In: Hieke, Alexander - Leitgeb, Hannes (Hrsg.) Reduktion und Elimination in Philosophie und den Wissenschaften. Papers of the 31. International Wittgenstein Symposium, Kirchberg am Wechsel: ALWS, 2008. S 207-209. ISSN 1022-3398. 1 Metaphorische Bedeutung als virtus dormitiva Jakub Mácha Abstract: Die Idee der metaphorischen Bedeutung sollte die Erklärung dafür sein, wieso Metaphern zu verstehen sind. Donald Davidson hat argumentiert, dass eine solche Idee keine Erklärungskraft besitzt. In diesem Aufsatz werden Wurzeln des Arguments bei Nietzsche und Wittgenstein untersucht. Wittgensteins „sekundäre Bedeutung“ weist eine signifikante Affinität zur metaphorischen Bedeutung auf. Auch die Weise, wie diese Idee bei ihm abgehandelt wird, kommt der von Davidson näher, obwohl in einem Punkt eine bestimmte Abweichung festzustellen ist. Abschließend wird eine mögliche Modifikation dieser Idee vorgeschlagen, damit sie dieser Kritik entgehen könnte. Die metaphorische Bedeutung muss etwas aussagen über die Metapher überhaupt, nicht über diese oder jene konkrete Metapher. Die Diskussion über das Wesen der Metapher steht in der analytischen Philosophie hauptsächlich unter dem Einfluss von Arbeiten Max Blacks und Donald Davidsons. Ihre Querele betrifft vornehmlich die Problematik der metaphorischen Bedeutung. Black behauptet, dass der Begriff der metaphorischen Bedeutung notwendig sei, um die spezifische kognitive Kraft der Metapher zu beleuchten. Davidson leugnet das, indem er eine Reihe von Argumenten gegen die Idee der metaphorischen Bedeutung präsentiert. Im Weiteren soll ein von denen untersucht werden. Das abzuhandelnde Argument betrifft die Tauglichkeit einer solchen Idee zur Erklärung dessen, wie Metaphern funktionieren und verstanden werden. Es gehört allerdings zu einer generelleren Denkfigur, die in der Geistesgeschichte längst bekannt ist. Donald Davidson hat sie keineswegs erfunden und auch in ihrer Anwendung auf die Erklärung der Metapher behält er kein Primat. Es sei vorausgeschickt, dass der Gegenstand dieses Aufsatzes keine Beurteilung der Figur selbst, sondern nur ihre Ausprägung in der Metapherdiskusion sein soll. Es war niemand geringerer als Friedrich Nietzsche, der in seiner berühmten Kritik an Kant schrieb: Wie sind synthetische Urteile a priori möglich? fragte sich Kant, - und was antwortete er eigentlich? Vermöge eines Vermögens […] – hatte er gesagt, mindestens gemeint. Aber ist denn das – eine Antwort? Eine Erklärung? Oder nicht vielmehr nur eine Wiederholung der Frage? Wie macht doch das Opium schlafen? »Vermöge eines Vermögens«, nämlich der virtus dormitiva – antwortet jener Arzt bei Molière quia est in eo virtus dormitiva, cujus est natura sensus assoupire. Aber dergleichen Antworten gehören in die Komödie […]. (Nietzsche 1954, 575f) Hier ist nicht der Ort, um die Entscheidung zu treffen, ob Nietzsche mit diesem Tadel Recht gehabt hat. Lediglich die Struktur des Arguments soll uns interessieren: Wie funktioniert die Leistung Y des Systems X? Vermöge der Tatsache, dass X die Eigenschaft Z besitzt. Aber das ist keine Erklärung, denn Z stellt nur eine Umschreibung von Y dar oder die Eigenschaft Z ist genau so unbekannt wie die Leistung Y von X. Für die Variable X können beispielsweise die Ausdrücke „synthetische Urteile a priori“, „Opium“, oder „Metapher“ eingesetzt werden. Für Y sind es „Möglichkeit“, „Schlafen“, „Verstehen“, für Z daraufhin „Vermögen“, „virtus dormitiva” oder „metaphorische Bedeutung“. Also wie sind Metaphern als solche zu verstehen? – Vermöge einer spezifischen In: Hieke, Alexander - Leitgeb, Hannes (Hrsg.) Reduktion und Elimination in Philosophie und den Wissenschaften. Papers of the 31. International Wittgenstein Symposium, Kirchberg am Wechsel: ALWS, 2008. S 207-209. ISSN 1022-3398. 2 metaphorischen Bedeutung. Aber das Verstehen von Metaphern ist genau so erklärungsbedürftig wie jene metaphorische Bedeutung.1 Ohne den Ausdruck „Metapher“ zu gebrauchen, hat Ludwig Wittgenstein in seinen Philosophischen Untersuchungen das Problem der Erklärung der uneigentlichen Rede aufgegriffen. Gegeben die beiden Begriffe ’fett’ und ’mager’, würdest Du eher geneigt sein, zu sagen, Mittwoch sei fett und Dienstag mager, oder das Umgekehrte? (Ich neige entschieden zum ersteren.) Haben nun hier ”fett” und ”mager” eine andere, als ihre gewöhnliche Bedeutung? — Sie haben eine andere Verwendung. — Hätte ich also eigentlich andere Wörter gebrauchen sollen? Doch gewiß nicht. — Ich will diese Wörter (mit den mir geläufigen Bedeutungen) hier gebrauchen. — Nun sage ich nichts über die Ursachen der Erscheinung. Sie könnten Assoziationen aus meinen Kindheitstagen sein. Aber das ist Hypothese. Was immer die Erklärung, — jene Neigung be- steht. Gefragt, ”Was meinst Du hier eigentlich mit ’fett’ und ’mager’?” — könnte ich die Bedeutungen nur auf die ganz gewöhnliche Weise erklären. Ich könnte sie nicht an den Beispielen von Dienstag und Mittwoch zeigen. Man könnte hier von ’primärer’ und ’sekundärer’ Bedeutung eines Worts reden. Nur der, für den das Wort jene Bedeutung hat, verwendet es in dieser. […] Die sekundäre Bedeutung ist nicht eine ’übertragene’ Bedeutung. Wenn ich sage ”Der Vokal e ist für mich gelb”, so meine ich nicht: ’gelb’ in übertragener Bedeutung — denn ich könnte, was ich sagen will, gar nicht anders als mittels des Begriffs ’gelb’ ausdrücken. (Wittgenstein 2000, Artikel 144, S. 79f, Reinschrift des II. Teils der Untersuchungen.) Um die Intention des Philosophen transparent werden zu lassen, soll noch ein anderer Kommentar aus dem Nachlass vorgelegt werden: Könnte man hier von ’primärer’ und ’sekundärer’ Bedeutung eines Worts reden? — Die Worterklärung ist beide Male die der primären Bedeutung. Nur für den, der das Wort in jener Bedeutung kennt, kann es diese haben. D.h. die sekundäre Verwendung besteht darin, daß ein Wort, mit dieser primären Verwendung, nun in dieser neuen Umgebung gebraucht wird. Insofern könnte man die sekundäre eine ’übertragene’ Bedeutung nennen wollen. Aber das Verhältnis ist hier nicht, wie das zwischen dem ’Abschneiden eines Fadens’ und ’Abschneiden der Rede’, denn hier muß man ja nicht den bildlichen Ausdruck gebrauchen. […] Man sagt nur von solchen Kindern, sie spielen Eisenbahn, die von einer wirklich Eisenbahn wissen. Und das Wort Eisenbahn im Ausdruck ”Eisenbahn spielen” ist nicht bildlich gebraucht, oder im übertragenen Sinn. (Wittgenstein 2000, Artikel 138, S. 12b–13a, Band S, 31. Januar 1949) Wittgenstein erbrachte mehrere Beispiele, um an ihnen die Idee der sekundären Bedeutung zu verdeutlichen. Umschreiben wir drei von ihnen in prädikativer Form: (1) Mittwoch ist (für mich) fett. (2) Der Vokal e ist (für mich) gelb. (3) Die Rede ist abgeschnitten worden. Alle diese Prädikate sollen eigentlich materiellen Gegenständen zukommen, was hier ersichtlich nicht der Fall ist. Daher legt sich die Auffassung nahe, dass die Wörter „fett“ oder „gelb“ in einer 1 Es lassen sich viele andere Belege für diese Denkfigur erbringen: Wie werden ästhetische/moralische Urteile zustande gebracht? Vermöge eines ästhetischen/moralischen Sinns. Wie ist unmittelbares Wissen möglich? Vermöge der Intuition – d .h. vermöge einer Sehkraft (vgl. das lateinische Verbum in-tueri – genau auf etwas hinsehen). Oder warum waren bestimmte politische Subjekte erfolgreich? Sie besaßen eine geheimnisvolle Eigenschaft oder Kraft – die virtù, und man neigt dazu, auch den Willen zur Macht in diese Liste einzutragen. In: Hieke, Alexander - Leitgeb, Hannes (Hrsg.) Reduktion und Elimination in Philosophie und den Wissenschaften. Papers of the 31. International Wittgenstein Symposium, Kirchberg am Wechsel: ALWS, 2008. S 207-209. ISSN 1022-3398. 3 sekundären Bedeutung gebraucht worden sind. Wenn dies so möglich wäre, würde Wittgensteins fundamentales Argument gegen die private Sprache unterminiert werden. Denn die sekundären Bedeutungen wären in einem signifikanten Sinne privat, was durch die eingeklammerten Einschübe „für mich“ hervorgehoben sein solle. Um den Anschein einer privaten Sprache abzuweisen, muss eine Erklärung geliefert werden, welche die stets hypothetischen sekundären Bedeutungen kundgeben soll. Da diese Erklärung nicht vermöge einer ostensiven Handlung erfolgen kann (die Beispiele sind so konstruiert worden), muss sie auf die ganz gewöhnliche Weise gemacht werden. – Das heißt nicht anders als mithilfe primärer Bedeutungen der involvierten Wörter: Mittwoch sei für mich fett, weil ich als Kind mittwochs viel Fettes zu essen pflegte; der Vokal e sei für mich gelb, weil in meiner ersten Fibel der Buchstabe e gelb aufgemalt worden ist. Der Gebrauch der Wörter „fett“ sowie „gelb“ ist in den kausalen Nebensätzen durchaus buchstäblich, d. h. ausschließlich ihre primären Bedeutungen werden in Anspruch genommen. Primär oder sekundär sind demzufolge nicht Bedeutungen, sondern Verwendungen – nämlich die Stellung der Wörter in ihren spezifischen Umgebungen. In eine neue Umgebung oder in einen ungewöhnlichen Kontext wird also ein Wort samt seiner Bedeutung verlegt. Sobald die Erklärung geliefert ist, ist das Uneigentliche dieses Gebrauchs nicht mehr vorhanden. Zum Kontrast sei die offensichtlich tote Metapher (3) gegenübergestellt. Das Verb „abschneiden“ verfügt über eine primäre Bedeutung „etwas auf eine feinere Weise abtrennen“ und über die Vielheit von bildlichen Bedeutungen wie „eine Rede abscheiden“, „einen Weg abschneiden“ oder „bei einer Prüfung abschneiden“ usw. Das Argument wird bei Wittgenstein möglicherweise in einer nicht so expliziten Form dargestellt wie in dem obigen Nietzsche-Zitat. Die Struktur ist doch dieselbe, nur der Argumentationsgang erfolgt umgekehrt: Man neigt dazu, die Beispielsätze X durch sekundäre Bedeutungen bestimmter Wörter Z zu erklären. Aber um diese Sätze verständlich (Y) zu machen, werden weitere Erklärungen Z’ erforderlich, welche sich alleinig auf buchstäbliche Bedeutungen berufen dürfen. Daher tritt die Erklärung Z’ anstelle der Erklärung Z oder diese wird durch jene fixiert. Für unsere nachfolgende Betrachtung ist wichtig: Das Konzept der sekundären Bedeutung ist nicht unsinnig, disponiert jedoch über keine Erklärungskraft. Seine Berechtigung besteht lediglich darin, dass weitere Erklärungen zu erwarten sind, welche es letztendlich ersetzten sollen. Es ist ein Provi- sorium.2 Aus Davidsons Formulierung lässt sich erkennen, er muss das Beispiel von Nietzsche bzw. von Molière im Auge gehabt haben. [Metaphorische Bedeutungen] erklären die Metapher nicht, sondern die Metapher erklärt sie. Sobald wir eine Metapher verstehen, können wir […] (bis zu einem gewissen Punkt) […] sagen, was die „metaphorische Bedeutung“ ist. Diese Bedeutungen aber einfach in der Metapher anzusiedeln, ist so ähnlich, als wollte man die Wirkung einer Schlaftablette durch die vis dormitiva erklären. Buchstäbliche Bedeutungen und buchstäbliche Wahrheitsbedingungen können Wör- 2 Man könnte zweifeln, ob die Beispiele überhaupt Metaphern sind. Denn was erst widersinnig war, und demzufolge als eine Metapher zu sein schien, ist später durch eine buchstäbliche Erklärung ersetzt, die jedoch keine systematische ist. Sie beruht auf einer durchaus inzidentellen Tatsache. Die Sätze (1) und (2) dürfen auch als eine Chiffre angesehen werden, die der Sprecher mit denen teilt, denen die nachfolgenden Erklärungen oder die in den Erklärungen ausgedrückten Tatsachen bekannt sind. Dieser unsystematische Charakter ist auch für jede Chiffre wesentlich. Ich möchte aber keineswegs bestreiten, dass man immerhin solche zufälligen Tatsachen (etwa in der Gestallt von verstecken biografischen Anspielungen) in Metaphern in der Dichtung hineinzuziehen pflegt. Die Chiffre und die Metapher können koinzidieren. In: Hieke, Alexander - Leitgeb, Hannes (Hrsg.) Reduktion und Elimination in Philosophie und den Wissenschaften. Papers of the 31. International Wittgenstein Symposium, Kirchberg am Wechsel: ALWS, 2008. S 207-209. ISSN 1022-3398. 4 tern und Sätzen unabhängig von jeweiligen Verwendungskontexten zugeordnet werden. Deshalb vermag die Berufung auf sie wirklich etwas zu erklären.3 Die oben skizzierte Struktur lässt sich problemlos in diese Sätze hineinbringen. Erst wenn wir eine Metapher X verstanden haben (Y), können wir darüber reflektieren und teilweise herausfinden, was ihre metaphorische Bedeutung Z gewesen ist. Eine metaphorische Bedeutung Z vermag nicht zum Verständnis Y einer Metapher (token) beizutragen, sondern eher umgekehrt ist sie aus dem Verstehen der Metapher zu entnehmen. Die sekundäre/metaphorische Bedeutung war bei Wittgenstein ein Provisorium, eine Zwischenstation; Davidson hat sie ans Ende der Erklärungsfolge verbannt. Die provisorische Annahme Davidsons ist die, dass die Metapher (token) eine metaphorische Bedeutung haben kann. Wäre diese Bedeutung dem Hörer zuvor bekannt, würde sich es um eine tote Metapher handeln. Ergo muss die metaphorische Bedeutung unbekannt sein und somit besitzt sie keine Erklärungskraft. Umgekehrt ausgedrückt heißt es, um die Rolle einer Erklärung einzunehmen, muss die metaphorische Bedeutung der Metapher als type zukommen, was hieße, dass es um eine tote Metapher geht. Den Kern der Argumentation macht die Schlussfolgerung aus, dass die metaphorische Bedeutung die Metapher zu einer toten macht. Aber sehen wir uns die Struktur einer toten Metapher näher an. Sie ist eine gewesene Metapher, die gegenwärtig zwei oder mehrere buchstäbliche Bedeutungen aufweist. Sollte die Zuschreibung der metaphorischen Bedeutung die Metapher mit einer toten gleichsetzen, müsste die metaphorische Bedeutung mit der zweiten (aber schon buchstäblichen) Bedeutung ebenso gleichgesetzt werden. Folglich müsste die metaphorische Bedeutung, gegen die sich dieses Argument richtet, mit der buchstäblichen gleichartig sein. Soweit meine Analyse des Argumentes. Max Black wehrt sich aber folgendermaßen: One must agree that it would be pointless and obfuscating to invoke some ad hoc “figurative” sense, not otherwise specified, to explain “how metaphor works its wonders”. Nevertheless, it would help us to understand how a particular metaphorical utterance works in its context if we could satisfy ourselves that the speaker is then attaching a special extended sense to the metaphorical “focus” (selecting, as I have explained elsewhere, some of the commonplaces normally associated with his secondary subject, in order to express insight into his primary subject). This view is not open to the charge of invoking fictitious entities. (Black 1979, 190f) Man muss nun diese Sätze unter die Lupe nehmen. Was kann dem Hörer helfen, eine metaphorische Aussage (d. h. Metapher-token) zu verstehen? Black hat wohl gemeint, dass der Hörer über den Sprecher weiß, er habe einige Wörter metaphorisch benutzt und ihre neue Bedeutungen sind gemäß seiner Methode der Interaktion4 herauszufinden. So würde die Metapher zu einer Art der Kommunikation und der Vorwurf seitens Davidson behielte seine Geltung. Hätte jedoch Black „the special extended sense“ anstatt des unbestimmten Artikels geschrieben, wäre der betreffende Satz einer anderen Lesart fähig. Wenn der Hörer lediglich die Tatsache weiß oder annimmt, dass die Aussage metaphorisch intendiert worden ist, könnte zu der speziellen erweiterten Bedeutung selbst die Methode der Interaktion werden. Dieser subtile Unterschied mag 3 Davidson 1998, S. 51f, Hervorhebung original. Der lateinische Ausdruck „vis dormitiva“, der die vermutliche Anspielung auf Nietzsche oder Molière evidenter macht, stammt erst vom Übersetzer ins Deutsche. Im Original steht lediglich „dormative power”. 4 Wie die Methode genau funktioniert, ist verhältnismäßig kompliziert und wird in dem Zitat in den Klammern angedeutet. Für unsere Überlegung ist allein wichtig, dass sie fixiert, wie aus ursprünglichen buchstäblichen Bedeutungen die metaphorische Bedeutung hervorkommt. In: Hieke, Alexander - Leitgeb, Hannes (Hrsg.) Reduktion und Elimination in Philosophie und den Wissenschaften. Papers of the 31. International Wittgenstein Symposium, Kirchberg am Wechsel: ALWS, 2008. S 207-209. ISSN 1022-3398. 5 mithilfe von prozessualen Vokabeln folgenderweise nahegebracht werden: Die Methode der Interaktion sei eine Prozedur mit vielen Eingaben, unter denen die in der Metapher benutzten Wörter eine signifikante Rolle spielen, wobei der Kontext der metaphorischen Aussage und das Hintergrundwissen die restlichen Eingaben bilden sollen. Der Sprecher kann nun mit seiner metaphorischen Aussage entweder diese Prozedur oder ein bestimmtes Ergebnis dieser Prozedur verknüpfen. Blacks Formulierungen sprechen eher für die zweite Möglichkeit und infolgedessen sind sie ein leichtes Ziel von Davidsons Kritik. Die erste Möglichkeit hat den Vorteil, dass der Sprecher nicht alle Eingaben kundgeben und der Hörer nach ihnen nicht forschen muss. Ein anderer Vorteil ist die Tatsache, dass eine solche metaphorische Bedeutung nicht mit der buchstäblichen gleichartig ist, und somit trifft auf sie die Davidson’sche Kritik nicht zu. Dies würde jedoch heißen, die Ideen der Kommunikation und der Übereinstimmung der metaphorischen Interpretationen beider Gesprächspartner müssen preisgegeben werden, und das hat Black offensichtlich nicht tun wollen. Die bekannte These, dass die Kunst, worunter auch die Metapher gehört, zweimal gezeugt wird, muss ergänzt werden, dass daran zwei selbstständige und voneinander unabhängige Leben anschließen können. Denn wenn die metaphorische Bedeutung nur eine Methode wäre, wie Metaphern zu interpretieren sind, so gewährleistet nichts, dass zwei Durchführungen zu demselben Ergebnis kommen müssen, weil unter Eingaben dieser Methode auch der inzidentelle außersprachliche Kontext gehört. Diese Auseinandersetzung sollte darauf aufmerksam machen, dass das Konzept der metaphorischen Bedeutung allein keine Erklärung der Funktionsweise von Metaphern sein kann. Sie kann aber als die Bezeichnung einer solchen Erklärung verstanden werden, die vorhergehen oder folgen muss. Diese Erklärung soll etwas Allgemeines aussagen und zwar über die Metapher selbst, nicht über diese oder jene konkrete Metapher. Somit muss sie der Metapher als type zukommen.5 Literatur Black, Max 1979 „How Metaphors Work: A Reply to Donald Davidson”, in: Sheldon Sacks (Hrsg.), On Metaphor, Chicago: University of Chicago Press, 181-192. Davidson, Donald 1998 [11978] „Was Metaphern bedeuten“, in: Anselm Haverkamp (Hrsg.), Die paradoxe Metapher, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 49-75. Nietzsche, Friedrich 1954 [11886] Jenseits von Gut und Böse, in: Karl Schlechta (Hrsg.), Werke in drei Bänden, München: Hanser, Bd. II. Wittgenstein, Ludwig 2000 Wittgenstein’s Nachlass, Oxford: Oxford University Press. 5 K.-Fr. Kiesow (Hannover) hat wertvolle kritische Bemerkungen zu einer früheren Auffassung dieses Aufsatzes gemacht.