E R N S T Alle saßen wieder im Zirkel und lasen das Stück, das sie schließlich mehr oder weniger begeistert ausgewählt haben. Wer sollte wen spielen? Wer sollte der Hauptdarsteller sein? Allen war es immer klarer, dass die Hauptdarsteller Markéta und Ivan sein müssen. Die anderen waren erleichtert, als sie die zwei Adepten für die zwei größten Rollen sahen. Keiner wollte so viel Text lernen und so viel proben, obwohl alle wussten, dass sie auf die Bühne müssen. Dabei wollten sie aber, dass ihr Auftritt möglichst kurz ist. Die Ausnahme waren gerade Markéta, Ivan, Daniel jedenfalls auch und vielleicht noch Tereza. Aber die anderen machten Lea richtig besorgt. Die Rollen wurden verteilt, kurz vor Weichnachten wusste schon jeder, was er über Weihnachtsferien lernen soll. Nicht alle kennen ihre Rolle nach Weihnachten auswendig, das war ihr klar. Einige schon und dem Rest wird es peinlich, immer ins Papier zu gucken . Hoffentlich... Alle waren sich dessen bewusst, dass zwei Stunden Proben wöchentlich zu wenig sind. Und das war auch der Grund, warum keiner was dagegen hatte, als Lea vorschlug, dass die Gruppe eine Woche vor dem Semesteranfang zusammenkommt und drei Tage nacheinander probt. Nur so kann man endlich einen Fortschritt machen!!! Die Gruppe nimmt an dem Theaterfestival in Budweis teil und am 22. April muss die Vorstellung fertig sein. Normalerweise kamen die Studenten, besser gesagt Schauspieler und Menschen aus der Crew, zu den Proben sehr gelangweilt und ohne Energie. Alle sind nach dem ganztägigen Sitzen in den Seminaren und Vorlesungen fix und fertig. In dieser Woche müssen sie in die Schule noch nicht. Deswegen sind sie schön frisch und einsatzbereit! Diese Woche hatte noch einen Vorteil. Die Gruppe probte jeden Mittwoch in einem kleinen, ziemlich engen Raum, aber diese Woche waren alle Räume noch frei. Die Gruppe konnte sich den geeignetsten auswählen. Die drei Tage wurden in einem der größten Hörsäle verbracht. Alle waren aufgeregt und mehr begeistert als je zuvor. Erst jetzt kann sie bei der Gruppe recht viel Engagement beobachten und das brachte ihr schon langsam ein sicheres Gefühl, dass sie es mit diesen Leuten schaffen wird. Es geht nämlich nicht nur um das Proben und Spielen, das ist "das Kleinste". In Anführungszeichen... aber man muss auch an die Kostüme und Requisiten denken. Und die Beleuchtung? Und die Musik? Das alles muss jemand besorgen. Und für ihre blauen Augen macht das niemand umsonst. Noch wenn die gar nicht blau sind... Man braucht einfach einen, oder lieber mehr Sponsoren. Sie hat schon Erfahrungen mit Sponsoren, kennt sogar ein paar Leute, die Geld spenden könnten... Ein Problem lag darin, dass sie sich an diese Bekannten in der letzten Zeit mehrmals wandte und manche jetzt aus bestimmten verständlichen Gründen ablehnen müssen. Ihre "Kinder", wie sie ihre Studenten liebevoll nannte, waren aber toll, sie haben nicht nur geprobt und gespielt, sondern auch bei dem Organisatorischen geholfen. Z. B. Ilona... Sie hatte zwar keine Rolle zugeteilt bekommen, aber sie war die wichtigste Helferin Leas und die "Hauptdarstellerin" hinter den Kulissen. Und Daniel... Dieser hatte sehr viele Kontakte und Freunde. Und Kontakte können jederzeit brauchbar sein, damit hatte sie schon mehrmals auch schmerzhafte Erfahrungen gemacht. Die zwei kümmerten sich um das Organisatorische recht eifrig. Sie handelten sehr günstige Bedingungen für die zwei in Brünn geplanten Vorstellungen aus. Lea wusste, dass auf diese zwei Verlass ist und war, an sie denkend, sehr erleichtert. Sie muss sich um alles nicht allein kümmern, ihre "Kinder" helfen ihr und sind im Stande, selbst ziemlich viel zu schaffen. Die Halbzeit ist hinter ihnen! Die Halbzeit! Die dreitägige Probe war recht gut, man hat Fortschritte gemacht, aber die Vorlesungszeit ist hier wieder und das wirkt sich negativ auch auf der Atmosphäre aus. Alle sind wieder müde und die Begeisterung ist weg. Verflucht! Dei Hoffnungen Leas lösten sich langsam im Staub des Alltags auf. Na ja, alle kamen zu den Proben, probten, auch mit den Requisiten machten sie Fortschritte und allmählich war hier auch das Geld von Sponsoren. Es kam aber die erste Krise. Lea, eine sehr nette Frau, die immer lächelt, nie böse ist und niemandem etwas vorwerfen mag, erinnerte mit ihrem Lächeln auf den Lippen immer die Studenten, dass es schon an der Zeit ist, die Texte zu lernen. Immer noch muss sie Zeuge davon sein, wie die "Kinder", die sie im Nu am liebsten mit "Gören" anschreien würde, mit den Papieren in der Hand herumlaufen und keinen blassen Schimmer davon haben, was da drin steht. Klar, alle haben auch andere Sorgen. Bis auf ein paar Ausnahmen studieren die zwei Fächer, müssen immer Essays schreiben, Referate vorbereiten und dann manchmal auch etwas lernen. Dazu haben manche auch einen Job. Lea hatte plötzlich ein starkes Schuldgefühl. Sie raubt den armen Mädchen und Jungen ihre wertvolle Zeit! Aber andererseits haben die sich zu so was freiwillig entschlossen, mit ihrer ewigen Rücksichtsnahme kann sie gar nicht weit kommen! So knapp vor dem Festival kann man nicht einfach aussteigen. Ausgeschlossen! Wie müsste sie sich dann vorkommen? Die Schuld wird auf allen liegen, aber sie wird die Unfähigste sein, sie, nicht die Gören! Sorry, ihre Kinder... Ihr Kopfzerbrechen damit, wie sie die Kinder anspornen sollte, ohne böse zu sein und jemanden zu beleidigen, hatte ein rasches Ende genommen. So nervös war sie seit langem nicht. Übertreibt sie? Vielleicht, aber wenn sich das nächste Mal nichts ändert, kann sie sich von den Befürchtungen nicht mehr abhelfen... Die kommende Stunde sollte zu ->EINEr DER SCHWIERIGSTEN in dem ganzen Jahr werden. THEATERGRUPPEnot