575 Abstract The paper sums up the hitherto knowledge of sword belts from the 9th and 10th centuries in central and western Europe. Research is complicated by the quite unfavourable condition of sources (e.g. the absence of funerary equipment in graves in the major part of the Carolingian Empire; secondary modifications of Carolingian mounts in the Viking environment). Sword belts were of a relatively heterogeneous appearance – this applies not only to the construction of used mounts but also to their shape, size and decoration. As far as the composition of sword belt sets is concerned, we can distinguish three main types: sets with trefoil mount, and the Závada and Marsum types. These sets partly differ from each other by the selection of individual mount types, but coincide in their structure, which always included the main waist belt and a side strap to secure the inclination of the scabbard. All three types of sword belt sets emerged on the territory of the Frankish Empire. The sets with trefoil mounts and those of the Závada type spread to neighbouring regions, in particular to the Slavs (Great Moravia, Croatia), who accepted and imitated them. On the other hand, the Marsum-type sets penetrated only to a limited extent outside the territory of the Carolingian Empire. Decorated sword belt mounts served a.o. to express a high social status. Such finds in the environment of castles and settlements, particularly on the territory of the Frankish Empire, count among the scarce evidence of a secular elite. Keywords: Early MiddleAges; sword; belt; mount; Slavs; Carolingian Empire. 1. Einführung Schwertgurten des 9. bis 10. Jahrhunderts wurde in der Fachliteratur bisher nur verhältnismäßig geringe Beachtung geschenkt1 . Die Forschung konzentrierte sich vor allem auf Garnituren mit kleeblattförmigem Beschlag, die in jenem Zeitraum jedoch nur eine von mehrerenArten darstellten, ein Schwert zu tragen; bislang hat sich das Wissen um die Existenz weiterer Garniturtypen noch nicht allzu sehr durchgesetzt. Das Interesse der Forscher konzentrierte sich zumeist auf die Analyse des künstlerischen Stils der Verzierung der Beschläge und auf die daraus hervorgehende Datierung (am umfangreichsten Lennartsson 1997/1998, mit 1 Mit dem Terminus Schwertgurt (auch Schwertgehänge) meint man üblicherweise einen kompletten Satz von Ledergurten einschließlich aller Bestandteile aus Metall, der zum Tragen eines Schwertes diente. Geschlossene (von ein und demselben Schwertgurt stammende) Zusammenstellungen der Beschläge werden als „(Schwertgurt-)Garnitur“ bezeichnet. Literatur). Die Betonung von kunsthistorischen Aspekten äußert sich dadurch, dass in Veröffentlichungen nicht selten nur die Vorderseiten der Beschläge abgebildet werden. Umgekehrt steht die Art und Weise ihrer Befestigung am Gürtel, ihre genaue Funktion u.Ä. nicht im Vordergrund des Interesses, sodass aussagekräftige Zeichnungen der Seitenansichten, Querschnitte und Darstellungen der Rückseiten häufig fehlen. All das erschwert selbstverständlich eine wissenschaftlicheAuswertung dieser Beschläge. Mit der geringen Intensität der Forschungen hängt auch die uneinheitliche Terminologie zusammen: einigeArten von Beschlägen haben noch nicht einmal eine etablierte Benennung (siehe Anm. 15). Der Grund für diesen nicht sehr zufriedenstellenden Forschungsstand ist unschwer auszumachen, er beruht auf einer begrenzten und lückenhaften Quellengrundlage. In Westeuropa überwiegen ab dem 8. Jahrhundert Bestattungen ohne Beigaben, sodass Schwertgurtbeschläge dort überwiegend in der Umgebung von Siedlungen aufgefunden werden, und zwar nur einzeln (d.h. nicht als ganze Garnituren), folglich kann aus ihrem jeweiligen Fundkontext nichts Bestimmteres über die ursprüngliche Funktion dieser Artefakte abgeleitet werden. In Skandinavien tauchen Beschläge in Schatzfunden und Gräbern auf, wiederum zumeist einzeln, nichtsdestotrotz haben sich auch komplettere Garnituren erhalten (z.B. Duesminde, siehe unten). Diese Beschläge wurden sekundär meist zu Fibeln oder Anhängern umgearbeitet (Capelle 1974; Wamers 1981), weswegen die primäre Funktion auch bei Grabfunden oft nicht einmal aus der Lage zum verstorbenen Individuum hervorgeht (d.h., dass ein Beschlag ursprünglich Bestandteil eines karolingischen Schwertgurtes war). Die wikingischen Krieger haben den karolingischen Schwertgurt mit kleeblattförmigem Beschlag nämlich nicht übernommen, sondern ihren eigenen beibehalten (Wamers 2005b, 173)2 . So stellen die Funde aus den slawischen Ländern, in denen man – vor allem auf dem Gebiete Großmährens, weniger dann in Kroatien – noch im 9. Jahrhundert Waffen in die Gräber gab, eine begrüßenswerte Bereicherung der Fundgrundlage dar, sodass uns einige Grabkomplexe mit Schwertern und den dazugehörigen Gurtbeschlägen zur Verfügung stehen. Weitere Beschläge stammen aus archäologischen Grabungen auf großmährischen Burgwällen, ggf. von Metalldetektor-Prospektionen. Viele wurden erst in letzter Zeit entdeckt und veröffentlicht (z.B. Bojná), sodass sie in Westeuropa bislang noch nicht sehr bekannt sind. Andererseits haben selbst einige schon längere Zeit bekannte Fundkomplexe (z.B. Závada, Gr. 23 – siehe unten) bei den dortigen Forschern keine adäquate Resonanz 2 Aus den weiteren Ausführungen im Text ergibt sich, dass sie auch keine andere (in Westeuropa heute bekannte) Art und Weise des Schwerttragens von den Franken übernommen haben. Schwertgurte des 9. bis 10. Jahrhunderts in West- und Mitteleuropa Šimon Ungerman 576 Šimon Ungerman hervorgerufen, was u.a. mit der Sprachbarriere und der ungenügenden Beachtung zusammenhängt, die dieser Problematik entgegengebracht wird. Trotz den relativ zahlreichen Schwertfunden in den frühmittelalterlichen Gräbern Mährens haben wir bisher keine genauere Vorstellung darüber, inwieweit der Begräbnisritus hier die Häufigkeit eines gemeinsamen Vorkommens von Schwertern und Schwertgurten mit Metallbestandteilen gegenüber der ursprünglich lebendigen Kultur verzerrt wiedergibt. Die Quellengrundlage sieht nämlich so aus, dass von den mit Schwert bestatteten Männern lediglich ein kleiner Teil Beschläge im Grab hatte, die als Bestandteil eines Schwertgurtes angesehen werden könnten: es sind mir in Mähren lediglich etwa sechs solcher Gräber bekannt (siehe unten Mikulčice III. Kirche, Gr. 375 und 500; Prušánky 2, Gr. 229; Rajhradice, Gr. 71 – siehe Fundliste Nr. 4; ferner Jarohněvice, Hügelgrab 1: Přikryl 1890, 14–16, Taf. I: 1, II: 1; Břeclav-Pohansko, Gr. 257 an der Kirche3 : Kalousek 1971, 150, Abb. 257: 3–5). In weiteren Gräbern befanden sich beim Schwert jeweils nur eine Schnalle und eine Riemenzunge (z.B. Staré Město – Na valách, Grab 223/51: Hrubý 1955, 524, Taf. 80: 3, 5) oder eine Schnalle mit Riemendurchzug (z.B. Boleradice, Grab 19: Poulík 1948, 150, Taf. LVIII: 6, 7), die sich von den Metallbestandteilen eines üblichen Gürtels in keiner Weise unterscheiden. In vielen Gräbern mit Schwertern fehlen jegliche direkte Spuren eines Schwertgurtes oder Gürtels (vgl. Geibig 1991, 107). Es ist vorstellbar, dass Schwertgurte mit wertvollen Beschlägen (z.B. Abb. 5) nur ausnahmsweise in Gräber gelegt wurden und dass sie eher Bestandteile einer Erbschaft o.ä. waren. Insgesamt überwogen Schwertgurtbeschläge aus Eisen, die – besonders im Vergleich mit der Waffe selbst – sicherlich keinen herausragenden Wert besaßen. Dann ist es aber verwunderlich, dass solche Beschläge in den Gräbern mit Schwert auch nicht allzu häufig vorkommen, während aus dem Siedlungsmilieu eine Reihe von Belegen vorliegt (siehe unten; Abb. 15: 5; 16: 3–7). Im Grunde genommen sind zwei Erklärungen dafür möglich: Zum einen waren Beschläge beim Tragen eines Schwertes aus praktischer Hinsicht nicht unbedingt notwendig4 , viele Krieger begnügten sich mit einfach zusammengenähten oder aneinander genieteten Ledergurten. Die zweite Möglichkeit wäre, dass ein Schwertgurt mit einfachen Eisenbeschlägen im Rahmen des Begräbnisritus nicht so sehr von Bedeutung war; um die gesellschaftliche Stellung eines bestatteten Mannes zu demonstrieren, war das Schwert, das ihm die Hinterbliebenen an den Körper legten, vorrangig, ein Schwertgurt hingegen entbehrlich (besonders wenn Schwert und Scheide ganz in Leinen gehüllt waren u.ä.). Es lassen sich jedoch auch entgegengesetzte Bei- 3 Aus diesem Grab stammen drei Beschläge, die in der Publikation gleichlautend als Riemenzungen bezeichnet werden – zu einer solchen Garnitur (die jedoch nicht komplett sein muss) ist mir keine Analogie bekannt. Das ursprüngliche Aussehen des Schwertgurtes ist unklar, die Beschläge verdienten es, neu untersucht zu werden, etwa ob einige von ihnen auf der Rückseite Spuren eines Riemendurchzuges aufweisen (vgl. Abb. 8: 3; 12: 3; 16: 3, 5, 6). 4 Vgl. unten die Diskussion über den praktischen Nutzen gegenüber der symbolischen Funktion von Garnituren mit kleeblattförmigem Beschlag. spiele belegen: in Gr. 54 in Rajhradice (Fundliste Nr. 3; Abb. 9: 1–4) wurde – als Pars pro toto – ein Schwertgurt mit Eisenbeschlägen mit ins Grab gelegt, das wesentlich wertvollere Schwert jedoch nicht. Andere Quellen geben nur in unbedeutendem Maße über frühmittelalterliche Schwertgurte Auskunft, in Betracht kommen nur ikonographische Belege. Für die Forschung wurden meist die Illuminationen in karolingischen Handschriften herangezogen, in denen Gurte mit kleeblattförmigem Beschlag am häufigsten dargestellt werden. Umgekehrt hat sich die Existenz weiterer Garniturtypen (die archäologisch identifiziert wurden – siehe unten) in der Ikonographie überraschenderweise überhaupt nicht niedergeschlagen. Die umfangreichste Kollektion an Darstellungen von Schwertriemen aus dem 9.–12. Jahrhundert hat A. Geibig (1991, 108, Abb. 29) zusammengetragen. Er musste feststellen, dass Beschläge in ihnen nur minimal dargestellt werden, in solchen Einzelheiten haben sich frühmittelalterliche Illuminatoren einfach nicht verloren. Darüber hinaus nimmt er an, dass sich auf den vier bekannten und in der Literatur immer wieder gezeigten Darstellungen von Würdenträgern, die einen Schwertgurt mit kleeblattförmigem Beschlag tragen, der gleiche Fehler immer wiederholt (der Schwertknauf liegt nicht in der Längsachse der Klinge), was seiner Meinung nach auf ein gedankenloses Kopieren von ein und derselben Vorlage hindeutet (Geibig 1991, 142, Anm. 95). Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, die bisherigen Erkenntnisse über die behandelte Problematik zusammenzufassen und ist gleichzeitig bestrebt, die Typen von Schwertgurtgarnituren anhand des heute bekannten Materials auszumachen. Erwähnung finden auch Beschläge, deren genaue Funktion bislang unbekannt ist, die in der Fachliteratur jedoch als zu einem Schwertgurt gehörend in Betracht gezogen werden. Vor allem bei den weniger bekannten Garniturtypen war der Verfasser bemüht, einen breitestmöglichen Fundbestand zusammenzutragen, selbstverständlich ohneAnspruch auf Vollständigkeit – in der Fachliteratur verbergen sich in den knappen Berichten über archäologische Grabungen, Einzelfunde usw. sicherlich noch weitere Funde, denen bislang keine entsprechende Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde. Der zeitliche Rahmen (9.–10. Jahrhundert) ist nur annähernd, denn unsere gegenwärtigen Möglichkeiten der Datierung sind bei den meisten Beschlägen begrenzt. Aus diesem Grund werden chronologische Fragen in beträchtlichem Maße beiseite gelassen und vor allem solche Datierungen berücksichtigt, die aus der kunsthistorischen Analyse der Verzierung der Beschläge nicht direkt hervorgehen. 2. Forschungsgeschichte Im Zusammenhang mit der Forschungsgeschichte der behandelten Problematik hätte es sicherlich keinen Sinn, die Arbeiten aufzuzählen, die sich mit den einzelnen Artefakten oder einem enger definierten Typ der Beschläge oder Garnituren beschäftigen und von denen die meisten im übrigen unten erwähnt werden. An dieser Stelle wer- 577 Schwertgurte des 9. bis 10. Jahrhunderts in West- und Mitteleuropa den nur solche Versuche angeführt, die frühmittelalterliche Schwertgarnituren umfassend behandeln und ihre typologische Klassifikation anstreben, was überdies sehr selten der Fall war. Als einer der wenigen Forscher, die sich mit der Zusammensetzung von Schwertgurt- und anderen Garnituren beschäftigt haben, ist K. Wachowski (1992, 11–28) zu nennen. Er identifizierte Schwertgarnituren vom Typ I und II5 , die er jeweils noch in zwei bzw. drei Varianten unterteilte. Für Typ I ist ein Kreuzbeschlag charakteristisch, bei Varianten dieses Typs unterscheiden sich weitere Beschlagarten (Abb. 1: A). Variante I.1 können wir beiseite lassen, da sie mit dem Tassilokelchstil verzierte Beschläge aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts umfasst6 und somit den zeitlichen Rahmen der vorliegenden Arbeit überschreitet. Die Garnitur der Variante I.2 soll – abgesehen vom Kreuzbeschlag – u.a. noch aus einem gestieltem Ösenbeschlag und einem zweiteiligen Scharnierbeschlag bestehen. In Wirklichkeit handelt es sich dabei um eine rein hypothetische Rekonstruktion, die in den Fundkomplexen keinerlei Rückhalt besitzt. Der Forscher kombinierte einfach eine Schwertgarnitur aus Závada (Fundliste Nr. 6; Abb. 8: 4–6) mit den Pferdegeschirrbeschlägen aus dem sogenannten Blatnica-Fund 5 Ferner erwähnt er eine Garnitur vom Typ III, die aber nicht mehr mit dem Schwert zusammenhängt, denn als einzigen bekannten Vertreter führt er eine Garnitur aus Gr. 23/48 vom großmährischen Gräberfeld Staré Město – Na valách an. Diese Garnitur besteht aus einem Messer mit Scheidenbeschlag, einem rechteckigen Beschlag mit Ausschnitt in der Mitte, ferner aus einer Schnalle, einem Riemendurchzug und einer Riemenzunge. Die Beschläge sind emailverziert, sodass es über ihre karolingische Herkunft keine Zweifel gibt (Hrubý 1955, 173, 413, Abb. 29: 2, Taf. 54; Lennartsson 1997/1998, 579, Taf. 25: 13; zur Befestigung am Gürtel vgl. Cosack 1983, Abb. 1: 8). 6 Zusammensetzung und Aussehen dieser Schwertgarnituren sind noch weniger bekannt als bei Garnituren aus dem 9.–10. Jahrhundert (z.B. Baumeister 1998, 170–172; Schmauder 2006). (Fundliste Nr. 36). Offensichtlich hat ihn die Tatsache dazu gebracht, dass in diesen beiden Garnituren gestielte Ösenbeschläge auftreten, von denen er annahm, dass sie lediglich in Schwertgurten vorkämen, tatsächlich jedoch universaler genutzt worden waren (siehe unten). Im Falle der Beschläge „aus Blatnica“ bot er die Erklärung an, es handele sich um zwei identisch ausgeführte Schwertgarnituren, die Bestandteil irgendeines Prunkgrabes oder Schatzfundes gewesen seien (Wachowski 1989, 210; 1992, 12). Diese Erklärung halte ich für sehr unwahrscheinlich, denn mir ist kein einziger vergleichbarer Fall bekannt. Die Fundumstände dieser Gegenstände sind leider unbekannt (Kovács 1978/1979, 103). Es bleibt ein Faktum, dass Kreuzbeschläge (im Unterschied zu anderen Beschlagtypen) noch nie zusammen mit einem Schwert gefunden wurden, sodass ihr gemeinsamer funktioneller Zusammenhang ganz und gar unbewiesen ist. Der zweite Typ von Schwertgarnituren nach Wachowski (Typ II) zeichnet sich durch einen kleeblattförmigen Beschlag aus. In diesem Zusammenhang ist für uns lediglich seine Variante II.2 (Abb. 1: A unten) von Bedeutung, die wiederumdenEindruckmacht,nichtganzrichtigkombiniert zu sein.Außer einer Schnalle und einer langen Hauptriemenzunge, die wirklich zu diesem Garniturtyp gehört, enthält sie nämlich noch jeweils zwei Schnallen, Riemendurchzüge und kleinere Riemenzungen, die hier keinerlei funktionale Rechtfertigung haben. Bei einem Blick in sein Verzeichnis der Garnituren dieser Variante (Wachowski 1992, 20, Tab. 3.2) zeigt sich überdies, dass ein solches Schnallen-, Riemendurchzug- und Riemenzungenpaar meist in Gräbern vertreten war, in denen kein kleeblattförmiger Beschlag vorkam (!). Die einzigeAusnahme ist Stará Kouřim, Grab 55 – die dort gefundenen Schnallen mit Riemendurchzügen (noch begleitet von Riemenenden, die K. Wachowski nicht erwähnt) unterscheiden sich in ihrerAusführung und Verzierung deutlich von den Schwertgurtbeschlägen (Šolle Abb. 1. Typologie der Garnituren nach K. Wachowski 1992 (eine Auswahl). A – Schwertgarnitur vom Typ I (mit den Varianten 1 und 2) und Typ II (Variante 2); B – Gürtelgarnitur vom Typ I (die Varianten 2.a und 2.b mit Schnalle) und Typ II (die Varianten 1 und 2 mit Schnalle ohne Dorn und mit vogelförmigen Gürtelschließen). 578 Šimon Ungerman 1966, 73, 260, Abb. 10; 11a: 4, 5). Aus diesem Grund gehörten sie sicher nicht zu dieser Garnitur und erfüllten im Hinblick auf ihre Lage an den Beinen eine andere Funktion (sie waren höchstwahrscheinlich Bestandteile von Beinbekleidung: Profantová 2003, 68). Obwohl die Typologie von K. Wachowski in der tschechischen Fachliteratur vorbehaltlos akzeptiert wurde7 , ist es nach den oben ausgeführten kritischen Vorbehalten offensichtlich, dass sie alsAusgangspunkt für weitere Forschungen nicht akzeptiert werden können. Wesentlich ertragreicher ist dieArbeit von M. Baumeister (1998), die den bisherigen Forschungsstand bezüglich Schwertgurten aus mehreren Entwicklungsetappen vom 7. bis zum 11. Jahrhundert zusammenfasst. Der Forscher wertet vor allem Material aus West- und Nordeuropa aus, den slawischen Ländern widmet er wesentlich weniger Aufmerksamkeit. Er legt den Schwerpunkt nicht auf die Typologie der Beschläge, bemüht sich aber, für jede der Teilperioden eine Rekonstruktion derselben zu liefern, wie die Schwertgurte insgesamt ausgesehen haben. Seine Ausführungen werden durch eigene Experimente untermauert, anhand derer er zu verifizieren bestrebt war, ob die entworfenen Rekonstruktionen sinnvoll sind. Das ist in der Fachliteratur bei weitem nicht die Regel, M. Baumeister führt Beispiele veröffentlichter Rekonstruktionen an, bei denen man ihre praktische Unbrauchbarkeit leicht belegen kann. Er erörtert gründlich die allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des Schwerttragens (Schultergehänge vs. Hüftgehänge, Probleme bei der Befestigung der Scheide am Hauptriemen, Gewährleistung der Neigung der Scheide beim Tragen u.ä.). Im Rahmen der Funde vom Ende des 8. Jahrhunderts und aus dem 9. Jahrhundert widmet er den Prunkgarnituren mit kleeblattförmigem Beschlag die größte Aufmerksamkeit, nur flüchtig beachtet er die rechteckigen Beschläge aus Gaulskopf und Haithabu (mein Typ Rotenkirchen, siehe unten; Baumeister 1998, 173–176, Abb. 9–12). Andere karolingerzeitliche Garniturtypen registriert er nicht. Der Inhalt der sehr fundierten Studie von M. Lennartsson (1997/1998) deckt sich mit der vorliegenden Arbeit nur zum geringeren Teil. Ihre Verfasserin wertete karolingische Beschläge mit vegetabiler Ornamentik aus und ließ demnach Exemplare mit anderer oder fehlender Verzierung verständlicherweise beiseite. Sie versuchte eine Typologie der Beschläge zu erstellen, die eine vegetabile Verzierung aufweisen, jedoch dient diese Typologie vor allem zu deskriptiven – und nicht zu analytischen – Zwecken. Die Typologie enthält Riemenzungen8 , Beschläge, 7 Z.B. Profantová 1997; Bláha 2001, 55; vgl. die wesentlich zurückhaltendere Haltung von M. Lennartsson (1997/1998, 484). 8 Sie stellte fünf Grundtypen an Riemenzungen auf, als Typ R III figurieren „zungenförmige Beschläge mit U-förmigem Ende“ (Lennartsson 1997/1998, 481, 555, Abb. 11a), zu denen sie u.a. zwei Beschläge von den niederösterreichischen Fundstätten Enzersfeld (Stuppner 1990a,Abb. 1243) und Ringelsdorf (Abb. 17: 4; Stuppner 1989, Abb. 1421) ordnete. Beide Artefakte sind unvollständig, das erste weist am abgebrochenen oberen Teil, wo sich der Beschlag ursprünglich verbreitert haben muss, eine Ausbuchtung auf – meiner Meinung nach handelt es sich um den abgebrochenen Arm eines kleeblattförmigen Beschlags. Das Exemplar aus Ringelsdorf (Abb. 17: 4) ist offensichtlich die Hälfte eines ovalen Beschlags, worauf ein vollständiges Exemplar mit gleicher Verzierung von der selben Schnallen und Riemendurchzüge. Die Beschläge unterteilte sie anhand der Größe und Form in kleeblattförmige, ovale und rechteckige Beschläge. Vor allem aufgrund der Befestigungsweise unterschied sie dann bei jeder Gruppe einige Typen und Varianten, wobei sie gewisse Ungenauigkeiten manchmal nicht vermieden hat9 . Mit eventuellen funktionalen Unterschieden unter den Beschlagtypen oder mit Rekonstruktionen von Schwertgurten hat sich die Verfasserin nicht beschäftigt. Sie war sich dessen bewusst, dass ihre Typologie Bestandteile von Gürteln, Schwertgurten und Sporenriemen umfasst. Auch dieser Umstand macht eine Interpretation bezüglich der Funktion eines Beschlags nicht leichter, obgleich es wahr ist, dass die meisten der unterschiedenen Typen bzw. Varianten nur eine spezielle Nutzungsart hatten. Da an einigen Beschlagtypen von Schwertgarnituren (z.B. zweiteilige Scharnierbeschläge oder gestielte Ösenbeschläge – siehe unten) bis dahin keine vegetabilen Verzierungen aufgetaucht waren, fehlen diese Beschläge in ihrer Typologie. 3. Garnituren mit kleeblattförmigem Beschlag Diese Garnituren sind unter den frühmittelalterlichen Schwertgurtbeschlägen bei weitem die bekanntesten und am besten erforschten Ausführungen. Mit kleeblattförmigen Beschlägen beschäftigte sich zuletzt B. Maixner (2005, 24–29), die einenAbriss der bisherigen Forschung lieferte, wobei sie sich überwiegend der stilistischen Einordnung der Verzierung und der sich daraus ergebenden Datierung widmete. Deshalb konzentriere ich mich in der nachfolgenden Auslegung auf andere Fragen, vor allem auf die Funktion der einzelnen Beschlagarten und auf das Gesamtaussehen dieses Schwertgurttyps. Die erste Rekonstruktion, die dann häufig zitiert und übernommen wurde, entwarf W. Menghin (1973, 44, Abb. 43, 45). Man kann jedoch nicht umhin, zu bemerken, dass es „eher nebenbei“ dazu kam. Der Forscher beschäftigte sich vor allem mit Schwertgurten aus dem 5.–7. Jahrhunderts und die karolingischen Garnituren mit kleeblattförmigem Beschlag dienten ihm hauptsächlich dazu, aufzuzeigen, dass der an älteren Schwertgurten verwendete Haupt- und Nebenriemen bis zum 9. Jahrhundert beibehalten wurde. Bei seiner Rekonstruktion des Schwertgurts mit kleeblattförmigem Beschlag ging er ausschließlich von den Abbildungen in karolingischen Handschriften aus (Abb. 2: 1–3), eigentliche archäologische Funde ließ er beiseite. Fundstelle hindeutet (Abb. 17: 5), das die Verfasserin nicht registriert (zu diesen u.a. ovalen Beschlägen siehe unten). 9 Beispielsweise gliederte sie bei den rechteckigen Beschlägen (Typ B III) Variante 1 aus, was Beschläge „mit abgesenktem Nietsteg“ sein sollen. Ihnen ordnete sie ein Exemplar aus Haithabu (Jankuhn 1943, 70, Abb. 27, Taf. 1: n) zu, bei welchem die drei Nietlöcher jedoch erst sekundär gebohrt wurden, denn alle übrigen vergleichbaren Beschläge lassen eine solche Befestigungsweise vermissen (siehe unten über den Typ Rotenkirchen). Der Beschlag aus Libice (Justová 1985, 27, Taf. I: 1) ist die Hälfte eines Scharnierbeschlags, bei dem die Nietlöcher wiederum nachträglich entstanden, denn sie beschädigten die Verzierung (Lennartsson 1997/1998, 556, 578, Nr. 133, Taf. 25: 6). 579 Schwertgurte des 9. bis 10. Jahrhunderts in West- und Mitteleuropa So kam es dazu, dass er aus den Illuminationen für seine Rekonstruktion einen größeren ovalen Beschlag mit zwei Nietreihen in der Mitte, der an der Schwertscheide unter dem Scheidenmund angebracht wird und ferner einen halbovalen Beschlag am Ende des Nebenriemens übernahm, der weiter unten an der Scheide angebracht wird (Abb. 2: 4). Das Problem besteht darin, dass uns keine solchen Beschläge aus archäologischen Funden bekannt sind. Ebenso führte ihn das Fehlen von Schnallen auf den in den Illuminationen dargestellten Riemen zur unzutreffenden Schlussfolgerung, dass Schnallen keine üblichen Bestandteile solcher Garnituren waren. E. Wamers (1981) konfrontierte Menghins Rekonstruktion mit den damals bekannten archäologischen Funden. Er stellte fest, dass in keiner vollständig erhaltenen Garnitur des aufgeführten Typs halbovale Beschläge vorkamen10 und umgekehrt eine Schnalle ein Standardbestandteil von ihnen war. Ferner bemerkte er Unterschiede zwischen den einzelnen Beschlagarten und stellte Überlegungen an über die Möglichkeiten ihrer Befestigung an der Schwertscheide und an den Riemen. Er kam zu der Überlegung, dass ovale Beschläge nur zum geringeren Teil an der Schwertscheide saßen, d.h. der größere Teil des Beschlags ruhte auf dem mit der Schwertscheide verbundenen Riemen. Diese Idee wurde in der Forschung nicht direkt aufgegriffen; offenbar deshalb, weil E. Wamers (1981, 112) keinen eigenen Zeichenentwurf der Rekonstruktion lieferte (vgl. Abb. 4: 6). Die in der Fachliteratur häufig übernommene (z.B. Capelle 2000, 333 rechts unten; Eggenstein 2008, Abb. 3) Rekonstruktion J. Mitchells (1994, fig. 9) muss als Rückschritt bezeichnet werden, denn sie basiert wiederum nur auf karolingischen Handschriften und den Vorstellungen W. Menghins (1973, Abb. 43: 5). J. Mitchell stellte diese Rekonstruktion (Abb. 3: 5) im Rahmen einer Publikation des Schwertgurtes aus dem italienischen Kloster San Vinzenzo al Volturno vor. Diese Garnitur setzt sich aus einem kleeblattförmigen Beschlag, einem kleineren ovalen Beschlag und einer Schnalle mit jeweils gleicher Ver- 10 Lediglich im Falle der Riemenzunge aus Stora Ryk zog er in Betracht, sie habe als halbovaler Beschlag dienen können (Wamers 1981, 108, Abb. 7: 2b). Dazu brachte ihn die Tatsache, dass sie auf der Rückseite Spuren einer abgefeilten Stegöse (?) aufweist. Daraus leitet er ab, dass das Exemplar nicht als Riemenzunge habe dienen können, denn der Riemen bedeckte dessen ganze Rückseite, was bei unstrittigen Riemenzungen angeblich nicht belegt ist. Jedoch existieren solche Riemenzungen tatsächlich (Abb. 13: 2; Poulík 1985, Taf. VIII rechts; Dostál – Vignatiová 1989, 51, Abb. 23: 26; Schulze-Dörrlamm 2005, Abb. 1–3; Pieta – Ruttkay 2006, Abb. 1: 7; 6: 12). zierung zusammen (Abb. 3: 1, 2, 4), während der zweite (etwas größere) ovale Beschlag eine andere Verzierung hat (Abb. 3: 3) und erst nachträglich der Garnitur hinzugefügt wurde (Mitchell 1994, fig. 7). Dieser Beschlag wurde in der Rekonstruktion am oberen Teil der Scheide angebracht, an der er in Wirklichkeit aber nicht direkt hat anliegen können, denn er hat ein deutlich dachförmiges Profil; der Riemenverlauf kopierte die ganze Rückseite des Beschlags, worauf die Unterlagscheiben an den Nietenenden in der Mitte des Beschlages und am Ende eines Armes hindeuten (Abb. 3: 3). M. Baumeister (1998, Abb. 4: 8) knüpfte an die oben erwähnte Anregung von E. Wamers (1981, 112) an und platzierte die beiden länglichen Beschläge so am oberen Teil der Scheide, dass sie zur Hälfte über den Scheidenrand hinausragen (Abb. 4: 6). Dieser Rekonstruktion kann zwar prinzipiell zugestimmt werden, nichtsdestotrotz enthält sie eine Ungenauigkeit: M. Baumeister arbeitete mit den Beschlägen aus Biskupija-Crkvina Gr. 6, wobei er nur ältere Abbildungen verwendete, die auch E. Wamers (1981, Abb. 16: 3) schon zur Verfügung standen. Er rechnete damit, dass diese Beschläge auf der Rückseite eine längere Stegöse haben, mit welcher der zweite, die Scheide von der anderen Seite umsäumende Riemen befestigt werden sollte. Das entspricht jedoch nicht der Wirklichkeit – auf einer Zeichnung bei D. Jelovina (1986, 51, Taf. III: 40, 41) ist zu sehen, dass diese Beschläge mit Nieten am Riemen befestigt wurden, von der anderen Seite wurden die Nieten mit einem Blechplättchen gegen ein Herausfallen gesichert (Abb. 4: 4). Das, was M. Baumeister als Stegöse ansah, ist in Wirklichkeit ein Riemendurchzug, wie er uns beispielsweise von der Rückseite eines weiteren ovalen Beschlags aus Kolín bekannt ist (Abb. 5: 4). Von Schlüsselbedeutung ist die Tatsache, dass nur einer der drei Beschläge aus Biskupija mit einem Riemendurchzug versehen ist (Abb. 4: 5). Dieser Beschlag ist auch ein wenig länger als die beiden übrigen (Abb. 4: 3, 4). Daraus geht hervor, dass die Befestigung des zweiten Riemens (falls er überhaupt existierte) auf irgendeine andere Art und Weise hat erfolgen müssen. Bei den Garnituren mit kleeblattförmigem Beschlag betont M. Baumeister (1998, 173–176) ihre Unpraktikabilität. Die den jeweils gleichen Winkel bildenden drei Arme dieser Beschläge seien Ausdruck einer Bemühung um Symmetrie, jedoch wären so geführte Riemen seiner Meinung nach ergonomisch unvorteilhaft. L. Galuška (1997, 81) zog sogar in Betracht, dass Schwerter mit diesen Gehängen in höfischem Milieu möglicherweise „nur gelegentlich, zu bedeutenden Ereignissen getragen wurden, Abb. 2. Nachzeichnung der Schwertgurte mit kleeblattförmigem Beschlag aus karolingischen Illuminationen (1–3) und die daraus hervorgehende Rekonstruktion (4). Nach Menghin 1980. 580 Šimon Ungerman und zwar vor allem in der Hand, wie zeitgenössische Illustrationen belegen“. Der Ansicht, diese Garnituren seien nur ein „unpraktischer modischer Auswuchs“ gewesen, stimmt J. Košta hingegen nicht zu. Er lässt ihre beträchtliche symbolische Bedeutung als Zugehörigkeitsattribut zur gesellschaftlichen Elite zwar gelten, jedoch könnte man seiner Meinung nach allein damit ihren verhältnismäßig langen Verwendungszeitraum (mehr oder weniger wohl über das ganze 9. Jahrhundert) nicht erklären, und zwar nicht nur in der Prunkausführung, sondern auch in der „rein praktischen“ Ausführung ohne anspruchsvolle Verzierung (Košta – Hošek 2008, 24). Von J. Košta stammt auch die neueste Rekonstruktionszeichnung, die er bei der Analyse der Garnitur aus dem reichen Grab im mittelböhmischen Kolín anfertigte (Lutovský 1994, 45–48, Abb. 2, 3). Er stellte sie in zwei Varianten vor, und zwar in Form eines Gürtels (Abb. 5: 5) bzw. Schultergehänges, die an den Schlüsselorten gleich verlaufen (Košta – Hošek 2008,Abb. 6).Aus dem Kolíner Grab wurden ein kleeblattförmiger Beschlag, ein größerer und ein kleinerer ovaler Beschlag und ferner eine Schnalle gehoben (Abb. 5: 1–4). J. Košta nimmt mit Recht an, dass zu dieser Garnitur ursprünglich noch ein kleinerer ovaler Beschlag und eine Riemenzunge gehörte, wie dies bei einer der Garnituren aus dem Schatzfund in Duesminde in Dänemark der Fall ist (Wamers 2005a, 130, Kat.-Nr. 36b.1). Bei der Rekonstruktion geht er im Grunde genommen von derselben Anordnung der ovalen Beschläge an der Scheide aus wie E. Wamers und M. Baumeister. Da der größere ovale Beschlag aus Kolín (Abb. 5: 4) auf der Rückseite des bauchigen Teils mit einem Riemendurchzug versehen ist, konnte er nur mit seinem flachen Teil an der Schwertscheide anliegen. Daraus leitet er eine analoge Anordnung der beiden kleineren ovalen Beschläge im oberen Teil der Scheide (bzw. an den an ihr anliegenden Riemen) ab. Der ovale Beschlag mit mit rückseitigem Riemendurchzug diente zur Regulierung der Länge oder der Lage des Nebenriemens und dadurch auch der Neigung der Schwertscheide beim Tragen. Hier muss ergänzt werden, dass die Funktion dieses Beschlagtyps bei Garnituren aus dem 9. Jahrhundert in der älteren Forschung nicht ausreichend gewürdigt wurde (vgl. Baumeister 1998, 169, Abb. 3: 6). Die Bedeutung dieses Beschlags beruht darauf, dass er – als gemeinsames Element – auch in weiteren Garniturtypen vorkommt (Typen Závada und Marsum – vgl. Tab. 1). Aufgrund der derzeit verfügbaren Funde lassen sich im Rahmen der Garnituren mit kleeblattförmigem Beschlag drei Varianten ausgliedern, die von mir mit den Buchstaben A, B und C bezeichnet werden. Das Vorhandensein eines kleeblattförmigen Beschlags ist natürlich allen Varianten gemeinsam, sie unterscheiden sich jedoch durch das Auftreten weiterer Beschlagtypen. Variante A Zu dieser Variante gehört schlechthin die Mehrheit der heute bekannten Garnituren (z.B. Abb. 5). Man kann die komplette Zusammensetzung der Metallbestandteile rekonstruieren, mit denen diese Schwertgurte ursprünglich hergestellt worden waren: kleeblattförmiger Beschlag, ein größerer und zwei kleinere längliche Beschläge, eine Schnalle und eine lange Riemenzunge. Die länglichen Beschläge haben meist eine ovale Form, seltener tauchen auch Beschläge mit gewelltem Rand auf, wie es bei Abb. 3. Garnitur von San Vinzenzo al Volturno und Rekonstruktion des Schwertgurtes (nach Mitchell 1994). 581 Schwertgurte des 9. bis 10. Jahrhunderts in West- und Mitteleuropa der zweiten Schwertgarnitur aus Duesminde der Fall ist (Wamers 2005a, 133, Kat.-Nr. 36b.2). Ein Unikat bleibt immer noch die Garnitur aus Biskupija-Crkvina, Gr. 6 mit länglichen Beschlägen doppelovaler Form und einem kleeblattförmigen Beschlag in T-Form (Abb. 4: 1–5). Eine gewisse Untergruppe stellen vorerst bloße zwei Garnituren dar, deren ovale Beschläge praktisch gleich groß sind. Mehr oder weniger vollständig ist die Garnitur von der kroatischen Fundstelle Koljane Gornje (Jelovina 1986, 64, Taf. XIV: 173–178; Petrinec 2009, 23). Aus dem Schatzfund aus Slemmedal in Norwegen stammen drei ovale karolingische Beschläge von gleicher Größe und Verzierung (Blindheim 1982, 21, fig. 15, 17). Variante B Aufgrund der Funde des Gräberfeldes bei der Basilika (III. Kirche) in Mikulčice gelang es, zwei weitere – bislang unbekannte – Varianten neu zu identifizieren. Dort war in Gr. 375 ein Mann mit einem Schwert begraben, an dessen Griff zwei Eisenbeschläge lagen. Bei dem ersten handelt es sich um einen kleeblattförmigen Beschlag mit so kurzen Armen, dass ihre gesamte Fläche drei Nieten einnimmt; die Breite der Arme beträgt ca. 2 cm (Abb. 6: 2). Bei der zweiten handelt es sich um einen rechteckigen dachförmigen Beschlag, der zweimal im stumpfen Winkel gebogen ist. In beiden Biegungen wurde eine Reihe mit drei Nieten angebracht; die Maße des Beschlags sind 4,9 × 2 cm (Abb. 6: 1). Beide Gegenstände sind auf der Vorderseite mit Grübchen versehen (wahrscheinlich, nachdem die Ziereinlagen herausgefallen waren), die jeweils von einem eingeritzten Kreis umschlossen werden. Wir wissen nicht, ob die Garnitur ursprünglich noch irgendeinen weiteren Bestandteil hatte. Es handelt sich zwar um einen Einzelfund, jedoch steht er im Rahmen des bekannten Materials nicht völlig isoliert da. Unweit von Mikulčice befindet sich das Gräberfeld Prušánky 2, auf dem in Gr. 229 ein Mann mit einem Schwert begraben worden war.An der Oberseite seiner Klinge lag eine Garnitur mit beträchtlich korrodierten Eisenbeschlägen: ein kleeblattförmiger Beschlag mit einer mit drei Reihen zu je fünf Nieten umsäumten Mitte (Abb. 6: 4), ferner das Fragment eines Beschlags mit nur vier erhaltenen Kupfernieten in Fassungen aus Filigrandraht (?;Abb. 6: 3), ein zungenförmiges Riemenende (Abb. 6: 6) und schließlich ein unvollständiger dachförmiger Beschlag (Abb. 6: 5; Klanica 2006, I, 62, Taf. 53: 3, 4, 13, 15; II, 189–191). Dem Maßstab auf der veröffentlichten Zeichnung nach hat der dachförmige Beschlag eine erhalten gebliebene Länge von etwa 4,5 cm und eine Breite von etwa 3,2 cm, wobei die zweite Maßangabe derArmbreite des kleeblattförmigen Beschlags entspricht; ebenso verhielt es sich auch bei der Garnitur aus Gr. 375 in Mikulčice.Auch der Garnitur aus San Vinzenzo al Volturno wurde – wie wir oben gesehen haben – nachträglich ein ovaler Beschlag mit deutlicher dachförmiger Profilierung hinzugefügt (Abb. 3: 3). Variante C Die bislang einzige vollständige Garnitur der dritten Variante ist aus Mikulčice bekannt. Die in dem reich ausgestatteten Gr. 500 hatte an der rechten Körperseite ein Schwert und an dessen Klinge (nahe an der Parierstange) eine Garnitur Eisenbeschläge: 1) Einen flachen Abb. 4. 1–5 – Schwertgurtgarnitur aus Biskupija-Crkvina, Gr. 6 (nach Jelovina 1986); 6 – Rekonstruktion der Anbringung der zwei länglichen Beschläge dieser Garnitur im oberen Teil der Schwertscheide (nach Baumeister 1998). 582 Šimon Ungerman kleeblattförmigen Beschlag (Abb. 7: 4) mit relativ kurzen rechteckigen Armen und auf ihnen jeweils eine Reihe mit vier Nieten, wobei auf zwei Armen die Nieten mit einem dünnen, vergoldeten Plättchen und je einem Ring aus vergoldetem Filigrandraht unterlegt sind, während auf dem dritten Arm das Plättchen fehlt und um die Nieten nur einfache Ringe sind. Dieser Arm wird auch von einer weniger ausgeprägten plastischen Kerbung als die übrigen beiden Arme beschlossen (die Armbreite beträgt 2,7 cm); 2) insgesamt drei kurze, rechteckige Beschläge (Abb. 7: 1–3) mit gekerbten Längsseiten, in der Mitte zeigen sie eine Reihe von vier Nieten mit hohen Köpfen (Maße 3,2 × 2,5 cm); 3) einen größeren rechteckigen Beschlag (Abb. 7: 5) mit erhöhten, plastisch gekerbten kürzeren Seiten, von denen auf der Seite mit dem sichtbaren Bruch eine Reihe von vier Nieten sitzt, ungefähr in der Mitte der Länge wurde ein sehr ungewöhnlicher flacher Bestandteil eingefügt, der am ehesten einer Blechschlaufe ähnelte (Maße des Beschlags 7,5 × 3,2 cm); 4) eine Eisenschnalle (Abb. 7: 6) mit rechteckigem Rahmen, auf der Vorderseite eine plastische Gliederung, ferner mit Laschenbeschlag; Maße 3,4 × 3,8 cm (Košta 2004, Taf. XXXVII). J. Košta11 hatte die Möglichkeit, die Funde aus Gr. 500 noch 11 Ich danke ihm herzlich für die Möglichkeit, bisher unveröffentlichte Zeichnungen von Beschlägen publizieren zu können; ich bin ihm vor dem Brand des Mikulčicer Depots desArchäologisches Instituts, bei dem diese Gegenstände unwiederbringlich vernichtet wurden, zu studieren und zu beschreiben. Die Zerstörung erschwert wesentlich die Rekonstruktion dieses Schwertgurtes. Die drei rechteckigen Beschläge (auf der Rückseite von einem Beschlag sind jeweils zwei angenietete Lederschichten erhalten geblieben;Abb. 7: 1) dienten sicherlich zur Befestigung der Riemen an der Schwertscheide. Den länglichen Beschlag (Abb. 7: 5) bezeichnete J. Košta zwar als Riemenzunge, jedoch ist mir für die flache „Schlaufe“ in der Mitte bei den nachweisbaren Riemenzungen keineAnalogie bekannt. Leider ist unklar, inwieweit diese „Schlaufe“ überhaupt funktionsfähig war, d.h. ob sich unter ihr (auf der Beschlagrückseite) ein Riemen durchziehen ließ oder nicht. Diese Garnitur ist in Mähren zwar unikat, jedoch handelt es sich sicherlich um keinen einmalig realisierten Einfall eines örtlichen Handwerkers. Darauf deutet ein vergleichbarer rechteckiger Beschlag aus dem Burgwall im niederösterreichischen Gars-Thunau hin, der – ebenso wie die drei Beschläge aus Gr. 500 – in der Längsachse eine Reihe von vier Nieten und eine plastische Kerbung der Längsseiten auch für seine inspirierenden Anmerkungen zum gesamten Text der vorliegenden Arbeit dankbar. Abb. 5. Beispiel für eine Garnitur mit kleeblattförmigem Beschlag, Variante A. 1–4 – Beschläge aus dem „Fürstengrab“ in Kolín (nach Lutovský 1994); 5 – Rekonstruktion dieses Schwertgurts (nach Košta – Hošek 2008). 583 Schwertgurte des 9. bis 10. Jahrhunderts in West- und Mitteleuropa aufweist, nur dieAbmessungen (2,5 × 2 cm) sind ein wenig kleiner als bei den Exemplaren aus Mikulčice12 . 12 Für diese Auskunft danke ich H. Herold vom Vienna Institute of Archaeological Science, Universität Wien. Die Garnituren aus Gr. 375 und 500 in Mikulčice haben ein übereinstimmendes Merkmal, und zwar die ungewöhnliche Form des kleeblattförmigen Beschlages mit sehr kurzenArmen. In Westeuropa und in Skandinavien fehlt eine genaue Analogie zu dieser Form, im übrigen sind auch kleeblattförmige Beschläge mit etwas längeren, aber ebenfalls quer Abb. 6. Garnituren mit kleeblattförmigem Beschlag, Variante B. 1, 2 – Mikulčice, III. Kirche, Gr. 375 (Zeichnung B. Kavánová); 3–6 – Prušánky 2, Gr. 229 (nach Klanica 2006). Abb. 7. Garnitur mit kleeblattförmigem Beschlag, Variante C. Mikulčice, III. Kirche, Gr. 500 (nach Košta 2004). 584 Šimon Ungerman beendetenArmen sehr selten.Außer dem Prachtexemplar aus Hoen (Westermann-Angerhausen 2006, 107–114) ist mir nur noch ein Beschlag aus Kückhausen (Capelle 1972, Taf. 75) bekannt, der mit dem kleeblattförmigen Beschlag aus Gr. 500 in Mikulčice gemeinsam hat, dass zwei seiner Arme anders als der dritteArm geformt sind (er unterscheidet sich in der Breite, während die Arme der Beschläge aus Mikulčice sich in der Verzierung unterscheiden; vgl. Baumeister 1998, 174,Abb. 10: 4). Das kann ein Hinweis darauf sein, dass der Hersteller des Schwertgurtes aus Gr. 500 in Mikulčice mit Y-förmigen kleeblattförmigen Beschlägen vertraut war, deren bislang einziger Vertreter das Exemplar aus Kückhausen ist. Da dieser Fund aus dem Siedlungsmilieu kommt und wir keine weiteren Bestandteile der betreffenden Garnitur kennen, müssen wir die Frage vorerst offen lassen, ob die verwendeten drei rechteckigen Beschläge eine mährische Innovation darstellen, oder ob auch dieses Element aus der karolingischen Kultur übernommen wurde. 4. Typ Závada Als „Typ Závada“ bezeichne ich besondere Schwertgurte (siehe Fundliste, Teil A), die zwar karolingischer Herkunft sind, denen aber wegen ihres minimalen Vorkommens in Westeuropa von den dortigen Forschern bislang keine Beachtung geschenkt wurde. Die am besten erhaltene Garnitur dieses Typs wurde auf dem frühmittelalterlichen Burgwall Gradišče nad Bašljem in Slowenien gefunden (Fundliste Nr. 9). Sie besteht aus drei Eisenbeschlägen: aus einem rechteckigen Beschlag aus zwei Hälften, die durch ein von einem rechteckigen Schildchen verdeckten Scharnier miteinander verbunden sind (Abb. 8: 1); aus einem rechteckigen Beschlag mit einem Riemendurchzug auf der Rückseite (Abb. 8: 3) und aus einem gestielten Ösenbeschlag (Abb. 8: 2). Alle Beschläge weisen eine einheitliche plastische Verzierung auf: die Vorderseite gliedern zwei sich kreuzende glatte Leisten mit Tierkopfenden, zwischen den Leistenschenkeln befinden sich Erhebungen mit plastisch gegliederter Oberfläche, womöglich stilisierte menschliche Masken; im Hinblick auf die Form der Leisten nenne ich dieses Dekor als „X-Verzierung“. Alle drei Beschläge haben auch die gleiche Art der Befestigung, d.h. eine Reihe von drei Nieten auf der einen und eine weitere Niete auf der gegenüberliegenden Seite, wobei diese Niete auf der Beschlagvorderseite nicht mehr heraustritt, um die Verzierung nicht zu stören. Die Platten bzw. Arme sind mehr oder weniger gleich groß, alle Beschläge waren für ca. 3 cm breite Riemen bestimmt. Diese Garnitur ist offenbar nicht ganz komplett, ursprünglich könnte noch eine Riemenzunge zu ihr gehört haben. Darauf deuten zwei weitere Garnituren von dieser Fundstelle hin, die zwar auch nicht vollständig sind, beide jedoch Riemenzunge enthalten (Fundliste Nr. 8, 10). Die vierte und fünfte Garnitur enthielten unterschiedslos einen festen dachförmigen Beschlag (d.h. ohne Scharnier) und ferner eine Riemenzunge bzw. einen Beschlag mit rückseitigem Riemendurchzug (Fundliste Nr. 11, 12). Im Hinblick auf das Fehlen von gestielten Ösenbeschlägen lassen sich diese beiden Garnituren freilich nicht ganz eindeutig dem Typ Závada zuordnen und es bleibt nur als eine sehr wahrscheinliche Möglichkeit übrig (u.a. auch aus dem Grund, dass von der Fundstelle bisher kein anderer Schwertgarniturtyp bekannt ist). Insgesamt kann man sagen, dass alle diese Eisenbeschläge eine sorgfältig ausgeführte Form und Verzierung aufweisen und es sich bei ihnen um ausgereifte Produkte des karolingischen Kunstgewerbes handelt. Wesentlich einfacher verzierte Garnituren dieses Typs sind aus Grabfunden aus dem Gebiet der Slowakei und Mährens bekannt (Abb. 18). Auf dem frühmittelalterlichen Gräberfeld in Závada wurde in Gr. 23 (Fundliste Nr. 6) zusammen mit einem Schwert vom Typ X eine Garnitur mit drei Eisenbeschlägen gefunden, die sich wie folgt zusammensetzt: aus einem gestielten Ösenbeschlag (Abb. 8: 4), einem zweiteiligen Scharnierbeschlag (Abb. 8: 5) und aus einer Riemenzunge13 (Abb. 8: 6). Diese Garnitur, nach welcher ich den ganzen Typ benannt habe, zeichnet sich dadurch aus, dass die Platten bzw. Arme der Beschläge eine fünfwinkelige Form haben und auf der Vorderseite mit jeweils sechs glatten kreisförmigen Scheinnieten verziert sind, zwischen den sich eingestanzte Kreise befinden. Die Beschläge waren für Riemen mit einer ungefähren Breite von 2,5 cm konzipiert. Ihr Erhaltungszustand war bei weitem nicht ideal, bei der anschließenden Konservierung des Scharnierbeschlags wurde das glatte Schildchen fälschlicherweise auf die Rückseite dieses Beschlags verlagert (Abb. 8: 5 rechts; vgl. Abb. 8: 1; 15: 1, 2). Auf dem südmährischen Gräberfeld Rajhradice wurden sogar zwei Gräber mit diesem Garniturtyp freigelegt. Bei dem Mann in Gr. 54 (Fundliste Nr. 3) lagen rechts an der Taille und im Bereich des rechten Ellbogens vier Beschläge, das Schwert selbst fehlte im Grab. Die Beschläge waren sehr von Korrosion befallen, der gestielte Ösenbeschlag (Abb. 9: 3) war unvollständig, ferner waren ein Scharnierbeschlag (Abb. 9: 4), ein zungenförmiges Riemenende mit drei Nieten (Abb. 9: 1) und ein Beschlag von gleicher Form ohne Nieten erhalten geblieben, der auf der Rückseite ursprünglich vielleicht einen Durchzug hatte (Abb. 9: 2). Die einzige Verzierung stellen die runden Nietenköpfe dar, die auf der Oberfläche durch jeweils vier ausgestanzte Halbbögen gegliedert werden. Das zweite Gr. 71 (Fundliste Nr. 4) enthielt bereits ein Schwert, an dessen Griff sich drei Eisenbeschläge ohne erhaltene Verzierung befanden: einen flachen (nur leicht ausgebauchten) dachförmigen Beschlag mit rundlichen Armen (Abb. 9: 7); einen gestielten Ösenbeschlag, der ursprünglich mit einer ovalen Öse versehen war, die bei der Konservierung auseinanderfiel (Abb. 9: 6); und schließlich einen beschädigten zungenförmigen Beschlag (Riemenzunge?; Abb. 9: 5). Der Lage der Be- 13 Verfügbar ist lediglich eine Zeichnung der Vorderseite des Gegenstands, in der veröffentlichen Beschreibung werden keine Spuren von einem Durchzug auf der Rückseite erwähnt; es lässt sich aber auch die Möglichkeit nicht ausschließen, dass der Durchzug völlig korrodiert war, bzw. seine Reste nicht erkannt wurden. 585 Schwertgurte des 9. bis 10. Jahrhunderts in West- und Mitteleuropa schläge nach wurden die Riemen um das Schwert gewickelt. Bei beiden Schwertgurten aus Rajhradice betrug die Riemenbreite ca. 2,5 cm. Zwei weitere Eisenbeschläge, die sich den Garnituren vom Typ Závada zuordnen lassen (wenn auch nicht immer mit dem gleichen Wahrscheinlichkeitsgrad), stammen aus einem Siedlungsmilieu. Es handelt es sich dabei um Einzelfunde, eine Ausnahme stellen lediglich ein Scharnierbeschlag und eine Riemenzunge mit gleicher Verzierung aus Obj. 374 in der südlichen Vorburg von Břeclav-Pohansko dar, die augenscheinlich zu ein und derselben Garnitur gehörten (Fundliste Nr. 5). Der Scharnierbeschlag vom slowakischen Burgwall Bojná I (Fundliste Nr. 7) weist die gleiche Verzierung wie die Garnitur aus Rajhradice Gr. 54 auf (vgl.Abb. 9: 2, 4). Der längliche Eisenbeschlag von leicht konvexer Form aus Libice nad Cidlinou (Fundliste Nr. 2; Abb. 10: 1) hingegen hat eine Verzierung, bei welcher es sich um die leicht vereinfachte Dekorvariante einer der Garnituren aus Gradišče nad Bašljem (Fundliste Nr. 8) und eines gestielten Ösenbeschlags von der ebenfalls slowenischen Fundstelle Svete Gore (Gde. Bistrica ob Sotli; Fundliste Nr. 45) handelt14 . In vergleichbarer Weise wiederholt sich die von der ersten beschriebenen 14 Aufgrund der Y-förmigen plastischen Leiste, welche die Beschlagvorderseite gliedert, kann man die Bezeichnung „Y-Verzierung“ verwenden. slowenischen Garnitur (Fundliste Nr. 9; Abb. 8: 1–3) bekannte X-Verzierung auf einem gestielten Ösenbeschlag von der Fundstelle Martákova skala (Gde. Zemianske Podhradie) in der Slowakei (Fundliste Nr. 34; Abb. 10: 3), und leicht schematisiert auch auf einer Riemenzunge vom Burgwall Obrovo hradiště in Westböhmen (Abb. 10: 2; Metlička – Profantová 1997/1998, 318, Abb. 2: 1). Es muss jedoch betont werden, dass die drei zuletzt erwähnten Gegenstände nur bedingt aufgrund ihrer Verzierung den Garnituren vom Typ Závada zugeordnet werden können, a priori kann man nicht ausschließen, dass eine solche Verzierung auch bei Beschlägen an Pferdegeschirren Anwendung fand (vgl. die Verzierung eines Spornplättchens von der Fundstelle Ostrá Skala, Gem. Vyšný Kubín: Bialeková 1981, Abb. 59, 60; Čaplovič 1987, Abb. 95: 1). Von vier weiteren Scharnierbeschlägen, die ebenfalls aus Siedlungskontexten stammen, ist jeweils nur eine Hälfte erhalten geblieben, sodass wir nicht mit Gewissheit sagen können, wie das vollständige Objekt ausgesehen hat, d.h. ob der fehlende Teil von gleicher Form und Größe wie der erhaltene war. Relativ unproblematisch ist das Exemplar von Břeclav-Pohansko aus der Lage Lesní školka (Dostál – Vignatiová 1993, 70, Abb. 19: 16), das die übliche Zungenform und eine Hohlkehle für die Nieten direkt neben dem Scharnier hat. Umgekehrt sind die restlichen zwei Exemplare Unikate ohne bekannte Analogien, bei Abb. 8. Garnituren vom Typ Závada. 1–3 – Gradišče nad Bašljem (nach Knific 1999); 4–6 – Závada, Gr. 23 (nach Bialeková 1982). 586 Šimon Ungerman denen sich nur schwer sagen lässt, ob diese Beschläge ursprünglich Bestandteile von Schwertgurten waren oder eine völlig andere Funktion hatten. Der rechteckige Beschlag aus vergoldetem Silber mit vegetabilem Dekor aus der Vorburg in Libice nad Cidlinou ist karolingischer Herkunft (siehe Anm. 9). Der vergoldete Bronzebeschlag von der nahegelegenen Fundstelle Kanín II, Gr. 133 (Justová 1977, 495, Abb. 3: 9) wurde von den tschechischen Forschern dem sogenannten Blatnica-Mikulčice-Horizont zugeordnet; laut M. Lennartsson (1997/1998, 582, Nr. 73) handelt es sich um ein Produkt, das unter starkem karolingischem Einfluss entstand. Und schließlich kann in diesem Zusammenhang die Hälfte eines Scharnierbeschlags aus Bojná I (Pieta – Ruttkay 2006, Abb. 6: 3) genannt werden, dieses Artefakt wurde bislang jedoch nicht detaillierter analysiert. Für die Diskussion über die Herkunft der Schwertgurte vom Typ Závada nimmt Gr. 399 auf dem Gräberfeld Hamm-Westhafen (Fundliste Nr. 1) eine Schlüsselbedeutung ein. Bislang steht zwar nur eine vorläufige Publikation zur Verfügung, zu deren Entstehungszeit die Konservierung aller Gegenstände noch nicht abgeschlossen war, die uns aber trotzdem wichtige Informationen liefert. Das Skelett in Gr. 399 war ganz verwest; auf dem Boden der Grabgrube lag ein Eisenschwert ohne erhaltenen Knauf, ca. 5 cm unter der Parierstange befand sich auf beiden Seiten der Klinge ein Beschlag mit Silbernieten und ca. 40 cm unter der Parierstange war ein an der Klinge festkorrodierter gestielter Ösenbeschlag. Die Schwertriemen wurden noch von einer Schnalle und einem zungenförmigen Riemenende ergänzt. Die Wichtigkeit dieses Grabkomplexes besteht darin, dass er für das Gebiet des karolingischen Reiches einen funktionalen Zusammenhang zwischen einem gestielten Ösenbeschlag und einem Schwert eindeutig nachweist, was früher bei weitem nicht so klar war (siehe unten). Auch die vorgeschlagene Datierung des Grabes in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts (Cichy 2008, I, 55) ist nicht ohne Bedeutung, was im Rahmen der Garnituren vom Typ Závada die vorerst früheste Datierung wäre. Die Gesamtrekonstruktion des Schwertgurtes vom Typ Závada konnte von mir bislang noch nicht zufriedenstellend geklärt werden und muss noch weiter untersucht werden. Vergleichsweise unstrittig ist die Rolle des kleineren Beschlags mit rückseitigem Durchzug (Abb. 8: 3), die sicherlich die gleiche Funktion hatte wie in Schwertgurten mit kleeblattförmigem Beschlag (Abb. 4: 5; 5: 4) – d.h. sie diente zur Befestigung des Nebenriemens an der Schwertscheide. Im Gegenteil dazu ist die Verwendung des gestielten Ösenbeschlags mit vielen Fragezeichen verbunden. Bislang ist nur klar, dass er zum Verbinden der Enden zweier Riemen diente (eventuell auch zur Verlängerung oder Verkürzung eines aus zwei Teilen bestehenden Riemens): der erste Riemen war an der Platte des Beschlags festgenietet, der zweite Riemen wurde durch die Öse gezogen, um seinen Stiel gewickelt und wieder durch die Öse gezogen (vgl. Mitchell 1994, fig. 10). Deshalb ist der Stiel auch nie verziert (Abb.  10:  3), er war unter der Wicklung des Riemens nicht zu sehen. Diese Art der Verbindung setzt voraus, dass der entsprechende Teil des Riemens aus relativ dünnem und weichen Leder gefertigt wurde. Bei der abgebildeten Garnitur aus Gradišče nad Bašljem (Abb. 8: 2) hat der gestielte Ösenbeschlag eine ungewöhnlich kleine Öse (mit einem Innendurchmesser von ca. 1,7 cm), sodass der Riemen, den man durch sie hindurchzog, gegenüber der üblichen, ca. 3 cm betragenden Riemenbreite dieser Garnitur beträchtlich schmaler gewesen sein musste. J. Košta tendiert zu der Ansicht (persönliche Auskunft), dass gestielte Ösenbeschläge Schnallen ersetzten. Ein solches Festzurren des Hauptriemens war für ihn insofern plausibel, als dass sich die Belastung des Schwertgurts nicht auf den kleinen Raum des Schnallendorns und des Riemenlochs beschränkte, Abb. 9. Rajhradice, Schwertgurtgarnituren vom Typ Závada. 1–4 – Grab 54; 5–7 – Grab 71 (nach Staňa 2006). 587 Schwertgurte des 9. bis 10. Jahrhunderts in West- und Mitteleuropa sondern über eine viel größere Riemenfläche verteilt wurde (die mit Öse und Stiel des Beschlags Kontakt hatte). Persönlich betrachte ich die Frage nach der Befestigung des Hauptriemens als immer noch offen, denn die Anwesenheit gewöhnlicher Schnallen in den Garnituren vom Typ Závada lässt sich nicht zuverlässig ausschließen. Eine Schnalle wird zwar nur in der Beschreibung von Gr. 399 in Hamm-Westhafen erwähnt, aber dabei sollten wir nicht vergessen, dass beispielsweise Gr. 23 in Závada teilweise sekundär gestört war und in beiden Gräber von Rajhradice die Objekte aus Metall nur schlecht erhalten waren, sodass aus dem Fehlen einer Schnalle bei ihnen nichts Richtungsweisendes abgeleitet werden kann. Ein Indiz für das ursprüngliche Vorhandensein einer Schnalle in den Garnituren vom Typ Závada ist das häufige Vorkommen von Riemenzungen, die so breit zu sein pflegten, dass sie kaum einen Riemen hätten abschließen können, der durch einen gestielten Ösenbeschlag gezogen wurde. Für diese Riemenzungen müsste dann irgendeine andere Nutzungsart als der Abschluss eines Hauptriemens gefunden werden. Auch nicht ganz klar ist die Funktion des Scharnierbeschlags. Das Schildchen, mit dem das Scharnier verdeckt wurde, fungierte sicherlich nicht als Durchzug – unter ihm zog man keinen Riemen durch, da er die Verzierung auf der Beschlagvorderseite ganz verdecken würde (vgl. Bialeková 1982, 151). Das Schildchen hatte einerseits eine praktische Funktion, indem es das Scharnier befestigte (die beide Beschlaghälften verbindende Achse hinderte sie daran, sich herauszuwinden) und es vor Beschädigungen schützte, andererseits hatte das Schildchen eine dekorative Funktion (Abb. 8: 1). Der Riemen überdeckte die ganze Rückseite beider Hälften. Das Scharnier diente dazu, den Beschlag leicht zu biegen, um sich der Bewegung des Kämpfers anzupassen. Der Umfang der Biegung war jedoch nicht sehr groß, worauf mehr oder weniger gebogene (stabil ausgeformte) dachförmige Beschläge ohne Scharnier hindeuten, welche die gleiche Funktion erfüllten (Abb. 7: 7; 10: 1; 13: 1; 15). Eine der wenigen Möglichkeiten, wo Scharnier- oder dachförmige Beschläge angebracht werden konnten, ist die obere Riemenbefestigung an der Scheide (vgl. Baumeister 1998, Abb. 4: 6 rechts), was aber experimentell überprüft werden müsste. Gestielten Ösenbeschlägen (siehe Fundliste, Teil B) wurde in der westeuropäischen Forschung bislang nur eine begrenzte Beachtung geschenkt, womit auch die bislang uneinheitliche Terminologie dieser Objekte zu- sammenhängt15 . Grund dafür war die Tatsache, dass dieser Beschlagtyp über lange Zeit nur vom Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei bekannt war. Das spiegelte sich in der Ansicht wieder, es handele sich um einen speziellen örtlichen Beschlagtyp (Profantová 1991, 30), bzw. dass sein Vorkommen in den Nachbarländern eventuell ein Beleg für Kontakte zu Großmähren sei (Profantová 1997, 88; Westphalen 1999, 175). Demgegenüber war sich schon I. Gabriel (1988, 121) der Tatsache bewusst, dass gestielte Ösenbeschläge auch in Süddeutschland und in der Schweiz vorkommen (Fundliste Nr. 21, 23), was ihn zu der Ansicht gelangen ließ, dass die slawischen Exemplare – ebenso wie beispielsweise Kreuzbeschläge – nach prachtvolleren karolingischen Vorlagen angefertigt wurden. Seitdem sind aus dem Gebiet des karolingischen Reiches noch einige weitere Funde hinzugekommen, die Gabriels Ansicht voll und ganz bestätigen, so beispielsweise Sugny – Tchesté de la Rotche, Karlburg – villa, Wirbenz, Mangolding sowie San Vincenzo al Volturno (Fundliste Nr. 13, 19, 20, 22, 48). Funktional wurden hier die gestielten Ösenbeschläge immer als Bestandteil eines Pferdegeschirrs interpretiert, d.h. dass sie als Verbindung zwischen Zaum- 15 In der vorliegenden Arbeit wurde der Terminus von M. SchulzeDörrlamm (1993, 575) und E. Wamers (2005a, 134) übernommen, ferner begegnet man in der deutschsprachigen Literatur den Termini „länglicher Beschlag mit großer Öse und stabförmigem Mittelteil vom Typ Blatnica“ (Gabriel 1988, 121), „Beschlag mit verlängertem Nacken“ (Lennartsson 1997/1998, 581), „langovale Ringöse“ (Westphalen 1999, 175), „Riemenzunge mit Ösenende“ oder „Riemenbesatz mit zungenförmiger Nietplatte und Ösenende“ (Haberstroh 2004, 72). Abb. 10. Beschläge, die wahrscheinlich von Schwertgarnituren vom Typ Závada stammen. 1 – dachförmiger Beschlag aus Libice nad Cidlinou; 2 – Riemenzunge von Obrovo hradiště, Gem. Žinkovy (nach Metlička – Profantová 1997/1998); 3 – gestielter Östenbeschlag von Martákova skala, Gde. Zemianske Podhradie (nach Kolník 1999). 588 Šimon Ungerman zeug und Leine dienten (Gabriel 1988, 120; Wamser 1992, 322; Mitchell 1994, fig. 10; Westphalen 1999, 175). Man hat die Möglichkeit nicht in Betracht gezogen, dass einige Exemplare von Schwertgurten stammen könnten – das Auftreten des gestielten Ösenbeschlags in Gr. 23 in Závada ist von den westeuropäischen Forschern unbemerkt geblieben. Infolge des Umstandes, dass sich gestielte Ösenbeschläge auf dem Gebiet des karolingischen Reiches nur vereinzelt (d.h. ohne weitere Bestandteile entsprechender Garnituren) und zumeist in Siedlungskontexten finden lassen, ist uns ihre ursprüngliche Funktion unbekannt. In dieser Hinsicht aussagekräftig sind weder das verwendete Material noch die Größe oder eventuelle Verzierung – die Funktion lässt sich lediglich anhand günstigerer Fundumstände feststellen. So wurden beispielsweise in dem Wikingerschatz von Duesminde (Fundliste Nr. 16) drei unvollständige gestielte Ösenbeschläge gefunden, die aus vergoldetem Silber hergestellt und mit einer einheitlichen, präzise ausgeführten Akanthusverzierung versehen waren. Schon allein diese Anzahl schließt aus, dass diese Beschläge von einem Schwertgurt stammen könnten; sie waren demnach Bestandteile eines Prunkpferdegeschirrs, das für einen Angehörigen der fränkischen Elite angefertigt worden war. Die Garnitur hat ursprünglich insgesamt vier Beschläge enthalten, denn die Beschläge von Pferdegeschirren treten zumeist paarweise auf (vgl. z.B. die zwei Kreuzbeschläge im sog. Blatnica-Fund: Fettich 1937, 264, Taf. XCVII: 1–5; Benda 1963, 212). Erst das oben erwähnte Gr. 399 in Hamm-Westhafen hat erstmals den funktionalen Zusammenhang eines gestielten Ösenbeschlags mit einem Schwertgurt auch für die karolingische Umgebung bestätigt. In der tschechischen und slowakischen Fachliteratur wurde den gestielten Ösenbeschlägen bis vor kurzem eine beträchtliche chronologische Bedeutung zugeschrieben, denn alle Exemplare wurden pauschal dem sogenannten Blatnica-Mikulčice-Horizont der ersten Hälfte des 9. Jahrhundert zugeordnet (was sich nicht selten gravierend auf die Chronologie der großmährischen Fundstellen ausgewirkt hat). Diese Datierung hat sich bei der kritischen Revision der gesamten Problematik als nicht stichhaltig herausgestellt (Ungerman 2005/2006; Ungerman im Druck). Noch nicht einmal in West- und Südeuropa war die Verwendung von gestielten Ösenbeschlägen auf einen engen chronologischen Horizont begrenzt, die ältesten Exemplare stammen aus der Merowingerzeit (Paulsen 1967, 80, Taf. 10: 4; 83: 17; Rupp 2005, 99, Taf. 95: 9). Sie wurden mindestends bis Ende des 9. Jahrhunderts verwendet (vgl. Petrinec 2009, 303) – außer den Stücken aus den Destruktionsschichten des italienischen Klosters San Vincenzo al Volturno (Fundliste Nr. 48), das 881 unterging (Moreland 1985, 44), deuten auch die Funde von gestielten Ösenbeschlägen darauf hin, die in den altungarischen Gräbern in Páli-Sandgrube und Dunaújváros (Fundliste Nr. 40, 41) gefunden wurden und die von den Magyaren nicht früher als bei ihren Einfällen nach Mittel- oder Westeuropa hatten erworben werden können, also ab der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert (Schulze-Dörrlamm 2002). 5. Typ Marsum Den dritten Schwertgarniturtyp habe ich nach einer Garnitur silberner Beschläge benannt, die Bestandteil des in der niederländischen Wurt Marsum entdeckten Schatzfundes waren (Fraenkel-Schoorl 1978, 369, fig. 16; Knol 2005). Es handelt sich um die vollständigste Garnitur dieses Typs, die folgende Zusammensetzung hat: längerer rechteckiger Beschlag, der auf der Rückseite in den Ecken zwei Stegösen bzw. einen doppelten V-förmigen Durchzug hat (Abb. 11: 1); Riemenzunge (Abb. 11: 2); dachförmiger Beschlag mit 4 Stegösen auf der Rückseite (Abb. 11: 3); und schließlich ein kürzerer rechteckiger Beschlag, der – ähnlich wie der längere rechteckige – auf der Rückseite ein Stegösenpaar und noch einen quer angebrachten Durchzug hat (Abb. 11: 4). Alle Beschläge haben auf der Vorderseite die gleiche Verzierung (plastisches vegetabiles Ornament mit Löwe und Niello), charakteristisches Merkmal sind die Querrippen mit halbkreisförmigem Querschnitt an den Kurzseiten, die auch allen unten erwähnten Beschlägen oder Garnituren vom Typ Marsum gemeinsam sind (dachförmige Beschläge haben noch eine dritte Rippe in der Mitte). Sehr ähnlichen Charakters ist eine weitere Garnitur mit drei Beschlägen, und zwar wiederum aus den Niederlanden – als Fundort wird die Fundstelle Loon angegeben, jedoch sind die Fundumstände unklar (Roes 1958). In dieser Garnitur ist – gegenüber der vorhergehenden – kein dachförmiger Beschlag erhalten geblieben, sonst haben die drei erhaltenen Stücke (Riemenzunge, längerer und kürzerer rechteckiger Beschlag) praktisch die gleiche Konstruktion wie in Marsum. Die Beschläge aus Loon sind erneut aus Silber, die Vorderseite ist einheitlich mit der Figur eines von einem stilisierten vegetabilen Ornament umrahmten Löwen verziert (Abb. 12: 1–3). In der bisherigen Forschung wurde vor allem den kunsthistorischen Aspekten der Verzierung beider Garnituren Beachtung geschenkt (Fraenkel-Schoorl 1978, 367– 369; Schulze-Dörrlamm 2008, 391). M. Lennartsson (1997/1998, 499, 569–570, Nr. 84, 84) ordnet sie den bedeutenden Vertretern ihrer Stilgruppe VI zu, deren Schwerpunkt sie in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts legt. Den Inhalt des Schatzes von Marsum selbst datierte sie damals zu früh, und zwar aufgrund der Anwesenheit der Münzen von Ludwig dem Frommen (814–840). Gegenwärtig werden die jüngsten Münzen aus dem Schatz erst in die achtziger Jahre des 9. Jahrhunderts datiert (Knol 2005, 121; Coupland 2006, 250). Auch die Marsumer Schwertgarnitur hatte spätestens damals hergestellt werden können, die im übrigen fast vollständig ist und deren Beschläge keine deutlicheren Verschleißspuren aufweisen. K. Wachowski (1992, 48–52,Abb. 32) interpretierte beide Garnituren als Bestandteil von Gürteln (ohne dies freilich zu begründen) und ordnete jede von ihnen unverständlicherweise einem anderen Typ zu, obgleich sich von den Beschlaggarnituren kaum welche so ähnlich sind wie diese beiden. Während er die Garnitur aus Marsum (sein Typ I.2.b) mit Recht noch um eine Schnalle ergänzte (im 589 Schwertgurte des 9. bis 10. Jahrhunderts in West- und Mitteleuropa Schatz fehlte sie, aber hinsichtlich der Existenz einer Riemenzunge hat sie ursprünglich Teil dieser Garnitur sein müssen), vermutet er bei den Beschlägen aus Loon (sein Typ II.2), dass ursprünglich eine Schnalle ohne Dorn und zwei vogelförmige Gürtelschließen zu ihnen gehörten (Abb. 1: B), die am Riemen festgemacht wurden und zum Verschluss dieses besonderen Schnallentyps dienten. Diese Rekonstruktion erachte ich als völlig unwahrscheinlich, denn dieser spezifische Gürtelverschluss ist für das zentrale Gebiet Großmährens charakteristisch und für seine Verwendung in der karolingischen Welt fehlt jedwede Spur von Belegen (Ungerman 2002, 100)16 . Von 16 Eine dieser vogelförmigen Schließen aus Gr. E299 vom Gräberfeld Nitra-Šindolka in der Slowakei wurde kürzlich von G. Fusek (2007) veröffentlicht. Er interpretierte dieses Objekt zwar als Buchbeschlag, gibt jedoch keinen einzigen relevanten Grund und auch keine Analogie an. Als vogelförmige Schließe hat der Gegenstand Analogien in den Gürtelgarnituren aus großmährischen Gräbern (Břeclav-Pohansko, Gr. 13: Kalousek 1971, 33, Abb. 13: 2; Mikulčice III. Kirche, Gr. 390 – unveröffentlicht), die sich nur Grund auf unzutreffend ist bereits seine Interpretation der beiden niederländischen Garnituren als Gürtelgarnituren: in seiner Typologie deutet er an, dass der dachförmige Beschlag sowie der längere und auch der kürzere rechteckige Beschlag als reine Zierapplikation gedient haben sollen und mit den drei helmförmigen Beschlägen (siehe seinen Typ II.1; Abb. 1: B) aus Gr. 100 an der Kirche II in Mikulčice vergleichbar sind (Poulík 1957, 369, Abb. 91: 4, 5). Dem war offenkundig nicht so, denn die rechteckigen Beschläge aus Marsum und Loon haben – wie wir oben sahen – auf der Rückseite einen bzw. zwei Riemendurchzüge (Abb. 11: 1, 4; 12: 1, 3), sodass sie nicht einfach so am Hauptriemen des Gürtels haben anliegen können, sondern offenbar eine eigene, voneinander abweichende Funktion hatten. Ebenso funktional bedingt war auch die Form des dachförmigen Beschlags (Abb. 11: 3), der die gleiche Aufgabe erfüllt haben dürfte wie dadurch unterscheiden, dass sie im Unterschied zu dem Exemplar aus Nitra-Šindolka verziert sind. Abb. 11. Garnitur vom Typ Marsum aus dem Schatzfund an der gleichnamigen Fundstelle (nach Fraenkel-Schoorl 1978). 590 Šimon Ungerman die Scharnierbeschläge in den Garnituren vom Typ Závada (Abb. 8: 1, 5). Vor kurzem hat sich E. Knol (2005, 122) zur Rekonstruktion des Schwertgurtes aus Marsum geäußert, demnach sei „die genaue Funktion nicht sicher zu rekonstruieren, doch werden der lange, leicht dachförmig geknickte sowie der kurze Beschlag auf der Scheide befestigt gewesen sein, während der zweitlängste mit v-förmigen Flachösen auf der Unterseite als Riemenverteiler gedient haben wird“. Das könnte im Grunde genommen richtig sein, indes wäre es für die Zukunft wünschenswert, die Rekonstruktion eines Schwertgurtes vom Typ Marsum nicht isoliert anzugehen, sondern auch im Kontext einer Rekonstruktion der übrigen Garniturtypen, mit denen der Typ Marsum unübersehbar Elemente gemein hat: ein dachförmiger Beschlag (bzw. Scharnierbeschlag) taucht auch bei Variante B der Garnituren mit kleeblattförmigem Beschlag ebenso auf wie beim Typ Závada; der kürzere rechteckige Beschlag mit rückseitigem Riemendurchzug hat wiederum bei Variante A der Garnituren mit kleeblattförmigem Beschlag und erneut beim Typ Závada Parallelstücke (Tab. 1). Es stellt sich die Frage, wozu der längere rechteckige Beschlag mit dem doppelten Durchzug auf der Rückseite (Abb. 11: 1; 12: 1) genau gedient hat. Obwohl sich bei beiden niederländischen Beschlägen dieser Art die Anordnung der Durchzüge leicht unterscheidet17 , ist eine andere als die von E. Knol vorgeschlagene Interpretation im Prinzip schwer vorstellbar, nämlich, dass die Beschläge als Riemenverteiler gedient haben: Das Ende des einen Riemens war dauerhaft an den Stegösen an einem Ende des Beschlags befestigt, während der zweite Riemen durch beide Durchzüge lose durchgezogen wurde. Beide Riemen konnten so einen rechten Winkel bilden, ähnlich wie es bei dem T-förmigen Kleeblattbeschlag der Fall war (Abb. 4: 1). Wiederum wäre es ideal, diese Lösung in der Praxis auszuprobieren. Richten wir die Aufmerksamkeit auf das Vorkommen von Garnituren vom Typ Marsum in weiteren Teilen Europas, denn es handelt sich hier gewiss nicht um irgendeine niederländische Besonderheit (Abb. 19). Diese Garnituren wurden sicherlich auch in anderen Teilen des karolingischen Reiches verwendet, konkret stammt aus seinen südöstlichen Randgebieten ein einzelner Beschlag von der slowenischen Fundstelle Ljubična nad Zbelovsko 17 Bei dem Exemplar aus Marsum (Abb. 11: 1) berühren sie sich und bilden einen scharfen Winkel, während sie sich bei dem Stück aus Loon (Abb. 12: 1) nicht berühren und fast parallel verlaufen. Abb. 12. 1–3 – Garnitur vom Typ Marsum aus Loon (nach Roes 1958); 4 – dachförmiger Beschlag aus Slemmedal (nach Blindheim 1982). 591 Schwertgurte des 9. bis 10. Jahrhunderts in West- und Mitteleuropa Goro (Abb. 13: 4; Knific 2007, 325, fig. 2: 11)18 . Dank den Kontakten zur fränkischen Elite gelangten sie dann auch zu den außerhalb des karolingischen Imperiums lebenden Slawen. Aus Mähren ist bislang nur ein Beschlag bekannt, der aufgrund der Formung der Vorderseite aus einer Garnitur vom Typ Marsum stammen könnte – es handelt sich dabei um eine Riemenzunge aus Gr. 253 in Břeclav-Pohansko (Abb. 13: 3), die emailverziert ist (Kalousek 1971, 148, Abb. 253: 1; Wieczorek – Hinz Hrsg. 2000, 234). Im Hinblick auf die Verwendung dieser den Slawen unbekannten Technologie handelt es sich offensichtlich um einen karolingischen Import (Capelle 1968b, 229–231), der aus seinem ursprünglichen funktionellen Kontext herausgerissen und in Gr. 253 sekundär als Gürtelriemenzunge verwendet wurde; diese wird mit einer einfachen Eisenschnalle kombiniert19 . Garnituren vom Typ Marsum (oder daraus stammende Beschläge) gelangten auch in das Milieu der Wikinger, weisen gegenüber beiden niederländischen Garnituren jedoch gewisse Unterschiede auf. Auf der Insel Ile de Groix an der südlichen Küste der Bretagne wurde ein reiches Schiffsgrab mit zahlreichen Waffen und anderen Beigaben freigelegt. Es enthielt auch eine Garnitur mit drei Beschlägen aus Bronzeguss, von denen M. Müller-Wille (1978, 53,Abb. 7: 2, 3) nur zwei publizierte; das dritte Stück kann man heute in den Sammlungen des Musée d’Archéologie nationale (Saint Germain en Laye) nicht mehr auffinden20 . DieVorderseite der beiden erhaltenen Beschläge zeichnet sich durch 18 Im Unterschied zum kürzeren rechteckigen Beschlag aus Marsum (Abb. 11: 4) ist er auf der Rückseite mit vier Stegösen versehen (d.h. ihm fehlt der quer angebrachte Durchzug). In den zwei gegenüberliegenden Stegösen blieb ein S-förmiger Draht erhalten, der den Beschlag am Riemen hielt. 19 Äußerlich ähnlich ist auch eine Riemenzunge aus Gr. 1/94 von der slowakischen Fundstelle Nitra – Hradný kopec (Bednár 2002, Abb. 4: 3, 4). Die Randrippen auf dieser Riemenzunge haben freilich keine regelmäßige halbzylindrische Form, sondern sind gebogen und in der Mitte mit einer kleinen Fläche versehen, die sich auch in der Mitte der Vorderseite der Riemenzunge wiederholt. Sicherlich handelt es sich dabei wiederum um ein fränkisches Produkt. 20 Für diese Information, ebenso für Mitteilung der Maßangaben der Beschläge, danke ich dem Konservator des Museums D. Perrier. eine kompliziertere Profilierung und durch Querrippen aus, die – im Unterschied zu allen bisher erwähnten Stücken – eher das Profil eines Dreiviertelkreises haben. Bei dem größeren von ihnen (Abb. 13: 1) handelt es sich um einen dachförmigen Beschlag (Abm. 7,4 × 3,8 × 2,9 cm) mit einer Reihe von sechs Nietlöchern auf beiden Seiten der mittleren Rippe. Weitere Nieten waren ursprünglich an der Rückseite so angebracht, dass sie nicht bis zur Vorderseite des Beschlags reichten. Ein zweiter Beschlag (Abb. 13: 2) ist eine kurze, rechteckige Riemenzunge, die auf die gleiche Art und Weise am Riemen befestigt wurde (Abm. 4,6 × 4,0 × 1,8 cm). Auch sie unterscheidet sich jedoch von den Riemenzungen aus Marsum (Abb. 11: 2) und Loon (Abb. 12: 2), denn sie ist wesentlich kürzer und die Querrippe im oberen Bereich ganz am Rand der Riemenzunge angebracht. Das Grab von der Ile de Groix wird in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts datiert, wobei es möglich ist, dass die Schwertgurtbeschläge erst in beträchtlichem zeitlichenAbstand zu ihrem Herstellungszeitpunkt in das Grab gelangten. Bestandteil des in Slemmedal in Norwegen gefundenen großen Schatzes war u.a. ein rechteckiger Bronzebeschlag, der auf der Vorderseite mit drei halbzylinderförmigen Rippen versehen ist (Abb. 12: 4). Die mittlere Rippe ist ein wenig höher als die beiden am Rand, was den ganzen Beschlag leicht dachförmig erscheinen lässt. Der Gegenstand wurde – ebenso wie der ganze Schatz – vorerst nur vorläufig veröffentlicht (Blindheim 1982, 23, fig. 3a, 15), sodass uns die Form der Rückseite unbekannt ist. Nichtsdestotrotz gibt es aufgrund der verfügbaren Fotografie nicht den Anschein, dass der Beschlag mittels Stegösen befestigt worden wäre; wahrscheinlicher ist die Befestigung mithilfe von auf der Rückseite angebrachten Nieten, so wie es bei dem dachförmigen Beschlag von der Ile de Groix (Abb. 13: 1) der Fall war. Den Münzen nach wurde der Schatz irgendwann nach 915/920 niedergelegt, jedoch sind einige seiner Bestandteile viel älter; beispielsweise wurden die aus einer Garnitur mit kleeblattförmigem Beschlag stammenden ovalen Beschläge spätestens in die Zeit um Mitte des 9. Jahrhunderts datiert (Lennartsson 1997/1998, 497, 498, 572, Nr. 102, Taf. 20: 5, 6). Beschlagtyp Garnitur mit kleeblattförmigem Beschlag (Var. A) Garnitur mit kleeblattförmigem Beschlag (Var. B) Garnitur vom Typ Závada Garnitur vom Typ Marsum Kleinerer ovaler Beschlag ● Kleeblattförmiger Beschlag ● ● Beschlag mit einem Durchzug auf der Rückseite ● ● ● Beschlag mit zwei Durchzügen auf der Rückseite ● Dachförmiger/Scharnierbeschlag ● ● ● Gestielter Ösenbeschlag ● Tab. 1. Vorkommen der einzelnen Beschlagarten in den identifizierten Schwertgarniturtypen (Schnalle und Riemenzungen kommen bei allen Typen vor). 592 Šimon Ungerman Wir können also zusammenfassen, dass die registrierten Beschläge und Garnituren vom Typ Marsum sich durch eine beträchtliche Variabilität auszeichnen. Die Mannigfaltigkeit der verwandten Ziertechniken (plastische Verzierung, Kerbschnitt, Niello, Email) und Motive (vegetabile, animalische, geometrische) überrascht keinesfalls. Die Beschläge wurden entweder nur mit Nieten oder umgekehrt nur mithilfe von Stegösen auf der Unterlage befestigt, mit anderen Worten wurden beide Befestigungsarten nicht miteinander kombiniert, dies im Unterschied etwa zu Garnituren mit kleeblattförmigem Beschlag (Abb. 5: 1, 3, 4). Beträchtlich sind auch die Unterschiede in den Abmessungen: während bei den Beschlägen aus Marsum, Loon und von der Ile de Groix die Breite um 3,5 cm21 schwankt, sind die übrigen wesentlich enger und haben eine Breite von lediglich 2,1 cm (Ljubična nad Zbelovsko Goro) bzw. 2,4 cm (Břeclav-Pohansko); eine Übergangsstellung hat der Beschlag aus Slemmedal mit einer Breite von 2,9 cm. Anhand des Herstellungsverfahrens der Garnituren vom Typ Marsum und ihrer Verbreitung in Europa (Abb. 19) ist offensichtlich, dass sie lediglich auf dem Gebiet des fränkischen Reiches hergestellt wurden, und zwar verständlicherweise in mehreren Werkstätten. Zu den Slawen (beispielsweise nach Großmähren) sind sie praktisch nicht gelangt, weswegen sie – im Unterschied zu den Garnituren mit kleeblattförmigem Beschlag oder vom Typ Závada – auch nicht nachgeahmt wurden. Obwohl es trügerisch wäre, aus der sehr fragmentarischen Quellengrundlage weitreichende Schlussfolgerungen zu ziehen, erachte ich es als möglich, dass im Hinblick auf das seltene Vorkommen von Garnituren vom Typ Marsum, ihre Herstellung auf einen relativ kurzen Zeitabschnitt begrenzt gewesen war (am ehesten irgendwann im fort- 21 Und zwar auch im Rahmen derselben Garnitur, z.B. haben die Beschläge aus Marsum eine Breite von 3,2–3,6 cm. geschrittenen 9. Jahrhundert, ggf. noch am Anfang des 10. Jahrhunderts). Damit sind wir am Ende des Hauptteils der sich den heute bekannten Schwertgurttypen widmenden Ausführungen angelangt, die anhand vollständiger (oder fast vollständiger) Garnituren unterschieden wurden. Im nachfolgenden Teil werde ich mich nun noch mit den einzelnen Beschlagtypen beschäftigen, bei denen wir bis auf Ausnahmen nichts Näheres über dasAussehen der Garnituren wissen, aus denen sie stammen. 6. Beschläge vom Typ Rotenkirchen „Typ Rotenkirchen“ ist die von mir verwendete Arbeitsbezeichnung für rechteckige, aus Bronze (oder allgemein aus einer Buntmetalllegierung) hergestellte Beschläge, die zahlreiche Übereinstimmungen aufweisen und so eine geschlossene Gruppe von Artefakten bilden (Abb. 14). Die meisten dieser Beschläge haben eine leicht gewölbte Form, und zwar sowohl in Längs- als auch in Querrichtung; bei den übrigen wird die Wölbung der Vorderseite durch abgeschrägte Seitenflächen ersetzt (Abb. 14: 4, 5). Auf der Rückseite befinden sich regelmäßig vier Stegösen, mit denen der Beschlag auf der Unterlage befestigt wurde. Im Rahmen der sieben von mir registrierten Exemplare lassen sich anhand der Technologie der Verzierung zwei Untergruppen unterscheiden: fünf Stücke sind auf der Schauseite durch Kerbschnitt und Vergoldung verziert, die übrigen zwei mit Email. Der Beschlag vom Burgwall Gaulskopf in Westfalen (Abb. 14: 1) trägt auf der Vorderseite eine Verzierung in Form eines glatten Kreuzes vor einem stark stilisierten und mit Kerbschnitt ausgeführten Akanthushintergrund (Best 1997, 172, Abb. 10: 3). Ein ganz und gar vergleichbarer Beschlag, darüAbb. 13. Beschläge aus den Garnituren vom Typ Marsum. 1, 2 – Ile de Groix (nach Müller-Wille 1978); 3 – BřeclavPohansko, Gr. 235 (nach Kalousek 1971); 4 – Ljubična nad Zbelovsko Goro (nach Knific 2007). 593 Schwertgurte des 9. bis 10. Jahrhunderts in West- und Mitteleuropa berhinaus mit den gleichen Abmessungen, wurde in der 27 km entfernten Siedlung Balhorn entdeckt (Eggenstein – Westphal 2004, 61, Abb. 1, 3; Eggenstein et al. Hrsg. 2008, 197, Nr. 41); beide Stücke sind sicher in ein und derselben Werkstatt hergestellt worden. Verhältnismäßig nah zu diesen beiden Fundstellen liegt die Siedlung Rotenkirchen, in der ein Beschlag mit einer als vergoldeter Kerbschnitt ausgeführten Akanthusverzierung gefunden wurde, die plastischen Randleisten sind silberplattiert (Abb. 14: 2; Stephan – Werben 1993, 372, Abb. 4: 2). Die gleiche Kombination von Ziertechniken wurde auch bei einem Exemplar aus der süddeutschen befestigten Höhensiedlung Runder Berg bei Urach verwendet (Abb. 14: 3; Koch 1982, 82, Abb. 2: 1). Der fünfte Beschlag stammt aus Haithabu (Jankuhn 1943, 70, Abb. 27, Taf. 1: n; Wamers 1981, 124, Fl.-Nr. 3, Abb. 12: 3; Lennartsson 1997/1998, 562, Nr. 27, Taf. 6: 6), somit ist er der einzige Beschlag vom Typ Rotenkirchen, der außerhalb des karolingischen Reiches gefunden wurde. Im Einklang mit den Gewohnheiten der Wikinger wurde dieser Beschlag sekundär bearbeitet, die Stegösen wurden abgefeilt und drei Öffnungen gebohrt (vgl. Anm. 9). Neben der Verzierung ähneln sich die aufgeführten Beschläge auch in ihren Abmessungen: ihre Länge bewegt sich innerhalb der kurzen Spanne von 4,6–5,1 cm, alle haben eine einheitliche Breite von 2,5–2,6 cm22 . Zwei emailverzierte Beschläge stammen übereinstimmend aus den östlichen Randgebieten des karolingischen Reiches. Ein Exemplar aus der frühmittelalterlichen Siedlung Friesen in Nordbayern (Abb. 14: 4) hat auf der Vorderseite eine Gussverzierung in Form von zwei kleinen Vögeln und des Lebensbaums, der Hintergrund wird durch gelbes und blaues Email gebildet (Endres 1999/2000, 44,Abb. 46: 1; Wieczorek – Hinz Hrsg. 2000, 174)23 . Bei diesem Beschlag besticht seine leicht rautenartige Form. Der zweite Beschlag wurde auf dem Burgwall Pfaffstätt (Abb. 14: 5) in Oberösterreich gefunden und hat eine analoge Verzierung, auch wenn das Grubenemail von grüner, gelber und blauer Farbe schlechter erhalten ist (Pollak 2004, 663, 671, Taf. 2: 7). Mit einer Länge von 4,3 bzw. 4 cm sind beide emailverzierten Beschläge etwas kürzer als die fünf beschriebenen Bronzestücke. Umgekehrt haben sie die gleiche Breite von 2,5 cm, sodass der Eindruck entsteht, dass die Breite der Beschläge vom Typ Rotenkirchen „standardisiert“ gewesen sei. Diesem Beschlagtyp schließt sich ein leicht gewölbter silberner Beschlag aus Haithabu an (Abb. 14: 6), der die 22 Bei dem Beschlag von der Fundstelle Runder Berg wurden keine genauen Maße veröffentlicht, vielleicht war er ein wenig breiter (ca. 3 cm?). 23 Eine identische Verzierung hat ein rechteckiger Gegenstand, der auf einer unbekannten Fundstelle in Ungarn gefunden wurde und von J. Hampel (1905, II, 388; III, Taf. 281: 6) als „Bronzefibula“ bezeichnet wird. Er führt ferner aus: „der Dorn fehlt; doch sind die beiden zu seiner Befestigung dienenden Leistchen erhalten“. Auf der publizierten Zeichnung (bei Seitenansicht) werden jedoch zwei Stegösen abgebildet, die nicht allzu sehr wie Fibelbestandteile (d.h. Nadelhalter und Nadelrast) wirken. Da die Rückseite nicht abgebildet ist, lässt sich nicht sagen, ob die Stegösen am Rand oder entlang der Mittelachse angebracht sind, bzw. ob sich auf der Rückseite keine Spuren von weiteren zwei beseitigten Stegösen befinden. Für den Hinweis auf das Artefakt danke ich Frau M. Schulze-Dörrlamm. gleiche leicht rautenförmige Gestalt wie das Exemplar aus Friesen hat (Capelle 1968a, 33, 109, Kat.-Nr. 134; Lennartsson 1997/1998, 562, Nr. 26, Taf. 6: 5). Gemeinsames Merkmal sind auch die vier Stegösen auf der Rückseite, die bei der Umfunktionierung des Beschlags zu einer Fibel sekundär entfernt wurden. Weitere Eigenschaften des Beschlags zeigen, dass sein Hersteller Garnituren vom Typ Marsum kannte und sich teilweise von ihnen inspirieren ließ. Davon zeugt seine Herstellung aus Silber, die schwach ausgeprägte plastische Rippe auf beiden kürzeren Beschlagseiten, die vegetabile Verzierung in geometrischen Feldern (vgl. Abb. 11) und die Verwendung von Niello. Der Beschlag aus Haithabu kann jedoch nicht direkt dem Typ Marsum zugeordnet werden, dafür müsste er entweder ein deutlich dachförmigeres Aussehen oder umgekehrt eine flache Form und zwei Durchzüge auf der Rückseite haben. Dieses Exemplar ist ein beredter Beleg dafür, dass die Grenzen zwischen den Garnitur- oder Beschlagtypen nicht ganz scharf und eindeutig sind (im übrigen sind diese Typen selbst nur eine gewisseAbstraktion und ein Hilfsmittel bei der Klassifizierung, deren Bedeutung nicht überbewertet werden darf – schon allein deshalb, weil sie anhand einer relativ geringen Anzahl an Artefakten definiert wurden)24 . Rautenförmige Beschläge kommen relativ gewöhnlich in spätmerowingerzeitlichen Schwertgurten vor, bei denen sie Haupt- und Nebenriemen fest miteinander verbanden (Baumeister 1998, 166,Abb. 6: 1; Vida 2000, 168; Lüppes 2010). Diese Beschläge waren (hinsichtlich ihrer Breite) jedoch viel kürzer als die Exemplare aus Haithabu und Friesen, sodass bei diesen beiden keine ähnliche Funktion vorausgesetzt werden kann. Die aufgeführte Gruppe von Beschlägen wurde in der Fachliteratur bisher nicht umfassend ausgewertet, die jeweiligen Publikationen beschäftigten sich immer nur mit einem oder zwei konkreten Stücken, darüberhinaus ohne Berücksichtigung eines breiteren Kontextes, woraus einige diskutable Schlussfolgerungen entspringen. Vor allem muss gesagt werden, dass einige Forscher sich selbst nicht ganz sicher sind, ob diese Beschläge Bestandteile eines Schwertgurtes oder eines Pferdegeschirrs waren (Endres 1999/2000, 44; Pollak 2004, 663). Andere sprechen lediglich von ihrem funktionalen Zusammenhang mit dem Schwert, jedoch ohne detailliertere Argumentation (Stephan – Werben 1993, 372; Best 1997, 172). Diese Unsi- 24 Es ist gut möglich, dass die vorgeschlagene Definition des Typs Rotenkirchen sich in Zukunft als zu eng erweist und unter dem Einfluss weiterer Funde ausgeweitet werden muss. Darauf deutet ein rechteckiger Eisenbeschlag aus Balhorn hin, der in Längs- und Querrichtung leicht konvex gewölbt und auf der Vorderseite mit zwei tauschierten Flechtkreuzen verziert ist. Er wurde nicht mit den rückseitigen Stegösen am Riemen befestigt, sondern mit vier in den Ecken angebrachten Nieten (Eggenstein et al. Hrsg. 2008, 170, Nr. 19). Außer durch seine Form stimmt er auch durch seine Abmessungen (5,5 × 2,5 cm) mit den Beschlägen vom Typ Rotenkirchen überein, umgekehrt müssen die festgestellten Unterschiede (Tauschierung, Ecknieten) nicht gravierend sein, da sie von der Verwendung eines unterschiedlichen Materials herrühren (Eisenbeschläge haben niemals Stegösen, weil sie nicht wie Bronzebeschläge gegossen wurden u.ä.). Die Verwendung dieses Stücks war sicherlich die gleiche wie bei den Bronzebeschlägen vom Typ Rotenkirchen (Eggenstein 2008, 130). 594 Šimon Ungerman cherheit ist ganz verständlich, denn alle Beschläge vom Typ Rotenkirchen stammen aus Siedlungskontexten, wir kennen keine weiteren Beschläge, die ursprünglich mit ihnen kombiniert wurden. Deshalb ist auch die Zusammensetzung ganzer Garnituren und ihre Rekonstruktion völlig unklar, sodass uns nichts anderes übrigbleibt, als darauf zu hoffen, dass dieser Beschlagtyp einmal in einem Fundkontext gefunden wird, der eine bessere Aussagefähigkeit besitzt. Bislang steht uns nur ein einziges Indiz über die Zugehörigkeit des Typs Rotenkirchen zu einem Schwertgurt zur Verfügung, und zwar seine starke Ähnlichkeit zu den leicht gebogenen, dachförmigen Beschlägen.Auch die vier Stegösen und ihreAnordnung auf der Rückseite taucht beispielsweise bei dem dachförmigen Beschlag aus Marsum auf (Abb. 11: 3). Andererseits darf nicht übersehen werden, dass Beschläge vom Typ Rotenkirchen wesentlich kürzer sind als die uns heute bekannten, dachförmigen Beschläge. Stegösen sind von einer in der Fachliteratur auftauchenden Fehlinterpretation betroffen. Bei dem Beschlag vom Gaulskopf (Abb. 14: 1) blieben in den Stegösen Reste von Eisennieten oder -stiften erhalten, die offenbar ein Abfallen des Beschlags vom Riemen verhindern sollten (vgl. Abb. 13: 4). G. Eggenstein und H. H. Westphal (2004, 61) nahmen an, dass eine solche Konstruktion zulasse, „den Beschlag, etwa entlang eines Riemens, zu verschieben“. Aus dem Abstand zwischen den Stegösen (1,9 cm bei dem Exemplar vom Gaulskopf bzw. 1,6 cm bei dem aus Balhorn) folgerten sie, dass auch die Breite des Riemens, der zwischen den Stegösen verschoben wurde, die gleiche war. Sie geben jedoch nicht an, welchen Grund das gehabt haben sollte. Die gleiche Ansicht wurde schon von H.-G. Stephan und U. Werben (1993, 372) bei der Analyse des Beschlags aus Rotenkirchen geäußert, bei dem der Raum für den Riemen (eigentlich eher Riemchen) zwischen den Stegösen bloße 1,0–1,1 cm breit ist, was an sich schon die Absurdität dieses Einfalls hinreichend dokumentiert. Bei frühmittelalterlichen (westeuropäischen, byzantinischen und großmährischen) Beschlägen haben die Stegösen niemals zu irgendeinem „Verschieben“ gedient, sondern waren immer stabil in den Löchern des Riemens befestigt. Die Riemenbreite war dann etwas größer oder annähernd die gleiche wie die Breite des Beschlages selbst (Ungerman 2002, 102; Chajredinova 2010, 73, Abb. 7). Es gibt nicht den geringsten Grund dafür, anzunehmen, dass dies im Falle der Beschläge vom Typ Rotenkirchen anders gewesen sein sollte. Die wenigen Auffassungen über die Datierung dieser Beschläge stützten sich bislang entweder auf eine flüchtige Stilanalyse der Verzierung (Stephan – Werben 1993, 372), oder man konnte von der groben Datierung der Fundstelle (ggf. der entsprechenden Besiedelungsphase) in das 9.– 10. Jahrhundert ausgehen (Pfaffstätt, Friesen). Persönlich nehme ich an, dass Beschläge vom Typ Rotenkirchen im Rahmen der hier bearbeiteten Garnituren eher zu den relativ jüngeren gehören, sie könnten ungefähr zeitgleich zu den Garnituren vom Typ Marsum sein. Dazu bringt mich die gemeinsame Ähnlichkeit in der Form der Beschläge, das sporadische Auftreten von Emailverzierung bei beiden Typen25 , aber auch ihre Verbreitung, die sich mehr oder weniger auf das Gebiet des karolingischen Reiches beschränkt (Abb. 19). Auf dem Gebiet Großmährens registrieren wir bislang keinen einzigen Beschlag vom Typ Rotenkirchen, was sicherlich nicht auf den Forschungs- 25 Ein gewisses Indiz ist die Übergangsstellung des rautenförmigen Beschlags aus Haithabu (siehe oben; Abb. 14: 6) zwischen Typ Marsum und Typ Rotenkirchen. Abb. 14. Rechteckige Beschläge vom Typ Rotenkirchen: 1 – Gaulskopf (nach Best 1997); 2 – Rotenkirchen (nach Stephan – Werben 1993); 3 – Runder Berg (nach Koch 1982); 4 – Friesen (nach Endres 1999/2000); 5 – Pfaffstätt (nach Pollak 2004); 6 – Haithabu (nach Wamers 1985). 595 Schwertgurte des 9. bis 10. Jahrhunderts in West- und Mitteleuropa stand zurückzuführen ist. Hierin stellen wir eine charakteristische Übereinstimmung mit der Verbreitung von Denkmälern der Stilgruppe VI gemäß M. Lennartsson (1997/1998, 536, Karte 7) fest, die in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts gehören und deren Bestandteile übrigens die Garnituren aus Marsum und Loon sind: auch Denkmäler mit dieserArt der vegetabilen Verzierung fehlen auf dem Gebiet östlich der Grenzen des fränkischen Reiches völlig. Bis heute wissen wir nicht, aus welchen Gründen karolingische Importe zu jener Zeit in Großmähren selten wurden, während Beschläge aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts dort relativ zahlreich vertreten sind (Lennartsson 1997/1998, 536,Anm. 219, Karte 2–4). Als mögliche Ursachen dafür werden von der zitierten Forscherin kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den beiden Herrschaftsgebieten angeführt (die jedoch sicherlich nicht das Ende diplomatischer Verhandlungen und anders gearteter Kontakte überhaupt bedeuteten), ferner eine „expandierende Eigenproduktion, gepaart mit abnehmender Intensität des Austausches von bestimmten Kulturgütern“. Die von ihr ebenfalls in Erwägung gezogene Abnahme der Beigabensitte durch die fortschreitende Christianisierung (Lennartsson 1997/1998, 539) kommt nicht allzu sehr in Betracht, denn zumindest in Mähren wurde in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts immer noch mit Beigaben bestattet. Ein gewisser Umbruch sollte sich eher erst zu Beginn des 10. Jahrhunderts eingestellt haben, als die zentralen südmährischen Burgwälle aufgegeben wurden, wo sich bei den Kirchen bis zu jenem Zeitpunkt reiche Männergräber mit Waffen und Bestandteilen der militärischen Ausrüstung konzentriert hatten. 7. Sonstige einzeln gefundene Beschläge Außer den oben vorgestellten Garnitur- und Beschlagtypen begegnen wir im frühmittelalerlichen Fundmaterial einer Fülle weiterer Beschläge, die sicherlich oder wahrscheinlich mit Schwertgurten zusammenhängen. Durchweg die Mehrheit von ihnen sind Einzelfunde aus dem Siedlungsmilieu, sodass wir nicht sagen können, wie die ursprüngliche Zusammensetzung einer betreffenden Garnitur aussah. Zum gegenwärtigen Forschungsstand leisten diese Beschläge keinen Beitrag zur Typologie von Schwertgurtgarnituren, nichtsdestotrotz darf nicht ausgeschlossen werden, dass es mit der Zeit – nach Veröffentlichung weiterer Funde – gelingen wird, aus dieser bislang undifferenzierten Gruppe weitere Garniturtypen oder zumindest enger abgegrenzte Beschlagtypen zu bestimmen (z.B. anhand der speziellen Form, Verzierung u.ä.). Vorerst können wir sie im Prinzip danach unterteilen, ob sie in den bisher analysierten Garnituren eine funktionale Analogie haben oder nicht. Vor allem aus Mitteleuropa stammt die kleine Kollektion dachförmiger Beschläge, die auf frühmittelalterlichen Burgwällen gefunden wurden und von denen hinsichtlich der Form jeder ein Unikat ist. Da dachförmige Beschläge Bestandteile mehrerer Garniturtypen sind (Tab. 1), können wir sie ohne weitere Funde von mit ihnen zusammenhängenden Beschlägen keinem konkreten Garniturtyp zuordnen. Bereits 1930 wurde in der Vorburg des Ehinger Berges in Bayern ein dachförmiger Bronzebeschlag gefunden (Abb. 15: 4). Noch A. Berger (1994, 73, 108, Taf. 71: 9) hatte für ihn – mit Ausnahme des dachförmigen Beschlags von der Ile de Groix (Abb. 13: 1) – „im Raum zwischen London und Budapest“ kein Vergleichsstück gefunden. Vom Christenberg bei Münchhausen veröffentlichte A. Thiedmann (2005) kürzlich zwei dachförmige Eisenbeschläge. Der kleinere von ihnen (Abb. 15: 1) ähnelt bis auf Details (z.B. eine Niete anstelle einer Stegöse an den Enden der Rückseite u.ä.) in Form und Größe dem Exemplar vom Ehinger Berg; der zweite, größere Beschlag (Abb. 15: 2) hat eine ungewöhnliche Armform, die am meisten an den Scharnierbeschlag aus Závada erinnert (Abb. 8: 5). Beide Beschläge aus Christenberg haben gemein, dass sie sehr getreu zweiteilige Scharnierbeschläge imitieren, was durch dieAnwesenheit eines eigens angefertigen „Durchzugs“ in der Mitte zum Ausdruck kommt, der funktional hier jedoch nicht mehr begründet ist (vgl.Abb. 8: 1). Daraus ergibt sich, dass ihre Hersteller direkten Kontakt mit dem Schwertgurt hatten, der den Scharnierbeschlag enthielt. Zum gegenwärtigen Forschungsstand kennen wir solche Beschläge nur aus Garnituren vom Typ Závada, was aber nicht unbedingt heißen muss, dass auch die beiden Beschläge vom Christenberg von dem gleichen Garniturtyp stammen.Aus den obigen Ausführungen über den Typ Závada ergibt sich, dass Scharnierbeschläge aus dem Kerngebiet des karolingischen Reiches bislang mehr oder weniger fehlen. Umso bedeutender ist es, dass A. Thiedmann (2005, 426, Abb. 5) auf ein bisher unveröffentlichtes Exemplar von der Hasenburg bei Haynrode (Thüringen) hingewiesen hat, das aus vergoldeter Bronze hergestellt wurde und mit beiden Beschlägen aus Christenberg gemeinsame Merkmale aufweist. Bei dem Stück von der Hasenburg verblüffen jedoch seine kleinenAbmessungen, besonders seine Breite, die bei weitem noch nicht einmal 1 cm erreicht. Es drängt sich die Frage auf, inwieweit ein solch winziger Beschlag an einem Schwertgurt eine praktische Funktion hatte ausüben, bzw. welche Belastung er hatte aushalten können26 . Auf dem slowakischen Burgwall Bojná I wurden – außer dem oben bereits erwähnten Scharnierbeschlag – noch einige dachförmige Beschläge gefunden. Einer von ihnen – bisher unveröffentlicht – ist von massiver rechteckiger Form und hat nur eine plastische geometrische Verzierung, seine mittlere Querrippe imitiert ebenfalls einen Durchzug. Ein weiteres Exemplar hat rechteckige Arme mit Tannenzweigmusterdekor, wobei die Arme mit einem ungewöhnlich schmalen Verbindungsglied miteinander verbunden sind (Abb. 15: 5; Pieta – Ruttkay 2006, Abb. 6: 5). Schließlich kann man noch den dachförmigen Beschlag von der dänischen Fundstelle Dejbjerg (Abb. 15: 3) nennen, der aus Silber hergestellt wurde; im Hin- 26 Die Rückseite des Beschlags wird in der zitierten Publikation nicht dargestellt, nichtsdestotrotz bietet seine sehr begrenzte Fläche auf jedem Arm nicht mehr Raum als auf der einzigen Niete bzw. Stegöse, was keine allzu zuverlässige Befestigung auf der Unterlage ga- rantiert. 596 Šimon Ungerman blick auf die Ausführung der vegetabilen Verzierung auf der Vorderseite ist eine karolingische Provenienz offenkundig. Im Unterschied zu anderen soeben beschriebenen Stücken wurde dieser Beschlag mittels einer Reihe von Nieten an beiden kürzeren Enden auf der Unterlage befestigt (Wamers 1981, 124, Fl.-Nr. 8, Abb. 10: 2; 1985, Taf. 46: 1), vergleichbar etwa damit, wie es bei dem dachförmigen Beschlag aus Marsum der Fall ist (Abb. 11: 3). Insgesamt ist ersichtlich, dass die beschriebenen dachförmigen Beschläge im Hinblick auf Form, Material, Verzierung und Abmessungen (der kleinere Beschlag aus Christenberg hat eine Breite von nur 1,1 cm, umgekehrt stammt mit 3,4 cm das breiteste Exemplar aus Dejbjerg) eine sehr heterogene Gruppe bilden. Ähnlich variabel sind auch Einzelfunde von Beschlägen mit rückseitigem Riemendurchzug, die wir – gerade anhand des Durchzugs – zuverlässig als Bestandteil von Schwertgurten bestimmen können. Bislang wurde ihnen in der Forschung keine größere Beachtung geschenkt.Aus Westeuropa seien hier zwei schon lange veröffentlichte Beschläge karolingischer Herkunft aufgeführt, die aus Buntmetallen gefertigt worden waren. Der flache Messingbeschlag aus Weltwitz (Abb. 16: 1) ist mit zwei stilisierten Tierfiguren (Löwen?) verziert (Neumann 1964, 236, Anm. 49, Abb. 4). Der Bronzebeschlag aus Dorestad (Abb. 16: 2) ist mit einer plastischen Erhebung versehen, welche die Form einer dreiseitigen stumpfen Pyramide hat, der engere Teil wurde als Tierkopf ausgeformt (Roes 1965, 22, Abb. 13, Taf. IV: 35). Beiden Stücken ist – ausgenommen der Tierornamentik – eine deutlich asymmetrische Form (bzgl. der mittleren Querachse) gemeinsam, im Unterschied beispielsweise zu den mehr oder weniger gleichmäßigen Beschlägen mit rückseitigem Durchzug aus Kolín (Abb. 5: 4) oder Biskupija-Crkvina, Gr. 6 (Abb. 4: 5), die zu den Garnituren mit kleeblattförmigem Beschlag zählen27 . Auch vom Gebiet der ehemaligen Tschechoslowkei sind Einzelfunde von Beschlägen mit Durchzug bekannt, jedoch handelt es sich bei ihnen um weniger prachtvolle, aus Eisen gefertigte Gegenstände, die nur mit einer geometrischen Verzierung versehen sind. Die einfachsteAusführung hat ein Eisenexemplar aus der südlichen Vorburg von Břeclav-Pohansko, die nur mit einer glatten ovalen Erhebung auf der Vorderseite versehen ist, mit der die rückseitige Niete verdeckt wird (Abb. 16: 6; Vignatiová 1993,Abb. 3: 5). Der Beschlag aus dem Burgwall Hradec 27 Erst nachdem der Text in den Druck gegeben wurde, wurde ein aus einer Schweizer Privatsammlung stammender Schwertgurtbeschlag mit rückseitigem Riemendurchzug aus massivem Gold veröffentlicht (Fundort unbekannt). M. Trier (2010, 801) vergleicht ihn mit Knopfriemenzungen kleineren oder gedrungenen Formats, woraus sich der Datierungsvorschlag vor Mitte des 8. Jahrhunderts für diesen Beschlag ergibt. Das ist meiner Meinung nach wenig überzeugend, denn der löwenkopfförmige Fortsatz (Trier 2010, Abb. 1) ragt nur sehr undeutlich über die Beschlagsumrisse hinaus. Auch weitere, mit einem Fortsatz versehene Beschläge (Abb. 16: 1, 2) haben mit Knopfriemenzungen nichts gemein; die einzige Ausnahme bildet die Garnitur aus Biskupija-Crkvina, Gr. 6 (Abb. 4: 1, 3–5). Der „Schweizer“ Beschlag erinnert seiner Form nach (wenn man von seiner Verzierung mal absieht) vielmehr an die Plättchen von Beschlägen, die ungefähr ins 9. Jahrhundert datiert werden (Abb. 8: 4–6; 15: 2). Aus diesem Grund teile ich auch nicht die Ansicht, dass der Goldbeschlag ursprünglich Bestandteil einer insgesamt sieben Beschläge zählenden Garnitur gewesen sei, die in der Tradition der spätmerowingischen Garnituren gestanden hat (Trier 2010, 804, 807, Anm. 55, Abb. 5). Abb. 15. Einzelfunde von dachförmigen Beschlägen (ohne weitere Bestandteile von Schwertgarnituren). 1, 2 – Christenberg bei Münchhausen (nach Thiedmann 2005); 3 – Dejbjerg (nach Wamers 1981); 4 – Ehinger Berg (nach Berger 1994); 5 – Bojná I (nach Pieta – Ruttkay 2006). 597 Schwertgurte des 9. bis 10. Jahrhunderts in West- und Mitteleuropa nad Jizerou ist mit Rillen und ausgestanzten Halbbögen verziert (Abb. 16: 7; Kaván 1967, 153, Abb. 17), desgleichen ein leicht trapezoider Beschlag aus Bojná I (Abb. 16: 5; Pieta – Ruttkay 2006, Abb. 6: 1). Außer ihm stammt noch ein rechteckiger Eisenbeschlag (Abb. 16: 3) von diesem slowakischen Burgwall, diesmal mit einer Tauschierung verziert, zu ihm gehört noch ein weiterer Beschlag ohne Durchzug (Abb. 16: 4; Pieta – Ruttkay 2006,Abb. 1: 6). Die beiden Beschläge wurden mittels Stegösen auf der Unterlage befestigt, im Unterschied zu den übrigen hier beschriebenen, die direkt am Riemen angenietet waren. Bei dem Beschlag ohne Durchzug (Abb. 16: 4) sind nur in der größeren Hälfte der Rückseite Stegösen angebracht, der übrig Teil ist leer, also genauso, wie beispielsweise bei dem kleineren ovalen Beschlag aus Kolín (Abb. 5: 3) oder San Vinzenzo al Volturno (Abb. 3: 1). Das wäre ein Indiz dafür, dass die beiden Beschläge aus Bojná ursprünglich Bestandteil einer Garnitur mit kleeblattförmigem Beschlag hätten gewesen sein können, wobei dieser quer abschließende Arme haben müsste (vgl. Abb. 6: 2; 7: 4). Jedenfalls kann man bei diesen einfach verzierten Eisenbeschlägen aus Tschechien und der Slowakei davon ausgehen, dass es sich um lokale Produkte handelt. Sie unterscheiden sich im verwendeten Material, in der Verzierung und auch in ihrer einfachen geometrischen Form von den beiden erwähnten karolingischen Exemplaren (Abb. 16: 1, 2). Neben den soeben beschriebenen Beschlägen, deren Parallelstücke wir in den gut bekannten Garniturtypen identifizieren können, tauchen auch Beschläge auf, zu deren funktionaler Einordung es vorerst an direkten Belegen mangelt. Als Beispiel kann man eine heterogene Gruppe ovaler Beschläge von karolingischer Provenienz nennen, die in der Fachliteratur oft als Bestandteile von Schwertgurten bezeichnet wurden, meistens ohne nähere Begründung. Im Grunde genommen lassen sie sich im Hinblick auf ihre mittlere Querachse in symmetrische und asymmetrische Beschläge unterteilen. Symmetrische Beschläge wurden mittels Stegösen oder Nieten auf der Unterlage befestigt, im Unterschied zu Beschlägen aus Garnituren mit kleeblattförmigem Beschlag werden beide Befestigungsarten auf einem Beschlag nicht miteinander kombiniert. Der ovale Beschlag mit vegetabiler Verzierung aus Haithabu (Wamers 1981, 124, Fl.-Nr. 6, Abb. 10: 3) hat auf der Rückseite vier regelmäßig angeordnete Stegösen, mit diesem Merkmal schließt er sich den Beschlägen vom Typ Rotenkirchen an. Demgegenüber hat ein Exemplar aus dem schwedischen Spannarp (Wamers 1981, 125, Fl.-Nr. 19, Abb. 11: 3) sogar sechs Stegösen, die entlang der beiden Längsseiten des Beschlags angeordnet sind, sodass er nicht einfach den Garnituren mit kleeblattförmigem Beschlag zugeordnet werden kann (vgl. Wamers 1981, 104), deren ovale Beschläge (Abb. 5: 3) nur mit einem Teil ihrer rückseitigen Fläche direkt am Riemen anlagen (siehe oben). Weitere symmetrische Beschläge, die ausschließlich alle vom Gebiet des karolingischen Reiches stammen, wurden Abb. 16. Einzelfunde von Beschlägen mit rückseitigem Riemendurchzug. 1 – Weltwitz (nach Neumann 1964); 2 – Dorestad (nach Roes 1965); 3–5 – Bojná I (nach Pieta – Ruttkay 2006); 6 – Břeclav-Pohansko (nach Vignatiová 1993); 7 – Hradec nad Jizerou (nach Kaván 1967). 598 Šimon Ungerman an den Riemen angenietet. Der ovale, mit geometrischem Kerbschnitt verzierte Beschlag von der Fundstelle Karlburg – villa (Abb. 17: 2; Ettel 2001, Taf. 86: 17) hat in der Längsachse zwei Öffnungen für (heute fehlende) Nieten, wobei die Öffnungen offenbar schon bei der Herstellung des Beschlags gebohrt worden waren. Unter den ovalen Beschlägen befindet sich ein bislang unikates Exemplar aus Mautern an der Donau (Abb. 17: 1), und zwar wegen seiner ungewöhnlich länglichen Form (Maße 6,8 × 1,9 cm). Laut persönlicher Auskunft von E. Szameit ist es „ein unfertiger »Rohling«; er wurde zwar an der Vorderseite schon feuervergoldet, aber seine Öffnungen für die Nietstifte sind noch geschlossen und nicht gebohrt. Die Rückseite ist fast völlig glatt, zeigt nur wenige Feilspuren.“ Daraus würde sich ergeben, dass dieses halbfertige Fabrikat nie an einem Riemen befestigt gewesen wäre, dem steht jedoch die Angabe entgegen, er stamme aus einem zerstörten Skelettgrab (Friesinger 1971–1974, 50, Taf. 6). Jedenfalls hat der Hersteller damit gerechnet, dass die Nieten auf der Schauseite heraustreten, wo sie ebenso wie bei dem Stück von der Fundstelle Karlburg – villa (Abb. 17: 2) längs angeordnet wurden. Umgekehrt wurden bei einem Beschlag aus Fulda (Werner 1969, 498, Taf. 26: b) zwei Nieten in der Längsachse von der Rückseite her angebracht, sodass sie nicht störend in die Verzierung auf der Vorderseite eingreifen. Die zweite Gruppe bilden ovale Beschläge mit leicht asymmetrischer Form (bezüglich der Querachse, d.h. die größte Breite des Beschlags befindet sich nicht in der Mitte, sondern ist in einer Richtung zum Beschlagende hin verschoben). Dieses Merkmal tritt bei ovalen Beschlägen auf, die nachweislich zu Garnituren mit kleeblattförmigem Beschlag gehören (vgl. Abb. 5: 3, 4). Von der niederösterreichischen Fundstelle Ringelsdorf ist ein kompletter solcher ovaler Beschlag (Abb. 17: 5) und die Hälfte eines weiteren (Abb. 17: 4) bekannt. Beide sind mit der gleichen stilisierten vegetabilen Verzierung versehen, sodass sie offensichtlich aus derselben Werkstatt stammen (Stuppner 1989, Abb. 1421; 1990b, 262, Abb. 1266). Sie haben auch die kleinen Abmessungen (bei gleicher Breite, bloße 2 cm) und vor allem die ungewöhnliche Art der Befestigung gemeinsam, ist von ihnen auf der Rückseite nur eine Niete erhalten geblieben, was ungewöhnlich wenig ist28 . Aus dem nicht allzu sehr entfernten Enzersfeld (Abb. 17: 3) stammt ein weiterer leicht asymmetrischer Beschlag, der auf der Rückseite in zwei ungleiche Hälften unterteilt ist (ebenfalls mit stilisierter vegetabiler Verzierung), was wiederum ein typisches Merkmal für ovale Beschläge aus Garnituren mit kleeblattförmigem Beschlag ist (bei ihnen als Ergebnis einer quer angeordneten Nietenreihe – Abb. 5: 3). Dabei ist auch das Exemplar aus Enzersfeld winzig (es hat eine Breite von bloß 1,7 cm), und auf der Rückseite befindet sich angeblich die einzige ursprüngliche Niete; hier wurde nachträglich ein „Eisenstift“ (Stegöse?) eingesetzt, der ebenfalls noch aus der Zeit der primären Verwendung des Beschlags im Schwertgurt stammen kann (Stuppner 1991, Abb. 1104). Es ist demnach sehr wahrscheinlich, 28 Die drei bzw. vier Öffnungen im Randbereich beider Beschläge wurden erst sekundär gebohrt. dass alle diese asymmetrischen ovalen Beschläge wirklich zum erwähnten Garniturtyp gehörten. Überdies existieren mehrere kleinere kleeblattförmige Beschläge, die ebenfalls auf der Rückseite jedes Arms nur eine Stegöse (z.B. Wamers 1981, Abb. 7: 3) oder Niete haben (Capelle 1970, 9, Abb. 1: 1b; Eggenstein et al. Hrsg. 2008, 169, Nr. 17), obwohl sich wiederum die Frage stellt, welche Belastung ein so befestigter Beschlag aushalten würde. 8. Schluss Schwertgurte, die ungefähr ins 9. und 10. Jahrhundert datiert werden können, waren von relativ mannigfaltiger Form, was nicht nur für die Konstruktion der benutzten Beschläge gilt, sondern auch für ihre Form, Größe und Verzierung. Hinsichtlich der Zusammensetzung von Schwertgarnituren ist es bisher gelungen, drei Haupttypen zu bestimmen: Garnituren mit kleeblattförmigem Beschlag (Abb. 3–7), Typ Závada (Abb. 8, 9) und der Typ Marsum (Abb. 11–13). Bei diesen Garniturtypen haben wir eine insgesamt zufriedenstellende Vorstellung davon, aus welchen Beschlägen sie bestanden (Tab. 1). Neu ist die Erkenntnis, dass einige Beschlagtypen (z.B. mit rückseitigem Durchzug, dachförmige Beschläge) in verschiedenen Garniturtypen vorkommen, in denen sie die gleiche Funktion erfüllt haben müssen. Daraus kann man schließen, dass die Art der Riemenführung bei allen drei Garniturtypen annähernd identisch war: ein Schwertgurt setzte sich aus einem um die Taille gewickelten Hauptriemen und aus einem Nebenriemen zusammen, der zur Sicherung der Scheidenneigung in Schräglage diente. Zu diesem Schluss führt auch die Erkenntnis, dass auf den ersten Blick auch völlig unterschiedliche Beschläge bisweilen den gleichen Zweck erfüllt haben können. Ein Beispiel dafür sind kleeblattförmige (Abb. 3: 2; 4: 1) und rechteckige Beschläge mit zwei Durchzügen auf der Rückseite (Abb. 11: 1; 12: 1), die zweifelsohne, bzw. mit hoher Wahrscheinlichkeit als Riemenverteiler gedient haben. Es wäre wünschenswert, bei künftigen Überlegungen zur Rekonstruktion des Gesamtaussehens von Gurten die Übereinstimmungen zwischen Beschlägen aus verschiedenen Garniturtypen heranzuziehen; d.h. sich nicht um eine isolierte Rekonstruktion eines Garniturtyps zu bemühen, ohne die übrigen Typen zu berücksichtigen. Eingangs bereits festgestellt wurde der sehr unvorteilhafte Stand der Quellengrundlage, der mehr oder weniger komplette Garnituren nur in geringem Umfang umfasst; einen beträchtlichen Teil des Fundbestandes bilden Einzelfunde von Beschlägen (Abb. 15–17), bei welchen zumeist nicht bestimmt werden kann, von welchem Garniturtyp sie stammen. Geschlossenere Garnituren kommen überwiegend aus Gräbern und Schatzfunden, die bis auf wenige Ausnahmen in den Randgebieten des Frankenreichs oder über dessen Grenzen hinaus in den von den Slawen oder Wikinger besiedelten Gebieten gefunden wurden. Nichtsdestotrotz können auch die Funde aus den von diesen zwei Gruppen besiedelten Gebieten die 599 Schwertgurte des 9. bis 10. Jahrhunderts in West- und Mitteleuropa ungünstige Fundlage nicht umkehren, denn Garnituren vom Typ Marsum drangen nur minimal bis in Gebiete vor, die außerhalb des karolingischen Reiches lagen. Andererseits haben sich Garnituren mit kleeblattförmigem Beschlag oder vom Typ Závada aus dem von den Franken beherrschten Territorium in die Nachbargebiete, vor allem zu den Slawen (Großmähren, Kroatien) ausgebreitet, von denen sie angenommen und nachgeahmt wurden.Anhand der Funde aus Mikulčice wurden zwei neue Varianten von Garnituren mit kleeblattfömigem Beschlag ausgemacht, von denen vor allem Variante C Ergebnis einer kreativen Weiterentwicklung einer karolingischen Vorlage (d.h. Variante A) sein könnte. Die Chronologie der einzelnen Garniturtypen ist bislang sehr unklar, zuverlässiger datieren können wir vorerst nur prachtvoll verzierte Artefakte bzw. Garnituren, eventuell Beschläge, die aus Schatzfunden mit Münzen stammen. Nichtsdestotrotz ist es wahrscheinlich, dass zumindest in einem Teil des 9. Jahrhunderts alle drei Garniturtypen gleichzeitig existierten. Dem 10. Jahrhundert wurde nur ein Minimum an Funden zugeordnet, was möglicherweise jedoch eher auf den derzeitigen Forschungsstand als auf die reale Situation zurückzuführen ist. Die Bedeutung von Schwertgurtbeschlägen und -garnituren ist somit vorerst eine andere als eine chronologische: mehr oder weniger reich verzierte Beschläge dienten u.a. dazu, die hohe gesellschaftliche Stellung ihres Besitzers zu demonstrieren. Besonders auf dem Gebiet des Frankenreichs zählen solche Funde in der Umgebung von Burgen und Siedlungen zu den wenigen Belegen einer Präsenz der weltlichen Elite. Auch die scheinbar einfachen und unverzierten Schwertgurtbeschläge aus Eisen, die in der Masse der Eisengegenstände aus dem Siedlungsmilieu leicht übersehen werden können, stellen ein wichtiges Zeugnis über denAufenthalt von Kriegern dar, die mit der wirkungsvollsten frühmittelalterlichen Nahkampfwaffe – dem Schwert – ausgestattet waren. Fundliste A) Garnituren vom Typ Závada In dieses Verzeichnis wurden auch unvollständige Garnituren, ggf. einzelne Beschläge aufgenommen, die sehr wahrscheinlich aus Garnituren vom Typ Závada stammen. Diese Funde sind mit einem Sternchen gekennzeichnet (*). Da vieleArtefakte in der nicht-deutschsprachigen Fachliteratur veröffentlicht wurden, wird auch ihre knappe Beschreibung hinzugefügt. 1. Hamm-Westhafen, Grab 399 (Nordrhein-Westfalen): völlig verwestes Skelett, auf dem Boden der Grabgrube ein Schwert, ca. 5 cm unterhalb der Parierstange befand sich an beiden Seiten der Klinge ein Beschlag mit Silbernieten und ca. 40 cm unter der Parierstange war ein gestielter Stegösenbeschlag an der Klinge festkorrodiert; Bestandteil des Schwertgurtes war noch eine Schnalle und ein zungenförmiges Riemenende; vorläufige Publikation: Cichy 2008, I, 55; II, Taf. 61: 4–7. 2. Libice nad Cidlinou, Vorburg, Obj. 80/81 (Bez. Nymburk, Tschechien): länglicher Eisenbeschlag von leicht konvexer Form, glatte Rückseite mit 3 Nieten; Vorderseite mit plastischer Verzierung: in der Mitte eine Querrippe mit zwei Reihen runder Grübchen, entlang der Seiten der Rippe eine Hohlkehle mit einer Reihe von sichelförmigen Ausstanzungen; beide Arme haben das gleiche Dekor in Form von drei Erhebungen mit undeutlicher (geprägter?) Verzierung auf der Oberfläche, zwischen den Erhebungen eine schmale plastische Y-förmige Rippe; Länge ca. 5,8 cm (Abb. 10: 1); Princová-Justová 1997, 105, Abb. 1: 5; Metlička – Profantová 1997/1998, Abb. 2: 3. 3. Rajhradice, Grab 54 (Bez. Brno-venkov, Tschechien): Mann, Eisensporen, Messer und Garnitur Eisenbeschläge: an der Außenseite des rechten Ellbogens gestielter Ösenbeschlag, das meiste der Öse fehlt, erhaltene Länge 7,4 cm (Abb. 9: 3); an der Taille rechts: zungenförmiges Riemenende mit drei Nieten im oberen Teil und einer Spalte auf der Rückseite zur Befestigung des Riemenendes, Abm. 4 × 2,5 cm (Abb. 9: 1); Beschlag von gleicher Form aber ohne Nieten und Spalte, Abm. 4,1 × 2,5 cm (Abb. 9: 2); zweiteiliger Scharnierbeschlag, Abm. 6,8 × 2,4 cm (Abb. 9: 4); die Beschläge haben die gleiche Verzierung einer kreisförmigen Erhebung, deren Oberfläche durch vier ausgestanzte Halbbögen gegliedert wird; Staňa 2006, 144, Abb. 53: 1–4. 4. Rajhradice, Grab 71: Mann, Eisensporen, Messer, Schwert vom Typ Y, an der Innenseite des linken Ellbogens (d.h. am Schwertgriff) eine Garnitur Eisenbeschläge: länglicher dachförmiger Beschlag mit aberundeten Armen, in der Mitte in Querrichtung zwei Hohlkehlen für jeweils 4 mit Bronzeblech unterlegte Nieten, am Ende der Arme befinden sich auch Spuren von weiteren Nieten (besonders auf der Rückseite), Abm. 5,4 × 2,6 cm (Abb. Abb. 17. Einzelfunde von ovalen Beschlägen. 1 – Mautern (nach Friesinger 1971–1974); 2 – Karlburg – villa (nach Ettel 2001); 3 – Enzersfeld (nach Stuppner 1991); 4, 5 – Ringelsdorf (nach Stuppner 1989; 1990). 600 Šimon Ungerman 9: 7); unvollständiger gestielter Ösenbeschlag, zungenförmige Platte mit 4 mit Bronzeblech unterlegten Nieten, vor der Konservierung mit ovaler Öse, urspr. Länge 6,9 cm, erhaltene Länge 4,8 cm, Breite der Platte 2,6 cm (Abb. 9: 6); unvollständiger zungenförmiger Beschlag (Riemenende?), ursprünglich wohl 5 Nieten im oberen Teil, erhalteneAbm. 2,9 × 2,4 cm (Abb. 9: 5); Staňa 2006, 145, Abb. 54: 5–7. 5. Břeclav-Pohansko, südl. Vorburg, Obj. 374 (Bez. Břeclav, Tschechien): Eisenscharnierbeschlag, beide Hälften werden jeweils von zwei Querhohlkehlen in drei plastisch erhöhte Felder unterteilt (bei einigen Feldern ist ihre Unterteilung durch eine Querrille erhalben geblieben); Rückseite glatt, Nieten sind keine erhalten geblieben; Länge 7,5 cm, Armbreite 1,8 cm; Riemenzunge mit abgebrochenem oberen Teil, mit ähnlicher Gestaltung der Vorderseite (durch Hohlkehle in Querrichtung in zwei ungleiche Hälften unterteilt, größeres Feld durch Querrille geteilt), erhaltene Länge 2,8 cm, Breite 1,8 cm; Vignatiová 1992, 82, Taf. 137: 3, 6. 6. Závada, Grab 23 (Bez. Topoľčany, Slowakei): gestörte Skelettbestattung eines Mannes, ursprünglich offenbar in Rückenlage; Messer, Sporn, Schwert vom Typ X und Schwertgurtgarnitur (alles aus Eisen): gestielter Ösenbeschlag, Abm. 8,6 × 2,3 cm (Abb. 8: 4); länglicher Scharnierbeschlag mit glattem, das Scharnier verdeckenden Durchzug, Abm. 9 × 2,5 cm (Abb. 8: 5); Riemenzunge, Abm. 4,2 × 2,5 cm (Abb. 8: 6); die Verzierung der Beschläge besteht aus sechs glatten kreisförmigen Scheinnieten, zwischen ihnen ausgestanzte Kreise; am Riemen befestigt mit einer Reihe von drei mit Bronzeblech unterlegten Nieten und mit einer anderer Niete auf der Rückseite; Bialeková 1982, 132, 149, Abb. 10: 23; 13; 14. 7. Bojná I (Bez. Topoľčany, Slowakei), Fund aus demAreal des Burgwalls; Eisenscharnierbeschlag mitArmen, die mit ausgestanzten Halbbögen und eingekerbtem Rand verziert sind, das Scharnier wird verdeckt von einem Durchzug mit Schildchen, das mit zwei kreisförmigen Erhebungen und ausgestanztem Punkt in der Mitte verziert ist;Abm. ca. 7 × 2,4 cm; Pieta – Ruttkay 2006, Abb. 6: 17. 8. Gradišče nad Bašljem (Gde. Preddvor, Slowenien): Garnitur mit drei Eisenbeschlägen, jeweils mit der gleichen plastischen Verzierung (glatte Y-förmige Leiste mit Tierkopfenden, zwischen den Leistenschenkeln Erhebungen mit plastisch gegliederter Oberfläche) und jeweils mit drei mit Bronzeblech unterlegten Nieten: rechteckige Riemenzunge, Abm. 2,9 × 2,4 cm; gestielter Ösenbeschlag mit rechteckiger Platte, 6,7 × 2,4 cm; die Hälfte eines Scharnierbeschlags, 3,4 × 2,4 cm; Bitenc – Knific 2001, 97, Nr. 317, Abb. 317 unten. 9. Gradišče nad Bašljem: Garnitur mit drei Eisenbeschlägen, jeweils mit der gleichen plastischen Verzierung (2 glatte sich überkreuzende Leisten mit Tierkopfenden, zwischen den Leistenschenkeln sind Erhebungen mit plastisch gegliederter Oberfläche, wahrscheinlich stilisierte menschl. Masken?) und der gleichen Befestigungsart am Riemen (Reihe mit drei Nieten, eine weitere Niete befindet sich am Beschlagende auf der Rückseite): rechteckiger Scharnierbeschlag, das Scharnier wird von einem rechteckigen Schildchen mit plastischer Verzierung in Form von ineinandergefügten Quadraten verdeckt, Abm. 9,7 × 3,2 cm (Abb. 8: 1); rechteckiger Beschlag mit rückseitigem Durchzug, 5,05 × 2,8 cm (Abb. 8: 3); gestielter Ösenbeschlag, 7,9 × 2,9 cm (Abb. 8: 2); Knific 1999, 65, Abb. 9: a–c; Bitenc – Knific 2001, 98, Nr. 320, Abb. 320 oben. 10. Gradišče nad Bašljem: Garnitur mit drei Eisenbeschlägen mit gleicher Verzierung (plastische Querrippe, die Hohlkehlen zwischen ihnen sind mit ausgestanzten Punkten verziert), die unverzierte Fläche des Beschlags ist herzförmig, auf der Schauseite ragen keine Nieten heraus, die Rückseite wird nicht abgebildet; kurzer rechteckiger Beschlag mit rückseitigem Durchzug,Abm. 3,1 × 2,5 cm; Riemenzunge, 2,7 × 2,5 cm; gestielter Ösenbeschlag, die Öse ist ebenfalls herzförmig, 6,5 × 3,5 cm; Bitenc – Knific 2001, 98, Nr. 320, Abb. 320 unten. *11. Gradišče nad Bašljem: dachförmiger Eisenbeschlag mit ausgeprägter halbzylindrischer Querrippe in der Mitte, an beiden Seiten der Rippe eine Hohlkehle – jeweils mit 4 Nieten mit versilberten Nietköpfen; die zungenförmigen Arme sind mit einem stilisierten vegetabilen Motiv verziert, das in Kupfertauschierung ausgeführt wurde, Abm. 7,8 × 2,55 cm; ebenso verziertes zungenförmiges Riemenende mit 4 Nieten, Abm. 3,9 × 2,5 cm; Bitenc – Knific 2001, 98, Nr. 321, Abb. 321 oben. *12. Gradišče nad Bašljem: dachförmiger Eisenbeschlag, in der Mitte eine glatte plastische Doppelrippe, auf beiden Seiten eine Hohlkehle mit jeweils 4 Nieten; dieArme sind zungenförmig mit gewelltem Rand, auf der Schauseite verziert mit einer plastisch ausgeführten Rosette; Abm. 5,6 × 2 cm; ebenso verzierter zungenförmiger Beschlag mit rückseitigem Durchzug, Abm. 3,1 × 2,3 cm; Bitenc – Knific 2001, 98, Kat.-Nr. 321, Abb. 321 unten. B) Einzelfunde von gestielten Ösenbeschlägen (ferner GÖ), bei denen entweder ihre ursrprüngliche Funktion nicht festgestellt werden konnte, oder die Bestandteil eines Pferdegeschirrs waren 13. Sugny – Tchesté de la Rotche (Gde. Vresse-sur-Semois, Provinz Namur, Belgien): 1 GÖ, Bronze?, Länge ca. 7,6 cm; datiert in die 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts, jedoch existierte die Burg bereits zur Karolingerzeit; Matthys 1991, 255, fig. 21. 14. Elisenhof (Gde. Tönning, Kr. Nordfriesland, Schleswig-Holstein), Siedlung: 2 GÖ, Eisen, Länge 11 bzw. 8,7 cm (unvollständiges Exemplar); Westphalen 1999, 175, Taf. 32: 10, 11. 15. Starigard/Oldenburg (Kr. Ostholstein, Schleswig-Holstein), Burgwall: 1 GÖ, Eisen, Länge ca. 6,2 cm; Gabriel 1988, 120, Abb. 5: 8. 16. Duesminde (Gde. Vejleby, Insel Lolland, Dänemark): Schatzfund, 3 unvollständige GÖ, vergoldetes Silber, Akanthusverzierung; Wamers 2005a, 134, Kat.-Nr. 36d.1, Abb. S. 134 rechts. 17. Ralswiek (Lkr. Rügen, Mecklenburg-Vorpommern), Burgwall: 1 GÖ, Eisen, verzinnt, Länge 12,4 cm; Herrmann 2005, 118, Abb. 124: a. 18. Teterow (Lkr. Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern), Burgwall: 1 GÖ, Eisen, Länge ca. 6,1 cm; Unverzagt – Schuldt 1963, 110, Taf. 36: e. 19. Karlburg – villa (Gde. Karlstadt, Lkr. Main-Spessart, Bayern), Siedlung: 3 GÖ, Eisen, Länge 4,6 cm, 5,6 cm 601 Schwertgurte des 9. bis 10. Jahrhunderts in West- und Mitteleuropa Abb. 18. Verbreitung der Schwertgurtgarnituren vom Typ Závada (voller Kreis bzw. mit Punkt) und der gestielten Ösenbeschläge (leerer Kreis), die entweder selbständig gefunden wurden oder Bestandteil eines Pferdegeschirrs waren. Die Nummern der Fundstellen entsprechen der Nummerierung in der Fundliste. Graphik P. Dresler. 602 Šimon Ungerman und 6,1 cm; Ettel 2001, Taf. 75: 10; 86: 20; 95: 18; Eggenstein et al. Hrsg. 2008, 187, Nr. 36.5–7. 20. Wirbenz, Grab 30 (Gde. Speichersdorf, Lkr. Bayreuth, Bayern): Mann mitAxt, Schnalle, Riemenzunge; im Becken 1 GÖ, Eisen, Länge 7,5 cm; Haberstroh 2004, 72, 111, Taf. 7: 14. 21. Runder Berg (Gde. Bad Urach, Lkr. Reutlingen, Baden-Württemberg): 3 GÖ, Eisen, Länge 4,8 cm (mit quer gerillter Öse), 6,8 cm; Christlein 1974, 26, Taf. 14: 21; Koch 1984, 94, Abb. 11; 1991, 64, Taf. 20: 5. 22. Mangolding (Gde. Mintraching, Lkr. Regensburg, Bayern), Einzelfund: 1 GÖ, Eisen, Öse mit Querrillen verziert; Fischer 1983, 337, Abb. 30: 14. 23. Fluss Saane, Gde. Dicki (Bez. Laupen, Kanton Bern, Schweiz), Einzelfund: 1 GÖ, Eisen, 4 Nieten mit Perlrand, plastische Längsrippe aus Bronze oder Messing mit Abb. 19. Verbreitung von Garnituren oder Einzelbeschlägen vom Typ Marsum (leerer Kreis) und von rechteckigen Beschlägen vom Typ Rotenkirchen (voller Kreis). Fundstellen: 1. Ile de Groix, 2. Slemmedal, 3. Loon, 4. Marsum, 5. Břeclav-Pohansko, 6. Ljubična nad Zbelovsko Goro, 7. Haithabu, 8. Balhorn, 9. Rotenkirchen, 10. Gaulskopf, 11. Friesen, 12. Runder Berg bei Urach, 13. Pfaffstätt. Graphik P. Dresler. 603 Schwertgurte des 9. bis 10. Jahrhunderts in West- und Mitteleuropa vegetabiler Verzierung, auf der Öse Silbertauschierung, Länge ca. 9,8 cm; Degen 1964, 122, Taf. 39: 2. 24. Hradec u Němětic (Bez. Strakonice, Tschechien), Burgwall: 1 GÖ, Eisen, silbertauschierte vegetabile Verzierung, Länge 10,5 cm; Profantová 1991, 36–41, Abb. 1: 2; Michálek – Lutovský 2000, 55, Taf. 9: 1, Fototaf. 47: 1, 2; 64: 2. 25. Hradsko u Mšena (Bez. Mělník, Tschechien), Burgwall: unveröffentlicht, Auskunft von N. Profantová. 26. Libice nad Cidlinou (Bez. Nymburk, Tschechien), Burgwall: unveröffentlicht, Auskunft von J. Košta. 27. Čáslav-Hrádek (Bez. Kutná Hora, Tschechien), Burgwall: 1 GÖ, vergoldete Bronze, plastische Verzierung (Vogel?), Länge 6 cm; Profantová 1991, 29–35, Abb. 1: 1. 28. Staré Zámky u Líšně (Bez. Brno-město, Tschechien), Burgwall: 1 GÖ, Eisen; Dostál 1977/1978, 118. 29. Rajhrad (Bez. Brno-venkov, Tschechien), Burgwall (?): 1 GÖ, Eisen, Länge ca. 6,8 cm; Staňa 1997, 607,Abb. 6: 3. 30. Olomouc – Burg und Biskupské nám. (Bez. Olomouc, Tschechien), Burgwall: 2 GÖ, Eisen, plastische Verzierung, Länge 6,9 und 6,7 cm; Auskunft von P. Šlézar; Bláha 2001, 56, Abb. 11: 1. 31. Dolní Věstonice – Na pískách (Bez. Břeclav, Tschechien), Einzelfund auf der Fläche des Gräberfeldes: 1 GÖ, Eisen, Länge 6,7 cm; Ungerman 2005/2006, 117, Abb. 1. 32. Mikulčice – Valy (Bez. Hodonín, Tschechien), Burgwall: mindestens 27 GÖ, Eisen, verziert und unverziert, Länge 6,1–9,8 cm; 1 GÖ, vergoldete Bronze, vegetabilde Verzierung, Länge 5,7 cm; Klanica 1984, Abb. 8; Profantová 1991, 60. 33. Břeclav-Pohansko (Bez. Břeclav, Tschechien), Burgwall: 2 GÖ, vergoldete Bronze, vegetabile Verzierung, Länge 8,6 cm; mindestens 3 GÖ, Eisen, Länge 6–7,4 cm; Dostál 1975, Abb. 18: 24; 1993, Abb. 10: 1, 3–5. 34. Martákova skala (Gde. Zemianske Podhradie, Bez. Nové Mesto nad Váhom, Slowakei), Burgwall (?): 1 GÖ, Eisen, plastische Verzierung, Länge 10,1 cm (Abb. 10: 3); Kolník 1999, 228, Abb. 2. 35. Pobedim (Bez. Nové Mesto nad Váhom, Slowakei), Burgwall: 1 GÖ, Eisen, ausgestanzte geometrische Verzierung, Länge 7,5 cm (Bestandteil einer unvollständigen Garnitur Pferdegeschirrbeschläge); Bialeková 2002,Abb. 5: 5. 36. „Blatnica“ (= traditionelle Herkunftsbezeichnung; der genaue Fundort in der Slowakei ist unbekannt): 2 GÖ (evtl. noch ein dritter unvollständiger?), vergoldete Bronze, geometrische und figurale Verzierung, Länge 8,5 cm (Bestandteil einer Garnitur Pferdegeschirrbeschläge); Fettich 1937, Taf. XCVII: 10, 11. 37. Bojná I (Bez. Topoľčany, Slowakei), Burgwall: 1 GÖ, Eisen, ausgestanzte geometrische Verzierung, Länge 8 cm; Pieta – Ruttkay 2006, Abb. 6: 6. 38. Gars-Thunau (Bez. Horn, Niederösterreich), Burgwall: 3 GÖ, Eisen, plastische Verzierung; Auskunft von E. Nowotny; Friesinger – Vacha 1987, 122. 39. Pottenbrunn, Grab 109 (St. Pölten, Niederösterreich): 1 GÖ, Eisen; Auskunft von I. Petschko. 40. Páli-Sandgrube, Grab (Kom. Győr-Moson-Sopron, Ungarn): 1 GÖ, Eisen + Bundmetall; Xánthus János Múzeum in Győr, Auskunft von B. M. Szőke. 41. Dunaújváros, Mädchengrab (Kom. Fejér, Ungarn): 1 GÖ, vergoldete Bronze, stilisierte vegetabile Verzierung, Länge 5 cm; Bóna 1971, 175, Abb. 1: 2. 42.Ajdna nad Potoki (Gde. Jesenice, Slowenien), Höhensiedlung: 1 GÖ, Eisen, plastische geometrische Verzierung, Länge 7 cm; Ciglenečki 1994, Abb. 7: 12; Bitenc – Knific 2001, 96, Nr. 314. 43. Gradišče nad Bašljem (Gde. Preddvor, Slowenien), Burg: 1 GÖ, vergoldete Bronze, vegetabile Kerbschnittverzierung, Länge 9,35 cm; Bitenc – Knific 2001, 98, Nr. 322; Knific 2007, 323, fig. 2: 4. 44. Sv. Pavel nad Vrtovinom (Gde. Ajdovščina, Slowenien), Höhensiedlung: 1 GÖ, Eisen, plastische geometrische Verzierung, Länge 7,2 cm; Bitenc – Knific 2001, 102, Nr. 335. 45. Svete Gore (Gde. Bistrica ob Sotli, Slowenien), Höhensiedlung: 1 GÖ, Eisen, plastische Y-Verzierung, Länge 8 cm; Bitenc – Knific 2001, 104, Nr. 342. 46. Buzet – Mejica, Frauengrab 190 (Gespanschaft Istrien, Kroatien): 1 GÖ, Bronze; Marušić 1983, 180, Abb. 4. 47. Knin – Spas, Frauengrab 221 (Gespanschaft ŠibenikKnin, Kroatien): 1 GÖ, Eisen, Länge 9,5 cm, Ritzverzierung; Jelovina 1989, 151, Taf. XXI: 5. 48. Bribir (Gespanschaft Šibenik-Knin, Kroatien), nähere Fundumstände unbekannt: 1 GÖ, Eisen, Länge 9,7 cm; Petrinec 2009, 99, Abb. 141 oben. 49. San Vincenzo al Volturno (Reg. Molise, Italien), Kloster: 3 GÖ, Eisen, Länge ca. 7,8 cm (sie war zusammen mit einem Kreuzbeschlag Bestandteil eines Pferdegeschirrs), 8,6 cm und 9,5 cm; Mitchell 1994, 136, 145, fig. 8: c; 18: a, c. Literatur Baumeister, Martin, 1998: Grundsätzliche Überlegungen zur Rekonstruktion frühmittelalterlicher Schwertgehänge, in: B. Berthold et al. (Hrsg.), Zeitenblicke. Ehrengabe für Walter Janssen, Rahden/Westf., 157–197. 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