Nach 1989 begann in der damaligen Tschechoslowakei die Transformation des politischen Systems. Es ergaben sich Veränderungen in allen Bereichen. Im Beitrag wird zunächst die Situation des tschechischen Bildungssystems in der Zeit der Wende skizziert. Anschließend werden die Entwicklungen in drei Perioden analysiert: der Periode der Dekonstruktion und partiellen Stabilisierung (1989–2001), der Periode der systemischen Rekonstruktion und Implementation (2001–2014) und der Periode der graduellen Differenzierung (2014–2020). Es wird gezeigt, dass es in den 90er Jahren vor allem um die Beseitigung der ideologischen Indoktrination, die Demokratisierung und die Liberalisierung sowie um die Dezentralisierung und grundsätzliche Öffnung des Bildungssystems ging. Diese Veränderungen wurden in der ersten Gesamtkonzeption der Bildungspolitik Tschechiens (Weißbuch 2001) verankert. Als wichtiges Instrument dieser Veränderungen galt ab 2001 die curriculare Reform. Es zeigte sich jedoch, dass die curriculare Reform erhebliche Probleme mit der Akzeptanz unter der Lehrerschaft hatte, weshalb sie allmählich von der bildungspolitischen Agenda verschwand. Um 2014 wurde eine weitere Strategie (S2020) formuliert, in der die Reduzierung der Ungleichheiten im Bildungssystem (Inklusion) zur neuen Priorität erklärt wurde. Seit 2019 wird die dritte Bildungsstrategie (S2030+) vorbereitet. Im Beitrag werden die Entwicklungen erläutert, um die Besonderheiten eines Bildungssystems in der Zeit des Wandels herauszuarbeiten und zur Diskussion zu stellen.