D A S G E S C H Ä F T Nur mit einem Badetuch um den Leib herum ging sie zum Telefon und schlug das dicke Telefonbuch auf. Sie wählte die Nummer und hörte den Apparat am anderen Ende der Leitung klingen. Weshalb, zum Teufel, ruft sie überhaupt an? Nach jener grausamen Sache haben sie sich nicht gesehen. Jeder ist seinen eigenen Weg gegangen. Es ist schon lange her. Nur ein Schmerz im Herzen ist geblieben. Lächerlich, dass ihr der Name nicht früher in den Sinn gekommen ist. Es klingelt und klingelt. Wahrscheinlich ist er noch nicht zu Hause. Sie ruft ihn später an. Aber sie könnte es noch bei Adam versuchen. Sie wählt seine Nummer. Wenigstens der nimmt ab. "Adam", hört sie am anderen Drahtende. "Guten Abend, Herr Adam. Hier ist Klara, Professors Vojtěch Nichte. Ich möchte Sie nicht belästigen, aber ich habe eine Bitte an Sie. Es handelt sich um eine Privat- oder eher eine Familiensache." "Was kann ich für Sie tun?", fragte er und nahm somit die Rolle eines vergesslichen Dummkopfs an. "Wie ich Ihnen schon gesagt habe, es fehlen mir einige Dokumente, einige Privatdokumente, die zum Nachlass meines Onkels gehören. Diese Dokumente sind höchstwahrscheinlich nutzlos für Leute außerhalb unseres Familienkreises. Sie sind für mich von besonderem Interesse. Ich weiß nur, dass mein Onkel sie einem jüngeren Kollegen geliehen hat. Sie müssen irgendwo in der Fakultät stecken, meinetwegen in einer Schublade im Schreibtisch des Onkels, in einem Schrank in der Bibliothek oder im Sekretariat. Soweit ich mich erinnere, waren sie in einer dunkelgrauen Papiermappe. Auf dem Deckel war in Blockschrift 'Privates` geschrieben und ein angeklebter Zettel mit dem Inhaltsverzeichnis. Ich wäre Ihnen sehr, sehr dankbar, wenn Sie die Dokumente finden würden und wenn Sie jenen Herrn fragen würden, ob er sie habe oder nicht." "Entschuldigung, aber ich habe es nicht absichtlich verschoben, aber so viel Arbeit am Anfang des Semesters. Machen Sie sich bitte keine Sorgen, Frau Vojtěch, ich verspreche Ihnen alles zu tun, was in meinen Kräften steht. Falls die Dokumente in der Uni sind, finde ich sie bestimmt. Aber auch ich möchte Sie um etwas bitten. Haben Sie nicht zufällig im Nachlass unter den Papieren Ihres Onkels ein Drama gefunden? Ich bin sicher, dass Ihr Onkel in den letzten Monaten ein absurdes Drama geschrieben hat. Es hatte ihm viel Spaß gemacht. Es war eine Art Entspannung für ihn. Ich hörte ihn mehrmals laut über den Text lachen. Es handelt sich um eine Geschichte von dem Ambiente der Universität in den Jahren des so genannten entwickelten Sozialismus. Eine von unseren deutschen Kolleginnen, die eine ->THEATERGRUPPE an der Fakultät führt, hat ein großes Interesse daran, das Drama zu leihen und mit der Theatergruppe auf der Bühne aufzuführen. Ich habe nur Ausschnitte davon gelesen, es war witzig und bühnenwirksam. Viele Leute haben schon jene Absurdität des Lebens unter dem Sozialismus vergessen und die heutigen Studenten wissen nichts mehr davon. Könnten Sie versuchen, das Drama zu finden?" "Kein Problem. Ich denke, dass ich es irgendwo gesehen habe. Es hätte meinen Onkel bestimmt erfreut, sein Stück auf der Bühne sehen zu können. Morgen muss ich zum Arzt gehen, er hat sein Sprechzimmer in der Zahradníkova, danach könnten wir uns gegen Mittag in der Uni treffen. Ich bringe Ihnen das Drama mit, falls ich es wirklich zu Hause habe." "Das passt mir ausgezeichnet, Frau Vojtěch. Ich werde Sie also in meinem Arbeitszimmer erwarten. Es wird mir ein Vergnügen bereiten, Sie wieder zu sehen." "Also, wir sind verabredet. Ich danke Ihnen im Voraus. Schönen Abend und bis morgen. Und vergessen sie bitte nicht ->DIE MAPPE." "Sie können sich darauf verlassen. Auf Wiedersehen." -lr- IDEEnot