mars fraß uns die Sonne, Donnernd, radioaktiv und gelb. frau rose Aber Johann Wilhelm - Möbius Jupiter stank, Ein pfeilschnell rotierender Methanbrei, Hing er so mächtig über uns, Daß wir Ganymed vollkotzten. Missionar rose Herr Möbius -Möbius Saturn bedachten wir mit Flüchen. Ii Was dann weiter kam, nicht der Rede wert: Uranus, Neptun Graugrünlich erfroren, Über Pluto und Transpluto fielen die letzten Unanständigen Witze. buben Papi -Möbius I Hatten wir doch längst die Sonne mit Sirius verwechselt, Sirius mit Kanopus, Abgetrieben, trieben wir in die Tiefen hinauf Einigen weißen Sternen zu, Die wir gleichwohl nie erreichten, _]9$ Einstein Sie mißverstehen mich, Möbius. Meine Machtpolitik besteht gerade darin, daß ich zugunsten einer Partei auf meine Macht verzichtet habe. Möbius Können Sie die Partei im Sinne Ihrer Verantwortung lenken, oder laufen Sie Gefahr, von der Partei gelenkt zu werden? Einstein Möbius! Das ist doch lächerlich. Ich kann natürlich nur hoffen, die Partei befolge meine Ratschläge, mehr nicht. Ohne Hoffnung gibt es nun einmal keine politische Haltung. möbius Sind wenigstens Ihre Physiker frei ? Einstein Da auch sie für die Landesverteidigung -Möbius Merkwürdig. Jeder preist mir eine andere Theorie an, doch die Realität, die man mir bietet, ist dieselbe: ein Gefängnis. Da ziehe ich mein Irrenhaus vor. Es gibt mir wenigstens die Sicherheit, von Politikern nicht ausgenützt zu werden. Einstein Gewisse Risiken muß man schließlich eingehen. möbius Es gibt Risiken, die man nie eingehen darf: der Untergang der Menschheit ist ein solches. Was die Welt mit den Waffen anrichtet, die sie schon besitzt, wissen wir, was sie mit jenen anrichten würde, die ich ermögliche, können wir uns denken. Dieser Einsicht habe ich mein Handeln untergeordnet. Ich war arm. } Ich besaß eine Frau und drei Kinder. An der Universität winkte Ruhm, in der Industrie Geld. Beide Wege waren zu gefährlich. Ich hätte meine Arbeiten veröffentlichen müssen, der Umsturz unserer Wissenschaft ' und das Zusammenbrechen des wirtschaftlichen Gefü-ges wären die Folgen gewesen. Die Verantwortung zwang mir einen anderen Weg auf. Ich ließ meine akademische Karriere fahren, die Industrie fallen und 196 überließ meine Familie ihrem Schicksal. Ich wählte die Narrenkappe. Ich gab vor, der König Salomo erscheine mir, und schon sperrte man mich in ein Irrenhaus. Newton Das war doch keine Lösung! möbius Die Vernunft forderte diesen Schritt. Wir sind in unserer Wissenschaft an die Grenzen des Erkennbaren gestoßen. Wir wissen einige genau erfaßbare Gesetze, einige Grundbeziehungen zwischen unbegreiflichen Erscheinungen, das ist alles, der gewaltige Rest bleibt Geheimnis, dem Verstände unzugänglich. Wir haben das Ende unseres Weges erreicht. Aber die Menschheit ist noch nicht soweit. Wir haben uns vorgekämpft, nun folgt uns niemand nach, wir sind ins Leere gesto~ ßen. Unsere Wissenschaft ist schrecklich geworden, unsere Forschung gefährlich, unsere Erkenntnis tödlich. Es gibt für uns Physiker nur noch die Kapitulation vor der Wirklichkeit. Sie ist uns nicht gewachsen. Sie geht an uns zugrunde. Wir müssen unser Wissen zurücknehmen, und ich habe es zurückgenommen. Es gibt keine andere Lösung, auch für euch nicht. Einstein Was wollen Sie damit sagen ? Möbius Ihr besitzt Geheimsender? einstein Na und? Möbius Ihr benachrichtigt eure Auftraggeber. Ihr hättet euch geirrt. Ich sei wirklich verrückt. Einstein Dann sitzen wir hier lebenslänglich. Möbius Sicher. Einstein Gescheiterten Spionen kräht kein Hahn mehr nach. Möbius Eben. newton Na und?