S C H W A R Z E G E D A N K E N V O N A. "Nächste Woche werden wir noch näher den Schriftsteller Robert Musil behandeln. Lesen sie zu Hause einen der Briefe aus dem Briefwechsel mit Karl Hans Strobl, den Musil im April 1900 auf einem der Autoren-Abende kennen gelernt hat und der 1935 von der 'Deutschösterreichischen Schriftstellergenossenschaft` in der Tschechoslowakei zu ihrem neuen Präsidenten gewählt wurde. Und dazu noch Musils Aphorismen. Gemeinsam werden wir uns dann mit einem seiner Bilder 'Schafe, anders gesehen` befassen." Seine letzten Worte gingen im allgemeinen Geschwätz unter. Hatte er seine fünfundvierzig Minuten überschritten? "Die Kopien finden sie in dem Fach an meiner Tür, wie immer. Das war´s für heute." Adam beendete das Seminar mit dem Namen 'Deutsche Literatur in Brünn` vielmehr für sich selbst. Langsam packte er seine Sachen zusammen und begab sich in sein Arbeitszimmer. Unterwegs kreisten seine Gedanken um unerfreuliche Sachen, über Sachen, die er noch erledigen musste. Zuerst mache ich die Kopien, später könnte ich es vergessen. Also, den Brief und die anderen Notizen und Aphorismen, ja, ich hab´ auch irgendwo ein paar Bilder und noch die Bibliographie von, von dem ..., wie heißt der denn bloß? ... also Brief, Fotos, Bibliographie ..., ich brauche Kaffe, dringend, einen großen, starken Kaffee. Noch vier Stunden, das ist der Wahnsinn, und als letzte diese gelangweilte Gruppe, mit niemandem lässt sich dort vernünftig reden, na ja, Dienstag ..., aber zuerst die Kopien machen. Wohin hab´ ich nur das Buch mit Briefen hingelegt? ... ach ja, hier ist es. Adam nimmt die Papiere und Bücher, von denen er Kopien machen will und geht die Treppe hinunter, genau wie seine Laune. Und wo stecken eigentlich die Briefe von Vojtìch? Verdammt, ich habe versprochen, Klara anzurufen. Es ist schon eine Woche vergangen. Aber ich hab´ keine Lust mit ihr zu reden. Warum auch? Sie wird denken, ich hab´ die Sache liegen lassen und jetzt versuche ich ihr einen Bären aufzubinden ... tsss, ich rufe sie erst morgen an ..., na ja, es bringt ja nichts. Ich werde es so lange verschieben, bis sie sich selbst meldet. Und dann stehe ich da wie ein unzuverlässiger Dummkopf. Leicht versprochen, leicht gebrochen. So ein Mist, verdammter. Was soll ich jetzt tun? Der verfluchte Vladimír. Hat er die Papiere irgendwohin verlegt und kann sie jetzt nicht finden? ... nicht, Unsinn, das passt nicht zu ihm. Warum hat der Vojtìch es nicht so abgemacht, dass sich Vladimír davon Kopien macht und die Briefe ihm gleich zurückgibt? Selbst Klara hat gesagt, es handelt sich um wertvolle Erinnerungsstücke. Warum sind die Briefe für Vladimír so wichtig? Warum will er sie nicht zurückgeben? Tsss, ich hab´ ihn nie gemocht, und jetzt muss ich mit ihm über so eine unangenehme Sache verhandeln. Wenigstens wird es sich herausstellen, ob er ein Heuchler und Lügner ist, oder nicht. Und wer lügt, der stiehlt. Aber Lügen haben kurze Beine. Warte nur, Vladimír. "Guten Tag", einige Studenten, die vorbeigingen, unterbrochen seinen Gedankenstrom. Aber wie soll ich es machen, wie soll ich beweisen, dass er die Briefe hat und dass er lügt? Er wird mit mir nicht mehr sprechen wollen ..., ist es nicht alles merkwürdig? Der alte Professor ist tot, die Briefe sind verschwunden, da muss ein dunkles Loch sein, in das ... "Hallo, Herr Adam. Alles in Ordnung?", auf einmal tauchte vor ihm Lea auf. "Oh, hallo, Lea. Na ja, ja. Und bei Ihnen?", sagte Adam, aber Lea eilte schon weg. Adam drehte sich überrascht um. Er hielt inne. Lea, das ist des! "Lea, warten Sie, so warten Sie doch!", Aber Lea war schon in einem Klassenraum verschwunden. Wie spät ist es eigentlich? Ah ja, ich muss auch gehen. Adam ging wieder in sein Arbeitszimmer, um die Unterlagen für die nächste Vorlesung zu holen, dabei dachte er: 'Ich muss Lea sprechen. Sie unterhält sich doch öfters mit Vladimír, ja, sie waren sogar gemeinsam in einem Café, hat sie gesagt. Ich will sie ja nicht ausnutzen, das nun wirklich nicht, aber vielleicht wird er sich nicht weigern, ihr eine Antwort zu geben, wenn sie nur irgendwie geschickt fragt. Wir mögen uns einfach nicht, und vielleicht hat er mir deswegen einfach abgewunken. Gleich morgen werde ich sie fragen. Ich ahne eine ->ÜBERRASCHUNG OHNE ENDE. Wir müssen die Briefe von ihm zurückbekommen. Wir müssen herauskriegen, warum er sich so komisch benimmt. DER NACHWÄCHTER UND DIE PFÖRTNERIN<- -pè-