Wie schreibt man einen Essay Der Essay (franz. essai = Versuch, Kostprobe) ist keine fest umrissene Textsorte. Er bietet einen großen Spielraum für eigene Ausdrucks- und Gestaltungsmöglichkeiten, d.h. kein gelungener Essay gleicht einem anderen. Der Essay unterscheidet sich von der Hausarbeit darin, dass er einen größeren Anteil eigener Ideen und Bewertungen enthält und dass die Problemstellung begrenzter ist. (Krause 2003). Ein Essay ist der „Versuch", eine wissenschaftliche Frage in knapper und anspruchsvoller Form zu behandeln. In einem präzisen, knappen, aber ausreichenden Text soll eine begrenzte Fragestellung diskutiert werden. Dementsprechend soll der Text „schlank" und „locker" sein. Mehr noch als bei längeren Hausarbeiten muss zwischen Wichtigem und Unwichtigem unterschieden werden. Die Hauptlinien der Argumentation sollen nicht aus den Augen verloren werden. Daher muss auf alle nicht unbedingt notwendigen Details verzichtet werden. Stattdessen steht eine These oder Theorie im Mittelpunkt, deren Stichhaltigkeit argumentativ überprüft werden soll. Ein guter Essay gibt also eine klar strukturierte Antwort auf die gestellte Frage, zeichnet sich durch eigenständige Argumentation und einen erkennbaren „roten Faden" in der Argumentation aus. Ziel ist es, das eigene Wissen zum gestellten Thema mit einer Fragestellung oder einem Fallbeispiel aufzuzeigen. Formatierung • Zeilenabstand: 1,5 • Schriftgröße: 12 • Schriftform: Standardschrift, empfohlen wird „Times New Roman" • Rand: 3 cm rundum • Seitenzahlen: unten rechts • Einseitig bedruckt Allgemeine Hinweise zum Aufbau Bei Essays ist es nicht üblich, Abschnitte mit Überschriften zu wählen. Der Essay sollte also als fortlaufender Text verfasst werden - natürlich mit Absätzen. Der Essay enthält in der Regel eine kurze Einleitung, eine These und deren Diskussion und einen Schlussteil. Es gibt bei der Gliederung eines Essays jedoch kein Patentrezept. Der Essay sollte vor allem in sich stimmig sein. Formaler Aufbau Grundsätzlich enthält ein Essay Folgendes:  Einleitung (Bezug zum Seminar bzw. aktueller Aufhänger als Hinführung zum Thema des Essays, Fragestellung bzw. Problem)  Hauptteil (Darstellung der eigenen Position/Kernaussage; Entfaltung des eigenen Argumentationsgangs)  Abschluss (Zusammenfassung der eingebrachten Perspektiven/Argumentationen; Fazit)  Literatur (verwendete Literatur) Essays für das Seminar werden aufgrund ihrer Kürze nicht formal untergliedert. Zitate und Quellenangaben im Text Essays fordern keine umfangreichen Zitate und verzichten zugunsten des Stils auf Fußnoten und Randbemerkungen. In der Regel enthalten Essays keine weiteren Quellenangaben und/oder Verweise auf andere Texte. Fragestellung, These und Inhalt Ein Essay ohne eigene Fragestellung, These und plausibler Argumentation ist kein Essay. Fragestellung und eigene Argumentation müssen also klar sein, bevor man sich ans Schreiben begibt. Dafür müssen die zu Grunde liegenden Texte genau bearbeitet werden. Bearbeiten bedeutet, das für die eigene Argumentation Wichtige herauszuheben, zu sammeln und im Blick auf die eigene Fragestellung zu ordnen. Dabei geht es nicht darum, Texteinhalte einfach nur wiederzugeben, sondern sich mit dem Standpunkt der jeweiligen Autoren kritisch auseinanderzusetzen. Was ist besonders an deren Darstellung der Theorie/Fakten/Argumente? Ist diese schlüssig? Worin unterscheidet sich dieser Text von anderen Texten? Die eigene These schließlich sollte plausibel, beweisbar und bescheiden sein. Einleitung Die ersten Sätze eines Essays sollten kurz und prägnant zum Ausdruck bringen, was über das Thema gedacht wird und bei den Lesenden eine Neugierde erzeugen. Man soll also mit der Tür ins Haus fallen und versuchen pointiert darzustellen worum es geht. Die Einleitung führt kurz und knapp in das Thema und die Fragestellung des Textes ein. Dabei sollte der Blickwinkel, unter dem die Frage beantwortet wird, präzisiert werden. Es ist insgesamt sehr nützlich (sowohl für das Schreiben als auch für das Lesen des Textes), einen knappen Überblick über die wesentlichen Schritte der folgenden Argumentation am Ende der Einleitung zu geben. In der Einleitung wird noch nicht auf Details der folgenden Argumentation eingegangen, sondern nur auf die wesentliche Idee. Hauptteil Der Hauptteil enthält eine Darstellung ausgewählter Kernaussagen der verschiedenen Autoren zur Fragestellung, die im Folgenden verdichtet, analysiert oder widerlegt werden. Welche Stärken und Schwächen haben ihre Argumente? Welche Gegenargumente lassen sich anführen? Welche Beispiele untermauern bzw. falsifizieren diese Argumente? Im Vordergrund steht die plausible Erläuterung der eigenen Position, die mit theoretischen Argumenten und praktischen/empirischen Beispielen unterfüttert werden sollte. Die eingenommene Haltung muss gut begründet werden (unter Berücksichtigung der Primärliteratur). Zusammenfassung/Fazit/Schluss Der Schlussteil sollte die zentrale Argumentation noch einmal kurz zusammenfassen und ein Fazit ziehen. Nicht alle Argumente werden wiederholt, sondern verdichtet und auf den Punkt gebracht. Dabei können Perspektiven für weitere thematische Diskussion skizziert werden. Welche Fragestellungen sollten weiter verfolgt werden? Welche Konsequenzen ergeben sich aus der Analyse? Literatur: Krause, Skadi (2003): Wissenschaftliches Arbeiten. In: Münkler, Herfried (Hrsg.): Politikwissenschaft: ein Grundkurs. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, S. 651 - 679