Frühgeschichtliche Zentralorte in Mitteleuropa herausgegeben von Jiří Macháček Šimon Ungerman Habelt-Verlag • Bonn Studien zur Archäologie Europas Band 14 herausgegeben von Joachim Henning, Achim Leube und Felix Biermann Verlag Dr. Rudolf Habelt GmbH • Bonn 2011 Frühgeschichtliche Zentralorte in Mitteleuropa Internationale Konferenz und Kolleg der Alexander von Humboldt-Stiftung zum 50. Jahrestag des Beginns archäologischer Ausgrabungen in Pohansko bei Břeclav, 5.-9.10.2009, Břeclav, Tschechische Republik herausgegeben von Jiří Macháček Simon Ungerman Verlag Dr. Rudolf Habelt GmbH • Bonn 2011 Gedruckt mit Unterstützung der Alexander von Humboldt-Stiftung, der Grantagentur der Tschechischen Republik, Projekt Nr. 404/09/J014 und dem Forschungsvorhaben der Masaryk-Universität, Nr. MUNI/4/0929/20 Umschlag: Břeclav-Pohansko, Luftbild. (Foto: Martin Gojda) ISBN 978-3-7749-3730-7 Ein Titeldatensatz ist bei der Deutschen Bibliothek erhältlich. (http://www.ddb.de) Copyright 2011 by Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn Die Bestattungen in Břeclav-Pohansko Alte und neue Ausgrabungen Renáta Při chy stal ová Abstract We have come across finds and funerary features at the Pohansko site since archaeological research began there in 1959. Up to the excavations in 2009, 904 numbered skeletal graves had been explored there, which belong chronologically to the 9th century. Apart from skeletal graves, in the southern part of the stronghold area 55 cremation graves from the Early Slavonic Period (6th-7th centuries) were investigated. This urn burial ground probably pertains to Early Slavonic settlements that have been uncovered in the north-eastern part of the fortified area. Pohansko is typified by its wide typological range of burial grounds. There is a classical graveyard surrounding the church, larger or smaller burial grounds, and some little areas composed of 2 to 4 graves. Solitary graves placed among the settlement features were also uncovered. It is very strange that at Pohansko so far no skeletal cemetery could be explored, which would be clearly separated from the profane residential area. The little burial grounds were part of settlement structures. This paper outlines the characteristics of these funerary features from both old and recent archaeological excavations. Keywords: Early Middle Ages; Great Moravia; stronghold; grave; burial ground. Kurze Geschichte der Ausgrabungen in Bŕeclav-Pohansko Auf Funde mit Bezug zu Bestattungen stößt man in Pohansko seit Anfang der archäologischen Forschung an dieser Fundstelle im Jahre 1959, organisiert von dem ehemaligen Institut für Vorgeschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität von J. E. Purkyné in Brno (heute Masaryk-Universität), unter der Leitung von František Kalousek und seinem Stellvertreter Borivoj Dostál. Dass es sich in der Tat um eine einzigartige Fundstelle handelt, haben bereits die ersten Grabungskampagnen bestätigt, in deren Verlauf folgende Flächen freigelegt wurden: der Herrenhof mit gemauerter Kirche und einem Gräberfeld, ein altslawisches Brandgräberfeld zusammen mit Bestat-tungs- sowie Siedlungsstrukturen aus dem 9. Jahrhundert, kleine Flächen in denbeiden Vorburgen im Nordosten und Süden; außerdem wurden auch die ersten Wallschnitte vorgenommen. In allen Grabungsschnitten konstatierten die Archäologen Grabverbände (Dostál 1970a). Die folgenden Grabungskampagnen erfassten an verschiedenen Stellen innerhalb oder außerhalb des befestigten Areals des Burgwalls hunderte weitere Gräber. Bis zur Saison 2009 untersuchte man in Pohansko 959 nummerierte Gräber (Tab. 1, Abb. 1). Diese Gesamtmenge umschließt auch 55 frühslawische Brandgräber (Macháček 1993), mit denen wir uns aber nicht ausführlich beschäftigen werden. Grabungsfläche Gesamt- Frauen Männer Kinder Uniden- Nicht Pferde- Gräber zahl der tifiziert erhalten bestat- mit Inven- Gräber tung tar (%) Kirchfriedhof 407 78 145 167 5 17 0 49% Herrenhof 16 1 3 11 2 0 0 50% Brandgräberfeld 32 6 5 12 9 0 2 47% Lesní školka 80 22 16 40 0 2 1 33 % Lesní hrud 34 8 2 25 1 0 1 30% Grabungsschnitt vor dem Jagdschloss 1 1 0 0 0 0 0 0% Wall 21 4 2 12 1 2 0 25% Osttor 17 4 3 10 0 0 0 27% Nordöstliche Vorburg 1 50 6 11 25 4 4 0 32% Nordöstliche Vorburg 2 36 0 0 22 14 1 0 28% Südliche Vorburg 205 41 28 101 42 2 1 42% Vereinzelte Gräber 5 2 0 2 0 1 0 20% Insgesamt 904 173 215 427 78 29 5 43 % Tab. 1. Bfeclav-Pohansko. Übersicht zu den untersuchten Gräbern im Burgwall und in dessen Vorburgen (Zustand bis zum Jahr 2009). 35 Renáta Přichystalová Abb. 1. Übersicht der untersuchten Flächen in Pohansko bei Břeclav in den Jahren 1959-2009. Legende: 1 - Herrenhof; 2 - Lesní školka (Waldbaumschule, sog. Handwerkerareal); 3 - sog. Brandgräberfeld; 4 - Lesní hrud (Waldparzen); 5 - Osttor; 6 - Grabungsschnitt vor dem Jagdschloss; 7 - nordöstliche Vorburg; 8 - südliche Vorburg; 9 -positive Oberflächenbefunde. Die Art der Gräberfassung Bestattungsareale und Gräber in Pohansko Die Einmessung der Ausgrabungen in Pohansko bezieht sich auf ein Grundnetz aus 5 x 5 m - Quadraten, orientiert nach den Haupthimmelsrichtungen, mit dem der ganze Burgwall samt Vorburgen überzogen ist. Das Quadratnetz teilt sich in einzelne Sektoren auf, die mit Großbuchstaben bezeichnet werden. Jeder Sektor umfasst eine Fläche von 100 x 100 Basisquadraten. Die Quadrate in den Sektoren sind mit Zahlen von 1 bis 100 nummeriert, und zwar in Meridianrichtung von Norden nach Süden und in Breitenkreisrichtung von Osten nach Westen (Kalousek 1971, 7). Die Aufnahme archäologischer Komplexe auf jeder untersuchten Fläche in Pohansko (auch bei einzelnen Wallschnitten) verlief und verläuft immer noch eigenständig, d.h. die Nummerierung von Objekten, Pfostengruben oder Gräbern beginnt immer mit der Zahl 1. Jede untersuchte Fläche besitzt also ihre eigene Nummerierung für die freigelegten Befunde. Falls zwischen einzelnen Grabungskampagnen an einer Fläche ein zeitlicher Hiatus entsteht, wird die Nummerierung der archäologischen Objekte in einer neuen Kampagne fortgeführt. Während der 50-jährigen archäologischen Forschung sind Bestattungsareale sowie einzelne Grabeinheiten von unterschiedlichem Charakter freigelegt worden. Ein großes Gräberfeld mit klar abgegrenztem Raum für die Bestattungsaktivität erfasste man nur im Umfeld der christlichen Kirche, die zu dem mit einer Palisade umgebenen Herrenhof im Nordwestteil des Burgwalls (Abb. 2) gehörte. Auf dem Gräberfeld rund um die Kirche wurden 407 Gräber freigelegt (Kalousek 1971), d.h. beinahe die Hälfte aller in Pohansko entdeckten großmährischen Bestattungen. Mittelgroße Bestattungsareale (20 bis 50 Gräber; Hanuliak 2004, 54) wurden z.B. in der südlichen Vorburg und im Areal des sog. Brandgräberfeldes untersucht (Abb. 3; 9). Kleine Begräbnisplätze (bis zu 20 Gräber; Hanuliak 2004, 54) gab es innerhalb sowie außerhalb der befestigten Anlage, überall dort, wo eine größere Fläche freigelegt wurde: z.B. während der Untersuchung der beiden Vorburgen, beim Abdecken des sog. Handwerkerareals in der Flur Lesní školka (Waldbaumschule), Lesní hnid, oder im Terrain rund um die Wehrmauer (Abb. 1). Gruppen von zwei bis vier Gräbern 36 Die Bestattungen in Břeclav-Pohansko. Alte und neue Ausgrabungen oder einzelne Gräber erfasste man auf allen untersuchten Flächen. Vereinfacht gesagt, besteht bei jedem neuen Grabungsschnitt in Pohansko eine große Wahrscheinlichkeit, dass das Forschungsteam wenigstens ein Grab entdeckt. So verschieden die untersuchten Bestattungsareale in Pohansko sind, so vielfältig sind auch die Bestattungssitten. Der vorherrschende, reguläre Ritus ist die Bestattung in gestreckter Rückenlage und in einer Grabgrube. Daneben kommen Bestattungen in Bauchlage, Hockergräber, mehr oder weniger pietätvolle Bestattungen in Siedlungsobjekten oder auch regellose „Bestattungen" wie nach einem Unglücksfall vor. Das Hauptkriterium für die Gliederung der absichtlichen Deponierung von menschlichen Überresten in einem Objekt/einer Grabgrube besteht darin, ob eine rituelle Handlung damit verbunden war oder nicht. Zu den rituellen Deponierungen gehören die Fundkontexte, die auf die damalige Bestattungsart verweisen, d.h. die Gräber innerhalb der Bestattungsareale oder vereinzelte Gräber, die aber gewisse rituelle Voraussetzungen erfüllen (Grabgrube, Konstruktionselemente oder ein Sarg, die übliche Niederlegungsposition, Grabbeigaben). Zu Bestattungen, die auf irgendeine Form des Rituals hindeuten, das für die damalige Gesellschaft wichtig war, zählen wir auch die Deponierungen in einer außergewöhnlichen, besonderen Körperlage (auf der Seite, in Bauch- oder Hockerlage). Solche Individuen können in einer klassischen Grabgrube liegen, oder es wurde für sie ein Platz im Kontext einer Siedlungs- oder Wirtschaftsaktivität gewählt: Wohnbauten, sog. Getreide- oder Vorratsgruben oder andere heute nicht mehr spezifizierbare Objekte. Auch in solchen Fundverbänden findet man Grabbeigaben oder die Andeutungen von irgendeinem Ritual, das bei der Bestattung durchgeführt wurde (Drozdová - Šedo 2004). Dieser archäologisch erkennbare Akt kann als ein positives oder positivwirkendes Ritual interpretiert werden - nach dessen Vollzug erwartet die Gesellschaft nämlich eine echte Auswirkung (z.B. das Menschenopfer zur Abwendung einer Kriegsdrohung, einer Seuche oder einer Missernte; Niederle 1924, 237-238; Procházka 1958, 157-158). Im Gegensatz dazu standen andere rituelle Handlungen, mit denen die Hinterbliebenen versucht haben, negative Aktivitäten der Toten zu verhindern. In diesem Fall sprechen wir von Schutz- oder Abwehrritualen. Am meisten begegnen wir ihnen bei den Bestattungen der „Untoten" /Vampire, bei denen sich die Hinterbliebenen bemüht haben, die Rückkehr des Verstorbenen in die Welt der Lebendigen zu verhindern (etwa durch Fesseln der Gliedmaßen, „Versteinung" des Kopfes, der Brust und der Füße, oder die Bauchlage; Krumphanzlová 1961; Lutovský 2001, 344-345). Der andere Typ der Deponierung menschlicher Überreste ist nicht mit rituellen Handlungen verbunden, wie die Niederlegung in einem ausgedienten Grubenobjekt oder auf der Oberfläche, ohne jede Abdeckung. Auf diese Weise entdecken die Archäologen auch die Opfer von Straftaten oder anderen Akten der Gewalt (Krejsová - Vachüt - Hejhal 2008; Přichystalová 2010). Das menschliche Skelett kann im Fundkontext eines Zerstörungshorizon- tes stehen; so könnte der Mensch durch einen unglücklichen Zufall bei einer Katastrophe (Brand, Einsturz eines Baus) gestorben sein und sein Körper blieb unbestattet an der Stelle des Unfalls liegen (Dostál 1975, 302-304; Kalousek 1955, 20-21; Tomková 2003, 586). In Pohansko registrieren wir beinahe alle oben erwähnten Deponierungsformen menschlicher Überreste. Die meisten Individuen wurden in Grabgruben im Rahmen der Bestattungsareale beigesetzt, in klassischer Lage auf dem Rücken, mit den Armen längs des Körpers, im Schoß gekreuzt oder in anderen Variationen der Position der oberen Extremitäten gegenüber dem Oberkörper (ein Arm gestreckt und der andere in rechtem Winkel über die lumbalen Wirbel gelegt, die Arme über der Brust gekreuzt, eine Hand auf den Schoß gelegt und die andere neben dem Körper u.a.). Individuen in außergewöhnlicher Lage, wie z.B. auf der rechten bzw. linken Seite oder in Hockerlage, wurden sowohl in Grabgruben als auch in Verfüllungen von Siedlungsobjekten entdeckt. Hocker in Grabgruben dokumentierte man z.B. auf dem sog. Brandgräberfeld - ein Kind im Grab 31 (Dostál 1982, Abb. 2: 31), in Lesní školka - ein Kind im Grab 31 (Dostál 1982, Abb. 5:31), oder in der nordöstlichen Vorburg - eine alte Frau im Grab 16 (Dostál 1970a, Abb. 4: 13). Individuen in außergewöhnlicher Lage innerhalb von Siedlungsobjekten entdeckte man bei den Ausgrabungen in der Flur Lesní hnid-ein Kind im Objekt 19 (Přichystalová 2010, Abb. 4) oder ein Kind in Hockerlage ohne erkennbare Grabgrube, bestattet in der Verfüllung des Objekts 6 in der südlichen Vorburg (Vignatiová 1992, Taf. 4). Die Niederlegung des Verstorbenen in einem Siedlungsobjekt ist in Pohansko jedoch viel seltener als eine außergewöhnliche Lage des Individuums in der klassischen Grabgrube. Zum Beispiel erfasste man in der südlichen Vorburg 17 Skelette in Sonderlagen (von insgesamt 205 Gräbern): 12 von ihnen gehörten zu Individuen in Grabgruben, viermal waren die Skelette in einem Siedlungsobjekt beigesetzt und in einem Ausnahmefall handelt es sich um eine wohl nicht rituelle, sondern nur nachlässige Niederlegung des Verstorbenen (siehe unten; Přichystalová 2010, Abb. 2). Heutzutage sind wir nicht imstande, genau zu entscheiden, ob es einen grundsätzlichen Bedeutungsunterschied zwischen der Deponierung eines Verstorbenen in unkonventioneller Lage in ein Grab bzw. Objekt gegeben hat. Es läuft sogar eine kontroverse Diskussion darüber, ob die Hinterbliebenen diese Bestattungen ausschließlich für die Verstorbenen mit negativer gesellschaftlichen Stellung organisiert haben (sog. anti-vampirische Maßnahmen, um die schädliche Auswirkung auf das Leben der Gemeinschaft zu verhindern), oder ob auf diese Art auch Individuen mit hohem positiven Status bestattet werden konnten (Mitglieder der obersten Gesellschaftsschicht, anerkannte Autoritäten in profanem sowie sakralem Sinn, z.B. Verlegung und sekundäre Deponierung der Skelettreste von bedeutenden Mitgliedern der Kommunität - im Mittelalter typisch für die Manipulation mit Skelettresten der Herrscher oder Heiligen). In Pohansko wurden auch menschliche Skelette freigelegt, die wir mit einem unglücklichen Zufall oder plötzlichen Tod in Verbindung bringen. Aus uns unbekannten Gründen hat der Tote keine reguläre Bestattung bekom- 37 Renáta Přichystalová men. Es handelt sich also nicht um stichpunktartige Gräber, sondern um primäre Todesorte. Im Jahre 1963, während der archäologischen Ausgrabung an der Stelle des Herrenhofs, entdeckte man am Südrand der freigelegten Fläche das Objekt 87. Es war ein längliches, trapezförmiges, zweiräumiges Grubenhaus, bereits außerhalb des mit einer Palisade umgebenen Areals des Herrenhofs gelegen Postal 1975, 302-304, Taf. 6; VII: 3). Der Grabungsleiter nahm an, das Objekt wäre gewaltsam zerstört worden. Die Annahme einer Katastrophe, von der die Bewohner dieser Hütte betroffen waren, basiert auf dem Fund eines menschlichen Skelettes in Hockerlage, mit beiden Händen vor dem Gesicht, „als ob sich der Verstorbene vor etwas schützen wollte". Das Skelett eines erwachsenen Mannes (?) lag an der Stelle des vorausgesetzten Eingangs auf dem Boden des Objekts. In der Füllung der südlichen Hälfte des Grubenhauses erwähnt B. Dostal noch vier Skelette von Haustieren in anatomischer Lage. Es handelte sich um die Skelette eines Pferdes, eines Rindes (Kuh?) und um zwei Skelette von kleineren Säugetieren, vermutlich von Schafen/Ziegen. Das Skelett von einem anderen Kleintier, vermutlich ein Hund, wurde beim Entnehmen der Füllung im nördlichen, d.h. dem tieferen Teil des Grubenhauses entdeckt. Ein weiteres Menschenskelett in außergewöhnlicher Lage, bei dem es sich offensichtlich um keine Bestattung handelte, entdeckte man im Jahre 1966 bei der Untersuchung des Wallkörpers. Es handelte sich um den Grabbefund 1/V-XI. Unterhalb der zusammengestürzten und abgebrannten Balken der Innenwand der Wehrmauer im Nordostteil des Burgwalls fand man unvollständige Skelettreste von einem juvenilen Individuum (14-15 Jahre alt, Geschlecht unbestimmt; Drozdovä2005,68). Das Skelett lag auf der linken Seite, mit dem Kopf nach Nordwesten und mit dem Gesicht auf die Wehrmauer gerichtet. Einige Knochen trugen Brandspuren (Dostal 1982, 155, Abb. 8: 2; Dresler 2008, 228, Abb. 210, 214). Das Skelett befand sich auf dem ursprünglichen Begehungsniveau und war mit verkohlten Stücken der hölzernen Innenwand überdeckt. Das Individuum wurde höchstwahrscheinlich zum unglücklichen Opfer eines Kampfes im Zusammenhang mit einem Angriff auf den Burgwall. Sein Körper wurde anschließend mit der durch Feuer zerstörten Wehrmauer überdeckt. Das dritte Beispiel eines archäologischen Befundes, bei dem es sich nicht um Überreste von Bestattungsritualen handelt, repräsentiert das Skelett von einem etwa 35-40-jährigen Mann aus der südlichen Vorburg. Im Jahre 1977 wurde im Wohnobjekt 205 das Skelett JP/129 entdeckt (Pfichystalovä 2010, Abb. 1, 2). Es handelt sich um eine pietätlose Deponierung eines erwachsenen Mannes in Bauchlage, hingelegt oder vielleicht nur hingeworfen in die Verfüllung eines ausgedienten Grubenhauses. Eine Grabgrube wurde in der Objektfüllung archäologisch nicht erfasst. Das männliche Skelett lag 11 bis 15 cm über dem Boden des Wohnobjektes, mit dem Kopf auf den Überresten eines Steinofens. Der Mann mag das Opfer einer Straftat gewesen sein, oder er wurde möglicherweise für irgendeine Verletzung der damaligen Gesellschaftsnormen verurteilt und ohne Recht auf angemessene Bestattungsrituale hingerichtet. Der Herrenhof - das Gräberfeld rund um die Kirche (Abb. 2) Während der Grabungskampagnen von 1958-1965 untersuchte man rund um das gemauerte Sakralgebäude 407 Gräber (Abb. 2). Die Kirche und die Gräber befanden sich in einem speziellen, umfriedeten Areal im Nordostteil des Herrenhofs. Nachdem die begrenzte Fläche zwischen den Kirchenmauern und der Umhegung ausgefüllt war, haben sich die Gräber offenbar in Richtung der Palisaden des Herrenhofs und auch jenseits davon ausgebreitet. Ungefähr 3 5 bis 50 m südöstlich der Kirche, vorwiegend schon hinter der jüngeren Hauptpalisade, die den Herrenhof von der Fläche des Burgwalls abtrennt, befanden sich zwei kleinere Gräbergruppen. Die Gruppe nahe der Kirche umfasste etwa 40 Gräber, die andere etwa 20 Gräber. Die beiden Gruppen umsäumen den Eingang in den Herrenhof und bilden höchstwahrscheinlich eine selbständige Struktur. Die Gräber waren größtenteils an der Längsachse der Kirche orientiert, d.h. SW-NO (bzw. NO-SW) - dies betrifft 315 Gräber (bzw. ein Grab). Die klassische Orientierung nach W-0 wurde auf dem Gräberfeld rund um die Kirche nur in 34 Fällen registriert. Diese Gräber konzentrierten sich meistens im Nordteil des Gräberfeldes. Sie fallen höchstwahrscheinlich erst in die Endphase der Besiedlung des Burgwalls, d.h. irgendwo an die Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert. Beim Durchsieben der Verfüllung von Grab 75 (A8-57/58) entdeckte man einen massiv silbernen, S-förmigen Schläfenring. Dieser Fund bezeugt indirekt die andauernde Belegung des Gräberfeldes auch in der Zeit nach der Zerstörung des Kirchengebäudes (Kalousek 1971, 60-61, Abb. 75). Andere Orientierungen sind selten. Skelette mit dem Kopf nach NW erfasste man in 28 Fällen, nach SO nur in drei Fällen. In 28 Fällen waren die Skelettüberreste dermaßen gestört, dass man weder die intentionale Körperlage noch die Orientierung des Kopfes rekonstruieren konnte. Nach den letzten anthropologischen Analysen legte man in die Gräber von 78 Frauen, 145 Männern, 167 Kindern und Jugendlichen frei. Fünf Individuen blieben unbestimmt und von 14 Individuen ist kein osteologisches Material erhalten geblieben. Grabbeigaben wurden bei 200 Komplexen registriert, d.h. bei 49 % der Gräber auf dem Bestattungsplatz. Es handelt sich um Gegenstände, die zur Kleidung oder Kriegerausrüstung gehörten, um Schmuck oder die Objekte mit Bezug auf Bestattungsrituale (z.B. das Vorhandenseineines Gefäßes). Sie wurden in 45 Frauen-, 85 Männer- und 69 Kindergräbern und bei einem unbestimmten Individuum gefunden. Auf Grund der Lage innerhalb der Befestigung des Herrenhofs, zudem noch rund um ein Sakralgebäude, und auch anhand der Gegenstände aus einzelnen Gräbern interpretieren wir das Gräberfeld als den letzten Ruheplatz der Herren dieses Burgwalls, ihres Gefolges und anderer Mitglieder der Gemeinschaft, die im 9. Jahrhundert in Pohansko gelebt hat. Die größte Bedeutung unter den Grabfunden aus dem Raum rund um die Kirche haben vier Schwerter (Gräber 26, 65, 174, 257; Kalousek 1971, 39, Abb. 26; 55, Abb. 65; 111-114, Abb. 174; 149-152, Abb. 257) und 49 Sporen (im Grab 343 fand man nur ein Fragment des Bügelarms 38 Die Bestattungen in Bfeclav-Pohansko. Alte und neue Ausgrabungen Břeclav - Pohansko Velmožský dvorec Výzkum 1959 -1965 S 24 23 22 21 20 19 17 16 15 : 14 I 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 100 99 98 Abb. 2. Bfeclav-Pohansko. Der Herrenhof (nach Dostäl 1975, Abb. 3). Legende: 1 - Umrisse von Palisadengräben; 2 - Umrisse von eingetieften Objekten; 3 - Umrisse von Grabgruben; 4 - vermutliche Umrisse von Grabgruben; 5 -vorausgesetzte Grundrisslinien von oberirdischen Bauten; 6 - Fundamente der Kirche und der Sockelmauern mit Mörtel; 7 - Steine; 8 - einfache Feuerstellen; 9 - Lehmputz; 10 - Hüttenlehmbrocken; 11 - Steinofen; 12 - Einzelfunde von ganzen Gefäßen. mit Nietplatte; Kalousek 1971, Abb. 3 43: 3) - diese Funde verweisen auf die Anwesenheit einer Militärtruppe, die eng verbunden mit der obersten sozialen Schicht in dem Burgwall war. Aus Frauengräbern sind goldene, silberne oder vergoldete bronzene/kupferne Ohrringe vom sog. Veligrad-Typ geborgen worden, die den prunkvollsten großmährischen Schmuck repräsentieren. Zum Beispiel lagen im Grab 99 neben dem Schädel drei Paare Ohrringe 39 Renáta Přichystalová (silberne Ohrringe mit sieben Bommeln, silberne Traubenohrringe und silberne Körbchenohrringe; Kalousek 1971, Abb. 99: 1-6). Das Grab 158 war vermutlich das reichste Frauengrab überhaupt. Die in einem Sarg bestattete junge Frau hatte zwischen den Knien einen Stoff- oder Lederbeutel, in dem sich zwei Paare silberner Kettchenohrringe, ein Paar silberner Körbchenohrringe, ein Paar kupferner vergoldeter Kugelknöpfe mit Palmetten und ein Paar von silbernen Kugelknöpfen mit gebuckelter Oberfläche befanden. An der rechten Hand trug sie einen massiven bronzenen vergoldeten Ring mit eingesetztem blauem Glas (Kalousek 1971, Abb .158). Auf dem Gräberfeld rund um die Kirche fand man in 34 Gräbern insgesamt 113 Ohrringe aus der Gruppe des Veligrader oder „byzantinischorientalischen" Schmucks (61 Traubenohrringe, 21 Bommelohrringe, 16 Körbchenohrringe, 10 Säulchenohrringe, vier Kettchenohrringe und einen Halbmondohrring). In den Frauen-, Männer- und Kindergräbern kam noch ein weiteres Element mit Bezug auf die großmährische Oberschicht vor, und zwar die Kugelknöpfe. Diese fand man in verschiedenen Größen, mit mannigfaltiger Verzierung und aus verschiedenen Edelmetallen gefertigt. Insgesamt wurden sie in 29 Gräbern gefunden (62 Exemplare). Obwohl die detaillierte Analyse der Gräber, ihres Inventars und der gesamten stratigraphischen und chronologischen Problematik bei weitem noch nicht abgeschlossen ist, kann man jetzt schon sagen, dass das Gräberfeld rund um die Kirche in seinen Hauptzügen in den Rahmen der anderen zeitgenössischen Bestattungsareale in der Nähe eines christlichen Sakralgebäudes hineinpasst. Der Herrenhof - das sog. Gräberfeld II und vereinzelte Gräber (Abb. 2) Als Gräberfeld II bezeichnete B. Dostál eine kleine Gruppe von acht Gräbern, die im lahre 1961 im Südteil der untersuchten Fläche freigelegt wurde, etwa 13 bis 20 m von der südöstlichen Palisadenwand aus der jüngeren Bauphase des Herrenhofs. Das Grab 6 liegt etwas außerhalb dieser Gruppe, es befindet sich direkt an der Palisade. Bis auf eine Ausnahme (Grab 8 mit Orientierung SO-NW) respektieren die Grabgruben mit ihrer Längsachse die Palisade und die Individuen darin sind auf die gleiche Weise orientiert wie die meisten Gräber aus dem Kirchengräberfeld - d.h. SW-NO (sechs Gräber; das Skelett im Grab 6 ist mit dem Kopf gegenseitig orientiert - nach NO). Das Grab 8 unterschied sich von den anderen Komplexen neben seiner Orientierung auch dadurch, dass es zwei Skelette enthielt. Das erwachsene Individuum A lag in gestreckter Lage auf dem Rücken. Der Schädel blieb nicht erhalten (eventuell zerstört durch Pflugarbeiten?). Neben der linken Wade des Individuums A lagen die Skelettreste vom Individuum B. Die Knochen waren nicht in anatomischer Lage (erhalten blieben nur der rechte Humerus, ein Schulterblatt und einige Wirbel), woraus man schließen kann, dass es sich vermutlich um zwei Bestattungen aus verschiedenen Zeithorizonten handelt. Die obenerwähnte Gruppe bestand nach der anthropologischen Bestimmung aus fünf Kindergräbern, dem Grab eines Erwachsenen von unbestimmbarem Geschlecht und der Doppelbestattung einer Frau (Skelett B) und eines Mannes (Skelett A) im Grab 8. Grabbeigaben fanden sich in zwei Kindergräbern und in dem Doppelgrab. Die Kindergräber enthielten insgesamt fünf Gold- bzw. Silberknöpfe, verziert mit Granulation oder mit getriebenem Pilanzenornament (Dostäl 1975, Abb. 35: 1-5). Acht der sog. vereinzelten Gräber (OH) sind rund um die Südecke des jüngeren Palisadenzauns innerhalb sowie außerhalb der Einfriedung des Herrenhofs verstreut. Vereinzelte Gräber sind am Anfang der Ausgrabungen in Pohansko selbständig nummeriert worden, so dass im Herrenhof die Nummern 4 bis 11 zu finden sind. Die vereinzelten Gräber OH1 bis 3 untersuchte man während der ersten Grabungsjahre in verschiedenen Teilen des Burgwalls - OH1 im Nordostteil des Burgwalls, OH2 im Grabungsschnitt 25 südlich von der kleinen Wasserfläche (zwischen dem Herrenhof und dem Brandgräberfeld) und OH3 ungefähr in der Mitte des Burgwalls neben einem Telefonleitungsmast. Die Gräber OH4, 8 und 10 befanden sich dicht an der Außenseite der Rinne der jüngeren Palisade. Die Gräber OH5, 7 und 9 waren in die Verfüllung der bereits aufgegebener Objekte eingetieft (OH7 - jenseits der Umhegung, OH5 und OH9 innerhalb der jüngeren Umhegung). Das Grab OH 11 lag an der Außenseite der Rinne des ebenerdigen Objekts 126, jenseits der Befestigung des Herrenhofs. Und beim Grab OH6 handelt es sich eigentlich um keine Bestattung im eigentlichen Sinne des Wortes. Das Skelett lag in Hockerlage mit gebeugten Armen und mit den Händen zum Gesicht angehoben in der Füllung der südlichen Ecke des eingetieften Objekts 87, außerhalb der Palisade (siehe oben). Nach B. Dostäl (1975, 302-303) handelt es sich um das Opfer einer Katastrophe, die mit dem Untergang des ganzen Objekts verbunden war. Die am Südrand des Herrenhofs Bestatteten respektierten in vier Fällen die überwiegende SW-NO-Orientierung, dreimal war der Schädel nach NW gerichtet und das Individuum in Sonderlage aus dem Objekt 87 war mit dem Kopf nach S orientiert. Die vereinzelten Gräber OH4 bis 11 aus dem Raum des Herrenhofs enthielten ausschließlich die Skelettreste von Männern und Kindern (drei Männer, fünf Kinder). Von den sieben tatsächlichen Bestattungen enthielten ein Kindergrab und zwei Männergräber Beigaben. Es handelt sich um chronologisch unempfindliches Material (Eisenpfriem, Messer, Schafschere, Schelle, kugelförmiger Glasknopf), typisch für die durchschnittlich bis arm ausgestatteten Gräber des ausgehenden 9. lahrhunderts. Die Grabausstattung auf dem sog. Gräberfeld II weist auch bei den vereinzelten Gräbern gewisse Vermögensunterschiede zwischen den bestatteten Personen auf. Es fehlen hierjedoch völlig die Frauengräber. Keines der Männergräber enthielt irgendwelche charakteristischen Attribute der Krieger- oder Reiterbestattungen. Die Orientierung der Gräber ist nicht einheitlich und die Gräber im Ganzen bilden keine geschlossene Struktur. B. Dostäl (1975,112) nimmt an, dies könnte die Begräbnisstätte einer sozial gering gestellten, vielleicht noch heidnischen Gruppe von Menschen gewesen sein, die an gewisse Tätigkeiten im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Leben des Herrenhofs gebunden war. Die gleiche soziale Schicht ver- 40 Die Bestattungen in Bfeclav-Pohansko. Alte und neue Ausgrabungen 25 50 m Legende + Brandgrab I I Grabgrube I I Objekt I / I Rinne _] Erforschte Fläche Quadratnetzwerk 5x5m Abb. 3. Bfeclav-Pohansko. Die Fläche bezeichnet als Brandgräberfeld (Nummerierung - bei den Gräbern und Objekten, die im Text ausführlicher beschrieben sind). mutet er auch im Fall der zwei größeren Gräbergruppen an der Nordostwand der jüngeren Palisade, die den Eingang in den Herrenhof umsäumen (siehe oben). Das sog. Brandgräberfeld (Abb. 3) Es handelt sich um eine Fläche im Südteil des Burgwalls, etwa 150 m nordöstlich des Liechtensteiner Jagdschlosses. Mit den Ausgrabungen an dieser Stelle begann man schon im Jahre 1961, als hier ein altslawisches Brandgräberfeld mit 55 Gräbern entdeckt wurde. Die großmährischen Körpergräber sind jedoch erst während der 1967-1968 und 1972-1973 freigelegt worden. Die meisten von ihnen konzentrieren sich im Ostteil der untersuchten Fläche (26 Gräber). Die übrigen sechs Gräber sind im südwestlichen Teil des Grabungsschnittes verstreut - die Gräber 27 und 29 kann man als vereinzelte Gräber bezeichnen und die Gräber 30 und 31 bzw. 28 und 32 bilden zwei gleichartig orientierte Grabpaare. Das erste von ihnen ist nach NW gerichtet, das zweite nach S W. Eine interessante Situation registrieren wir bei Grab 32 - in einem relativ flachen Grab (die Grabgrube 41 Renáta Přichystalová wurde nicht erkannt) lag ein etwa 13-jähriges Mädchen auf dem Rücken. Im linken Teil der Brust, im Bereich des Ellbogens, fand man die Überreste einer Pfeilspitze mit dreieckiger Schneide, verjüngtem Hals und Tülle (Dostal 1982,145, Abb. 3:19). Die intentionale Niederlegung von Militaria oder Elementen der Reiterausrüstung in die Gräber ist in Pohansko an das Gräberfeld rund um die Kirche gebunden, an die südliche Vorburg und jetzt auch an das Gräberfeld rund um die Reste einer Rotunde in der nordöstlichen Vorburg. Mit gewisser Vorsicht könnten wir in diesem Fall wohl behaupten, dass das Kind mit dem Pfeil erschossen wurde. Diese Vermutung müsste aber durch eine neue anthropologische Analyse exakt nachgewiesen oder widerlegt werden. Die 26 Gräber aus dem Ostteil der untersuchten Fläche bilden zwei selbständige, auf den ersten Blick voneinander unterscheidbare Gruppen. Die östlichste Gräbergruppe (Gr. 12 bis 17,19,21,26 - insgesamt neun Gräber) ist mit ihrer Längsachse nach SW-NO orientiert. Die Verstorbenen wurden jedoch vorwiegend mit dem Kopf nach NW gelegt (sechsmal). Trotz einer dichten mittelburgwallzeit-lichen Siedlungsbebauung haben die Gräber und die Siedlungsobjekte einander in keinem einzigen Fall gestört. In den Grabgruben lagen fünf nicht identifizierte Individuen - ein Mann, eine Frau und zwei Kinder (bei dem unidenti-fizierten Skelett im Grab 13 handelt es sich vermutlich um einen Mann, nach dem Feuerstahl und Feuerschlagstein neben dem linken Handgelenk). Grabbeigaben wurden in insgesamt fünf Gräbern gefunden (eine Frau, zwei Kinder und zwei unidentifizierte Individuen). Eine erhöhte Aufmerksamkeit verdient das Grab 17: Es enthielt ein etwa 6-jähriges Kind, ausgestattet mit einer Halskette aus 39 Perlen und einem spätawarischen, gegossenen und durchbrochenen Bronze-Anhänger, verziert auf der Sichtseite mit S-förmigem Rankenmotiv. Unter dem linken Schlüsselbein entdeckte man einen ellipsoiden Glasknopf und am rechten Fuß ein breites, situlenförmiges Gefäß mit konisch abgeschnittenem Rand, verziert mit einer Kammwellenlinie über einem Kammstrichband (Dostal 1982, Abb. 3: 22-26). Die reiche Ausstattung des Kindergrabes ist einzigartig im Rahmen der gesamten untersuchten Fläche des sog. Brandgräberfeldes. Die andere geschlossene Gruppe von 17 Gräbern wurde etwa 5-10 m südwestlich der obengenannten Gruppe untersucht (Gr. Ibis 11,18,20,22 bis 25). Bis aufeine Ausnahme waren alle Gräber NW-SO orientiert. Ein Grab am südöstlichen Ende der Gruppe war entgegengesetzt orientiert, d.h. mit dem Kopf nach SO. Es handelte sich um einen ungefähr 14-jährigen Jugendlichen in rechter Hockerlage, der linke Arm in Richtung Knie gestreckt, der rechte Arm gebeugt und die Hand unter den Schädel gelegt (ohne Grabbeigaben). Die Gräber bildeten dicht liegende Reihen, NW-SO-orientiert. Anhand der anthropologischen Beurteilung umfasste diese Gruppe drei Männer, vier Frauen und sechs Kinder. Bei vier Individuen konnte man weder das Alter noch das Geschlecht bestimmen. Neun Gräber wiesen Beigaben auf (zwei Männer, drei Frauen, zwei Kinder und zwei unidentifizierte Individuen). Interessant im Hinblick auf das Grabinventar ist das Grab 1 (Dostal 1982, Abb. 3:1-3). Im Grab eines alten Mannes (60 Jahre oder älter) befand sich auf der linken Seite unter dem Becken ein Messer und über der linken Hüfte lag ein anderes Messerfragment. Beim linken Knöchel entdeckte man drei Fragmente vom Arm eines Eisensporns mit Nietplatte mit drei Nieten in einer Rille. Dies ist eine der wenigen Ausnahmen in Pohansko, wo ein Element mit Bezug auf Reiterei außerhalb des Kirchengräberfeldes oder der spezifischen Kontexte der südlichen oder nordöstlichen Vorburg vorkommt. Einige Gräber haben die Verfüllungen von älteren mittelburgwallzeitlichen Siedlungsobjekten gestört oder waren sogar direkt in sie eingetieft. Z. B. wurde das Objekt 34 gleich durch zwei Grabgruben geschnitten (Gr. 11 und 18), die Füllung des Objekts 32 war vom Grab 7 gestört, die Grabgrube 8 war in die Füllung des länglichen Objekts 37 eingetieft und auch die Gräber 9 und 10 störten dieses Objekt mit ihren kürzeren NW-Seiten. B. Dostál (1982, 136-137) vermutete anhand seiner Terrainbeobachtungen und der Zusammensetzung der Grabbeigaben (die jedoch in chronologischem Sinn nicht ausgeprägt ist), dass die erste, östlicher gelegene Gräbergruppe älter ist, denn sie hat die Siedlungsobjekte nicht gestört und konnte mit ihnen zeitgleich sein. Die südliche Gruppe dagegen hat die Siedlungsobjekte nicht respektiert und die Gräber störten einzelne Objekte. Außerdem sieht es so aus, als ob das nordwestliche Ende des kleinen Gräberfeldes fließend an das nur 4 m entfernte kreisförmige (heidnische) Kultobjekt 28 anknüpfen würde, welches zu den jüngsten Bauten in Pohansko gehört und erst an den Anfang des 10. Jahrhunderts datiert wird (Dostál 1968; Macháček - Pleterski 2000). Eine gegenseitige Störung der Gräber wurde jedoch nicht beobachtet. Das Vorhandensein oder Fehlen einer Überschneidung mit Siedlungsobjekten kann zufällig sein und auch das Grabinventar gibt uns keine klare Antwort, deswegen können wir die Gleichzeitigkeit oder Ungleichzeitigkeit der beschriebenen Gräbergruppen nicht nachweisen. Lesní školka (die Waldbaumschule) - das sog. Handwerkerareal (Abb. 4) Die Ausgrabungen in der nordöstlichen Ecke des Burgwalls, im Areal der ehemaligen Waldbaumschule, verliefen in mehreren Etappen und umfassten auch die Grabungsschnitte durch die Befestigung. Die Forschung begann schon im Jahre 1961 und endete erst 1990, abgesehen von der Nachuntersuchung eines Brunnens - Objekt 203 - aus dem Jahre 2001, die Proben für die den-drochronologische Datierung gewinnen sollte (Macháček 2005, 106). Im Laufe der 17 Grabungskampagnen entdeckte man 80 Gräber. Diese waren auf der ganzen Fläche verstreut, entweder in kleinen Gruppen, oder als vereinzelte Gräber zwischen der Siedlungsbebauung (Macháček 2002; 2007). Die Nummerierung der Gräber ist ziemlich kompliziert. Im Jahre 1961 wurde das Grab 1 freigelegt. Beim Digitalisieren der Daten der Ausgrabungen in der Mitte der 1990erwurde das Grab als labezeichnet, denn im Jahre 1968 begann man wieder von 1 zu nummerieren, so dass das erste Grab der Saison die Nummer 1 erhielt. Im Laufe der letzten Grabungskampagne im Jahre 1990 sind acht Gräber untersucht worden und das letzte bekam 42 Die Bestattungen in Břeclav-Pohansko. Alte und neue Ausgrabungen Abb. 4. Břeclav-Pohansko, Lesní školka - das sog. Handwerkerareal (mit Nummerierung der Gräber und Objekte, die im Text ausführlicher beschrieben werden). 43 Renáta Přichystalová die Bezeichnung Gr. 78. Aus der Nummerreihe ist jedoch die Nummer 62 ausgefallen (vermutlich aus Versehen). Zu der Gesamtzahl der Gräber aus Lesní školka gehören auch die sog. vereinzelten Gräber (OH) 12 und 13, die im Jahre 1969 untersucht wurden. Weitere 14 Gräber untersuchte man im Nordostteil des Burgwalls in den Grabungsschnitten, die quer durch den Wallkörper geführt wurden (Schnitte R03, RH, R14 und R15). Mit diesen Komplexen beschäftigt sich ein eigenes Kapitel. Genauso wie auf dem sog. Brandgräberfeld registrieren wir auch in Lesní školka kleine Gräberfelder, verstreute Gruppen von jeweils zwei bis vier Gräbern, oder vereinzelte Gräber zwischen der Siedlungsbebauung oder in Überschneidung mit Objekten (sie stören die Objekte selbst oder sind in ihre Füllungen eingetieft). Die größte Gruppe, bestehend aus 18 Grabverbänden mit 19 Individuen, entdeckte man an der östlichen Kante des Grabungsschnittes im Sektor B zwischen den Quadraten 59-64 (X-Achse) und 77-80 (Y-Achse). Die Gräber 38 bis 55 bildeten vier kurze Reihen, orientiert in Richtung W-0 (SWW-NOO). Zwei Gräber (38 und 41) waren mit dem Kopf nach NNW gerichtet. Auf diesem kleinen Gräberfeld waren 10 Kinder, sechs Männer und zwei Frauen beigesetzt. Grabausstattung wurde nur in zwei Gräbern gefunden. Das Kindergrab 42 mit zwei Skeletten (Individuum A - etwa 5 Jahre alt, Individuum B - Infans II im Allgemeinen) enthielt ein Eisenmesser und einen Holzeimer (Dostál - Vignatiová 1987, Abb. 18:1,8). Der Mann im Grab 40 hatte neben seinem rechten Fuß verschiedene Gegenstände: ein Eisenmesser, eine Bronzespitze, Glas, Feuersteinabschläge, einen einfachen röhrenförmigen Beinbehälter (Dostál - Vignatiová 1987, Abb. 18: 2-7). Die ganze Gruppe ist vermutlich jünger als die Bebauung in der nächsten Umgebung, denn sechs Grabgruben stören die Gruben von fünf Siedlungsobjekten. Etwa 50 m südlich des beschriebenen Gräberfeldes, in der südöstlichen Ecke der freigelegten Fläche, befindet sich eine Gruppe von acht Gräbern (Gr. OH12, OH13, Gr. 70 bis 72, 76 bis 78). Bei den Gräbern dominiert wieder die W-O-Orientierung. Nur ein Kindergrab (77) ist N-S-gerichtet. Das gegenseitige Verhältnis zwischen den halbwüchsigen und erwachsenen Individuen ist aber ziemlich abweichend von der vorangehenden Gruppe. Anhand der anthropologischen Bestimmung waren hier sechs Erwachsene (ein Mann und fünf Frauen) und nur zwei Kinder im Alter von etwa zwei bis sechs Jahren bestattet. Grabbeigaben registrierte man bei den beiden Kindern und bei einer der Frauen - Gr. 71. Sehr interessant ist die Fundsituation im Grab eines zweijährigen Kindes (Gr. 70) - an seinem Kopf stand ein Gefäß und neben dem rechten Arm lag das Skelett einer Katze (Dostál -Vignatiová 1993, 88, Taf. 16: 9). Das Grab 72 zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Lage des Skelettes aus, denn die junge Frau war in rechter Hockerlage bestattet. Ungefähr in der Mitte der freigelegten Fläche im Areal der Waldbaumschule entdeckte man eine weitere Gruppe, bestehend aus acht Gräbern (Gr. 1 bis 6, 8, 9). Dieses kleine Gräberfeld war auf einem freien Platz zwischen den Siedlungsobjekten gelegen. Die Gräber mit einheitlicher Orientierung nach NW-SO bildeten einen dreieckigen Grundriss (in drei Reihen von je fünf, zwei und einem Grab). Bemerkenswert ist die Alterszusammensetzung der Bestatteten, denn alle acht waren Kinder. Im Grab 5 war ein etwa 15-jähriges halbwüchsiges Individuum männlichen Geschlechts bestattet, in den anderen Gräbern lagen Kinder im Alter von 9 Monaten bis 8 Jahren und jedes dieser Gräber enthielt ein Gefäß. Im Grab 8 entdeckte man sogar zwei Gefäße (auf der rechten Seite an der Schulter und neben dem Fuß; Dostal 1982, Abb. 6). Etwa 15m nordwestlich des kleinen Kindergräberfeldes befand sich eine Gruppe von fünf Gräbern mit uneinheitlicher Orientierung (Gr. 24, 26, 28 bis 30). Zwei Gräber waren SW-NO- (eine Frau, ein Mann), zwei NW-SO-orientiert (ein Säugling, ein Mann) und ein Grab war mit dem Kopf nach NO gerichtet (Kind, 8 Jahre alt). Alle Gräber enthielten Inventar, das typisch ist für die durchschnittlich bis unterdurchschnittlich ausgestatteten Gräber (Eisenmesser, ein eiserner oder bronzener Ring, ein Gefäß, ein knöcherner Pfriem/ein sog. Flechtstab u.a.; Dostäl 1982, Abb. 7: 2-11). Das Grab 29 hat Objekt 123 gestört. Die Gruppe ist räumlich relativ kompakt, aber die verschiedenartige Orientierung der Gräber und die Überschneidung mit einem Siedlungsobjekt setzt ein kleines Fragezeichen über die mögliche Gleichzeitigkeit der ganzen Gruppe. Die übrigen 41 Gräber sind auf der beinahe 19 000 m2 großen freigelegten und untersuchten Fläche der ehemaligen Waldbaumschule verstreut. Da die behandelten Gräber Teile von verschiedenen Siedlungsstrukturen repräsentiert haben, ist auch ihre Orientierung ziemlich unterschiedlich. Am meisten (neunmal) ist die Orientierung des Schädels nach SW vorgekommen. Acht Individuen waren NW-SO gerichtet, in sechs Gräbern waren die Verstorbenen mit dem Kopf nach Westen orientiert. Die anderen Orientierungen nach den Himmelsrichtungen (SSO-NNW, NNW-SSO, S-N, N-S, O-W) sind nur sporadisch vorgekommen. Auch wenn es sich um vereinzelte Gräber im Rahmen der Siedlungsbebauung handelt, wurde bei der Niederlegung der Verstorbenen fast immer in gestreckter Rückenlage bestattet. Eine außergewöhnliche Lage wurde nur dreimal registriert - ein Mann auf der linken Seite, eine Frau auf der rechten Seite und ein siebenjähriges Kind mit bronzenen Ohrringen in rechter Hockerlage (Dostäl 1982, Abb. 5: 31; 7:12-14). Grabbeigaben fanden sich noch in zwei weiteren Kindergräbern, in drei Frauen- und drei Männergräbern. Bemerkenswert ist Gr. 25 - die Bestattung eines 35-40-jährigen Mannes mit dem Kopf nach NNW im Nordwestteil der freigelegten Fläche. Der Verstorbene lag in gestreckter Lage auf dem Rücken mit den Armen längs des Körpers und war mit einem relativ reichen Inventar ausgestattet. Rechts des Schädels fand man das Schulterblatt eines Rindes, links davon eine eiserne verzierte Riemenzunge. Auf dem Becken befand sich der Dorn einer Gürtelschnalle und rechts von der linken Hand ein Messer, mit der Spitze zu den Füßen gedreht. Unterhalb des linken Radius und Femurs lag ein verzierter dreizipfliger Geweihbehälter. An beiden Füßen entdeckte man kleine eiserne Riemenenden - am rechten Fuß zungenförmig und am linken Fuß rechteckig (Dostäl 1981, Abb. 3). Diese Kombination, bestehend aus Elementen einer Gürtelgarnitur und dem Geweihbehälter verweist auf die Verbundenheit der bestatteten Person mit dem kulturellen Bereich des Kar- 44 Die Bestattungen in Bfeclav-Pohansko. Alte und neue Ausgrabungen Gr. 1 Gr. 2 □ X Wallschnitt XI 10 20 m Legende | Grabgrube | Objekt ~] Rinne ~J Erforschte Fläche Stirnmauerhaupt Abb. 5a. Bfeclav-Pohansko, WallschnittXI (RH) im Nordostteil der Befestigung. Legende ~] Grabgrube ~J Rinne | Objekt g>j%Sj Wall ~J Erforschte Fläche Abb. 5b. Bfeclav-Pohansko, Wallschnitte III (R03), XIV (R14) und 1977 im Nordostteil der Befestigung. 45 Renáta Přichystalová patenbeckens. Diese kleine Überlegung steht im Einklang mit der Ansicht von B. Dostál (1993, 48), der anhand der Erkenntnisse über die Gräber aus Lesní školka (armes oder gar kein Grabinventar, schwankende Orientierung, die Absenz einer regulären Nekropole) vermutet, dass die Gräber aus dem sog. Handwerkerareal Einwohnern mit niedrigem gesellschaftlichem Status gehört haben, die handwerklichen Arbeiten nachgingen. Die eingeladenen oder gefangen gehaltenen Handwerker könnten aus verschiedenen Teilen der damals bekannten Welt stammen. Und als Fremde, Leute mit abweichenden kulturellen Angewohnheiten oder mit niedrigem oder gar keinem gesellschaftlichen Status hatten sie kein Recht, auf dem Gräberfeld rund um die Kirche beigesetzt zu werden. Dies ist jedoch nur eine Sichtweise. Bei der Ansicht von einer anderen Seite müssen wir bestätigen, dass unter den 80 Gräbern nur viermal eine Sonderlage vorgekommen ist (Hockerlage auf der rechten oder linken Seite). Mehr als 90 % der Verstorbenen wurden in der damals üblichen pietätvollen Lage beigesetzt. 41 Gräber waren sogar mit dem Kopf in die im Frühmittelalter bevorzugte W-0 (SWW-NOO) Richtung orientiert. 26 Gräber (32,5 %) waren mit Beigaben ausgestattet. Alle diese Indizien deuten an, dass eine ausreichende Ehrenbezeigung gegenüber dem Verstorbenen nicht streng an das Kirchengräberfeld gebunden sein musste. Als gewisse Äquivalente können die kleinen Familiengräberfelder in der Nähe des Siedlungsraumes betrachtet werden. Auf diese Struktur stoßen wir in Pohansko in allen untersuchten Flächen. Wallschnitte ROI, R03, RH, R14, R18, R19 (Abb. 5a-5d) und das Gräberfeld am Osttor (Abb. 6) In unmittelbarer Nähe der Fortifikation wurden in den Wallschnitten 21 Gräber untersucht. Bei der Untersuchung des vorerst einzigen realen Eingangs in den Burgwall - am Osttor - entdeckte man ein kleines Gräberfeld bestehend aus 17 Gräbern. In unmittelbarer Nähe des Walls (Tores) registrierte man also 38 Grabkomplexe. Die Gräber in den Wallschnitten im Nordostteil der Burgwallbefestigung wurden in den Jahren 1965, 1966 und während der Grabungskampagnen 1975-1977 (Abb. 5a, 5b) entdeckt. Die Nummerierung der Gräber ist in jedem Schnitt selbständig und beginnt immer mit Nummer 1. Bis zum Jahre 1976 knüpft die Nummerierung an das vorangehende Jahr an (Gräber 8 bis 11 in Schnitt 14). Die Wallschnitte im Südteil des Burgwalls erfassten während der Grabungskampagnen 1962-1963 weitere fünf Gräber entlang der hölzernen Innenwand der ursprünglichen Fortifikation (Abb. 5d). Ein Grab war sogar in den Wallkörper eingetieft. Die vorerst letzte Untersuchung der Konstruktionselemente der Burgwallbefestigung verlief im Südostteil in den Jahren 2005-2007 und lieferte zwei Gräber, jedes von ihnen in einem anderen Grabungsschnitt (Abb. 5c). Die Gräber an der Wehrmauer oder in deren nächster Umgebung unterscheiden sich in ihrem Charakter nicht von den Grabverbänden auf den kleinen Gräberfeldern oder von den vereinzelten Gräbern auf den anderen un- tersuchten Flächen im Burgwall bzw. in den Vorburgen. Im Schnitt 14 wurde sogar eine Gruppe von acht Gräbern entdeckt (Gr. 1/R14 bis 8/R14), ergänzt um zwei Bestattungen aus den Ausgrabungen in Lesní školka (Gr. 14 und 15). Dieses kleine Gräberfeld in der östlichen Ecke der Innenfläche des Burgwalls bestand aus einem Männergrab, zwei Frauen- und sieben Kindergräbern. Die südwestliche Orientierung des Kopfes war dominant, zweimal ist die Orientierung nach SO und zweimal nach NW vorgekommen. Eine unkonventionelle Lage des Körpers konnte man nicht feststellen. Drei Gräber enthielten Grabbeigaben (eine Frau und zwei Kinder). Ein interessanter Fund stammt aus dem Kindergrab 6/R14. Bei der rechten Schläfe des etwa dreijährigen Kindes lagen sieben kleine eiserne ineinander gehakte Ringe mit einem Durchmesser von etwa 9 mm. Vermutlich handelt es sich um ein Fragment eines Kettenhemdes (Dostál 1982, Abb. 7: 15). Die Frage, welche Funktion oder Bedeutung dieses Objekt in einem Kindergrab besaß, bleibt vorerst unbeantwortet. Eine Gruppe von fünf Gräbern mit west-östlicher Orientierung wurde in Probeschnitten durch den Wall im Südteil der Fortifikation festgestellt. Entlang der inneren Wand der Wehrmauer erfasste man vier Gräber, überdeckt mit Wallversturz (beim Grab 4/R01 handelt es sich nur um einen Teil eines Kinderschädels). Die überlagernden Schichten oberhalb der Grabfüllungen waren intakt, deswegen nehmen wir an, dass die Gräber während der Nutzungszeit der Befestigungsanlage angelegt wurden. Nach dem Ende des Burgwalls und der Aufgabe der Wehrmauer überdeckte ihr anschließender Versturz die Gräber in unmittelbarer Nähe. Das Grab 5/R01 war in den Körper des Wallkerns eingetieft und befand sich höchstwahrscheinlich abseits der geschlossenen Struktur der Gräber 1/ROl bis 4/R01. Eine Grabgrube wurde nicht erkannt, der Verstorbene befand sich 3 0 cm oberhalb der verkohlten Reste der Wallkonstruktion. Es ist daher gut möglich dass dieses Individuum während des Auf baus der Wehrmauer bestattet wurde. Interessant ist auch die Geschlechtsbestimmung beim Individuum im Grab 5/R01. Die ursprüngliche Beurteilung von A. Lorencová identifizierte das Skelett als wahrscheinlich weiblich, die neue anthropologische Analyse des osteologischen Materials von E. Drozdová (2005, 68) dagegen bezeichnet das Individuum als männlich. Die Gruppe umfasste zwei Gräber mit Grabbeigaben und in beiden Fällen verdient das Grabinventar eine höhere Aufmerksamkeit. Das Kindergrab 1/ROl (W-0 orientiert) enthielt zwei bronzene Ohrringe mit röhrenförmigem Anhänger aus zusammengerolltem Blech, das Fragment eines weiteren bronzenen Ohrrings, eine Halskette aus neun Glasperlen und zwei Gefäße (Dostál 1982, Abb. 9: 7-12). Die Frau im Grab 2/R01 (O-W-orientiert) hatte bei ihren Füßen ein Gefäß und am Nordrand der Grabgrube, etwa 30 cm oberhalb der Grabsohle, lagen zwei weitere zerbrochene Gefäße, die vielleicht mit der Bestattung im Zusammenhang standen (Dostál 1982, 159, Abb. 10; Dresler 2008, Abb. 210). In den Grabungsschnitten durch die Befestigung konnte man zwei Grabverbände jenseits der Wehrmauer erfassen, d.h. außerhalb der besiedelten Fläche. Es handelt sich um das Grab 1/03 im Nordostteil und das Grab 1/R18 im Südostteil der Fortifikation. Bei dem ersten geht es um ein 46 Die Bestattungen in Bfeclav-Pohansko. Alte und neue Ausgrabungen / Gr. 1 Wallschnitt 19 Legende ». | | Grabgrube Objekt *>1^ □ Rinne 6 K>y<] Wall I Erforschte Fläche Ii / ' I Wallschnitt 18 Vf* 0 5 10 15m Abb. 5c. Bfeclav-Pohansko, Wallschnitte R18 und R19 im Südostteil der Befestigung. Kindergrab ohne Beigaben, orientiert SWW-NOO, etwa 6 m von der äußeren Blendmauer gelegen. Das Individuum ohne Begleitinventar im Grab 1 im Schnitt 18 lag in linker Hockerlage mit dem Kopf nach Norden. Das Grab befand sich ungefähr 1 m von der Front der Wehrmauer entfernt, in unmittelbarer Nähe des großmährischen Objekts 1, das beim Aufbau der Befestigungsanlage gestört wurde. Eine präzisere chronologische Bestimmung der beiden Kontexte ist nicht möglich. Im Fall des Grabes 1/R18 können wir hypothetisch die Gleichzeitigkeit des Grabes mit dem durch die Befestigung gestörten Objekt annehmen. Die Untersuchung des Walls lieferte noch ein interessantes Moment bezüglich der Funde von menschlichen Überresten. Im Schnitt 11 entdeckte man beim Freilegen des Versturzes der Befestigung ein juveniles Individuum, liegend auf dem ursprünglichen Begehungshorizont. Die Skelettüberreste waren mit verkohlten Stücken der hölzernen Innenwand überdeckt (Dresler 2008, 228, Abb. 210). Von dem Skelett blieben nur der Schädel, ein Teil der Wirbelsäule und ein paar Rippen erhalten. Einige der Knochen trugen Brandspuren. Anhand der Fundsituation können wir die Hypothese aussprechen, dass es sich um ein unglückliches Opfer im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Untergang des Wehrbaus handelt (siehe oben). Das Gräberfeld am Osttor (Abb. 6) Abb. 5d. Bfeclav-Pohansko, Wall schnitt I (ROI) im Südteil der Befestigung. Nach einer Waldrodung in der östlichen Hälfte des Burgwalls im lahre 1979 erfasste man auf dieser Seite der Fortifikation eine deutliche, etwa 15 m breite dellenartige Senkung im Wall. Noch im selben lahr hat man eine magnetometrische und geoelektrische Messung durchgeführt. Die Ergebnisse wurden vorläufig als ein mögliches Tor interpretiert (Dostal et al. 1981). Die archäologische Ausgrabung im Areal des Tores mit Erweiterung des Grabungsschnittes in den Burgwall hinein ist in den lahren 1981-1983 realisiert worden. Die erste Grabungssaison konzentrierte sich vor allem auf das Innenareal, angrenzend an das Tor. Am östlichen Rand der freigelegten Fläche erfasste man das Grab 1 (bezeichnet als Gr. 1/VB; VB = Osttor). Weitere zehn Gräber wurden im nächsten Mir untersucht und im lahre 1983 entdeckte man nochmals sechs Bestattungen (Abb. 6). Die Gräber befanden sich 47 Renáta Přichystalová etwa 10 m südwestlich des Tores und etwa 15 m südlich des Grabes 1, gelegen auf der anderen Seite des „Korridors", der aus dem Burgwall heraus zum Tor führte. Dieses Grab unterscheidet sich von den anderen durch seine isolierte Lage und die Orientierung. Das darin bestattete Kind (Infans II) lag mit dem Kopf nach NNO, während die anderen Gräber mehr oder weniger genau die westöstliche Orientierung des Körpers eingehalten haben. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass das Grab 1 abseits der Struktur des kleinen Gräberfeldes südwestlich vom Tor lag. Das Gräberfeld besteht aus 16 Gräbern in drei ungleichmäßigen Reihen, NWW-SOO gerichtet. In den meisten Gräbern (9) waren Kinder oder Halbwüchsige bestattet (im Grab 14 entdeckte man zwei Kinderskelette im Alter von 1,5 und 4 Jahren). Vier Gräber enthielten weibliche und drei Gräber männliche Skelette. Grabbeigaben kamen nur in vier Fällen vor. Dabei handelte es sich um herkömmliche, chronologisch unempfindliche Gegenstände (Eisenmesser, Gürtelschnalle). Das Gefäß im Grab 10 (eine Frau mit Brustkyphose) bringt ebenfalls keine grundsätzliche Entscheidung im Hinblick auf eine genaue Datierung des Bestattungsareals (Dostäl 1984, Abb. 8: 13). Eine interessante Situation registrierte man bei den Gräbern 3 und 6, wo die Bestattungen in Bauchlage erfolgten. Die beiden Gräber befanden sich in der mittleren Reihe, etwa 3 m voneinander entfernt, und ent- hielten keine Grabbeigaben. Der Mann im Grab 3 (35-40 Jahre) lag in einer flachen Grabgrube, deren Sohle sich etwa 10 cm oberhalb des anstehenden Bodens befand. Das Skelett war im Bereich des Schädels und der unteren Gliedmaßen ziemlich gestört und es wurde beim Abräumen der obersten Bodenschicht und dem Entwurzeln eines Baumstumpfes direkt über dem Grab beschädigt. Der rechte Unterarm und die Hand waren absichtlich mit lumbalen Wirbeln und dem linken Beckenbein überdeckt. Der linke Arm lag gestreckt längs des Körpers. Die Lage der unteren Gliedmaßen kann man wegen der rezenten Störungen faktisch nicht beurteilen. Im Grab 6 war eine Frau im Alter von 30-35 Jahren bestattet. Sie lag auf dem Bauch, mit dem Gesicht nach unten. Der linke Arm war leicht gebeugt im Ellbogen, die Hand auf das Bek-ken gelegt. Der rechte Arm war ebenfalls leicht gebeugt und lag unter dem Körper. Die Beine waren gestreckt. Die Bauchlage der Verstorbenen, oft mit dem Gesicht nach unten, ist zwar keine sehr häufige, aber zuweilen feststellbare Erscheinung. Die Skelette liegen meistens in gestreckter Lage mit den Armen längs des Rumpfs. Es treten auch kleine Abweichungen in der Beugung der Arme auf, oder sie liegen unter dem Rumpf. In Pohansko gibt es eine Analogie auf dem sog. Gräberfeld II beim Herrenhof - Grab 6 (Dostäl 1975, 335-336, Abb. 34; andere Fundstellen: Rajhrad, Gräber 101, 199, 214, 224, 10 20 m TJ O Gr. 16 Gr. 3 C=3 :,.;G,14 (\ Q-J -Gr. 5 Gr. 10 4- Legende ~J Grabgrube Objekt ~J Erforschte Fläche Quadratnetzwerk 5x5 m Abb. 6. Břeclav-Pohansko, das Gräberfeld am Osttor. 48 Die Bestattungen in Břeclav-Pohansko. Alte und neue Ausgrabungen Co O öGr- 1*Sie ^Gr.: Pferd -Ö- o 0 0 0 0 o o 0 Co V20 (3 ~0 ^0 o (7 o o -e- 4- 25 50 m Legende I Grabgrube Objekt I Rinne I Erforschte Fläche Quadratnetzwerk 5x5m Abb. 7. Břeclav-Pohansko, Lesní hrud (mit Nummerierung der Gräber und Objekte, die im Text ausführlicher beschrieben werden). 268, 273, 287, 333, 438; Stana 2006, Taf. X; Velke Bilo-vice, Gr. 51; Mefinsky 1985, 113-114, Abb. 35). Solche Grabeinheiten werden gewöhnlich als Vampirgräber betrachtet und die unkonventionelle Lage des Körpers sollte vermutlich gewährleisten, dass die Angehörigen oder die ganze Gemeinschaft eines Dorfes, Burgwalls, einer Vorburg o.a. vor einer Wiederkehr des Toten geschützt waren (Mefinsky 1985,78-82; Unger 2006, 143-177). Eine weitere Erklärung für die Bestattung in Bauchlage könnte sein, dass auf diese Weise die Individuen bestattet wurden, die irgendein Vergehen gegenüber der Gesellschaft begangen bzw. gegen ihre Gesetze verstoßen hatten. Nach ihrem Tod wurden sie zwar auf einem Gräberfeld und in einem regulären Grab beigesetzt, doch als Zeichen der Buße in einer unwürdigen Lage (Unger 2006, 164). Die Symbolik der Buße wäre in diesem Fall noch verstärkt durch die Position der Gräber in der Nähe des Tores. Lesní hrud (Waldparzen, Abb. 7) Die leicht erhöhte Fläche auf einer Sanddüne im südöstlichen Teil des Burgwalls ist durch kleinere Probeschnitte bereits in den Jahren 1980 und 1984 untersucht worden. Bei diesen Ausgrabungen wurden jedoch keine Grabverbände entdeckt. In den Jahren 1999-2004 wurden auf einer Fläche von 65 x 75 m 33 Gräber (Grab 7 ist ein Pferdegrab), 99 Siedlungsobjekte und 149 Pfostengruben ausgegraben (Macháček 2005, Abb. 18). Bei dieser detaillierten Untersuchung der Fläche dokumentierte man 32 nummerierte Gräber. Zwei Kinderskelette wurden in Siedlungsobjekten entdeckt (Obj. 19 - Kontext 155 und Obj. 36 - Kontext 118). Im Zentrum der freigelegten Fläche fehlen Gräber und Siedlungsobjekte. Trotz einer relativ starken Konzentration archäologischer Komplexe wurde die Störung eines Siedlungsobjektes durch ein Grab nur zweimal festgestellt: das Grab 33 störte den Aushub vom Obj. 104; das Grab 26 war in die Füllung des Obj. 66 eingetieft. In zwei Objekten befanden sich intentional niedergelegte Überreste von Kindern, und das Grab 1 wurde erst rezent durch das Vergraben von Tierkadavern gestört. Die Gräber in der Flur Lesní hrud waren in kleinen Gruppen oder vereinzelt auf der ganzen Fläche verteilt. Nach den anthropologischen Angaben waren in dem untersuchten Areal acht Frauen, zwei Männer und 25 Kinder bestattet. Ein erwachsenes Individuum bleibt vorerst ohne Geschlechtsbestimmung (Gr. 1). In den Gräbern 20 und 32 lagen die Skelettreste von zwei Kindern, 49 Renáta Přichystalová 0 25 50 m Abb. 8. Bfeclav-Pohansko. Die nordöstliche Vorburg-Ausgrabungen zwischen den Jahren 1960 und 1975 (Nummerierung - bei den Gräbern und Objekten, die im Text ausführlicher beschrieben sind). aber diese Tatsache wurde erst bei der anthropologischen Analyse festgestellt. Beim Grab 20 ist keine Grabgrube erfasst worden, die Knochen befanden sich nicht in anatomischer Lage. Das osteologische Material stammt von einem etwa 8-jährigen Kind. Die Kollektion umfasste auch ein Gebissfragment von einem etwa 2-jährigen Individuum. Eine ähnliche Situation wiederholte sich auch beim Grab 32 - der Grabverband enthielt Skelettreste von einem 7-jährigen und einem etwa 1,5-jährigen Kind. In 11 der 32 regulären Bestattungen befanden sich Beigaben (fünf Frauen- und sechs Kindergräber). Eine Besonderheit der Flur Lesní hnid ist das Vorkommen von Veligra-der Schmuck in den Gräbern. Silberne Körbchen- oder Traubenohrringe entdeckte man in drei Gräbern (Gr. 6, 9 und 10). Außergewöhnlich ist das Grab einer jungen Frau (Gr. 9) mit zwei Paaren silberner Ohrringe am Schädel. Das Grab befand sich in isolierter Lage. Etwa 5 m süd- östlich davon lag das Grab 10 (5-7-jähriges Kind). Beim Schlämmen der Füllung wurde ein Traubenohrring gefunden. Das dritte Grab mit silbernem Schmuck wurde in der nordwestlichen Ecke des Grabungsschnittes festgestellt. In der Grabausstattung der Frau (45-55-jährig) fand man auf der rechten Seite des Schädels einen silbernen Ohrring. Im Bereich des Beckens lagen ein Bergkristall und ein stark korrodierter eiserner Gegenstand - vielleicht ein Messer. Ein weiterer interessanter Fund ist das Grab 23 von einem etwa 7-jährigen Jungen (?) mit einem Messer am linken Schenkel, einer kleinen Axt, die Schneide vom Körper abgewandt, und mit einem eisenbeschlagenen Holzeimer bei den Füßen (etwa 25 cm über der Grabgrubensohle). In Pohansko sind solche Beigaben nur für die Gräber rund um den gemauerten Sakralrundbau oder für die Gräber mit Krieger- oder Reiterelementen aus der südlichen Vorburg charakteristisch. 50 Die Bestattungen in Břeclav-Pohansko. Alte und neue Ausgrabungen In der Flur Lesní hnid untersuchte man ein kleines Gräberfeld am Westrand des Grabungsschnittes auf der Fläche von vier 5x5 m-Quadraten (C7-47/48, C6-47/48). Ungefähr 5 m südöstlich der in zwei Reihen angeordneten neun Gräber (Gr. 12 bis 20) befand sich noch ein Grab (Gr. 21) und 4 m östlich der beschriebenen Gruppe wurde das Objekt 68 mit ovalem Grundriss entdeckt (Ausmaße 174 x 81 x 38 cm), mit gleicher Orientierung wie die Grabgruben (NWW-SOO). Die Füllung des Objektes enthielt Fragmente von Hüttenlehm, Tierknochen und das Fragment eines Schleifsteins. Vielleicht handelt es sich um eine Grabgrube, in der keine archäologisch erfassten menschlichen Übeneste festgestellt wurden. Abgesehen von dem problematischen Objekt 68 bestand das Gräberfeld aus 10 Gräbern. Die Besonderheit dieser Gruppe liegt darin, dass in sechs Gräbern erwachsene Individuen bestattet waren, d.h. 55 % der gesamten Erwachsenpopulation aus Lesní hnid. Die Begräbnisstätte umfasste einMännergrab, fünf Frauen- und vier Kindergräber (das Grab 20 enthielt Skelettreste von zwei Individuen). Grabbeigaben fand man nur in Frauengräbern (Gr. 16 - ein Gefäß, Gr. 19 - ein Messer, Gr. 21 - eine grünblaue, vierfach längs gerippte Glasperle). Zwei Gräber (Gr. 12 und 20) haben die den anstehenden Boden nicht erreicht. Bei den Skeletten in Gräbern 14,18 und 19 waren die Gliedmaßen- und Brustkorbknochen dicht beieinander gelegt, als ob die Verstorbenen in Hockerlage gefesselt oder in einem äußerst engen Hohlraum niedergelegt worden waren. Die Frau im Grab 19 hatte sogar die Beine im Bereich der Knöchel gekreuzt. Alle obengenannten Fakten lassen annehmen, dass es sich um einen Bestattungsplatz von Menschen mit besonderem sozialen Status bzw. mit anderen negativ (?) aufgefassten persönlichen Merkmalen handeln könnte. Die nordöstliche Vorburg (Abb. 8) Im folgenden Text konzentrieren wir uns auf die Grabungskampagnen 1960, 1968, 1970-1972,1975 und 1977 (Dostal 1970; 1982). Die jüngsten Untersuchungen der nordöstlichen Vorburg in der Umgebung des Versturzes eines Steinbaus werden ausführlich im letzten Teil des Beitrags behandelt. Bis zum Jahre 1977 dokumentierte man in der Vorburg 50 Grabverbände. Die ersten Ausgrabungen im Jahre 1960 fanden an der Stelle der heutigen archäologischen Basis statt. Schon während der ersten Grabungssaison wurde eine Gruppe von 11 Gräbern erfasst (Gr. 1 bis 11). Weitere Freilegungen im Areal der Vorburg (1968, 1971, 1972) erfolgten weiter nach Osten und Südosten vom Gebäude der Basis bis zum Rand einer Geländeschwelle hin, die heutzutage die Überschwemmungsgrenze bildet. Während dieser Kampagne entdeckte man 24 Grabverbände verstreut auf der ganzen Fläche der Vorburg. Am Südrand des Grabungsschnittes befand sich ein kleiner Bestattungsplatz mit sieben Gräbern (Gr. 12 bis 18), angeordnet in einer Reihe von Westen nach Osten. Die dritte deutliche Kumulation von Grabkontexten entdeckte man bei der Ausgrabung im Jahre 1975, als das technische Umfeld der archäologischen Basis nach Norden erweitert wurde. Die Gruppe bestand aus 13 Gräbern (Gr. 36 bis 48). Das Grab 49 lag vereinzelt etwa 6 m nördlich dieser geschlossenen Gräbergruppe. Das letzte Grab aus älteren Ausgrabungen (Gr. 50) erfasste man in einem kleinen Grabungsschnitt von 5 x 5 m außerhalb der zusammenhängenden Grabungsfläche in der nordöstlichen Vorburg, etwa 50 mnordwestlichvondemkleinenBestattungsplatz aus der Saison 1975. Wegen der geringen Größe des Grabungsschnittes kann man nicht bestimmen, ob es sich um ein vereinzeltes Grab handelt oder um den Torso eines weiteren kleinen Gräberfeldes. Auf der untersuchten Fläche der Vorburg (ungeachtet der Gräber in der Umgebung des Steinbaus) wurden 11 Männer, sechs Frauen und 23 Kinder bestattet. Acht Individuen blieben ohne Geschlechtsbestimmung, darunter auch drei Skelette von juvenilen Individuen im Alter von 15/16 bis 20 Jahren (Gr. 14, 26, 28). Drei Grabgruben enthielten keine menschlichen Skelettreste (Gr. 7, 9, 38). Die Verstorbenen aus der nordöstlichen Vorburg sind meistens mit dem Kopf nach NW (16-mal) niedergelegt worden, die Orientierung nach W-O, bzw. einige sehr ähnliche Richtungen (SWW, NWW), kamen in 15 Fällen vor und 11-mal registrierte man Gräber mit dem Schädel nach SW. Andere Ausrichtungen des Verstorbenen sind nur marginal vertreten. Die drei häufigsten Orientierungen hängen mit drei kleinen Gräberfeldern zusammen. Auf jedem dieser Bestattungsplätze bevorzugten die Hinterbliebenen eine andere Ausrichtung. Die im Jahre 1960 erfasste Begräbnisstätte an der Stelle der heutigen archäologischen Basis umfasste 11 Gräber, gerichtet vorwiegend nach NW-SO (7-Mal). Das kleine Bestattungsareal zwischen zwei deutlichen Konzentrationen von Siedlungsobjekten bestand aus einer Reihe von fünf Gräbern und einer Gruppe von vier unregelmäßig angeordneten Anlagen. Dazwischen befand sich als ein Verbindungsglied das Doppelgrab 10. Den nordwestlichen Rand des Gräberfeldes bildete das vorgeschobene Grab 1. In diesem Bestattungsareal waren drei Frauen, ein erwachsenes Individuum ohne Geschlechtsbestimmung und sechs Kinder beigesetzt, zwei Gräber enthielten keine Skelettreste. Grabbeigaben entdeckte man in sechs Gräbern. Sehr interessant war der Befund im Grab 10, in welchem zwei Kinder im Alter von 4 und 6 Jahren bestattet wurden. Die Kinderskelette lagen antipodisch eins auf dem anderen, auf dem Rük-ken (Orientierung N-S bzw. S-N). Das Skelett A (N-S) hatte bei der linken Schulter ein Gefäß zusammen mit einem beschlagenen Eimer und einem Messer, auf der linken Seite und unterhalb des Schädels befanden sich drei Kugelknöpfe, zwischen dem rechten Ellbogen und dem Körper lagen Fragmente von einem Geweihkamm. Das Skelett B (S-N, jüngeres Individuum) war ebenfalls mit Grabbeigaben ausgestattet. Bei der rechten Hand fand man einen bronzenen bandförmigen Ring mit Textilre-sten. Das Doppelgrab 10 befand sich in zentraler Position gegenüber den anderen Gräbern auf dem kleinen Gräberfeld (Dostäl 1970b, Abb. 4: 9; 5: 8-14). In den anderen Gräbern entdeckte man relativ herkömmliche Artefakte, wie z.B. Eisenmesser (4x) oder ein Paar Ohrringe aus Bronzedraht. Im Grab 8 fand man neben dem Schädel einen silbernen Ohrring mit beidseitigem Traubenanhänger (Dostal 1970b, Abb. 5: 7). Nach den beschriebenen Cha- 51 Abb. 9. Bfeclav-Pohansko, die südliche Vorburg (mit Nummerierung der Gräber und Objekte, die im Text ausführlicher beschrieben werden). Die Bestattungen in Břeclav-Pohansko. Alte und neue Ausgrabungen rakteristika handelt es sich um die Begräbnisstätte einer kleinen Gemeinschaft im Rahmen der Siedlungsstrukturen innerhalb des Burgwalls. Etwa 12 m nördlich von diesem Bestattungsareal befand sich eine Gruppe von 13 Gräbern. 10 Grabgruben bildeten eine dicht zusammenhängende Gruppe mit einer Reihe von sechs Gräbern (mit Orientierung S W-NO) in der Mitte. Drei weitere Gräber (Gr. 36 bis 38; Gr. 38 war ohne Skelettreste) waren ungefähr 3 m südwestlich der anderen situiert und ihre reale Beziehung zu der geschlossenen Gruppe von 10 Gräbern ist nicht ganz klar. Insgesamt gab es hier acht Skelette, die mit dem Kopf nach S W orientiert waren (zweimal NW-SO, je einmal W-O, NWW-SOO und SSW-NNO). Das Gräberfeld aus dem Nordteil der untersuchten Fläche wies einen völlig anderen demographischen Charakter auf als der Begräbnisplatz bei der archäologischen Basis. In den Gräbern waren zwei Männer, ein unidentifiziertes erwachsenes Individuum und neun Kinder im Alter von 1 bis 7 Jahren bestattet. Die Skelette von Erwachsenen (Gr. 39, 41, 47) sehen aus als würden sie die Kindergräber (Gr. 40, 42 bis 46, 48) „beschützen". Alle Skelette lagen auf dem Rücken. Grabbeigaben erfasste man nur in zwei Kindergräbern - das etwa 5-jährige Kind im Grab 42 hatte bei seinem linken Knie ein Messer und der ungefähr 1,5-jährige Säugling (Gr. 48) war mit zwei eisernen Schellen ausgestattet. Das Gräberfeld befand sich am südöstlichen Rand einer mit Siedlungsobjekten dicht übersäten Fläche. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Bestattungsareal, bestimmt vor allem für die Beisetzung von Kindern. Die dritte auffällige Konzentration von Gräbern wurde im Jahre 1968 am Südrand der nordöstlichen Vorburg freigelegt. Die sieben Gräber bildeten eine ungefähr 20 m lange W-O-gerichtete Reihe (Gr. 12 bis 18). Sie waren entlang eines Palisadengrabens ausgeschachtet worden, der vermutlich zur Befestigungsanlage der Vorburg gehört hat. Allein das Gr. 12 (Säugling) lag innerhalb der Vorburg, die anderen Gräber befanden sich vor der Palisade. Auf diesem kleinen Gräberfeld waren zwei Männer, eine Frau und zwei Kinder bestattet, zwei Individuen blieben ohne anthropologische Geschlechtsbestimmung (Gr. 13 - ein Erwachsener, Gr. 14-ein Halbwüchsiger). Alle Gräber bis auf Gr. 17 waren in Richtung W-0 orientiert. Der Mann im Gr. 17 war mit seinem Kopf nach NW gerichtet. Die alte Frau im Gr. 16 unterschied sich vom Rest der Gruppe wiederum durch ihre außergewöhnliche Lage. Das Skelett hat die östliche Hälfte einer nierenförmigen Grabgrube ausgefüllt. Die Frau lag stark gehockt auf der rechten Seite, ohne Grabbeigaben. Interessant ist, dass dieses Grab am nächsten zur Palisade lag und direkt gegenüber auf der anderen Seite des Palisadengrabens lag Kindergrab 12. Im Unterschied zu den oben genannten kleinen Bestattungsplätzen im Areal der Vorburg fehlen in dieser Gräbergruppe die Kinder fast völlig. Zwei von den drei halbwüchsigen Skeletten können wir juvenilen Individuen zuschreiben, die zur damaligen Zeit höchstwahrscheinlich schon zu den „rechtmäßigen" Mitgliedern der Gemeinschaft gehört haben. In diesem Fall geht es vermutlich um eine Begräbnisstätte einer speziellen Gruppe von Menschen mit spezifischem Sozialstatus, der allem Anschein nach zu den niedrigsten gehörte. Die Annahme wird auch durch das bescheidene Vorkommen von Grabbeigaben untermauert. Diese wurden nämlich nur in zwei Gräbern gefunden - der Mann im Grab 15 hatte ein Messer und zwei Feuerschlagsteine bei sich und das juvenile Individuum im Gr. 18 war mit einem Gefäß ausgestattet, bei dem Schädel fand man einen Ohrring aus Bronzedraht. Die südliche Vorburg (Abb. 9) Im Laufe der langjährigen archäologischen Forschung im Bereich der sog. südlichen Vorburg (in der älteren Literatur wird sie auch als die südwestliche Vorburg bezeichnet) wurden 205 Gräber freigelegt (neun von ihnen waren Doppelgräber). Das Areal liegt etwa 500 m südlich bis südwestlich der Innenfläche der Fortifikation. Seine Untersuchung begann schon im Jahre 1960, die letzte Ausgrabung hat im Jahre 2010 stattgefunden. Am südwestlichen Rand des Siedlungsraums eröffnete man damals einen Grabungsschnitt durch den Wall, der die innere Fläche der Vorburg umgibt. Das letzte Grab dokumentierte man jedoch schon im Jahre 1994. Die Untersuchung der südlichen Vorburg wurde im Jahre 1960 durch die Aktivität des Forstbetriebes Břeclav hervorgerufen. Damals hat man in diesem Areal eine Probegrabung geringen Ausmaßes durchgeführt. In einem gestörten großmährischen Siedlungshorizont ist man auf Fragmente menschlicher Knochen gestoßen. Mit einer systematischen archäologischen Ausgrabung begann man aber erst seit 1962 und legte hier 34 Gräber frei (Vignatiovä 1977-1978). Die nächste Etappe in der Untersuchung des Geländes südlich des Burgwalls repräsentierte die Rettungsgrabung in den Jahren 1975-1979. Diese wurde durch die umfangreichen Änderungen des Thaya-Flussbettes und der Staatsgrenze zwischen der damaligen Tschechoslowakischen Republik und Österreich veranlasst. Man hat hier 161 Gräber freigelegt. Das Grab JP/212 wurde nachträglich definiert, bei einer Revision und beim Digitalisieren der Dokumentation aus der südlichen Vorburg. Es handelt sich um das Skelett von einem erwachsenen Individuum, eingebettet in den Aushub des Objekts 303 aus dem Jahre 1977 (Vignatiovä 1992, 214, Taf. 115). Dieser Komplex hat weder in der Grabungsdokumentation noch in Plänen eine Nummer bekommen, so dass dieses Grab erst im Jahre 2006 nummeriert wurde. In den Jahren 1991-1994 wurde die Ausgrabung in der südlichen Vorburg mehr nach Norden verschoben, näher zum Burgwall. Während der vier Kampagnen systematischer Forschung, welche die Erkenntnisse aus den 1970er Jahren ergänzen sollte, entdeckte man weitere 10 Gräber (f Vignatiovä - Klanicovä 2001). Es ist bisher die größte freigelegte und untersuchte Fläche im Rahmen der Siedlungsagglomeration von Pohansko. Die Problematik der Bestattungen in der südlichen Vorburg ist sehr kompliziert. Die Besiedlung erstreckt sich auf einer Fläche von 9 ha und die horizontale Chronologie ist bisher nicht geklärt. Ein reguläres Gräberfeld wurde hier bisher nicht erfasst. Größere oder kleinere kompakte Gräbergrup-pen oder vereinzelte Gräber sind auf der ganzen Fläche 53 Renáta Pňchystalová der Vorburg verstreut. An einigen Stellen registrieren wir eine reihenförmige Anordnung der Grabgruben, wie z.B. in der Nordwestecke des Grabungsschnittes (Gr. 15, 16, 19,22,23), oder im Mittelteil der Grabungsiläche aus den Jahren 1976 und 1977 (Gr. 59, 61, 62, 63, 68, 105, 108). Im Ostteil ist es dann eine Gruppe von fünf dicht beieinander liegenden Gräbern (Gr. 174 bis 178). In den meisten Fällen jedoch bilden die Konzentrationen von Gräbern eine Art ungleichartiger Gruppierungen. Beim heutigen Forschungsstand kann man annehmen, es handele sich um Familiengräberfelder der Population, die in der südlichen Vorburg gelebt hat (Prichystalovä 2007; 2008). Den als „Gr. 129" bezeichneten Komplex kann man nicht als Grab im eigentlichen Sinne betrachten. Es handelte sich nämlich um einen Mann, der auf den Boden des bereits ausgedienten und sich verfüllenden Grubenhauses 205 geworfen wurde (siehe oben). Genauso verschiedenartig wie die Struktur der kleinen Bestattungsareale ist auch die Orientierung der Individuen, die hier beigesetzt waren. Zwei Orientierungen nach den Himmelsrichtungen sind aber dominant, und zwar die Lage mit dem Kopf nach SW (66-mal) und NW (61-mal). Interessant ist, dass die häufigste Ausrichtung SW-NO (die auch auf dem Gräberfeld rund um die Kirche vorherrscht), überwiegend bei Frauen (18-mal) und Kindern (30-mal) festgestellt wurde. In der männlichen Population überwog die Lage mit dem Kopf nach NW (10-mal). Bei den unidentifizierten Individuen dokumentierte man 12-mal die Ausrichtung SW-NO und 11-mal NW-SO. Die bevorzugte Orientierung auf den frühmittelalterlichen Gräberfeldern (W-O) erschien nur bei 7 % der Gesamtzahl von 212 Individuen (viermal bei Männern, einmal bei Frauen, fünfmal bei Kindern und ebenso oft bei Individuen ohne Geschlechtsbestimmung). Die Grubenhäuser in der südlichen Vorburg bilden Strukturen, welche die gleichen Orientierungen aufweisen wie die Gräber. Dieses kleine Detail deutet an, dass es sich höchstwahrscheinlich um kleine zerstreute Familiengräberfelder handelt, die die Anordnung von einzelnen Siedlungseinheiten respektieren. Die anthropologische Analyse der Skelettreste verlief in zwei Phasen. Direkt im Terrain war es Anna Lorenco-vä, die die menschlichen Überreste bestimmt hat. Ihre Ergebnisse hat Eva Drozdovä in den 1990ern überprüft. Einige Skelette waren jedoch für die anthropologische Revisionsanalyse nicht mehr verfügbar - entweder wurden sie wegen ihres fragmentarischen Zustands während der Ausgrabungen nicht geborgen oder sie waren in Verlust geraten. Durch die Verknüpfung der beiden Analysen bekommen wir folgendes demographische Bild der Vorburg: die Gräber enthielten Überreste von 28 Männern, 41 Frauen und 101 Kindern. Ein relativ großer Teil der Individuen (42 Skelette) blieb unbestimmt. In zwei Gräbern konnte man keine menschlichen Skelettreste finden. Das Missverhältnis zwischen der bestatteten weiblichen und männlichen Population ist vielleicht dem hohen Prozentsatz unbestimmter Individuen zuzuschreiben. Der Gräberkomplex aus der südlichen Vorburg nimmt unter den anderen Bestattungsarealen in Pohansko eine sehr interessante Position ein. Bemerkenswert ist vor allem das häufige Vorkommen von Doppelgräbern. Während wir an anderen Stellen je ein oder zwei Beispiele kennen (das Gräberfeld rund um die Kirche, die südöstliche Vorburg, Lesní hrud), sind es in der südlichen Vorburg neun solche Befunde und die selbständig nummerierten Gräber 175 und 176 bildeten vermutlich ebenfalls eine Grabeinheit. Am häufigsten identifizierte man die Grablegung einer Frau zusammen mit einem Kind (fünfmal). In zwei Fällen wurde die Doppelbestattung zweier Kinder dokumentiert. Bestattungen von zwei Halbwüchsigen, von einem Mann mit juvenilem Jungen und von einem Erwachsenen mit einem unbestimmten Individuum sind je einmal vorgekommen. Interessant ist die Doppelbestattung von einem erwachsenen Mann (30-35 Jahre) und einem fast erwachsenen Jungen (16-20 Jahre). Die Grabverbände sind zwar als Gr. 175 und 176 dokumentiert, doch aufgrund der identischen Füllung und des gleichen Niveaus der Grabgrubensohle darf man annehmen, dass es sich um eine Doppelbestattung von zwei Individuen handelt. Die Skelette lagen in gestreckter Lage dicht beieinander. Der ältere Mann rechts von dem Jungen hatte an der Innenseite des rechten Schenkels ein langes Messer und beim linken Ellbogen einen tönernen verzierten Spinnwirtel. Man konnte bei ihm eine verheilte Speichenhaisfraktur am rechten Arm beobachten. Der Halbwüchsige war als Reiter ausgestattet - er hatte Sporen an den Füßen. Beim linken Fuß befanden sich außerdem noch die Überreste von einem mit Eisen beschlagenen Holzeimer. Im unteren Bereich des rechten Schenkels lag eine Axt und am rechten Knie und im Bauchraum entdeckte man weitere Metallgegenstände (Dresler - Macháček - Prichystalovä 2008, 255, Abb. 20). Elemente mit Bezug auf Krieger- oder Reiterausrüstung erfasste man noch in fünf weiteren Gräbern aus der südlichen Vorburg (Gr. 38, 42, 49, 118 und 132; Dresler -Macháček - Prichystalovä 2008, 255, Abb. 15-19). Im Grab 118 fand man außer Sporen auch ein Schwert - den sog. Sondertyp, der sehr ähnlich dem Schwerttypus H nach J. Petersen (1919) ist. Dieses Stück hat jedoch eine lange und schlanke Parierstange, worin es vom Typus H abweicht (Vignatiová 1993, 95-96, Abb. 7). Es ist bisher das einzige Vorkommen solch einer Waffe außerhalb des Areals des Herrenhofs. Dort wurden auf dem Gräberfeld rund um die Kirche vier Schwerter entdeckt (Vignatiová 1993, 92-95). Und dies ist die zweite Eigenart der südlichen Vorburg: Eine beachtliche Menge von Militaria (Schwert, Axt, Lanze, Pfeilspitzen) und Elementen der Reiterausrüstung (Sporen, Schnallen und Schlaufen für die Riemen der Sporen, Steigbügel, Pferdegeschirrteile) ist im Areal des Herrenhofs und in der südlichen Vorburg von Pohansko zutage gekommen. Diese Funde stammen sowohl aus Grabverbänden als auch aus Füllungen der Siedlungsobjekte oder aus Kulturschichten der zwei genannten Grabungsstellen (Dostál 1975; Vignatiová 1992). Anhand eines Vergleichs zwischen den archäologischen Strukturen der inneren Fläche des Burgwalls und seiner beiden Vorburgen darf man annehmen, dass in der südlichen Vorburg vor allem die Mitglieder einer großmährischen Militärbesatzung oder Gefolgschaft zusammen mit ihren Familien gelebt haben. Die Diskrepanz zwischen der Zahl von Männer- und Frauengräbern ließe sich dann auch dadurch erklären, dass ein Teil des Militärgefolges 54 Die Bestattungen in Bfeclav-Pohansko. Alte und neue Ausgrabungen Abb. 10. Bfeclav-Pohansko. Die nordöstliche Vorburg - neue Ausgrabungen. Versturz der Rotunde und ihre Umgebung (mit Nummerierung der Gräber und Objekte, die im Text ausführlicher beschrieben werden). 55 Renáta Příčnystalová Abb. 11. Bfeclav-Pohansko. Die nordöstliche Vorburg- neue Ausgrabungen (mit Nummerierung der Gräber und Objekte, die im Text ausführlicher beschrieben werden). 56 Die Bestattungen in Břeclav-Pohansko. Alte und neue Ausgrabungen auf dem Gräberfeld rund um die Kirche bestattet sein könnte. Diese Ansicht steht im Einklang mit den bisherigen Schlüssen zur Bedeutung und Funktion der Besiedlung der südlichen Vorburg (Vignatiovä 1992; Dresler -Macháček - Přichystalová 2008). Die gegenwärtigen Ausgrabungen in Bfeclav-Pohansko Die nordöstliche Vorburg - Untersuchung des Versturzes eines Steinbaus und dessen Umgebung (Abb. 10, 11) Gegenwärtig verläuft die Freilegung eines Steinbaus und seines unmittelbaren Umfeldes in der nordöstlichen Vorburg, etwa 65 m von der archäologischen Forschungsbasis und der Grabungsflächen aus den Jahren 1960 und 1975. Die Ausgrabung begann mit einem kleinen Grabungsschnitt im Jahre 2007. Die Ergebnisse dieser Probegrabung bestätigten die Richtigkeit der Theorie (gestützt auf Bohrungen und Methoden der geophysikalischen Prospektion), dass sich auf dem leicht erhobenen Terrain unter der rezenten Scheune ein Steinmörtelbau befinden könnte. Die Grabungsarbeiten sind seit 2008 in vollem Gang (Abb. 10, 11). Im Sommer 2010 hat die archäologische Forschung bestätigt, dass es sich um eine Rotunde mit einer Apsis handelt. Über die Gegenwart sprechen wir nicht nur, weil es um die aktuelle Forschung mit Bezug auf Pohansko geht, sondern auch deswegen, weil man beim Freilegen der Grabverbände moderne Grabungsmethoden anwendet: Vermessung mit einer Totalstation, klassische und digitale Schrägaufnahme - der Fläche sowie der Profile, digitale Senkrechtaufnahme mit Justierpunkten, Videoaufnahme, Formularaufnahme, Zusammenstellung der Digitalpläne von Senkrechtaufnahmen, Anwendung von 3D-Scanning und -Modellierung des freigelegten Steinversturzes. Aus den Füllungen der Gräber entnimmt man Proben für paly-nologische Analysen und Phosphatanalysen oder Proben für die Analyse der Makroreste. Das ganze Bemühen des beteiligten Forschungsteams zielt ab auf eine möglichst detaillierte und zugleich die komplexeste Erfassung von Informationen, die aus der Erde gewonnen werden. Die Situation ist umso sensibler, als auf dem Territorium der Tschechischen Republik schon einige Jahrzehnte lang keine Steinarchitektur aus dem 9. Jahrhundert entdeckt wurde. Beim Freilegen der kleinen Anhöhe im Westteil der nordöstlichen Vorburg wurde der Versturz eines Steinbaus entdeckt und in dessen Nähe Gräber und Grabenfragmente von einer Umzäunung, die vermutlich das Bestattungsareal umgeben hat (Abb. 10). Die Ausgrabung erfasste auch Überreste von latenezeitlicher und frühslawischer Besiedlung sowie Siedlungsobjekte aus der großmährischen Siedlungsphase von Pohansko. In diesem Aufsatz werden wir uns damit jedoch nicht befassen. In der Nähe des Versturzes des Steinbaus entdeckte man bisher 36 Gräber mit 37 Individuen; weitere 58 Umrisse mit Parametern von Grabgruben warten noch auf ihre ausführliche Erforschung und Dokumentation im Laufe der Saison 2010 (Abb. 11). Die Gräber konzentrieren sich in der näheren Umgebung und in unmittelbarer Nähe des Baus, so dass einige Komplexe erst nach der Entfernung des Steinversturzes zutage kamen. Der gegenwärtige Forschungsstand erlaubt uns, gewisse Unterschiede zwischen dem Nord- und Südteil des Gräberfeldes zu konstatieren. Im Norden dominiert die westlich-östliche Orientierung der Skelette (10-mal). Im Südteil sind die Skelette mit dem Schädel nach SW gerichtet (16-mal). Die Orientierung nach SW-NO ist bestimmend auch für das Kirchengräberfeld im Herrenhof, wo 77 % der Gräber die Längsachse der Kirche kopieren. Andere Orientierungen des Körpers nach den Himmelsrichtungen erschienen nur sporadisch - die Ausrichtung SSW-NNO dokumentierte man zweimal und NW-SO ebenfalls nur zweimal. Bei sieben Individuen war die Störung der Skelettreste derart groß, dass man die Orientierung nicht feststellen konnte. Das anthropologische Material der rund um den Steinbau bestatteten Individuen in der südöstlichen Vorburg wurde bisher nicht ausgewertet. Die Gräber enthielten 14 Skelette von Erwachsenen und 23 Kinder (meistens die Kategorie Infans II). Über dem Skelett eines erwachsenen Individuums im Grab 63, etwa 30 cm oberhalb des rechten Arms, identifizierte man in der Füllung kleine Kinderknochen (ein Neugeborenes?). Die Existenz einer zweiten Bestattung in der Grabfüllung wurde nur durch die Skelettreste des Kindes angedeutet, man konnte weder die Grabgrube noch die unterschiedlichen Füllungen feststellen. Grabbeigaben befanden sich in 10 Komplexen (siebenmal bei Erwachsenen und dreimal in Kindergräbern). Insgesamt entdeckte man in den Gräbern fünf Gefäße, vier Eisenmesser, vier Ohrringe (in vier Gräbern), eine Axt, eine Nadel und einen unidentifizierten bronzenen Gegenstand in Überresten einer Holzscheide. Bei den Kindern registrieren wir Grabausstattung, die auf Nekro-polen des 9. Jahrhunderts relativ häufig ist. Zwei Kinder hatten beim linken Schenkel ein Eisenmesser (Gr. 64,83). Im Grab 64 erhielten sich auf Korrosionsprodukten sogar die Überreste einer Holzscheide. Beim Durchsieben der Füllung dieses Grabs wurde ein kleiner vergoldeter bronzener Traubenohrring entdeckt. Der Ohrring befand sich in der Füllung im Nordostteil der Grabgrube in einer Tiefe von 0 bis 40 cm über dem Unterboden (das Grab war nach SW-NO orientiert). Das Grab 64 befand sich innerhalb einer dichten Konzentration von Gräbern. Irgendeine Störung seiner Füllung wurde nicht festgestellt. Es ist jedoch gut möglich, dass der Ohrring aus der Füllung eines anderen gestörten Grabes stammt. Gefäße entdeckte man in zwei Kindergräbern. Im Grab 83 befand es sich bei dem rechten Fuß auf der Ebene der Sohle. Im Fall des Grabes 55 erfasste man ein zerbrochenes Gefäß etwa 20 cm über der Ebene des Skelettes, in der Mitte der Schmalseite der Grabgrube bei den Füßen. Außerdem befand sich auf der Ebene der Sohle zwischen der Grubenwand und der linken Tibia noch eine größere Scherbe. Die Funde aus Gräbern von erwachsenen Individuen sind viel verschiedenartiger. Die bemerkenswertesten Grabver- 57 Renáta Pňchystalová Steinauskleidung der Grabgrube NO Vorburg - neben dem zerstörten Bauwerk Herrenhof - Kirchfriedhof Vollständige Steinverkleidung 0 1 Teilweise Steinverkleidung 8 18 Stein als Unterlage des Schädels 5 18 Stein bei/hinter den Füßen 0 4 Steinkasten 1 5 (+ 4 x unsicher) Steinabdeckung der Grabgrube über dem 12 5 Skelett Steine auf der Grabgrubensohle 0 4 Stein über dem Skelett 1 0 Anzahl der Gräber auf dem Gräberfeld 36 407 Tab. 2. Bfeclav-Pohansko. Das Vorkommen von Steinkonstruktionen oder anderen Erscheinungen, verbunden mit dem Gebrauch von Stein in Grabgruben auf dem Gräberfeld rund um die Kirche (Herrenhof und auf dem Begräbnisplatz rund um die Rotunde in der nordöstlichen Vorburg (Zustand bis zum Jahr 2009). bände mit Beigaben sind die Anlagen 60 und 78. Der Verstorbene im Grab 60 (vermutlich ein Mann) war mit einem Eisenmesser und einer Axt ausgestattet, die beim rechten Knie deponiert waren. Die breite Axtklinge lag unterhalb des Kniegelenks und in der Korrosion auf der Axt sowie in dem mit Korrosionsprodukt durchsetzten Sediment auf der proximalen Epiphyse des Schenkelbeins erfasste man Textilreste. Weitere interessante Grabbeigaben wurden im Grab 78 gefunden. Das Skelett war ziemlich gestört. Auf dem linken Vorderarm haftete am Radius eine kleine, 4 cm lange bronzene Nadel mit der Spitze zum Ellbogengelenk gedreht, im linken Teil des verschobenen Beckens befand sich ein schwerer bronzener Gegenstand in Holzscheide, der noch nicht ausführlich analysiert wurde. Bei dem rechten Fuß entdeckte man ein kleines verziertes Gefäß. Zu den bemerkenswerten Beigaben aus dem Gräberfeld rund um den Steinbau gehören auch drei Ohrringe - jeder aus einem anderen Kontext. Ein vergoldeter bronzener Traubenohrring stammt aus dem „Doppelgrab" 63 (siehe oben). Genauso wie im Fall des Grabes 64 stammt auch dieser Fund aus der Grabfüllung und ist nicht genau stratifiziert (bei den Füßen befand sich ein mit Rillen verziertes Gefäß). Einen gut erhaltenen silbernen Ohrring mit sechs Körbchen entdeckte man unter der linken Tibia des Individuums im Grab 82. Der Brustbereich und die unteren Gliedmaßen waren ziemlich gestört. Die Verlagerung des Ohrrings entstand vermutlich infolge der Aktivität von Tieren, die sich in dem noch erhaltenen Hohlraum nach der Dekomposition der Weichgewebe ansiedelten. Der einzige Ohrring, der in einer üblichen Lage beim Schädel entdeckt wurde, ist der silberne Traubenohrring mit S-Schleife aus dem Grab 52. Der Schädel aus diesem Grab ist voll von Sediment; deswegen hoffen wir, dass der andere Ohrring von diesem Paar nachträglich bei der anthropologischen Analyse des Skelettmaterials gefunden wird. Außer dem Vorkommen von Schmuck aus Edelmetallen ist das Gräberfeld beim Steinbau auch durch die Herrichtung der Grabgruben interessant. Genauso wie im Fall des Begräbnisplatzes bei der Kirche im Herrenhof finden wir auch hier Belege des Sargs, der „Totenbahre", der stein- belegten Grubensohle oder der Platzierung von einem flachen Stein unter den Kopf des Verstorbenen (Tab. 2). Ein selbständiges Phänomen auf dem behandelten Gräberfeld repräsentieren die Steinpackungsgräber, die im Nordteil der freigelegten Fläche konzentriert und meistens nach W-0 orientiert sind. Die Steinpackungen haben einen entweder rechteckigen oder quadratischen Grundriss von verschiedenen Ausmaßen. Die Höhe der Steinschicht schwankt meistens zwischen 15 und 30 cm. Die Steine waren über den Gräbern auf dem großmährischen Begehungsniveau angehäuft und dürften zur damaligen Zeit gut identifizierbar gewesen sein. Die Steinpackung bildete vermutlich eine spezielle Art von Grabherrichtung, eine Art Grabmal (?). Manchmal war das Grab komplett überdeckt (z.B. Gr. 70), ein anderes Mal nur teilweise (z.B. Gr. 78; Abb. 11). Die Steine über den Gräbern waren flach, rötlich und auf den ersten Blick von den Steinen des Bauversturzes unterscheidbar. Bisher wurden 14 solche Grabkonstruktionen dokumentiert. Einen anderen Konstruktionstyp repräsentiert der Steinbelag der Grabgrube, entweder ganz oder nur teilweise - meistens an den Schmalseiten. InPohansko konnte man diesen Brauch nur auf dem Gräberfeld rund um die Kirche im Herrenhof und auf dem Bestattungsplatz in der nordöstlichen Vorburg entdecken. Dort wurde dieses Phänomen nicht nur in den Gräbern rund um die Rotunde beobachtet, sondern auch in Grabverbänden aus älteren Ausgrabungen im weiteren Areal der nordöstlichen Vorburg (siehe oben; Tab. 2). Sehr interessant ist der unvollständige und vermutlich symbolische Steinbelag der Grabgruben von Kindern im Nordostteil des Grabungsschnittes, auf einer Fläche von ungefähr 10 x 6 m. Die beigesetzten Individuen sind mit dem Kopf nach Westen orientiert. Es handelt sich um Kleinkinder aus der Kategorie Infans II, ohne Grabbeigaben (Gr. 73, 75 und 77; Abb. 11). Die Grabgruben waren an den Schmalseiten mit großen, flachen, aufrecht stehenden Steinen verkleidet. In unmittelbarer Nähe des Grabes 75 untersuchte man ein Steinkistengrab von einem Säugling (Gr. 59). Die obengenannten Kindergräber bilden vermutlich den Rand des Gräberfeldes. 58 Die Bestattungen in Břeclav-Pohansko. Alte und neue Ausgrabungen Auf dem Bestattungsplatz dokumentierte man auch das Vorkommen größerer, flacher Steine unterhalb oder in der Nähe des Schädels (bei der Dekomposition kam es höchstwahrscheinlich zur Verschiebung des Kopfes jenseits der Steinplatte). Bei zwei erwachsenen Individuen ist der Stein unter dem Kopf zusammen mit dem Steinbelag der Grabgrube vorgekommen (Gr. 52 und 63). Zweimal erschien die Kopfunterlage in Gräbern von Erwachsenen, wo der Belag der Grube offensichtlich nur symbolisch durch kleinere Steine repräsentiert wurde, die regellos gesetzt waren (Gr. 72 und 82). Der einzige Fall der Deponierung eines flachen Steins unter dem Schädel eines Kindes wurde im Grab 65 festgestellt. Der sandige anstehende Boden ist nicht sehr geeignet für die Erhaltung wenigstens teilweiser Reste von Holzkonstruktionen, Särgen oder Unterlagen (Totenbahren). Trotzdem konnten wir beim Freilegen des Grabes 61 (ohne Grabbeigaben) den Umriss eines schmalen Sargs erfassen. Außerdem entdeckte man an den Schmalseiten der Grabgrube 64 zwei Rinnen, die vermutlich die Spuren einer Körperunterlage (Totenbahre?) repräsentieren könnten. Die Anwesenheit von mikroskopischen Holzresten bestätigten auch die palynologischen Analysen der Proben aus Schichten in der Nähe der Grabsohle, aus dem Becken- oder Schädelbereich. Es ist zu betonen, dass die Gräber in der unmittelbaren Nähe des Baus, die mit dessen Versturz überdeckt sind, bisher nicht ausführlich untersucht wurden und die angedeuteten Grabumrisse im Raum westlich des Steinbaus warten ebenfalls noch auf ihre Freilegung. Auch wenn die Forschung bei weitem noch nicht abgeschlossen ist, können wir anhand der gewonnenen Informationen bereits auf die Außergewöhnlichkeit der entdeckten Nekropole und auf ihre nahen Parallelen zu dem Gräberfeld rund um die Kirche im Herrenhof schließen. Schlussfolgerungen Bestattungen begegnen wir in Pohansko schon seit Anfang der archäologischen Ausgrabungen an diesem Ort im Jahre 1959. Bis zur Saison 2009 untersuchte man in Pohansko 904 nummerierte Körpergräber aus der Mittelburgwallzeit (Tab. 1, Abb. 1). Außer Grabverbänden mit Skeletten entdeckte man im Südteil des Burgwalls auch 55 frühslawische Brandgräber (Macháček 1993), vermutlich Überreste der frühslawischen Siedlungen, die bei den Ausgrabungen im Herrenhof und in Lesní školka erfasst wurden. In Pohansko begegnen wir somit einer breiten Skala von Bestattungsarealen, von einem klassischen Kirchfriedhof über mittelgroße und kleine Begräbnisplätze bis zu Gruppen von 2-4 Gräbern. Kleine Gräberfelder bildeten Teile von Siedlungsstrukturen. Zwischen den Siedlungsobjekten kann man oft vereinzelte Gräber feststellen. Weder auf dem Burgwall selbst noch in seinen Vorburgen konnte man bisher irgendein Bestattungsareal identifizieren, das vom profanen Siedlungsraum klar abgetrennt wäre. Auf dieselbe Situation stoßen wir auch auf anderen zeitgenös- sischen bedeutenden großmährischen Burgwällen. Dieser „Burgwallstandard" unterscheidet sich deutlich von der Situation im Hinterland der Zentralagglomerationen, wo man gewöhnlich sog. dörfliche Gräberfelder finden kann, die außerhalb des Areals der Siedlungsaktivitäten von einzelnen Dörfern angelegt wurden. Die meisten Gräber (407) untersuchte man auf dem Gräberfeld rund um die Kirche im Areal des Herrenhofs. Weitere 16 Gräber jenseits des Kirchenbereichs entdeckte man im Südteil des Hofs. Die bisher untersuchten 36 Gräber in der Umgebung der Rotunde im Raum der nordöstlichen Vorburg haben die Existenz eines zweiten Kirchfriedhofs bestätigt (im Sommer 2010 wurden weitere 35 Gräber ausgegraben). Einige dieser Gräber enthielten Schmuck vom Veligrad-Typ und bei einigen war die Grabgrube mit Steinbelag oder Steinpackung versehen, d.h. mit typischen Zügen der Grabverbände aus dem Herrenhof. Typisch für die gebräuchliche Siedlungsbebauung innerhalb der Burgwallbefestigung und auch jenseits davon (in Vorburgen) sind die verstreuten kleinen Gräberfelder oder vereinzelten Gräber dicht neben den Siedlungsstrukturen. Auf allen untersuchten Flächen und in den Wallschnitten dokumentierte man insgesamt 460 Körpergräber. Anhand ihres Fundzusammenhanges oder der Grabausstattung fallen sie in den Verlauf des 9. Jahrhunderts. In diesen Gräbern waren Vertreter aller Sozialkategorien bestattet, bis auf die Elite - die hat nämlich das Gräberfeld rund um dir Kirche benutzt. Im sog. Handwerkerareal im Nordostteil des Burgwalls (Flur Lesní školka) waren es vermutlich die Handwerker-Spezialisten und deren Familienmitglieder, in der südlichen Vorburg ein Teil des Militärgefolges mit Familien und wirtschaftlichem Personal, in der Flur Lesní hnid waren es vielleicht Leute, die für den alltäglichen Wirtschaftsbetrieb des Burgwalls gesorgt haben. Die Körpergräber aus dem sog. Brandgräberfeld oder die Gräber von west-östlicher Orientierung aus dem Herrenhof zählen zu den jüngsten und die darin bestatteten Individuen gehörten offensichtlich zu jener Population, die die goldenen Zeiten des gewaltigen Burgwalls in Pohansko nicht mehr erlebt hat. Literatur Dostál, Bořivoj, 1968: Slovanské kultovní místo na Pohansku u Břeclavi? (K interpretaci kůlového objektu č. 39), in: Vlastivědný věstník moravský, XX, 3-25. Dostál, Bořivoj, 1970a: Velkomoravské hradisko Břeclav-Pohansko. Deset let archeologických výzkumů, in: Vlastivědný věstník moravský, XXXII, 1-29. 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