Seit drei Jahren läuft das internationale Projekt »HistoGenes: Integrating genetic, archaeological and historical perspectives on Eastern central Europe 400–900 AD«. Sein Ziel ist es, his- torische, archäologische und genetische Daten von rund 6000 Skeletten aus dem Karpatenbecken und den angrenzenden Gebieten zusammenzuführen und so eine völlig neue Bevölke- rungsgeschichte zu schreiben. Von 568 bis um 800 befand sich hier das Awarenreich, aus dem wir heute rund 100 000 Gräber, zumeist mit aussagekräftigen Inventaren, kennen. Im Rahmen von »HistoGenes« wurden auch zwei awarische Gräberfelder aus Niederösterreich vollständig beprobt und die Stammbäume der Bestatteten rekonstruiert. Die Nekropolen von Mödling – An der Goldenen Stiege und Leobersdorf zeigen sich ähnlich, was die allgemein üblichen Repräsentationsmit- tel betrifft, unterscheiden sich jedoch in zahlreichen anderen Details. Der Beitrag stellt das noch nicht publizierte große Gräber- feld von Mödling vor und vergleicht es mit dem kleineren von Leobersdorf. Anschließend wird auf die laufenden archäoge- netischen Untersuchungen eingegangen und gezeigt, wie es die Genetik ermöglicht, bestimmte archäologische Phänomene zu erklären. Zwei Exkurse zu besonderen Ohrringtypen und ein weiterer zur Entwicklung der Keramikformen in Mödling ergänzen den Überblick.