Bommelohrringe und Pressblechfibeln zu Beginn der frühmittelalterlichen Körperbestattung Ostmitteleuropas Bubínkové náušnice, plechové spony a počátek raně středověkého kostrového pohřbívání ve středovýchodní Evropě Jiří Macháček Die vorliegende Studie befasst sich schwerpunktmäßig mit den Beziehungen zwischen Mähren und Süddeutschland im Frühmittelalter. Von den vielen verschiedenartigen gesellschaftlichen Phänomenen, auf die sich die gegenseitigen Kontakte auswirkten, sei näher diskutiert der Wandel im Bestattungsritus. Diese historischen Prozesse kann man im archäologischen Fundgut unter anderem mit der Verbreitung von spätmerowingischen Bommelohrringen und Pressblechfibeln in Verbindung bringen. Die Anfänge dieser Übermittlung gehen tief in das 8. Jahrhundert zurück, als in Mähren die ersten Körpergräber aufkamen. In ihnen waren auch diejenigen Frauen beigesetzt, die alemannischen und bajuwarischen Schmuck trugen. Mähren – Bayern – Frühmittelalter – Bestattungsritus – Schmuck – Frauengräber Earrings with spherical pendants, disc brooches and the beginning of early medieval inhumation burials in east-central Europe. The study addresses the relationships between Moravia and south Germany in the Early Middle Ages. Among the many social phenomena influenced by mutual contacts, the work in particular discusses the change in the burial ritual. Among other things, this social process can also be connected with the spread of Late Merovingian earrings with spherical pendants and disc brooches. The beginnings of cultural influence stretches back far into the 8th century, when the first inhumation graves appear in Moravia. The women that were also buried in these graves wore Alemanni and Bavarian ornaments. Moravia – Bavaria – Early Middle Ages – burial ritual – ornaments – female burials Mähren und Süddeutschland spielten offenbar eine bedeutende historische Rolle bei der Verbreitung von einigen kulturellen und zivilisatorischen Erscheinungen von Westen nach Osten. Der lange Prozess erreicht erst im 13. Jahrhundert, als auch in den böhmischen und anderen ostmitteleuropäischen Ländern ein Komplex von maßgebenden mittelalterlichen Innovationen völlig „implementiert“ worden war, seinen Höhepunkt (Klápště 2005, 459–469). Von den vielen verschiedenartigen gesellschaftlichen Phänomenen, auf die sich die gegenseitigen Kontakte auswirkten, sei hier genannt und näher diskutiert der Wandel im Bestattungsritus, der zweifelsohne auf die tiefgreifende Transformation der Religion und Ideologie der damaligen Gemeinschaft zurückzuführen ist. Diese historischen Prozesse kann man im archäologischen Fundgut unteranderem mit der Verbreitung von spätmerowingischen Bommelohrringen und Pressblechfibeln in Verbindung bringen. Archeologické rozhledy LXIX–2017476 476–492 MACHÁâEK: Bommelohrringe und Pressblechfibeln zu Beginn … 477 Beginn der Körperbestattungen bei den mährischen Slawen aus der Sicht der bisherigen Forschung Die Brandbestattungen stellen das grundlegende Merkmal dar, das zur Beschreibung des frühslawischen Kulturmodells in Mitteleuropa herangezogen wird (Parczewski 1993, 124). Der Wechsel dieses Bestattungsritus zur Körperbestattung erfolgte in dem weiten, von den mitteleuropäischen Slawen besiedelten Gebiet (bzw. bei jenen Bevölkerungsgruppen, die das frühslawische Kulturmodell übernommen hatten) sehr ungleichmäßig. Die dritte Phase der Periodisierung des slawischen Bestattungsritus, die nach H. ZollAdamikowa durch paralleles Bestehen der alten und neuen Bestattungspraktiken gekennzeichnet ist, beginnt ungefähr am Ende des 8. Jahrhunderts (nach der traditionellen Datierung) im Mitteldonauraum, und dauert bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts bei den Obodriten an (Zoll-Adamikowa 1997, 76; kritisch dazu Pollex 2007, 384). In Mähren erfolgte der Übergang von der Brand- zur Körperbestattung nach den traditionellen Ansichten (z. B. Dostál 1966, 12 mit Lit.) Ende des 8. Jahrhunderts, vielleicht unter awarischem oder christlichem Einfluss. Manchmal wird bei der Suche nach der Ursache des Wandels des Bestattungsritus auch ein abstrakter „Komplex von Bedingungen“ als Auslöser in Erwägung gezogen, der zum Aufbau einer neuen gesellschaftlichen Ordnung und der Änderung der gesellschaftlich-wirtschaftlichen Verhältnisse geführt haben dürfte (Dostál 1966, 12). Für den ältesten Beleg der Körperbestattung außerhalb des awarischen Siedlungsgebietes wird in Mähren zurzeit das Grab Nr. 2 aus Prušánky gehalten (Ungerman 2006, 355), nur 8 km vom Burgwall von Mikulčice entfernt (Abb. 1). In diesem Grab war eine 30–40-jährige Frau (Klanica 2006a, 249; 2006b, 57) in typisch bajuwarischer bzw. alamannischer Tracht bestattet worden, deren Bestandteile ein Paar goldener Bommelohrringe und eine Scheibenfibel mit knotenförmigem Tierwirbel waren (siehe z. B. Zeller 1988, 246–248). Zdeněk Klanica, der Autor der monographischen Studie über dieses Gräberfeld, datiert das Grab in die Zeit um die Mitte des 8. Jahrhunderts, wobei er auch die Möglichkeit einer Datierung bereits in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts erwägt (Klanica 2006a, 112, 116). Das Grab der Frau in bajuwarischer Tracht lag im südlichen Teil des Gräberfeldes Prušánky 1, wo auch verbrannte Überreste von vier bis fünf Individuen aufgefunden wurden (Stloukal 2006, 277; Klanica 2006a, 20). Im Grab P-21, nur 20 m vom Grab Nr. 2 entfernt, war die Brandbestattung eines nicht adulten Individuums sogar gemeinsam mit dem Skelett einer älteren Frau beigesetzt worden. Die Befundsituation beweist, dass das Gräberfeld in Prušánky zu Beginn seiner Existenz noch birituell gewesen ist (Klanica 2006a, 20). Es liegt auf der Hand, dass die Betrachtung des Grabs Nr. 2 aus Prušánky im Rahmen eines breiteren kulturhistorischen Kontextes bei der Diskussion über die Auslöser des Wandels des ursprünglichen Bestattungsritus bei den Slawen sowie über seine Datierung von ausschlaggebender Bedeutung ist. Zunächst soll jedoch nachgewiesen werden, dass es sich in diesem Fall nicht um eine Ausnahme handelt, die man nicht verallgemeinern könnte und die an sich noch keine Rückschlüsse auf die Anfänge der Körperbestattung in Mähren bereits um die Mitte des 8. Jahrhunderts erlaubte, wie beispielsweise Z. Měřínský oder I. Štefan kritisch einwenden (Zoll-Adamikowa 1997, 76; Měřínský 2002, 355; Štefan 2007, 814). Wenn wir die Hypothese über den früheren Beginn der Körperbestattung akzeptieren, muss bei den mährischen (bzw. den mitteldanubischen) Slawen eine etwas modifizierte Erklärung dieses Phänomens überlegt werden. Das „Mädchen aus Baiern“ in Prušánky Im Rahmen unserer Auseinandersetzung mit diesem Thema werden wir uns zunächst mit dem oben erwähnten Grab aus Prušánky beschäftigen. Offensichtlich ist hier eine Frau in jener Tracht bestattet worden, die im bajuwarischen und alamannischen Milieu am Ende des 7. und Anfang des 8. Jahrhunderts erscheint. Der Ausgräber Z. Klanica (1984, 146) nennt sie deswegen das „Mädchen aus Baiern“. Für diese Tracht ist die Kombination von einer Schmuckbrosche und Bommelohrringen kennzeichnend (Zeller 1988, 246). Aus der Sicht der Entwicklung des Trachtschmucks aus den Frauengräbern Südwestdeutschlands gehört dieses Grab in die Modephase SW V, die auch anhand von Münzfunden in die Jahre 670 bis 720 datiert wird (Theune 1999, 25–26, 29, Fig. 2.3). Auch A. Burzler bestätigt diese Folgerung: „Der endmerowingische Formenkreis in Frauengräbern der Gruppe B umfaßt Bommelohrringe, Scheibenfibeln im hohen Relief und Preßblechscheibenfibeln mit komplizierten Flechtbändern“ (Burzler 2000, 86). Vlasta Tovornik betrachtet dieAusstattung mit (Pressblech-) Fibeln und dreiteiligen Bommelohrringen mit Kugelkranz als fränkische Mode (Tovornik 1986, 439). Die Bommelohrringe mit einem Kugelkranz, zu denen auch die goldenen Ohrringe aus Prušánky zählen, erfreuten sich ihrer Beliebtheit im Raum zwischen Österreich, Alamannien und Rheinhessen in der spätmerowingischen Zeit am Ende der Stufe JM II (670/80). Wahrscheinlich hatten sie hier die örtlichen Handwerker als Nachahmung der byzantinischen Formen nach mediterranen Mustern geschaffen; es ist jedoch auch der Einfluss des awarischen Kaganats nicht auszuschließen, wo aber ähnliche Typen höchstens bis zur 1. Hälfte des 7. Jahrhunderts vorkamen. Im Gegensatz dazu blieben im spätmerowingischen und frühkarolingischen Milieu diese Ohrringe zumindest bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts beliebt, wovon beispielsweise die Funde aus den Fundorten Kallmünz, Krachenhausen und Esslingen zeugen (von Freeden 1979, 366–368, 378–386, 410–411). Darüber hinaus ist es zu betonen, dass sich die spätmerowingischen Bommelohrringe, die mit mährischen Funden vergleichbar sind, von dem awarischen Schmuck nicht nur in Datierung, sondern auch in Form unterscheiden. Uta von Freeden (1979, 388) schreibt dazu: „Der Ohrring mit Kugelkranz ist bei den Awaren der ältere Ohrringtyp, der nicht über die Mitte des 7. Jahrhunderts hinaus zu finden ist.“ Die mährischen Bommelohringe gehören zur späteren Variante mit den gestreckten ovalen Beeren im Kugelkranz: „Bis in die Mitte des 8. Jahrhunderts, also nach der spätmerowingischen Zeit, ist die Form mit den gestreckten ovalen Beeren im Kugelkranz zu verfolgen, die immer mehr zu einer einzigen großen Beere verschmelzen (von Freeden 1979, 381). Diese Variante kommt innerhalb der awarischen Ökumene nur auf dem Gräberfeld in Zwölfaxing vor (am westlichsten Rand des awarischen Gebietes in Niederösterreich). Dazu hat Z. Čilinská (1975, 67) bemerkt: „… sind die Ohrringe aus Zwölfaxing anders geartet. Sie sind im großen und ganzen gestreckt, insbesondere den dominierenden Unterteil bildet kein rundes Kügelchen, sondern eine gestreckte Tonnenform, die manchmal zu einem Doppelkonus wird, jedoch Herstellungstechnik und Material (Silber) unterscheiden sich nicht von den pannonischen Typen. Bei der Analyse des Gräberfeldmaterials von Zwölfaxing sieht A. Lippert in dieser Abweichung zeitliche Unterschiede; … die Ohrringe von Zwölfaxing datiert genannter Autor in die Zeit nach 680 d. h. in die Zeit, wann in Pannonien die Variante I/C (d.h. die Bommelohringe) nicht mehr vorkam“. Bajuwarische und alamannische Bommerlohrringe einerseits MACHÁâEK: Bommelohrringe und Pressblechfibeln zu Beginn …478 und awarische andererseits haben zwar gemeinsame Vorbilder (Byzanz?), doch andere Entwicklung. Ähnlich wie in Prušánky treten die Bommelohrringe in den Gräbern auch in Süddeutschland gemeinsam mit Pressblechfibeln, ggf. den mit Tierwirbeln verzierten Pressblechanhängern auf. Ein Beispiel hierfür bieten die Fundorte Stuttgart – Bad Cannstatt oder Kleinlangheim Gr. 271 (Klein-Pfeuffer 1993, 451; Pescheck 1996, 27). Die Tierornamentik, mit der die Fibel aus Prušánky verziert ist, fällt in die Gruppe der „knotenförmigen Tierwirbel“ (Abb. 2). Zu dieser Gruppe zählen beispielsweise die Fibeln aus Horrheim (Gr. 1), Kirchheim, Ries (Gr. 279), München-Englschalking, Dattenberg oder dem bereits erwähnten Kleinlangheim (Gr. 271). Fibeln mit Wirbelkompositionen stammen vorwiegend aus dem alemannisch-bajuwarischen Raum, wo man sie in eine zeitlich relativ eng begrenzte Periode JM III (670/80–720) datiert. Die neuen Münzfunde in den Gräbern im Mittelrheingebiet erlauben jedoch Rückschlüsse auch auf einen etwas späteren Ausklang dieser Endphase des merowingischen Kreises, der wahrscheinlich bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts besteht Archeologické rozhledy LXIX–2017 479 Abb. 1. Prušánky. Grab Nr. 2. Nach Klanica 2006a; 2006b. Obr. 1. Prušánky. Hrob č. 2. Podle Klanica 2006a; 2006b. (Grunwald 2007, 447–456). Etwa in dieser Zeit war in Prušánky, im Land der mährischen Slawen, auch die Frau in der typisch bajuwarischen bzw. alamannischen Tracht beerdigt worden. Der ungewöhnliche Körperbestattungsritus kann mit den Sitten und Gebräuchen desjenigen Stammes in Zusammenhang gebracht werden, dem sie entstammte. Er dürfte jedoch auch ein Ausdruck des christlichen Glaubens der bestatteten Frau gewesen sein. Die späten Pressblecharbeiten mit wirbelförmigen Tierornamenten werden nämlich als christliche Amulettbilder angesehen, „die freilich von ihren Motiven her vielfach Verbindungen zu der alten heidnischen Glaubenswelt erkennen lassen“. Die Vierteilung der Bildfläche mit Tierstilverzierung, die auch bei der Fibel aus Prušánky zu beobachten ist, dürfte ein christliches Kreuz darstellen (Klein-Pfeuffer 1993, 223, 225). Der aus schlangenförmigen Tieren gebildete Vierwirbel gilt auch als beliebtes Motiv angelsächsischer Kunst. Eine Beeinflussung aus dem englischen Gebiet ist deswegen nicht auszuschließen (KleinPfeuffer 1993, 96). Der insulare Tierstil kontinentaler Prägung wird zugleich zur Ikonographie der Missionspolitik Karl des Großen. Dies gilt auch für die Slawenmission in dem Gebiet zwischen Main und Regnitz, wo Karl vor 800 die sog. „Slawenkirchen“ gegründet hatte und woraus das liturgische Gefäß mit verschlungenen Ranken mit Tieren (Pyxis für die Brotspezies aus Pettstadt) kommt (Wamers 2013, 442, 444; Losert 2009, 260). Auch der bekannte Tassilokelch aus dem Kloster in Kremsmünster weist die genannten Merkmale auf (Bierbrauer 1988, 331–335). Die Frau aus Prušánky mit ihren Pressblechfibeln kann den östlichsten Ausläufer dieser Kunstströmungen darstellen. MACHÁâEK: Bommelohrringe und Pressblechfibeln zu Beginn …480 Abb. 2. Merowingerzeitliche Fibeln und Anhänger aus Pressblech mit knotenförmigem Tierwirbel. Nach Klein-Pfeuffer 1993; Pescheck 1996; Klanica 2006a. 1 – Horrheim Gr. 1; 2 – Kirchheim, Ries Gr. 279; 3 – München-Englschalking; 4 – Kleinlangheim Gr. 271; 5 – Prušánky Gr. 2. Obr. 2. Lisované merovejské spony a závěsky se zvěrnými pletenci. 1 – Horrheim hr. 1; 2 – Kirchheim, Ries hr. 279; 3 – München-Englschalking; 4 – Kleinlangheim hr. 271; 5 – Prušánky hr. 2. Die östliche Verbreitung der merowingischen Bommelohrringe Nun soll die grundlegende Frage beantwortet werden: Stellt das Körpergrab in Prušánky einen Einzelbefund dar, der in Mähren sowie in dem weiteren mitteldanubischen Raum isoliert auftritt, oder ist es Bestandteil einer breiteren Gruppe von archäologischen Denkmälern, die hier einen bestimmten Zeit- und vor allem Zivilisationshorizont repräsentiert? Auf die gestellte Frage wird in erster Linie mit Fokus auf die merowingischen Bommelohrringe eingegangen. Die in Prušánky vorkommenden Bommelohrringe sind in Mähren nämlich kein Einzelfund (Abb. 3). Aus demselben Fundort, jedoch aus einem anderen Gräberfeld (Prušánky 2), das von der erstgenannten Fundstelle ungefähr 200 m entfernt lag, stammt ein Bruchstück des Mittelteils eines Bommelohrringes mit Kugelkranz aus vergoldetem Bronzeblech; dieses Fragment wurde im gestörten Grab P-660 aufgefunden (Klanica 2006a, 16, Tab. 92; 2006b, 286). Schmuck desselben Typus wurde auch aus dem Gräberfeld in Dolní Věstonice „Na Pískách“ geborgen; hier wurde im Grab 451/49 ein Exemplar neben dem Kopf entdeckt (Ungerman 2006, 355). Ein sehr ähnlicher Fund ist auch aus der Slowakei bekannt, nämlich aus Bratislava, Uršulínská-Straße. Hier lag der Ohrring jedoch auf dem Handteller des bestatteten Kindes (Lesák – Musilová 1999, 40, 53). Dieser Schmuck könnte in die Gräber mit gewisser Verspätung gelangt sein, und er dürfte für eineArt „Antiquitäten“ gehalten werden (Ungerman 2006, 355–356). Oben erwähnte Funde liefern jedenfalls Belege dafür, dass die merowingischen Bommelohrringe im Gebiet Mährens und dessen nächster Umgebung generell vorkommen. Dieser Rückschluss wird eindeutig auch durch den Fund der Fragmente zweier Ohrringe aus der Siedlungsgrube 81 in Břeclav-Líbivá bestätigt. In diesem Fall handelt es sich jedoch nicht um Bommelohrringe mit Kugelkranz, sondern um solche mit geripptem konischem Mittelteil. Von den Ohrringen blieben hier zwei Fragmente hohler konischer Röhrchen aus Bronzeblech erhalten (1: Länge 9 mm, max. Breite 4,5 mm; 2: Länge 7 mm, max. Breite Archeologické rozhledy LXIX–2017 481 Abb. 3. Merowingerzeitliche Bommelohrringe aus Mähren und der Slowakei. Nach Klanica 2006a; Ungerman 2006; Macháček 2001. 1 – Prušánky Gr. 2; 2 – Prušánky Gr. 660; 3 – Dolní Věstonice „Na Pískách“ Gr. 451/49; 4 – Břeclav/Líbivá Siedlungsgrube 81; 5 – Bratislava Uršulínská-Str. Obr. 3. Merovejské bubínkové náušnice z Moravy a Slovenska. Podle Klanica 2006a; Ungerman 2006; Macháček 2001. 1 – Prušánky hr. 2; 2 – Prušánky hr. 660; 3 – Dolní Věstonice „Na Pískách“ hr. 451/49; 4 – Břeclav/Líbivá objekt 81; 5 – Bratislava Uršulínská ul. 4,5 mm), mit schrägen plastischen Rippen verziert. Das größere der beiden Fragmente war an der breiteren Seite durch eine kleine Blechplatte, wahrscheinlich ein Bruchstück der Bommel, abgeschlossen. Aus den Analogien aus dem westlichen Milieu können wir darauf schließen, dass es sich offensichtlich um Fragmente des Mittelteils von zwei Bommelohrringen handelt, das die Bommel mit dem unteren Bügel des Ohrringes verbunden hat (Abb. 4). Eine mögliche Rekonstruktion der Bommelohringe aus Břeclav-Líbivá hat vor kurzem N. Profantová (2013, 177) publiziert. Die Bommelohrringe mit konischem bzw. zylindrischem Mittelteil sind in Mitteleuropa gerade für das alamannische und bajuwarische Milieu kennzeichnend, wohin deren Vorbilder direkt aus dem byzantinischen Raum gelangt sind. Bei den Awaren kommt dieser Typ von Bommelohrringen praktisch gar nicht vor (von Freeden 1979, 388–389). Auf Analogien treffen wir insbesondere in Ostbayern, und zwar sowohl im von den Bayern besiedelten Donauraum, (z. B. Staubing, Grab 21, Grab 28: Fischer 1993, 43–44, Tafel 7; Höhenrain: Schwarz 1984, 64, Abb. 33), als auch in der Oberpfalz und in Oberfranken (terra Sclavorum), wo Slawen angesiedelt waren (Weismain, Grab 2: Schwarz 1984, 64, Abb. 33; Burglengenfeld, Grab 6: Stroh 1954, 12, Taf. 1, 3; Losert 2009). Die Bommelohrringe wurden hier häufig aus Gold, jedoch auch aus Silber und Bronze produziert. Deren Variante mit MACHÁâEK: Bommelohrringe und Pressblechfibeln zu Beginn …482 Abb. 4. Merowingerzeitliche Bommelohrringe mit langem konischem geripptem Mittelteil. Nach Macháček 2001, 55. 1 – Břeclav/Líbivá Siedlungsgrube 81; 2 – Staubing Gr. 21; 3 – Höhenrain; 4 – Burglengenfeld; 5 – Weismain Gr. 2; 6 – Staubing Gr. 28. Obr. 4. Merovejské bubínkové náušnice s dlouhou kónickou žebrovanou střední částí. Podle Macháček 2001, 55. 1 – Břeclav/Líbivá objekt 81; 2 – Staubing, hr. 21; 3 – Höhenrain; 4 – Burglengenfeld; 5 – Weismain, hr. 2; 6 – Staubing, hr. 28. relativ langem konischem geripptem Mittelteil, die Analogien zum Fund aus Líbivá aufweist, datiert man in das 8. Jahrhundert (Fischer 1993, 43–44) bzw. in dessen erste Hälfte (Schwarz 1984, 64). Archeologické rozhledy LXIX–2017 483 Abb. 5. Verbreitung der Bommelohrringe mit zylindrischem Mittelteil und mit Kugelkranz und deren Derivate. Nach Pescheck 1996; Breibert 2005; E. Szameit (mündliche Information). Ergänzt vom Autor. Österreich-mährische Gruppe. Obr. 5. Rozšíření bubínkových náušnic s cylindrickou střední částí, resp. se svisle členěným bubínkem pod dolním obloukem a jejich derivátů. Podle Pescheck 1996; Breibert 2005; E. Szameit (ústní informace). Doplněno autorem. Rakousko-moravská skupina. 1 – Krungl, 2 – Rudelsdorf, 3 – Gusen, 4 – Steyr, 5 – Auhof, 6 – Mühling/Hart, 7 – Wimm, 8 – Gars, 9 – Eggendorf/Wagram, 10 – Dolní Věstonice, 11 – Břeclav/Líbivá, 12 – Prušánky, 13 – Bratislava. Verfolgen wir das Vorkommen der merowingischen Bommelohrringe in einem breiteren geographischen Kontext, fällt deutlich die Tatsache auf, dass sich diese Ohrringe nicht nur in Süddeutschland konzentrieren, wie noch anhand der unvollständigen Bearbeitung aus den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts zu vermuten war (vgl. dazu Pescheck 1996, Abb. 6), sondern relativ zahlreich auch im österreichischen Donauraum und in Mähren vertreten sind (Abb. 5). Bei der österreichisch-mährischen Gruppe (östlich von Enns) herrschen die aus weniger edlen Materialien hergestellten Exemplare (vor allem vergoldete Bronze) und gegossene Nachahmungen, ggf. andere abgeleitete Derivate vor (z. B. Wimm: Breibert 2005, 397; Gars-Thunau: Szameit 2007, 149). Bezüglich ihrer Datierung kann man jedoch W. Breibert (2005, 397) durchaus zustimmen, der schreibt: „Bei Derivaten allerdings a priori eine jüngere Zeitstellung anzunehmen, erscheint nicht schlüssig, da es wohl in der Absicht des Herstellers lag, ein handelbares und damit dem Zeitgeschmack entsprechendes Stück zu produzieren.“ Kulturverbindungen zwischen Süddeutschland und Mähren und die Keramik Die Kulturverbindungen zwischen dem spätmerowingischen und frühkarolingischen Frankenreich, bzw. Bayern und Mähren finden ihren Ausdruck nicht nur im Frauenschmuck, sondern beispielsweise auch in der Keramik, die gerade im 8. Jahrhundert in beiden Gebieten gewisse Ähnlichkeiten aufweist. Gemeinsam mit den Fragmenten der Bommelohrringe aus dem Fundort Břeclav-Líbivá wurde in der Siedlungsgrube Nr. 81 Keramik aufgefunden, die bereits mit viel höherer handwerklicher Routine produziert worden war als bei den Gefäßen des sog. Prager Typus und den ältesten Exemplaren der verzierten slawischen Keramik aus dem 6. und 7. Jahrhundert üblich (Abb. 6). Diese Keramik wird dem 3. Horizont der sog. Keramik der mitteldanubischen Kulturtradition zugeordnet (Macháček 2001, 34–36). Bei deren Herstellung wurde schon die schneller rotierende drehbare Unterlage genutzt, was sich in der gekonnten Verzierung (beispielsweise in der Neigung der regelmäßigen Kammwellenbänder) sowie in der Gestaltung auswirkte. Das Oberteil der Gefäße weist Spuren des stark formgebenden Nachdrehens auf, die in einigen Fällen auch an der Innen- sowie Außenseite des Gefäßes deutlich sind. Die Gefäßoberfläche ist generell sehr sorgfältig behandelt. Einige Ränder sind stark ausladend, und ein Teil der Gefäße ist dünnwandig. In diesem keramischen Horizont treten keine unverzierten oder primitiv verzierten von Hand gemachten Gefäße auf, wie wir sie aus den vorherigen Perioden kennen. Der III. Horizont lässt sich wahrscheinlich bereits mit den Anfängen der Produktion der halbprofessionellen Werkstätten in Zusammenhang bringen, und bildet die Vorstufe der Keramik des großmährischen Charakters. Der III. Horizont der mitteldanubischen Kulturtradition wird in Mähren in das 8. Jahrhundert datiert (Macháček 2001). Mit seiner Technologie,Verzierung, zum Teil der Morphologie sowie einigen Details (wie z. B. Durchlochungen auf der Schulter) erinnert er an die sog. Goldglimmerkeramik, die im bayerischen Donauraum (z. B. Regensburg-Niedermünster, Barbing, Kelheim), in der Oberpfalz (Nordgau), in Oberfranken und im Bayerischen Wald im Zeitraum vom 7. bis 12. Jh. vorkommt (Geisler 1993; Wintergerst 2004, 64–71). Bei der Beschreibung der Goldglimmerkeramik MACHÁâEK: Bommelohrringe und Pressblechfibeln zu Beginn …484 wird auf deren Ähnlichkeit mit der slawischen, insbesondere dann der mährischen, Keramik hingewiesen. In Richtung Westen hört ihr dokumentiertes Vorkommen im Donautal bei Kelheim auf. Im alamannischen Raum tritt sie nicht mehr auf (Geisler 1993, DII3, DIII). In Oberfranken erscheint die mit ihr verwandte Keramik, die hier als „rauhwandige Keramik, germanischer Herkunft (Warenart 2a)“ bezeichnet wird (siehe Wintergerst 2004, 70), auffällig häufig gemeinsam mit der „grob gemagerten Keramik slawischer Herkunft“ (Losert 1993, 87–93). Historisch-kulturelle Zusammenhänge: Frauen als Trägerinnen von neuen Kulturerscheinungen Generell lässt sich sagen, dass Mähren spätestens ab der Mitte des 8. Jahrhunderts kulturell an das spätmerowingische und anschließend auch an das frühkarolingische Reich gebunden war. Beide Länder waren durch den österreichischen Donauraum verknüpft, wo im Gebiet Archeologické rozhledy LXIX–2017 485 Abb. 6. Keramik der mitteldanubischen Kulturtradition aus Mähren und rauhwandige Keramik, gröbere Variante (2a) aus Oberfranken. Nach Macháček 2001; Losert 1993. Obr. 6. Keramika středodunajské kulturní tradice z Moravy a drsná keramiky hrubší varianty (2a) z Horních Frank. Podle Macháček 2001; Losert 1993. 1–2 – Břeclav/Líbivá (Morava); 3 – Leubendorf; 4–5 – Bamberg/Domberg. zwischen der Enns und dem Wienerwald „verschiedene Gruppen einer autochthonen Mischbevölkerung“ (Breibert 2005, 427) mit „nicht quantifizierbarem Anteil von … akkulturierten Slawen“ (Szameit 2000, 534) ihre Verstorbenen in Körpergräbern bestatteten. Diese Gräber begannen hier „etwa um, bzw. nach 700 … am Rande des bairischen und des awarischen Siedlungsgebietes“ aufzutreten. Sie waren nicht außergewöhnlich reich ausgestattet, trotzdem „einzelne Gräber der bairischen Grenzzone … gelegentlich Fundgut der späten Merowingerzeit, bzw. frühen Karolingerzeit in Kombination mit für den awarischen Kulturkreis charakteristischen Funden“ enthalten (Szameit 2000, 524). Die Übernahme der kulturellen Vorbilder aus dem westlichen (bzw. mitteldanubischen) Milieu, die in Mähren in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts ihren Ausdruck im Beginn der Körperbestattung findet, belegt nicht nur das Grab der Frau in bajuwarischer Tracht aus Prušánky, sondern beispielsweise auch der älteste Horizont des Körpergräberfeldes in Dolní Věstonice, das Š. Ungerman aufgrund des Vorkommens der Ohrringe mit Pseudoketten vom Typ „Rohrbach“ dem sog. Vorköttlach-Horizont zuordnet und in das letzte Viertel des 8. Jahrhunderts datiert (Ungerman 2006, 356; 2007, 201; 2016). Die Körpergräber in Staré Město mit den Schwertern der frühen Karolingerzeit und mit massiven Sporen, die früher als älteste Körperbestattungen in Mähren galten (Klanica 1990, 60), dürften anhand der Datierung des Horizontes Biskupija-Crkvina eher etwas später gewesen sein (Ungerman 2006, 351–352). Die Ohrringe des Vorköttlach-Horizonts in Staré Město fehlen völlig (Ungerman 2016, 216), was auf die frühere Datierung dieser Fundgruppe zurückzuführen ist. Im Zusammenhang mit dem Beginn der Körperbestattung bei den mährischen Slawen sei hier auf zwei bedeutende Aspekte hingewiesen. Erstens ist es die Tatsache, dass der Übergang zu diesem Bestattungsritus nicht unter dem Einfluss der Awaren bzw. des awarischen Kulturkreises erfolgte, obwohl das awarische Siedlungsgebiet bis zum südlichsten Teil Mährens reichte. Im Gräberfeld in Dolní Dunajovice wurden 18 Gräber untersucht, von denen ein Teil komplette spätawarische Gürtelgarnituren enthielt (Klanica 1972, 19; 24–36). Daraus lässt sich schließen, dass hier Männer/Krieger beigesetzt waren, deren Tracht und Ausstattung die kulturelle sowie politische Zugehörigkeit zum awarischen Kaganat demonstrierte. Nördlich der Thaya wurden bisher keine ähnlichen Gräber entdeckt. Trotzdem vermutete man aufgrund der Funde der awarischen Beschläge aus den Siedlungen (z. B. aus vorgroßmährischem Mikulčice), dass auch die hiesigen Slawen awarische Gürtel trugen (Klanica 1972, 50). Diese Ansicht wird jedoch in letzter Zeit unter dem Hinweis auf die Tatsache bezweifelt, dass die zumeist beschädigten und unvollständigen awarischen Beschläge aus Mikulčice eher mit der Aufbewahrung und Nutzung des Rohstoffes durch die späteren großmährischen Handwerker als mit deren Verwendung in der Tracht der mährischen Slawen des 8. Jahrhunderts zusammenhängen dürften (Zábojník 2005, 101–114). Zweitens ergaben die Analysen der slowakischen birituellen Gräberfelder, dass nicht einmal innerhalb des awarischen Kaganats alle dortigen Slawen den awarischen Ritus der Körperbestattungen übernommen hatten und zumindest ein Teil von ihnen während des ganzen Bestehens des Kaganats bis zum 8. Jahrhundert den Brandbestattungsritus pflegte (Zábojník 1999, 163–164; 2004, 348–349). Die mährischen Slawen waren vom awarischen Kulturmodell nicht allzu sehr beeinflusst. Sie unterschieden sich von ihren südöstlichen Nachbarn nicht nur durch den Bestattungsritus, sondern auch durch den Charakter der Siedlungen (vgl. die Existenz der befestigten? MACHÁâEK: Bommelohrringe und Pressblechfibeln zu Beginn …486 vorgroßmährischen Zentralorte: Poulík 1988, 189–208), die Wirtschaftsweise und das Militärwesen (vgl. dazu z. B. die großeAnzahl der mährischen Hakensporen, die die awarischen Reiter nicht verwendeten). Es liegt auf der Hand, dass der tiefgreifende Wandel der Gesellschaft, der auch den Wechsel des Bestattungsritus mit sich brachte, sich nicht aus dem unmittelbaren räumlichen Kontakt mit der Zone der awarischen Körpergräberfelder ergab, sondern erst dank der intensiveren Kontakte mit dem westlichen Milieu in Gang gebracht wurde. Es bleibt weiterhin offen, wie die Übernahme der Kulturnorm der westlichen Zivilisation durch die hiesige Bevölkerung konkret erfolgte, z. B. im Bereich des diskutierten Bestattungsritus. Hier sei auf ein weiteres Phänomen hingewiesen, das im Zusammenhang mit den ältesten frühmittelalterlichen Körperbestattungen in Mähren zu verzeichnen ist, nämlich dass der neue Bestattungsritus zuerst bei den Frauengräbern umgesetzt wird. Die Möglichkeit außer Acht lassend, dass die ältesten männlichen Körpergräber bisher archäologisch nicht erfasst werden konnten, war wahrscheinlich das Rezeptionsvermögen der Frauen bezüglich der neuen, aus dem Westen nach Mähren durchdringenden Zivilisationsimpulse viel größer (z. B. Körperbestattung, Schmuck). In Prušánky lässt sich dies auch am Beispiel der birituellen Gräber dokumentieren, in denen als Körperbestattungen nur Frauen beigesetzt worden waren. Im Grab P-21 befand sich außer dem Skelett einer Frau die Brandbestattung eines nicht adulten Individuums, und im Körpergrab einer Frau P-577 wurden in der Aufschüttung verbrannte Knochen eines adulten Individuums gefunden (Klanica 2006a, 20; Stloukal 2006, 277). Da in beiden Gräbern die Skelette deutlich räumlich verlagert waren, kann auch die Möglichkeit in Erwägung gezogen werden, dass die verbrannten, isoliert liegenden Knochen in die Grabaufschüttung in einer anderen Weise als bei intakten Brandgräbern gelangt sein dürften (siehe Klanica 2006b, 63–64; 181). Für die frühe Datierung dieser Gräber spricht der Fund von Millefioriperlen aus dem birituellen Grab P-21, die generell in das letzte Viertel des 8. Jahrhunderts datiert werden (Klanica 2006b, 63; Ungerman 2007, 117–118). In beiden Fällen könnte sich entweder um einheimische Frauen oder um aus dem Westen (nicht nur aus Bayern, sondern auch aus österreichischem Donauraum – Ungerman 2006, 363) stammende Frauen handeln, die nach Mähren geheiratet hatten und hier teilweise ihre kulturelle Identität (gegebenenfalls die Religion) behielten. Dies dürfte sich nach außen hin auch durch den Körperbestattungsritus demonstriert haben. Die einheimischen Frauen sowie die „Ausländerinnen“ spielten wahrscheinlich eine entscheidende Rolle bei der Übertragung von neuen Kulturerscheinungen. Maßgebend beeinflussten sie die Anfangsphase der Transformation der mährischen Gesellschaft, die im Zuge dessen später viel besser auf eine schnelle und im Grunde genommen problemlose Rezeption einiger wesentlicher kultureller Änderungen vorbereitet war (vgl. Ungerman 2006, 363). Ähnliche universelle Mechanismen liefen übrigens auch in anderen Perioden und Kulturen ab.Als ein Beispiel hierfür kann bereits die Neolithisierung der mesolithischen Gesellschaft Transdanubiens herangezogen werden, die die gegenseitigen Kontakte und Heiratspolitik zwischen Jägern, Sammlern und frühen Bauern in Gang gebracht worden sein soll. I. Mateiciucová (2003, 314) nennt diese Prozesse als „Neolithisierung der Jäger Sammler-Psyche”. Ich postuliere hier die Hypothese der allmählichen Durchdringung der mährischen Gesellschaft mit westlichen Kultur- und Zivilisationsgewohnheiten schon seit der Mitte des 8. Jahrhunderts, unter anderem auch dank der Heiratspolitik. Ähnliche soziale Prozesse Archeologické rozhledy LXIX–2017 487 spiegeln sich auch in den schriftlichen Quellen wider. Sie verweisen auf die Vermählung einer Angehörigen der baierischen Wilhelminer-Sippe mit Fürst Pribina von Nitra (Třeštík 2001, 123–126). Das Bündnis wurde aber erst in den Jahren 830–831 geschlossen – fast ein Jahrhundert nachdem die ersten Frauen mit der bajuwarischen oder alamannischen Tracht in Mähren und der Slowakei aufgetaucht waren. Schlussfolgerungen Der Prozess, der schließlich seinen Ausdruck in der Angliederung des östlichen Teils Mitteleuropas an die sozialen Netzwerke der mittelalterlichen europäischen Gesellschaft, reicht nämlich tief in das 8. Jahrhundert zurück, als in Mähren die ersten und noch vereinzelten Frauen erschienen, die durch den Schmuck und die Tracht (Bommelohringe und Preßblechscheibenfibel) öffentlich ihre Zugehörigkeit zum spätmerowingischen Zivilisationskreis demonstrierten (in einer sehr ähnlichen Weise beschreibt die Situation des letzten Drittels des 8. Jahrhunderts in Karantanien – Gruppe C – S. Eichert 2010, 167–169). Im Einklang mit den Sitten der merowingerzeitlichen Reihengräberzivilisation wurden diese Frauen auch bei ihrem Tode nach dem Körperbestattungsritus beigesetzt. Und vielleicht gerade sie leiteten den Prozess des Aufgebens der heidnischen Brandbestattung zugunsten der Körperbestattung ein. In diesem Punkt müssen wir Walter Pohl zustimmen, dass „innovation in dress often expresses more fundamental changes in society…“ (Pohl 1998, 49). Diese Entwicklung wurde zu jenem Zeitpunkt irreversibel, als sich ihr einige Generationen später, wahrscheinlich erst nach denAwarenkriegen Karls des Großen (vielleicht aber doch wesentlich später – Robak 2017, 151) auch die gesellschaftlichen Eliten, repräsentiert durch die Männer/Krieger, angeschlossen hatten, die sich politisch sowie kulturell eindeutig an dem westlichen Milieu orientierten, was auch die Beigaben mit Prestige– und Statuscharakter in ihren Körpergräbern belegen (z. B. Klanica 1990, 57–63; Kouřil 2005, 67, 73, 86–87; Košta 2005, 158–162; Robak 2017, 123). In Ostmitteleuropa bildete sich im Zuge dessen eine neue Kultur heraus, die eine innovierte Gesamtheit von Werten, Normen und Sitten darstellte. Ihre erste Blütezeit erlebte sie nach der Mitte des 9. Jahrhunderts im sog. Großmährischen Reich. Die Entstehung der vorliegenden Studie wurde durch das Forschungsprojekt der Grantová agentura ČR [Förderagentur der Tschechischen Republik] (GA ČR, Nr. 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Za nejstarší doklad pohřbívání v novém kostrovém ritu mimo avarskou oikumenu je na Moravě v současné době považován hrob č. 2 z Prušánek, vzdálených jen 8 km od hradiska v Mikulčicích. Zde byla pohřbena 30–40 stará žena v typickém alamanském či bajuvarském kroji, tvořeném párem zlatých bubínkovitých náušnic se svisle členěným bubínkem pod spodním obloukem a terčovitou sponou se zoomorfní výzdobou. Je zřejmé, že zasazení hrobu č. 2 z Prušánek do širšího kulturněhistorického kontextu má zásadní význam pro diskusi o příčinách změny původního pohřebního ritu starých Slovanů a jejím datování. Tato studie se snaží prokázat, že nejde o izolovaný nález, ale že hrob z Prušánek reprezentuje širší skupinu archeologických památek, které dokládají počátky komplexní změny zdejší společnosti. Z hlediska vývoje šperku a ženského kroje v jižním Německu patří tento hrob do „Modephase SW V“, která byla datovaná do období mezi léty 670 a 720. Na základě nových mincovních nálezů v hrobech ze středního Porýní však lze připustit i pozdější vyznění závěrečného stupně merovejského okruhu, který zřejmě trval až do poloviny 8. stol. To je také nejpravděpodobnější datum, kdy byla na Moravě pohřbena prušánecká žena. Důležité je zjištění, že nález z Prušánek není na Moravě a jejím nejbližším okolí osamocen. Z téže lokality, ale z jiného pohřebiště (Prušánky 2), které je od první polohy vzdáleno asi 200 m, pochází z porušeného hrobu P-660 zlomek střední části bubínkové náušnice z pozlaceného bronzového plechu. Šperk stejného typu pochází i z pohřebiště v Dolních Věstonicích „Na Pískách“. Velmi podobný nález byl učiněn také na Slovensku – v Bratislavě, Uršulínské ulici. Tyto šperky se možná do hrobů dostaly s určitým zpožděním a bylo by možné považovat je za jisté „starožitnosti“. V každém případě však svědčí o tom, že se merovejské bubínkové náušnice běžně vyskytovaly na území Moravy a v jejím nejbližším okolí. Tento závěr podporuje i nález zlomků dvou náušnic ze sídlištního kontextu z Břeclavi–Líbivé. U těchto exemplářů se však jedná o bubínkové náušnice s kónickou, resp. cylindrickou střední částí. Sledujeme-li distribuci merovejských bubínkových náušnic v širším geografickém prostoru je zřejmé, že se nekoncentrují pouze v jižním Německu, jak se mohlo zdát ještě na základě neúplného zpracování z 90. let 20. stol., ale objevují se ve větších počtech i v rakouském Podunají a na Moravě. Tato rakousko-moravská skupina (východně řeky Enže) je charakterizovaná převahou exemplářů vyrobených z méně hodnotných materiálů (hlavně pozlacený bronz) a litými napodobeninami, případně jinými odvozenými deriváty. Kulturní vazby mezi pozdně merovejským, resp. raně karolínským Bavorskem a Moravou se neprojevují pouze v ženském šperku, ale např. i v keramice, která právě v 8. stol. vykazuje v obou oblastech jisté podobné rysy. Celkově lze konstatovat, že nejpozději od poloviny 8. stol. Morava kulturně inklinovala k pozdně merovejskému a následně i raně karolinskému Bavorsku. Obě země byly propojeny rakouským Podunajím, kde na území mezi Enží a Vídeňským lesem kostrově pohřbívaly své mrtvé „různé skupiny smíšeného autochtonního obyvatelstva“ (Breibert 2005, 427) doplněné o „neznámý podíl … akulturovaných Slovanů“ (Szameit 2000, 534). Přejímání kulturních vzorců ze západního (resp. středodunajského) prostředí, které se v druhé polovině 8. stol. projevilo na Moravě nástupem kostrového pohřebního ritu, nedokládá pouze hrob ženy v bajuvarském kroji z Prušánek, ale např. i nejstarší horizont kostrového pohřebiště v Dolních Archeologické rozhledy LXIX–2017 491 Věstonicích. Šimon Ungerman jej na základě výskytu náušnic s pseudořetízky „typu Rohrbach“ řadí do tzv. předköttlašského horizontu a datuje do poslední čtvrtiny 8. stol. Odhlédneme-li od možnosti, že nejstarší mužské kostrové hroby nejsme zatím schopni archeologicky rozpoznat, pak se zdá, že ženy měly mnohem vyšší schopnost recepce nových civilizačních podnětů, které na Moravu pronikaly ze západu (např. kostrový ritus, šperk, kroj). V Prušánkách to lze dokumentovat i na příkladu birituálních hrobů, ve kterých byla kostrově pohřbena vždy žena. Místní ženy a možná i cizinky zřejmě hrály rozhodující roli v transferu nových kulturních zvyklostí. K postupnému a dlouhodobějšímu pronikání kulturních zvyklostí ze Západu do moravské společnosti mohlo docházet např. díky sňatkové politice. I proto byla moravská společnost později mnohem lépe připravena na rychlé a v podstatě bezproblémové přijetí některých zásadních civilizačních změn. Tento vývoj se stal nezvratný v okamžiku, kdy se k němu o několik generací později (jistě ne dříve než po avarských válkách Karla Velikého) připojily také mužské společenské elity, reprezentované bojovníky, kteří se politicky i kulturně jednoznačně orientovali na západní prostředí, jak dokládají i milodary prestižního a statusového charakteru v jejich kostrových hrobech. Na východě střední Evropy se tak zrodila nová kultura, tvořená inovovaným souborem hodnot, norem a zvyků. Svého prvního vrcholu dosáhla po polovině 9. století v rámci tzv. Velkomoravské říše. JIŘÍ MACHÁČEK, Ústav archeologie a muzeologie, Filozofická fakulta, Masarykova univerzita, Arne Nováka 1, CZ-602 00 Brno; machacek@phil.muni.cz MACHÁâEK: Bommelohrringe und Pressblechfibeln zu Beginn …492