V originále
Eine der wichtigsten Fragen bei der Erforschung der Wiener Gesera, des größten antijüdischen Pogroms in der mittelalterlichen Geschichte Österreichs, ist die nach der Motivation von Herzog Albrecht V., der das Pogrom initiierte. Die Studie versucht, diese Frage aus einem bisher vernachlässigten Blickwinkel zu betrachten - aus der Perspektive der Politik Albrechts in der Markgrafschaft Mähren. Diese unterschied sich deutlich von der Situation in Österreich und beinhaltete, abgesehen von der Vertreibung der Juden aus Jihlava, keine ähnlichen Extreme wie in Österreich 1420/21 und kopierte vielmehr die Judenpolitik von Albrechts Schwiegervater Sigismund von Luxemburg. Dieser Befund deckt sich mit der bereits veröffentlichten Ansicht des Autors, dass die Wiener Gesera nicht Albrechts prinzipielle religiöse Haltung gegenüber den Juden widerspiegelte, sondern vielmehr das Ergebnis eines momentanen Bedarfs an einer riesigen Geldsumme zur Finanzierung von Albrechts antihussitischer und dynastischer Politik war.
In English
One of the important questions in research on the Vienna Geserah, the largest anti-Jewish pogrom in medieval Austrian history, is the motivation of Duke Albert V, who initiated the pogrom. The study attempts to look at this question from a hitherto neglected angle - from the perspective of Albert's politics in the Moravian Margraviate. This was quite different from the situation in Austria and, apart from the expulsion of Jews from Jihlava, did not include similar extremes that occurred in Austria in 1420/21 and rather copied the Jewish policy of Alberts father-in-law Sigismund of Luxembourg. This finding agrees with the author's previously published view that the Vienna Geserah did not reflect Albert's principled religious stance towards the Jews, but rather was the result of a momentary need for a huge sum of money to finance Albert's anti-Hussite and dynastic policies.