M A T H E M A T I S C H E K O N F E R E N Z (Akt II) E. - Studentin, buntes Sommerkleid, P. - Student, R - Rektor (beide dunkle Hose, helles Hemd), vielleicht auch noch andere Figuren (namenlos, Alter und Geschlecht beliebig) Ankunft (Akt II, Szene I) Im Zug. E. und P. sitzen nebeneinander auf den Stühlen ganz rechts, andere Stühle können beim Symbolisieren eines Zuges helfen, sie können leer oder besetzt sein, sind jedoch nicht notwendig. Stimme im Lautsprecher im Zug: Im Kurzen erreichen wir den Bahnhof Berlin-Ostbahnhof. E: Hele, Pé, zvedáme se. (beginnt ihre Tasche zum Aussteigen vorzubereiten) Tì¹í¹ se? P: Na co jako? E: No pøece na Berlín, né? P: Hmmm, asi ani ne. V¾dy» si nebudu v hospodì umìt øíct o pivo. E: Trápí tì jen tohle? Tak to dávej pozor. Pivo se øekne Bier. A prosím je bitte. Bitte ein Bier. P: A co kdy¾ budu chtít víc ne¾ jedno? E: Tak uká¾e¹ na prstech, anebo si je bude¹ objednávat postupnì. Teda jako ne naráz, nicht auf einmal. P: A ty jako umí¹ nìmecky, jo? E: Základy, mám zhruba první díl uèebnice pro jazykovky. P: Hm, já se dostal do tøetí lekce. E: Ich lerne fleißig Deutsch, du nur drei Lektionen. Nicht gut. P: Ale nesmí¹ se mi ztratit! E: Ne, ich nicht verlieren, du nicht allein. P: (nimmt seine Tasche, in die zweite Hand die von Eva, beide steigen aus und auf dem Bahnsteig schauen sie sich verwirrt um.) Stimme im Lautsprecher am Bahnhof: Meine Damen und Herren, bitte Vorsicht! Am Gleis eins, es fährt ein, der Eurocity Zug von der Richtung Praha-Hole¹ovice, Ústí nad Labem-Hauptbahnhof, Dìèín-Hauptbahnhof, Schöna, Bad Schandau, Dresden-Hauptbahnhof und Berlin-Schönerfeld. Der Zug fährt weiter nach Berlin-Zoologischer Garten, Berlin-Spandau, Wittenberge, Ludwigslust und Hamburg-Hauptbahnhof. Planmäßige Ankunft 14 Uhr 21 Minuten. Vorsicht am Gleis eins. R: (schaut in irgendwelche Papiere hinein, schaut sich dann um und schließlich geht er den beiden entgegen.) Fräulein É und Herr Pé? E: (nickt) Das sind wir. R: Ich bin der Rektor von der Humboldt-Universität zu Berlin. Persönlich begleite ich Sie in das Hotel, wo Sie die ganze Woche bleiben werden. (reicht ihnen die Hand, zuerst der E., dann dem P.) E: Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Herr Humboldt. R: (gerät in Bestürzung, aber sagt nichts) P: Ich auch. E: (flüstert) Ne ich, ale mich, ty vole. P: (flüsternd antwortet er) Pøí¹tì. R: Was wolle er? P: A u¾ mi nadávají oba! R: Sollten Sie irgendwelche spezielle Wünsche haben, kann man sich um ihre Erfüllung mindestens bemühen. E: Danke, es freut mich. P: Mich auch. (zur E.) Se uèím rychle, to zírá¹, co? R: Also, mein Auto steht da um die Ecke, gleich sind wir da. P: (zur E.) Da? Sly¹í¹ ho? On umí taky rusky? R: Und natürlich darf ich ihnen nicht verschweigen, dass es heute eine Eröffnungsparty bei mir in meiner Villa stattfindet. E: Was bitte? R: Wie sollte ich es Ihnen... (kratzt sich auf der Nase) Party. Verstehen Sie? E: Party je party. P: To bych taky uhodl. R: (nimmt aus der Sakkotasche seine Visitenkarte und reicht sie lächelnd Eva) Die Adresse. E: (lächelt) Danke, es freut mich. P: Mich auch. R: (lächelt) Weiter gehen sie schweigend. während sie auf einem Ende der Bühne verschwinden, beginnen sich auf der anderen die Gäste zur Party in der Villa zu versammeln. Ungefähr 10 Leute, nach der Größe des Ensembles bestimmt. Männer in Anzügen, mit Krawatten, Frauen in Cocktailkleidern und Pumps. Party (Akt II, Szene II) E., P., R., SF - seine Frau, wunderschön, viel Holz vor der Hütte, M.- ein polnischer Student, X, Y, Z -- beliebige Figuren (Geschlecht, Alter usw. nicht gegeben), andere näher nicht spezifizierte Figuren sind Gäste zu der Party. Langsam verschiebt sich die sich auf dem rechten bzw. linken Rande der Bühne befindende Gesellschaft in die Mitte, wo sich ein Tisch mit belegten Broten und vollen Champagnergläsern befindet. Allgemeines unverständliches Geplauder, jeder trinkt und isst, als ob es kostenlos wäre. R: Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen aus unseren Bruderländern! (die Gesellschaft wird leiser) Liebe Freunde nicht nur der Mathematik (totale Stille), sondern auch des Lebens und Reisens, seien Sie herzlich willkommen in einem Land, das Sie möglicherweise noch nie besucht haben, und in einer Stadt, die Sie logischerweise auch nicht besucht haben, wenn man bei der Wahrscheinlichkeitsrechnung die Tatsache berücksichtigt, dass Sie das Land noch nie besucht haben. Aber zur Logik und zu Gleichungen kommen wir erst morgen. Heute können wir es uns erlauben, informell zu bleiben. X: Was für eine Formel? Meine Lieblingsformel ist diese da: Fau ist gleich Integral a bis b von y hoch 2 dé iks. Y: Ja, ja, ganz schön, die Fläche unter einer Funktion rotiert um die X-Achse. Das ist wirklich ganz nett, die Y-Achse darf aber nie benachteiligt bleiben. Z: Ja, in dem Fall ist das einfach x hoch 2 mal d mal y. Logischerweise. Und einige Studenten wissen das nicht!! Y: Das ist doch eine große Schande, das muss jeder wissen, so eine lebenswichtige Sache. X: Und wie wäre es mit der Berechnung einer Fläche zwischen zwei Funktionen? Z: Das müsste ich mal selbst nachdenken (schreibt etwas mit seinem /ihrem Finger in die Luft) Der Anfang bliebe gleich... X: Soll die Fläche um die X- oder Y-Achse rotieren? R: Heute um die X-Achse, die Y-Achse kommt morgen zum Wort. Z: Dann muss das heißen: ist gleich fx hoch 2 -- gx hoch 2 Y: (erregt) F von x ist doch nix! R: (lacht herzlich) Nächstes Jahr können wir die Mathematik mit kreativem Schreiben oder mit der Literaturwissenschaft verbinden! Z: Wieso denn das? Y: Da muss noch die Fläche des f von x berechnet werden. X: Das versteht sich doch von selbst, hier brauchen Sie es nicht erklären, die Literaturwissenschaftler kommen erst nächstes Jahr. Y: Da sollten wir auch einen Mathe-Literatur-Dolmetscher engagieren, nicht wahr? X, Y, Z, R: (lachen freundlich, andere, auch wenn die nichts verstehen, schließen sich ihnen mit dem Lachen an) E: (zu P) Ty jim rozumí¹? P: No, jasnì. V je plocha, tedy obsah, X, Y, mù¾ou být jedinì osy, Funktion je funkce, integrál v rozpìtí a-b, d je konstanta, a spojeno s nimi jsou x a y body funkce. Z toho udìlá¹ jednu derivaci, druhou derivaci, a má¹ jasný krásný výsledek. E: Ale jaks to pochopil? Já sice umím nìmecky, ale... P: (lächelt) Tady musí¹ umìt matematiku, nìmèina je ti, jak vidno, k nièemu, jó konstanty a èísla, to je aspoò jednoznaèný dorozumívací prostøedek! R: Die Sprache der Zahlen ist die allerverständlichste Sprache der Welt und wir sollten stolz darauf sein, dass wir uns gerade diese Sprache beigebracht haben. X, Y, Z, E., P, und ein paar andere klatschen kräftig in die Hände, der Rest langweilt sich. R: Dieses Land streckt jedem seine Arme entgegen, der mit guten Absichten kommt. Ähnliche Aktionen, wie die unsere, sollen es der ganzen Welt zeigen. Und weil ich ein stolzer DDR-Bürger bin, empfange ich Sie im Namen der Liga der Völkerfreundschaft aufs Herzlichste nicht nur in diesem Lande, sondern auch in dieser Stadt. Nicht nur in dieser Stadt, sondern auch in unserer Universität. Nicht nur in unserer Universität, sondern auch in unserem Hause. SF: (steht die ganze Zeit neben ihm, jetzt stoßt sie ihn mit ihrem Ellbogen an) Bitte, wozu diese Bemühungen, die Hälfte, falls nicht mehr, versteht dich gar nicht. Du musst etwas einfacher sprechen. R: (nimmt Papier und Bleistift, bückt sich über dem vollen Tisch, schiebt die Gläser zur Seite) Bitte, so werden Sie es verstehen. Es ist zwar keine Gleichung, aber ein schönes geometrisches Gleichnis. Meine Gastfreundlichkeit ist ein Dreieck (malt ein Dreieck.) Und die Eckpunkte heißen A -- Alma Mater, B -- Berlin und C -- wie, wie, wie.. also nehmen wir ein H wie mein Haus. (schreibt die drei Buchstaben zum Dreieck) Wir finden den Schwerpunkt T (findet den Schwerpunkt und bezeichnet ihn als T) und zeichnen einen Umkreis (zeichnet einen ungefähren Umkreis). Und Sie können alles das in Anspruch nehmen, was sich innerhalb des Umkreises befindet. Alle klatschen wie verrückt. Jetzt stoßen wir auf Erfolge unserer Konferenz und an die Zukunft der Zahlen an! Stossen der Gläser M: (kommt zu P, den E inzwischen verlassen hat) Pan pozvoli, ¾e ¹e pøedstavie(n), jestem eM. P: Hm, já jsem Pé. M: (reicht P. die Hand) Èi pan múvi po polsku? P: Jo, z Polska, tak si budem rozumìt! M: Rozumie(n), co ty múwi¹. Skond ty? /(n) -- den vohergehenden Vokal ist nasalisiert. P: Su z Brna. M: Skond? Èi Brna mjasto? P:Jó, Brno je mìsto. Ale jinak jsem Èech. M: To jest bardzo dobøe. Die zwei spazieren um den Saal herum, sodass sie schließlich gegenüber der SF stehen. Beide jungen beobachten die schöne Frau, die spürt ihren Blick und erwidert ihn mit einem Lächeln. Es scheint sie beginnen Augen-Flirten mit der SF und sie hat nichts dagegen,) M: Pani rektórova bardzo ¹èupla. P: Tak to fakt nerozumím. Jako scvrklá? Ne, nerozumím. M: Èi ty nìrozumie¹, co jest ¹èuply? Tèenki. P: Èienki, èienki... M: Tèienki. P: Jo, asi tenký, ne? To je, to má¹ recht. M: Ona bardzo mi(l)a i bardzo (l)adna. /(l)- die Aussprache nähert sich einem bilabialen W P:Vadná? To bych ani neøekl. Asi jsem ti nerozumìl. M: (L) --(L)-ladna. P: Jó, ladná, tak to má¹ taky recht. (verträumt) Ladná a vnadná. M: Co to znaèit po polsku? P: Vnadná, no jak bych... Ona má krásný oèi. M: Tak jest. Oèi. P: A kdy¾ se koukne¹ ní¾... M: Ni¾¹ie? P: No, tak co? M: U¹mjech a ze(n)by. P: Taky ladné, a je¹tì ní¾. M: Nìpovodzenie? P: Wie bitte? M: OK, dann auf Deutsch. P: (trinkt wieder ein Glas) M: Auf Deutsch heißt das (macht ganz verständlicher Geste für die Bezeichnung der benannten Realität) Brust. P: Brust! Brust! Tak dùle¾itý slovíèko a oni ho nedají do první lekce! Schválnì, jestli to bude znát aspoò É! X: (klatscht in die Hände) Ich bitte um Ruhe. Herr Rektor, ich möchte im Namen von uns allen Ihnen und Ihrer Frau für so ein schönes, wundeschönes, wundervolles, wunderbaresn Empfängnis danken. Y, Z: (lachen) R: Empfang, oder? (lacht) X: Für so ein schönes, wunderschönes, wunderbares, wundervolles Anfang bedanken. Will ich. Mich. Im Namen von uns allen. Gästen da. Also ich bedanke uns. (hebt sein Glas) Zum Wohl! R: Danke, danke, meine Lieben für ihre schöne, wunderschöne, wunderbare, wundervolle Rede, danke auch im Namen meiner Frau. Danke. (hebt sein Glas) Prost! Alle durcheinander: Prost! zum Wohl! Zum Wohl! Prost! P: (kann nicht mehr richtig gerade stehen, hebt sein Glas, lächelt der SF zu) Jak to bylo? Je tam òáký r, òáký p nebo b... jo, b, to bude ono (Lächelt noch masl der SF zu) Bruuust! Alle außer R, SF lachen, schließlich lacht R aber, auch wenn nur dezent -- im Unterschied zu den anderen. SF geht weg mit gesunkenem Blick. Allgemeines Geplauder und Spazieren. R: (nach einer Weile, müde) Also, meine Lieben. Mein Haus steht Ihnen wie gesagt zur Verfügung, aber ich muss noch etwas vorbereiten. Für morgen... also gute Nacht und morgen um 9.00 Uhr in der Universität, Tür Nummer 104. (geht weg, die Gesellschaft verschiebt sich allmählich nach links, bis die verschwindet.) Präpositionen (Akt II, Szene III) Imaginäres Badezimmer, P. im geöffneten Anzug putzt seine Zähne. Schaut aus dem imaginären Fenster heraus. P: Ty volle! Tam pr¹í! Nemù¾u dojít zacákanej! Nezapomenout de¹tník! Jo, kde ho ale mám? (sucht auf der ganzen Bühne, dabei knöpft er sein Sakko zu, kämmt sich, kann sich noch schnell rasieren, zieht seine Schuhe an, immer aber nach dem Regenschirm suchend) Není! Musel jsem ho nìkde nechat. Na recepci! (nachdenklich) Ne, vèera jsem ho tam málem zapomnìl a oni na mì volali. Musí být u rektora v bytì! (nimmt aus der Tasche ein Wörterbuch und blättert in ihm) A..... B...... C.... D.... de -- de - ... tady, de¹tník. Regenschirm! (nimmt aus seiner Tasche einen Kuli und schreibt das Wort auf seine Hand wie ein Schwindelzettel in der Schule) A co dál? Jasnì, nìmèina je tak jednoduchá! Entschuldigung -- bitte -- Regenschirm -- Danke -- Auf Wiedersehen. ®ádný problém! (wiederholt diese Wörter immer, nimmt seine Aktentasche uns verlässt das Zimmer. Die Aktentasche trägt er über seinem Kopf statt des zu findenden Regenschirmes, läuft hin und her auf der Bühne, überspringt imaginäre Pfützen, bis er sich im Portal versteckt.) Auf die Bühne kommt SF im Nachthemdchen mit einem Stuhl, setzt sich nieder und mithilfe eines Taschenspiegels schminkt sie sich. Ihr Morgenmantel hängt auf der Stuhllehne. P: (klingelt an der Tür) SF: (erschrickt, nimmt ihren Morgenmantel und erschrocken geht sie zur Tür, die sich auf der linken Hälfte der Bühne befindet, öffnet die Tür) Guten Morgen. (ängstlich) Was wünschen Sie sich? P: Entschuldigung -- guten Morgen -- Entschuldigung -- bitte -- Rege... (Blick auf die Hand auf das geschrieben Wort, lächelt der SF zu) Regenschirm. SF: Ach so! Sie haben hier Ihren Regenschirm vergessen. bitte, kommen Sie rein. (mit einer Handbewegung zeigt sie ihm, dass er rein kommen soll) SF: (läuft hin und her und sucht nach dem Regenschirm, bis sie ihn endlich findet, und reicht ihn dem P.) Bitte. P: (nimmt seinen Regenschirm und lächelt der SF zu) Entschuldigung -- Danke, danke -- Entschuldigung -- auf Wiedersehen. (verschwindet im Portal) SF: Auf Wiedersehen. (verschwindet im Portal) Während die beiden voneinander Abschied nehmen, kommt auf die rechte Hälfte der Bühne die Gesellschaft von gestern, R. natürlich auch. Diesmal aber ohne Gläser, dafür mit Aktentaschen, Papieren und Kulis. R: (in der Mitte stehend, blickt auf die Armbanduhr) Wo kann er nur sein? Noch ein paar Minuten warten wir. P: (kommt rennend, schweiß- und regengebadet, ungekämmt, Atem holend) Ich... spät. Entschuldigung. Alle werden leiser, jedoch nicht ganz still. R: Macht nichts, ich gerade war... mit Ihrer Frau. Alle werden ganz still, die Ruhe ist unerträglich, alle Augen beobachten den P. R: (starrt ihn verwirrt an) P: (stotternd) Fe-fe-feh-ler, Entschuldigung. Ich gerade war auf Ihrer Frau. R: (wischt den Schweiß von der Stirn mit einem Taschentuch und starrt) Alle anderen beginnen leise etwas zu flüstern, halblautes Lachen ist zu hören. P: Nein, gerade war ich in Ihrer Frau. Lachsalven, auch R. lacht jetzt, er versteht, dass P. Probleme mit den Präpositionen hat. P: (erleichtert hebt er den Regenschirm in die Höhe) In Ihrer Frau unter dem Regenschirm. Lachen wird zum Bestandteil der ganzen (r)SITZUNG. -pj-